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§ 67. Die Rahmenkonstruktion

Aus der Zusammenstellung der Funktionen, die der Wortstellung im Deutschen eigen sind, wird ersichtlich, daß für das Deutsche die außerordentlich große Rolle der strukturellen Funktion spezifisch ist. Das hängt aber aufs engste mit den allgemeinen Tendenzen des deutschen Satzbaus zur strengen formalen Organisierung und Gliederung des Satzes zusammen. Deswegen ist es durchaus ungerechtfertigt, die wichtigste Erscheinungsform dieser Funktion, den verbal-prädikativen Satzrahmen (Satzklammer), als eine künstliche Struktur anzusehen, die aus der lateinischen Sprache entlehnt und der Umgangssprache fremd ist (in dieser Richtung gehen einige Bemerkungen von O. Behaghel (132, IV, 134); dagegen 185, 1, 191; 112; 161; 197; 134 u. a. Von den neuesten Arbeiten vgl. 106, 190; 126; 128; 312; 372; 181; 246; 192, 46—50; 307, in weiter geschichtlicher Perspektive 3, 315—320; 381, 203—212). . Der Rahmen bildet das topologische Satzgerüst des Elementarsatzes.

Im Hauptsatz wird die Rahmenkonstruktion vor allem durch die Teilung und Distanzierung der zusammengesetzten Verbalformen, zum Teil auch des zusammengesetzten Prädikats, erzielt. Das finite Verb (oft ein Hilfsverb) steht an der zweiten Stelle, die infinite Form — am Ende des Satzes. Dies gilt auch für alle Elementarsätze, die keine eingeleiteten Nebensätze sind. Dieselbe Tendenz weisen auch die Glieder auf, die mit dem finiten Verb besonders eng zusammenhängen: Trennbare Vorsilben, die verbal-nominalen Glieder der zusammengesetzten Verbalformen, nominale Glieder der verbalen phraseologischen Einheiten und der Gebilde mit den Konstruktions-und Funktionsverben, Negationen.

Nach E. Drachs Vorbild, der die topologischen Positionen, im Elementarsatz als Felder bezeichnete, aber mit bedeutenden Modifizierungen, werden jetzt diese Positionen von Standpunkt ihrer Beziehungen zum Satzrahmen aus auf folgende Weise bezeichnet: Die Position vor dem finiten Verb — Vorfeld, die zwischen dem finiten Verb und dem zweiten Teil der Satzklammer (also innerhalb des Satzrahmens) — Mittelfeld, die nach dem zweiten Teil der Satzklammer — Nachfeld (vgl. z. B. 182, 13; 236, 24—26). Auch hier werden im folgenden diese Termini gebraucht, obgleich sie nicht einwandfrei sind. Erstens ist das Mittelfeld ein viel komplizierteres Gebilde als Vor-und Nachfeld. Zweitens fehlt das Vorfeld bei vielen Arten der Elementarsätze: Bei den verbalen Aufforderungssätzen, Entscheidungsfragen und eingeleiteten Nebensätzen, da bei ihnen die finite Verbalform die Schlußstellung einnimmt. Nach den Zählungen von Hoberg ist das Mittelfeld bei 92, 86% der Elementarsätze vorhanden, das Vorfeld bei 55, 39%, das Nachfeld bei 18, 98% (246, 40).

Da das Mittelfeld einige, zuweilen sogar sehr viele Komponenten enthalten kann, so sind hier sehr verschiedene Stellungskombinationen möglich, besonders deswegen, weil dabei viele Triebkräfte im Spiele sind (vgl. 142, IV, 4—5). Es wurden, besonders in der letzten Zeit, manche Versuche gemacht, die Regeln zu bestimmen, die der Wortstellung im Mittelfeld eigen sind (vgl. z. B. 181; 276; 226, 706—715; 246). Am klarsten tritt hier die Tendenz zutage: Wenn im Mittelfeld mehrere Glieder vorkommen, so wird ihre Position nach folgendem Prinzip bestimmt. Je enger die Satzglieder mit dem Verb verbunden und je wichtiger sie für die Abgeschlossenheit und den Gesamtsinn des Satzes sind, desto weiter entfernen sie sich vom Verbum finitum. Vgl. Ich will es nicht in Abrede stellen. Stellen bildet hier eine allerengste Einheit mit will, in Abrede mit will stellen. Aber sehr oft ist es nicht so klar, welche Glieder syntaktisch näher zum Verb gehören, und es treten noch andere Faktoren hinzu, die auf die Wortstellung einwirken, so daß das. Wortstellungsschema des Satzes ein sehr kompliziertes wird.

Vom kommunikativ-psychologischen Standpunkt des Sprechenden aus erscheint als das Wichtigste in der Gruppe des Verbs oft nicht das, was rein strukturell näher mit dem Verb verbunden ist, z. B. nicht das direkte Objekt, sondern das indirekte, und dementsprechend wird die Wortfolge Ich gebe dem Knaben den Brief durch die Wortfolge Ich gebe den Brief dem Knaben ersetzt. Das kommunikativ Wichtigste hat also die Tendenz, nach der letzten Stelle des Satzes hin zu rücken, wenn es nicht die erste Stelle einnimmt.

Aber auch die rhythmischen Gründe wirken dabei ein, indem die umfangreicheren und rhythmisch schwereren Satzglieder, denen schon ihre Schwere eine gewisse Wichtigkeit verleiht, auch Neigung an den Tag legen, möglichst nahe am Satzschluß zu stehen (Behaghels Gesetz der wachsenden Glieder). Diese Neigung hat ihr Gegenstück in der Neigung der unbetonten und schwach betonten Wörter (Pronomina, Partikeln), die Stellung unmittelbar nach dem finiten Verb einzunehmen. So steht das pronominale es, wenn es den Satz nicht eröffnet, immer enklitisch nach dem Verbum finitum. Es entsteht also eine zuerst rhythmisch-abnehmende, dann rhythmisch-anwachsende Struktur, die eben für den deutschen Satz so charakteristisch ist. Vgl.

Der junge Graf sah sie bei diesen Worten forschend und beinahe verwundert von der Seite her an (Fontane). Sie haben es ja ganz aus der Nähe gesehen (Hauptmann).

Die rhythmisch besonders schwachen Wörter stehen im Elementarsatz mit der finiten Verbalform an der zweiten Stelle, eben nach dem Verbum finitum. Der Vorrang haben die Partikeln, das Pronominalsub jekt und -objekt, das Reflexivpronomen und die Pronominalform es, die sich oft enklitisch an die finite Verbalform oder an die Personalpronomina, das unbestimmte Pronomen man und ähnliche Formen anlehnen. Z. B. Wenn man sagt, man sei ruhig, ist man's nicht (Fontane). In den eingeleiteten Nebensätzen drängen solche schwachen Formen an die Stelle nach dem einleitenden Wort: Bin schuld, weil ich's habe gehenlassen... (Fontane)

Aber es wirken auch allgemeinere semantische Tendenzen auf die Wortstellung ein. Die Adverbialbestimmungen, die die Richtung angeben und «weiter» zielen, erscheinen gern am Ende des Satzes (oder sogar außerhalb des Rahmens):

Sie gingen schleunig längs des Dorfplatzes hinab und dann durch die Häusergasse und endlich zwischen den Planken der Obstgärten in das Freie hinaus. (Stifter)

Im Nebensatz wird der Rahmen anders gebildet: Hier werden die Konjunktionen und das Subjekt, das oft am Anfang oder an der zweiten Stelle des Nebensatzes steht, vom Prädikatsverb distanziert, das am Ende des Satzes erscheint:

(Der Fahrer merkte erst jetzt), daß er einen Passagier gehabt hatte. (Seghers)

Aber auch abgesehen von der Stellung des Subjekts ist die den Rahmen kennzeichnende Spannung im Nebensatz durch die Schlußstellung des finiten Verbs gesichert, das erst dem Nebensatz die semantische und strukturelle Abgeschlossenheit verleiht. Sonst ist die Verteilung der Glieder im Nebensatz im großen und ganzen denselben Gesetzmäßigkeiten unterworfen wie im selbständigen Satz. Auch die infiniten Formen des Verbs stehen am Ende des Nebensatzes in der Reihenfolge, die im selbständigen Satz üblich ist: Ich werde dich morgen sprechen müssen —..., weil ich dich morgen sprechen müssen werde. Doch wird die finite verbale Form oft unmittelbar vor eine solche Fügung von infiniten Formen gestellt:..., weil ich dich morgen werde sprechen müssen.

Nach den Ausführungen von G. H. Gottschalk besteht die Tendenz, in den mehrgliedrigen verbalen Bildungen im Nebensatz die am stärksten betonte Form an die erste Stelle oder möglichst nah zum Beginn der verbalen Kette zu stellen, z. В.: ..., daß er gesehen worden sein wird; ..., daß er hat gesehen werden können (218, 344). Die Abweichungen von der Rahmenkonstruktion gestalten sich im Hauptsatz und Nebensatz ziemlich einheitlich. Der Rahmen kann vollständig oder teilweise aufgehoben werden. Ausgerahmt, unter dem Druck von verschiedenen emotionalen und kommunikativ-psychologischen Triebkräften, können allerlei Satzglieder werden, sogar das direkte Objekt und das Subjekt:

Doch einst wird kommen die Nacht... (Heine)

Aber häufig stehen außerhalb des Rahmens nur einige Arten der Satzglieder:

1. Nebensätze, namentlich die attributiven, so daß sie dabei von dem zu bestimmenden Wort getrennt werden:

Dichter hätte das Netz nicht sein können, das über ihren hübschen Kopf geworfen war. (Seghers) Aber es bleiben solche Sätze nicht selten auch innerhalb des Rahmens:

Papke war, wie der Wirt, mit dem Geschäft, das sie gemacht hatten, sehr zufrieden. (Bredel)

Doch können auch die Wörter selbst, von welchen die Attributsätze abhängen, außerhalb des Rahmens gestellt werden:

Ich trieb fort ins Gedränge, das auf und ab wogte. (Becher)

2. Infinitivkonstruktionen, besonders die Fügungen mit um, statt, ohne + zu

Er fing an, stark zu husten und abzumagern... (Hauptmann)

3. Prädikative Attribute mit als und wie und überhaupt Satzglieder, die einen Vergleich ausdrücken:

Er sah so adrett aus wie eine Schaufensterpuppe. (Seghers) Diesen Sommer werden wir wohl in ein anderes Seebad gehen als nach Zoppot. (Wolf)

4. Eines oder einige von den gleichartigen Satzgliedern (die Stellung außerhalb des Rahmens ist hier oft mit der Verselbständigung verbunden):

Sie sind von keiner Mutter erwartet, von keiner Schwester, von keiner Liebschaft, von niemand als von der Revolution. (Seghers)

5. Verselbständigte Satzglieder (verschiedener Art):

Aber das hört Hermann Schipporeit nicht, draußen auf seinem Wagen (Bobrowski).

6. Adverbialbestimmungen mit Richtungssemantik, besonders wenn sie umfangreichere Gruppen bilden:

Da lief das Kind weg zu der alten Frau, seiner Großmutter. (Seghers) Aber auch Frau von Prickwitz geht zurück in den Laden. (Fallada)

7. Präpositionale Adverbialbestimmungen und (viel seltener) Präpositionalobjekte (vorwiegend, wenn sie umfangreichere Gruppen

bilden):

Sie wird wieder stark werden in der Stille. (Sudermann) Der Sturm heult auf vor Wut. (Bredel) Die Pension Sussner habe ich durchforscht mit spähenden Blicken. (Becher) Zerknirscht gestand ich mir, daß Edmund eben doch ein König war in diesen Sachen. (M. Walser)

8. Der zweite Teil des Satzes, wenn er dem ersten Teil energisch gegenübergestellt wird (besonders in den Formen und Regeln der Mathematik, überhaupt in wissenschaftlichen und technischen Abhandlungen und Lehrbüchern):

Der Logarithmus eines Produkts ist gleich der Summe der Logarithmen der einzelnen Faktoren.

Von diesen Satzgliedarten neigen die drei ersten so stark zur Ausklammerung, daß es eigentlich der Einwirkung irgendwelcher Faktoren bedarf, um sie einzuklammern.

Besonders oft wird der Rahmen teilweise oder (in seltenen Fällen) vollständig abgeschafft, wenn seinen Abschluß eine trennbare Vorsilbe bilden soll: ,

Das fängt an wie im Märchen. (H. Mann)

Aber auch bei trennbaren Vorsilben überwiegt bei weitem wenigstens die relative, d. h. einen Teil des Satzes umschließende Rahmenkonstruktion, da der verbal-prädikative Rahmen überhaupt die Grundlage des Wortstellungssystems im Deutschen bildet, trotz aller Abweichungen und Varianten, die auf diesem Gebiet möglich sind (vgl. 324). Auch die Negation ist oft durch die Neigung gekennzeichnet, nach vorne zu rücken (vgl. 398, 131 — 135).

Auf die Tendenz, in gewissen Fällen einige Komponenten des Satzes in der Schriftsprache auszuklammern, wurde seit langem sowohl in der Schulgrammatik, als auch in der wissenschaftlichen Grammatik hingewiesen, z. B. bei Wetzel: «Man setzt auch die genannten Satzteile (das ergänzende und das bestimmende Objekt) wohl an das Ende des Satzes statt zwischen die Teile des zusammengesetzten Prädikats, um sie mehr hervorzuheben, z. В...Er ist gestorben an gebrochenem Herzen. Statt: Er ist an gebrochenem Herzen gestorben!» (380). Oder bei L. Sütterlin: «Auch wenn von dem Verb eine Bestimmung abhängt, die begrifflich nicht gerade unumgänglich nötig ist, kann der Nebensatz — vor allem in der Umgangssprache — eine freiere Wortfolge erhalten: es braucht dann die Zeitwortsform nicht ganz an das Ende zu treten, sondern sie kann vor diese Bestimmung rücken: Als ich ihn dann wiedersah in seinem Elend... Diese Freiheit benutzt man häufig da, wo sich an die erwähnte Bestimmung noch ein Nebensatz anschließt, oder wo in einem gliederreichen Satze ein gewisser Wechsel im Ton wünschenswert ist:...» (374, 292).

In der Substantivgruppe, deren Rahmen durch Distanzierung des Artikels, der Präposition und der pronominalen Glieder von dem herrschenden Glied gebildet wird, rücken die übrigen vorangestellten Attribute desto näher zum Substantiv, je enger sie mit ihm zusammenhängen. Die Wörter, welche die beständigen Merkmale bezeichnen, die besonders wichtig für den betreffenden Begriff sind und oft in Verbindung mit ihm erwähnt werden, stehen in der Regel unmittelbar vor dem Substantiv. Deswegen sagt man gewöhnlich ein großer grüner Tannenbaum und nicht ein grüner großer Tannenbaum. Die Bestimmungen zu den kongruierenden Attributen stehen vor ihnen:

...die an große Entfernungen gewöhnten und Mühseligkeiten liebenden Gebirgswohner. (Stifter)

Es kommt aber dabei auch hier zu einer gewissen «Verschachte-lung», die im Gegensatz zu dem mehrfach verschachtelten Satz auch im heutigen Deutsch ziemlich oft vorkommt und durch Aufeinanderstoßen und Anhäufung der Hilfswörter, namentlich der Artikel und Präpositionen, charakterisiert wird:

...diese großen Herzen soweit sie von dem aus dem modernen Rom herüberblasenden Winde des Ruins bisher verschont blieben... (H. Mann) Aber Bieter hatte eine Art, mit der ewig mit irgend jemandem in Verdruß liegenden Familie fertig zu werden... (Gotsche)

Einige Gelehrte behaupten, daß die Tendenz zur Ausklammerung heute immer mächtiger wird und zu einem radikalen Umbau des deutschen Satzes führen wird. Gewöhnlich wird dieser Prozeß durch den Einfluß der Umgangssprache erklärt und als ein Ausdruck der Tendenz zur Auflockerung des deutschen Satzbaus betrachtet, die sich auch im massenhaften Gebrauch der Parenthese und in der Verbreitung der zu keinem bestimmten Kasus passenden Substantivformen kundgibt. Doch wird dabei in der letzten Zeit nicht an völlige Abschaffung des Satzrahmens gedacht, sondern an den Sieg des unvollständi­gen Rahmens als einer Konstruktion, die dem vollständigen Satzrahmen gleichberechtigt ist (vgl. 312). Bei H. Eggers wird dieser Prozeß auch durch die inneren Prozesse gedeutet, die in der Literatursprache selbst (nämlich die Tendenz zur Reihung in der Gebrauchssprache) vor sich gehen.

Man muß aber in Erwägung ziehen, daß die mannigfaltigen Möglichkeiten der .Ausrahmung in der deutschen Literatursprache schon längst nicht nur vorhanden waren, sondern auch ausgiebig verwendet wurden. Der wahlfreie Gebrauch der Rahmenkonstruktion hat sich keineswegs erst in allerjüngster Zeit oder seit dem Auftreten der naturalistischen Dichtung herausgebildet. Wir wollen nur ein Beispiel anführen, und zwar aus einem Werk, das vor mehr als hundert Jahren erschienen ist:

Wenn der große Strom eingegangen ist in die große Stadt, bleibt er nicht lange so rein und schön, wie wir ihn draußen kennen zwischen Berg und Wald, Wiese und Ackerfeld. Was der Mensch ergreift zu seinem Gebrauch und Nutzen, dem drückt er nur allzu leicht den Stempel der Häßlichkeit, der Entweihung auf.

Da zwingt sich ein unheimlicher Seitenkanal ab vom Hauptarm und verliert sich in eine dunkle Gasse, gebildet von himmelhohen Gebäuden, engen Höfen, Pfählen, Füllplätzen, Färberstellen. (Raabe)

Ein vollständiger Sieg der Ausrahmung ist aber auch deswegen nicht denkbar, weil die Wurzeln des Satzrahmens eben in der Umgangssprache liegen, die bei kurzen Sätzen eine entschiedene Neigung zum Rahmen aufweist, was G. Möller selbst sehr anschaulich schildert: er nennt den Satzrahmen «eine Klippe für den Ausländer» (94—95).

Weiter ist zu erwähnen, daß weder die Parenthese noch der Gebrauch der kasusfremden Substantivformen, die ungefähr unserem «Monoflexiv» entsprechen (s. § 23), eine wirkliche Auflockerung des deutschen Satzes bedeuten. Was die Parenthese betrifft, so setzt sie in ihrer wichtigsten Form im Gegenteil eine feste Satzstruktur voraus, die imstande ist, mannigfaltige und lange Einschubstücke aufzunehmen, ohne ihre Geschlossenheit einzubüßen. Und dies ist eben eine Parallele zu dem Satzrahmen als einer entgegengesetzten Erscheinung. Und die kasusfremden Substantive sind ja, wie wir es in § 23 darzustellen versuchten, zum Teil Auswirkungen der Tendenz zur Monoflexion, also einer Tendenz, die vor allem der Festigung der Substantivgruppe diente.

Man muß zugeben, daß die Entwicklung des «Nominalsatzes» in der Schriftsprache, wie eben bemerkt wurde, wirklich in vielen Fällen den Satz sozusagen «neutral» vom Standpunkt der Rahmenkonstruktion aus macht, da in der Gebrauchsprosa aus semantischen Gründen oft das Präsens bevorzugt wird und die zusammengesetzten Zeitformen fehlen, die an der Bildung des Satzrahmens in erster Linie teilnehmen. Aber grundsätzlich wird dabei der Satzrahmen keineswegs aufgehoben.

Dort, wo strukturelle Vorbedingungen für seine Bildung (trennbare Vorsilben, die Fügung Modalverb + Infinitiv usw.) bestehen, wird der Satzrahmen auch in der modernsten Gebrauchsprosa oft angewendet. So gelangen wir zum Schluß, daß weder in den Gattungen der Literatursprache, die der-Umgangssprache besonders nah stehen, noch in den modernen Arten der Gebrauchsprosa die Stellung der Rahmenkonstruktion im wesentlichen erschüttert ist.