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§ 16. Das grammatische Geschlecht

Das grammatische Geschlecht ist eine alternative grammatische Kategorie, d. h. sie stützt sich auf die grammatischen Verschiedenheiten der Substantive untereinander. Ihren formellen Ausdruck findet diese Kategorie nicht in der Struktur des Substantivs selbst, sondern in der Struktur der kongruierenden Glieder der Substantivgruppe, z. B. des Artikels: der Strauß, die Maus, das Haus (eine Abart der Monoflexion). Die Form des Wortes selbst ist imstande, das grammatische Geschlecht nur in einem Falle ganz genau zu bezeichnen: wenn das Substantiv mit Hilfe eines solchen Suffixes gebildet ist, das mit einem grammatischen Geschlecht fest verbunden ist. (Von den wichtigeren Suffixen sind -ung, -heit, -keit, -schaft, -in, -ie, -tion, -tät im»er mit dem weiblichen Geschlecht, -ling, -ist, -ant, -ismus mit dem männlichen, -chen, -lein mit dem sächlichen verbunden.)

Die Einteilung nach dem grammatischen Geschlecht der Wörter, die Lebewesen bezeichnen, weist einen Zusammenhang des grammatischen Geschlechts mit dem biologischen auf. Die überwiegende Mehrheit der männlichen Lebewesen sind Maskulina (der Mann, Knabe, Greis, Vater, Sohn usw.), die der weiblichen Lebewesen — Feminina (die Frau, Mutter, Tochter, Magd usw.). Das war eben der Grund, weshalb man die betreffenden Bezeichnungen (Maskulinum, Femininum, Neutrum) für diese grammatischen Erscheinungen wählte und diese Kategorie überhaupt das grammatische Geschlecht nannte.

Aber ursprünglich war in den indoeuropäischen Sprachen die Einteilung nach den grammatischen Geschlechtern mit der Einteilung nach den natürlichen, biologischen Geschlechtern wahrscheinlich gar nicht verbunden. Und das ist bis heute in allen Sprachen, die das grammatische Geschlecht noch bewahren, mehr oder weniger spürbar, indem es zu vielen Inkonsequenzen und Widersprüchen führt. Die deutsche Sprache ist an solchen Widersprüchen sehr reich. Hier werden nur einige Beispiele der Nichtübereinstimmung des natürlichen Geschlechts mit dem grammatischen angeführt.

Sehr viele Substantive, die leblose Wesen bezeichnen und also kein natürliches Geschlecht haben, sind dennoch Feminina oder Maskulina: die Bank, die Tür, der Stuhl, der Schrank usw.

Tiernamen weiblichen Geschlechts bezeichnen sowohl Weibchen als auch Männchen der betreffenden Tiergattung: die Maus, die Spinne. Auch umgekehrt: das Maskulinum kann beides bezeichnen, z. B. der Krebs.

Eines der wichtigsten Wörter, das zur Bezeichnung der Frau verwendet wird, ist sächlichen Geschlechts: das Weib. Einige Substanti­ve, die im übertragenen Sinne weibliche Wesen bezeichnen, bleiben Neutra oder werden erst zu Neutra (das Ding — ein junges Mäd­chen; das Mensch, PI. Menscher eine verächtliche Bezeichnung für eine Frau).

Wenn das grammatische Geschlecht, das von einem Suffix verlangt wird, mit dem natürlichen Geschlecht des Lebewesens, das durch das betreffende Substantiv bezeichnet wird, in Widerspruch gerät, so siegt das grammatische Geschlecht, das dem Suffix anhaftet: das Mädchen, das Männlein. Dasselbe gilt für Zusammensetzungen, z. B. das Frauenzimmer — das Wort richtet sich der allgemeinen Regel gemäß in seinem grammatischen Geschlecht nach dem Grundwort das Zimmer, obgleich es sich semantisch nach dem Bestimmungswort Frauen richtet.

Schwankungen bestehen in der Bezeichnung der weiblichen Berufe. In einigen Fällen werden dabei in der Regel die Formen mit dem Suffix -in gebraucht [Lehrerin, Pflegerin u. a.), in anderen Fällen kommen Varianten vor: Ministerin Minister, Professorin Professor u. a., wogegen bei der Bezeichnung der Frau als Gattin eines Ministers, Professors usw. normalerweise nur die Formen ohne -in vorkommen. Wenn bei Berufsbezeichnung vor dem Eigennamen das Wort Frau steht, scheint die suffigierte Form zu überwiegen (vgl. Oksaar).

Dennoch kann man nicht bestreiten, daß das biologische Geschlecht eine wesentliche Rolle in dem Aufbau des grammatischen Geschlechts spielt. Es ist die semantische Achse, die das System des grammatischen Geschlechts organisiert. Kleinere semantische Substantivgruppierun­gen, die je zu einem grammatischen Geschlecht gehören (vgl. § 15), bedeuten in dieser Hinsicht sehr wenig.

Die Verschiedenheit im grammatischen Geschlecht kann bei homonymen Substantiven zur Unterscheidung der Wortbedeutungen dienen und auf diese Weise die Homonymie beheben: der Hut (Kopfbe­deckung) — die Hut (Vorsicht, Verteidigungsbereitschaft), der Band (ein Buch) — das Band (Verbindung, schmaler Gewebestreifen) usw.

Bei einigen Substantiven, besonders bei Fremdwörtern, schwankt das grammatische Geschlecht: der Teil das Teil, der Liter das Liter usw.

Die Beibehaltung des grammatischen Geschlechts mit seiner Buntheit und Inkonsequenz ist im Deutschen durch das Vorhandensein einer ziemlich entwickelten Flexion bedingt. Im Englischen ist das grammatische Geschlecht bis auf ganz geringe Reste beseitigt. Außer seiner Hauptfunktion, der Organisierung des Substantivbestandes, erfüllt das grammatische Geschlecht im Deutschen noch eine Funktion — es dient zur Präzisierung der Beziehungen zwischen den Dingbegriffert in den Sätzen und größeren Redekomplexen. Obgleich der Kontext und die Situation hier die größte Rolle spielen, helfen die Verschiedenheiten im grammatischen Geschlecht den syntaktischen (also auch den logischen) Zusammenhang klären, z. B. im folgenden Satz:

Wieder führte der Pfad eine Weile durch das grüne Dunkel, bis er sich plötzlich wandte ... (C. F. Meyer) Dieselbe Erscheinung findet auch im Russischen statt.

Nach V. Jarnatowskaja (99,24—30) ist besonders eindeutig formell gekennzeichnet und wird am häufigsten verwendet das weibliche Geschlecht.