Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
умк2.doc
Скачиваний:
4
Добавлен:
07.05.2019
Размер:
6.98 Mб
Скачать

Attentat auf Adenauer

Am 27. März 1952 explodierte um 18:20 Uhr ein an Bundeskanzler Adenauer adressiertes Päckchen im Münchner Polizeipräsidium und tötete den Beamten Karl Reichert. Die zwei mit der Abgabe des Päckchens bei der Post beauftragten Jungen hatten es zur Polizei gebracht, während sie von ihrem Auftraggeber verfolgt wurden. Als sich im Zug der Ermittlungen herausstellte, dass die Spuren zu Splittergruppen der 1948 aufgelösten jüdischen Partisanen- und Untergrundorganisation Irgun führten, entschloss sich die Bundesregierung, das Beweismaterial geheim zu halten, um keine antisemitischen Reaktionen in der Öffentlichkeit zu provozieren. Fünf Verdächtige wurden letzten Endes nach Israel abgeschoben. Israels Premierminister David Ben-Gurion begrüßte diese Entscheidung und soll sich Adenauer zeitlebens dafür verbunden gezeigt haben. In stillschweigendem Einvernehmen war es den beiden Staatsmännern damit gelungen, der Münchner Bombe ihre auch politische Sprengkraft zu nehmen. Wären die Ermittlungen erfolgreich durchgeführt worden, hätte die Bundesregierung möglicherweise einen Auslieferungsantrag an Israel stellen und einem hochrangigen Israeli den Prozess machen müssen, woran wenige Jahre nach den Verbrechen des Holocaust keiner der beiden Staaten interessiert war.

Die Bundesrepublik wurde erst mit dem Inkrafttreten der Pariser Verträge am 5. Mai 1955 ein formell souveräner Staat. Die volle Souveränität wurde jedoch erst 1990 mit der Wiedervereinigung und dem Zwei-plus-vier-Vertrag erlangt. Vorher waren alle politischen Maßnahmen von der direkten Zustimmung der westlichen Siegermächte des Zweiten Weltkriegs abhängig. Für Adenauer war deshalb die Außenpolitik der bestimmende Faktor seiner politischen Strategie. Von 1951 bis 1955 besetzte er auch, einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik, das Amt des Außenministers.

Er setzte dabei auf eine enge Anbindung an die westeuropäischen Staaten, eine wirtschaftliche Verflechtung mit Frankreich und Belgien und insbesondere gute politische Beziehungen zu den USA.

Adenauer setzte sich für „Vereinigte Staaten von Europa“ ein, da nur diese ein langfristig friedliches Europa garantieren könnten. Er griff dabei sowohl auf seine politischen Vorstellungen aus der Weimarer Republik zurück, als auch auf die Erfahrungen, die er mit dem Nationalsozialismus gemacht hatte. Hitler hatte die europäischen Länder nacheinander erobert; Stalin sollte nicht das gleiche gelingen.

Wirtschaftlich ging der bereits vor 1949 durch den Marshallplan angestoßene Prozess durch die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft auf. Adenauer setzte sein Vertrauen in den Bankier Hermann Josef Abs, der Einfluss auf die Verteilung der Marshallplan-Gelder hatte. Er bat Abs gelegentlich, als Gast zum Kabinettstisch zu erscheinen und lud ihn regelmäßig zu seiner sonntäglichen Rhöndorfer Kaffeetafel ein, an der er seine Ratgeber zusammenkommen ließ. Er ernannte ihn zum Verhandlungsführer der Londoner Schuldenkonferenz. Deutschland erlebte mit dem Wirtschaftswunder einen Aufstieg und integrierte sich in den Europäischen Markt. Die wirtschaftliche Seite dieses Strebens mündete schließlich in die europäischen Einigungsprozesse, auf denen die heutige Europäische Union beruht. Schon im Jahr 1954 wurde Adenauer mit dem Karlspreis ausgezeichnet.

Eine langfristige historische Leistung Konrad Adenauers war die Aussöhnung mit Frankreich, die schließlich im Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrag mündete. Bei dem tiefen Misstrauen, mit dem sich Deutsche und Franzosen zu jener Zeit begegneten, war hierbei sein gutes persönliches Verhältnis zum Präsidenten der Französischen Republik, Charles de Gaulle, von großer Bedeutung.

Eingelegte Bodenplatte vor der Kathedrale zu Reims anlässlich des 8. Juli 1962

Schließlich bemühte sich Konrad Adenauer auch tatkräftig um die Versöhnung mit den Juden, nachdem er den mit Hermann Josef Abs entwickelten anfänglichen Plan, als – wie sie es sahen – ausreichende Wiedergutmachung ein Krankenhaus in Israel für zehn Millionen DM zu spenden, verworfen hatte. 1952 schloss er mit dem neu gegründeten Staat Israel das Luxemburger Abkommen als erste Geste der Entschuldigung. Gegen den Widerstand seines Finanzministers setzte er die Zahlung einer Wiedergutmachung von 3,45 Milliarden DM (in heutiger Kaufkraft 7,38 Milliarden Euro) – 3000 DM für jeden israelischen Flüchtling – als symbolische Geste an Israel durch, die vorwiegend aus Warenlieferungen bestand, die aus deutscher Produktion stammten. In New York traf er 1960 mit dem israelischen Ministerpräsidenten David Ben Gurion zusammen. 1966 reiste er als erster hochrangiger deutscher Politiker nach dem Zweiten Weltkrieg nach Israel.

Die militärische Seite wurde durch die Aufnahme der Bundesrepublik in die NATO (1955) verwirklicht.

In der Öffentlichkeit weniger bekannt war, dass Adenauer schon 1949 auf die deutsche Wiederbewaffnung drängte.

Im April 1950 forderte Adenauer, nach dem Aufbau einer kasernierten Volkspolizei , den Aufbau einer mobilen Polizeitruppe auf Bundesebene in der Bundesrepublik, was auch 1951 mit der Gründung des Bundesgrenzschutzes erfolgte. Die Öffentlichkeit erfuhr erst Jahre später, dass er schon 1957 ein Projekt genehmigte, mit Frankreich und Italien gemeinsam eine Atombombe zu entwickeln. Durch den Machtantritt Charles de Gaulles wurde das Projekt hinfällig, Frankreich steuerte auf ein eigenes Projekt hin.