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Herkunft, Jugend und Bildung

Otto von Bismarck war väterlicher Seits Spross eines alten Adelsgeschlechts. Seine Mutter dagegen war bürgerlicher Herkunft. 1816 übersiedelte die junge Familie nach Gut Kniephof im Landkreis Naugard in Hinterpommern, wo Otto von Bismarck die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte. Die unterschiedliche soziale Herkunft der Eltern hatte erhebliche Folgen für Bismarcks Sozialisation. Vom Vater erbte er den Stolz auf seine Herkunft, die Mutter gab ihm seinen scharfen Verstand, den Sinn für rationales Handeln und

Bismarck im Alter von elf Jahren

sprachliche Sensibilität mit. Bismarck hatte es seiner Mutter zu verdanken, dass er eine Bildung genoss, die für einen Landedelmann nicht typisch hoch war. Im Gymnasium zeigte er sich als ausgesprochen sprachbegabt, wenn auch nicht immer als fleißig.

Religion

Bismarck war Angehöriger der lutherischen Konfession. Den Religionsunterricht erhielt er von Friedrich Schleiermacher, der den Sechzehnjährigen in der Berliner Dreifaltigkeitskirche auch konfirmierte. Bismarck befasste sich in dieser Zeit mit Fragen der Religion hauptsächlich vom Verstand her und sah sich in ihr, von Hegel oder Spinoza beeinflusst, eher als Deist und Pantheist denn als gläubiger Christ. Ein Atheist war er allerdings nie, auch wenn seine Umgebung ihn zumeist für einen gottlosen Spötter hielt. Das Christentum griff entscheidend in sein Leben ein, als ihn unerwartet der Tod seiner Freundin Marie von Thadden-Trieglaff traf.

Studium und Ausbildung

Als 19 jähriger Student in Göttingen, 1836

Nach dem Abitur nahm Bismarck als Siebzehnjähriger am 10. Mai 1832 das Studium der Rechtswissenschaften auf (1832–1835), zunächst an der Universität Göttingen (1832–1833). Er schloss sich der landsmannschaftlichen Studentenverbindung an. An den Burschenschaften missfielen ihm ihre Weigerung, Satisfaktion zu geben, ihr Mangel an äußerlicher Erziehung und an Formen der guten Gesellschaft, bei näherer Bekanntschaft auch die Extravaganzen ihrer politischen Auffassungen, die auf einem Mangel an Bildung und an Kenntnis der vorhandenen, historisch gewordenen Lebensverhältnisse beruhte. Geschichte und Literatur interessierten ihn, das Jurastudium weniger.

Im November 1833 setzte Bismarck sein Studium an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität fort. 1835 schloss er es mit dem Ersten Staatsexamen ab. Anschließend war er zunächst Auskultator (судебный следователь) beim Berliner Stadtgericht. Auf eigenen Wunsch wechselte er vom Justiz- in den Verwaltungsdienst. Er diente als Referendar (стажёр) in der Stadt Aachen 1836. Vom Büroalltag eines Regierungsreferendars in Aachen, damals einem mondänen (светский) internationalen Kurort bald gelangweilt,

Das Jung-Bismarck-Denkmal des Kösener Senioren-Convents-Verbandes bei der Rudelsburg (1896)

verliebte er sich im August 1836 in Laura Russell, die Nichte des Herzogs von Cumberland. Nach der Affaire mit einer älteren Französin reiste er im Sommer 1837 mit einer jüngeren Engländerin durch Deutschland. Dadurch kam es zu einer mehrwöchigen Überschreitung eines vierzehntägigen Urlaubs, durch die er sein Referendariat verlor.

Bismarck haderte mit Auslagen für Frauen und machte zusätzlich durch den Besuch von Spielkasinos Schulden. Seinen Dienstgeschäften blieb er monatelang fern. Er versuchte später, seine Referendarausbildung in Potsdam fortzusetzen, kehrte dem Verwaltungsdienst aber nach einigen Monaten den Rücken. Er erklärte diesen Schritt rückblickend damit, dass er kein bloßes Rädchen im Getriebe der Bürokratie sein wollte: „Ich will aber Musik machen, wie ich sie für gut erkenne, oder gar keine.“

1838 leistete Bismarck als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst ab.