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Die Waldheim-Affäre.

Die zweite Hälfte der 80er-Jahre stand vor allem außenpolitisch im Zeichen der ,,Waldheim-Affäre". Der ehemalige UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim war im Juni 1986 zum Bundespräsident gewählt worden - erstmals in der 2. Republik war es damit einem ÖVP-Kandidaten gelungen, die Wahl für das höchste Amt im Staate zu gewinnen, denn Waldheims Vorgänger waren alle Sozialisten.

Schon während des Wahlkampfes geriet Waldheim wegen seiner Kriegsvergangenheit - man warf ihm Beteiligung an Kriegsverbrechen sowie seine NS-Vergangenheit vor - ins Kreuzfeuer der Kritik. Die USA verhängte ein Einreiseverbot über Waldheim, so dass er während seiner gesamten Amtszeit außenpolitisch isoliert blieb. Der Fall Waldheim wurde zum auslösenden Faktor, die Rolle Österreichs im 2. Weltkrieg zu thematisieren. Österreich hatte sich jahrzehntelang nur als Opfer der Hitlerschen Agressionspolitik dargestellt und dabei die zweite Seite der historischen Wahrheit verschwiegen. Nämlich, dass hunderttausende Österreicher mit den Nazis sympathisiert und in der Nazi-Maschinerie ,,ihre Pflicht getan" hatten, dass viele Österreicher Nationalsozialisten waren und Österreicher auch an Kriegsverbrechen beteiligt waren.

Nicht zuletzt wegen der Niederlage der SPÖ bei den Bundespräsidentschaftswahlen trat Bundeskanzler Fred Sinowatz - er war 1983 Kreisky gefolgt - noch im selben Jahr zurück. Sein Nachfolger wurde der bisherige Finanzminister Franz Vranitzky. Als im September Jörg Haider Obmann der rechtsgerichteten FPÖ wurde, kündigte Vranitzky die seit 1983 bestehende Koalition mit der FPÖ auf. Eine neue Ära der Großen Koalition (SPÖ und ÖVP) begann. Die FPÖ war in den 50er-Jahren aus einer Partei hervorgegangen, in der sich vor allem die ehemaligen Nationalsozialisten gesammelt hatten. Nicht zuletzt deshalb war der Anteil der Rechtsextremen in dieser Partei sehr hoch.

Der Umbruch In Osteuropa

In die ausgehenden 80er-Jahre fiel auch der gesellschaftliche Umbruch in Osteuropa. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges markierte die Ostgrenze Österreichs das Ende der ,,Freien Welt". Mit dem Verschwinden des ,,Eisernen Vorhanges" verlor Österreich seine Sonderrolle zwischen Ost und West. Aus österreichischer Sicht begann alles im Sommer 1989: Im August und September flüchteten rund 16.000 DDR-Bürger - unter den Augen ungarischer Grenzsoldaten von Ungarn nach Österreich. Diese Flüchtlinge, die dann mit ihren ,,Trabis" in die BRD weiterreisten, leisteten einen wesentlichen Beitrag zum baldigen Kollaps der DDR.

Die Veränderungen in Ost- und Mitteleuropa machten auch vor den österreichischen Staatsgrenzen nicht halt. Sie beeinflussten in hohem Maße Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Österreich und das Bewusstsein der Menschen. Das Jahr 1989 bedeutete das Ende der Nachkriegszeit und in vielen Bereichen auch das Ende gewohnter Sicherheiten. Zugleich begann eine Zeit rascher und tiefgreifender Veränderungen. Weite Teile der Bevölkerung begrüßten das Ende der Diktaturen und den Wegfall des - ,,Eisernen Vorhangs", aber zugleich empfanden viele Menschen diese neue Zeit als bedrohlich, die neue Situation als unsicher.

Die nun offenen Grenzen ermöglichten es den Menschen in Osteuropa, in den Westen zu reisen und hier Arbeit zu suchen. Es kam zu einer verstärkten Wanderungsbewegung aus Osteuropa. Das seit Mitte der 80-er Jahre feststellbare Wachstum der österreichischen Bevölkerung ist auch auf die Öffnung der Ostgrenzen zurückzuführen. Das Thema ,,Ausländer" ist seit dieser Zeit ein fester Bestandteil der Innenpolitik, manchmal auch in Form von aggressiven Abwehrreaktionen.