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Die Jugend
Kann man überhaupt von „der Jugend" sprechen? Schließlich ist die Situation der rund 1,2 Millionen Personen, die zwischen 15 und 24 Jahren alt sind, sehr unterschiedlich. Das Leben eines jungen Gastarbeiters verläuft sicher anders als das eines gleichaltrigen Österreichers, und ebenso gibt es Unterschiede zwischen der Jugend in der Stadt und auf dem Land, zwischen Studenten und Arbeitern.
Österreich wird immer älter! Innerhalb des Landes lässt sich ein West-Ost-Gefälle feststellen: viel Jugend im Westen, wenig im Osten.
Was kennzeichnet nun die österreichische Jugend der Gegenwart? Nun, sie ist jedenfalls in einem Klima materiellen Wohlstandes aufgewachsen. Das merkt man schon am Standard ihrer persönlichen Ausrüstung: ein Kassettenrecorder, ein Fahrrad und eine Schiausrüstung gehören zum Standardrepertoire. Die Konsumwünsche der jungen Leute sind groß, ihr Budget aber meistens klein. Das ergibt viel „Frust". Man ärgert sich über die Abhängigkeit von den Eltern. Die meisten Jugendlichen wohnen ja zu Hause. Sie sind Lehrlinge oder. besuchen eine Schule. Fast 200 000 junge Österreicher/innen studieren an den Universitäten und Hochschulen des Landes. Aber viele wissen nicht genau, was sie einmal beruflich tun werden. Man macht einmal die Matura, dann wird man schon sehen. (1955war der Anteil der Burschen und Mädchen mit Matura an der gleichaltrigen Bevölkerungsgruppe nur 5.6 %, heute sind es rund 25 %.) Jedenfalls kostet die Schule die Schüller viel Energie. Verbringt ein Hauptschüler schon 37- 44 Stunden wöchentlich mit Lernen, sind es in der Oberstufe des Gymnasiums bis zu 55! Und mindestens 20% der Oberstufenschüler bekommen Nachhilfe. Die Freizeit ist also knapp. Kino, Disco und Sport sind die beliebtesten Freizeitaktivitäten. Jeder vierte Schüler und jeder neunte Lehrling erlernt ein Musikinstrument. Und je weniger Freizeit man hat, desto mehr verwendet man sie für Fernseh- oder Videoberieselung daheim. Sexuelle Beziehungen werden eingegangen. heiraten wollen die meisten jedoch nicht vor 26. Und dann wollen sie einander treu sein und zwei Kinder haben.
Politik interessiert nur ganz wenige, und kritisch ist auch die Einstellung gegenüber der Kirche. Zwar sind 92 % der Jugendlichen getauft, doch besuchen nur 20 % regelmäßig den Sonntagsgottesdienst.
Wie in anderen Ländern spielen auch in Österreich Konsum- und Freizeitinteressen eine zentrale Rolle im Leben der Jugendlichen, um die herum sie ihre anderen Lebensbereiche organisieren möchten.
Erklärungen:
die Nachhilfe Privatunterricht für (schlechtere) Schüler
die Fernsehberieselung ständiges Fernsehen. ohne wirklich aufzupassen
Ethnische Gruppen
Das heutige Österreich ist 1918 als deutschsprachiger Reststaat aus einer Vielvölker-Monarchie hervorgegangen. Daher haben 98 % der Bevölkerung Deutsch als Muttersprache und es gibt nur kleine nationale Minderheiten. In gemischtsprachigen Siedlungsgebieten leben entlang der südöstlichen Grenzen 12.000 Menschen mit ungarischer, 22.000 mit kroatischer und 16.000 mit slowenischer Muttersprache. Ethnische Minderheiten werden durch die Bundesverfassung und ein Volksgruppengesetz geschützt. Im Bundesland Kärnten zum Beispiel gab es allerdings jahrzehntelang deutschnationale Kampagnen gegen das Recht der Slowenen auf gemischtsprachige Schulen, Slowenisch als Amtssprache oder zweisprachige Ortsschilder. Seit dem Zerfall Jugoslawiens ist das „Minderheitenproblem" jedoch im Interesse „gutnachbarschaftlicher Beziehungen" mit Slowenien so gut wie gelöst.