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Arsenyeva. Grammatik der deutschen Sprache.doc
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§ 167. Das Verb sollen bezeichnet:

1. Eine Notwendigkeit, bei der eine Nichterfüllung nicht ausgeschlossen ist;

„Er ist Schuster, sagen sie, und Schuster soll er bleiben.“ (B. Brecht)

Abends sollte Dallmann die vier Gefangenen... den Versaillern übergeben. (W. Bredel)

2. eine Aufforderung; einen Befehl (oft an dritte Personen);

Gegen die Freiheit sollte niemand Krieg führen. (H. Mann)

„Sie sollen mir folgen, und zwar möglichst unauffällig!“ (W. Bredel)

Er verlangte, sie solle sich auf den Diwan setzen, und sie setzte sich. (H. Mann)

Sollen dient auch zum Ausdruck einer Frage, auf die ein Rat, eine Aufforderung bzw. ein Befehl erwartet wird.

„Die Mutter ist schuld“, dachte der kleine Groh. „Sie hat mir zur Vorsicht geraten. Gerade das darf ich ihnen nicht sagen... Was soll ich nur tun?“ (A. Seghers)

Er fragte sich, ob er ihr alles sagen sollte... (B. Brecht)

3. einen indirekten Wunsch, zuweilen eine Drohung;

Er soll es nur nicht zu weit treiben. (H. Mann)

„Der alte Bück soll sich hüten!“ (H. Mann)

4. eine zweifelnde Annahme (in Frage- bzw. Konditionalsätzen) ;

Heinrich, das wußte sie, war ein braver Junge, guter Eltern Sohn, hatte ihr keinen Dunst vorgemacht. Sollte er etwas angestellt haben in der Art wie Georg? (A. Seghers)

Soll das ein Bett vorstellen?“ sagte Georg. (A. Seghers)

„Den Römern würde gewiß nicht Zeit genug übriggeblieben sein, die Welt zu erobern, wenn sie das Latein erst hätten lernen sollen.“ (H. Heine)

„Und wenn er kommen sollte“, setzte er hinzu, „nun, wir werden sehen.“ (E. Claudius)

Zuweilen gehen solche Fragen in Ausrufe des Staunens bzw. des Unwillens über.

Frau Hardekopf — immer noch stumm — mustert die Fremde von Kopf bis Fuß. Besonders die Füße. Schwere Schnürstiefel mit fingerdicken Sohlen sind das... 'Füße?', denkt sie, 'Füße sollen das sein?' (W. Bredel)

5. eine Behauptung, die sich auf eine fremde, vom Redenden nicht überprüfte Aussage stützt;

„Der Oberst soll nämlich behaupten, er habe gar kein Telegramm bekommen.“ (H. Mann)

Paul Papke... sollte, wie ihr Schwiegersohn Paul Gehl erzählte, sogar Direktor geworden sein. (W. Bredel)

6. die Zukunft.

„Oh!“ — Agnes sah ihn an, „was aus Ihnen alles geworden ist! Und jetzt sind Sie wohl schon Doktor?“ — „Das soll jetzt kommen.“ (H. Mann)

Zuweilen bezeichnet sollen die Zukunft in bezug auf die Vergangenheit.

Ein Jahr später sollen sich beide aus freiem Entschluß zu dem todgeweihten Robespierre bekennen; auch im Tod wollten sie bei ihm bleiben. (W. Bredel)

§ 168. Das Verb wollen bezeichnet:

1. einen Wunsch, eine Absicht;

„Wir wollen morgen in aller Frühe im Wagen in die Campagna fahren.“ (B. Kellermann)

„Ich wollte das Haus schon jemandem schenken, aber niemand wollte es haben, ich hoffe, daß es bald einfällt.“ (B. Kellermann)

2. die Zukunft;

„Wenn mein Büro heut nachmittag aus ist, will ich zu meinem Vater fahren.“ (A. Seghers)

3. eine Aufforderung, wobei der Sprechende mit inbegriffen ist;

Es folgten Ausrufe: „Ach, wollen wir uns lieber gar nicht mehr daran erinnern!“ (J. R. Becher)

„Also schön, ruhen Sie sich einen Augenblick aus. Sie werden schon Vernunft annehmen. Wollen wir uns hier hinsetzen?“ Und wieder faßte er nach Kluges Arm. (H. Fallada)

In der 2. bzw. 3. Person gebraucht, bezeichnet das Verb wollen eine betont höfliche Aufforderung.

Wollen Sie bitte der Reihe nach hereinkommen, meine Herrschaften.“ (F. Erpenbeck)

4. einen Befehl in schroffer Form;

Willst du endlich einmal gehorchen!

5. Eine Behauptung, die vom Subjekt des Satzes ausgeht, jedoch vom Sprechenden nicht überprüft worden ist und daher angezweifelt wird.

„Ein Briefchen von meinem Herrn an das gnädige Fräulein, das seine Schwester sein will“. (G. E. Lessing)

Dieser wollte am vorigen Morgen in der Sprechstunde des Arztes Löwenstein einen verdächtigen Mann bemerkt haben... (A. Seghers)

§ 169. Die Modalverben müssen, wollen, können, sollen können in ihrer Hauptbedeutung zuweilen auch ohne Infinitiv gebraucht werden. Meist enthält; dann der Satz eine Adverbialbestimmung des Ortes, ein direktes Objekt usw.

„Es darf niemand ins Haus ohne seine ausdrückliche Erlaubnis!“ (L. Feuchtwanger)

Wohin wollte er eigentlich? Er wußte nur, daß er noch nicht nach Haus konnte. (W. Bredel)

Er hatte schon am folgenden Tag aus der Stadt gemußt. (A. Seghers)

„Nun, wo sie das Kind haben, wollten sie ihr eigenes Heim.“ (W. Bredel)

Er mußte sofort zu diesem Mann aus Röders Abteilung... (A. Seghers)

„Er dachte zehnmal in einer Stunde: Ich hätte es doch gesollt“... (A. Seghers)

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