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Юдина Л.Д.Политология.doc
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Vorreiter Deutsche Bank: Schon im letzten Jahrhundert international

Man halte sich die Ausgangslage der heutigen Globalisierungsbewegung vor Augen. Eine Lokalzeitung berichtet über ausgewählte Ereignisse, hat eine geographisch begrenzte Leserschaft und ist vor fremdsprachiger Konkurrenz geschützt. Ein Großkonzern hat Märkte auf der ganzen Welt und steht in einem globalen Wettbewerb. Gerade in den vergangenen Jahren hat sich die Lage noch einmal grundlegend verändert. Der technische Fortschritt erlaubt höhere Stückzahlen. Das Vordringen der Informationstechniken führt zu vielfältigen Formen derVernetzung, bei den Lieferanten, in der Produktion und auch in der Verwaltung. Andererseits sind die immer spezielleren Bedürfnisse einer Kundschaft auf der ganzen Welt zu beachten. Aus dem globalen Dorf kommt eine ansehnliche Nachfrage auch für "Nischenprodukte", die mit den modernen Übertragungs- und Transporttechniken zu annehmbaren Preisen gestillt werden kann. Die Folge: Spezialistentum ist mehr denn je gefragt, die frühere Diversifikation in alle möglichen Geschäftsfelder geht nicht mehr. Wer Weniges gut macht, dem stehen die Märkte offen und der kann der Konkurrenz den Teppich unter den Füßen wegziehen.

Gerade deutsche Unternehnmen hatten oftmals spät auf diese Veränderungen reagiert. Kaum hatten sie sich von dem Konjunktureinbruch Anfang der achtziger Jahre erholt, kam die Einigung Deutschlands und damit eine neue Herausforderung. Der Fall der Mauer ist die Erfüllung eines politischen Traums, wirtschaftlich belastet er viele Unternehmen bis heute. Die international erzwungenen Umbauprozesse konnten dennoch nicht ausbleiben. Mannesmann löste sich in hohem Maße vom Stahlgeschäft und wandte sich entschlossen und – wie sich heute zeigt – erfolgreich dem neuen Arbeitsgebiet Telekommunikation zu. Hoechst trennt sich vom Chemie- und Kunststoffgeschäft und bündelt seine Kräfte auf die sogenannten Life Sciences, genauer gesagt auf moderne Arzneimittel, Veterinärmedizin und Pflanzenschutz.

Tiefgreifende Umbauprozesse in der deutschen Industrie

Daß diese Neuorientierung unter Schmerzen erfolgt, ist kein Einzelfall. Hoechst kann derzeit nur hoffen, im Jahr 2000 die Früchte seiner Bemühungen zu ernten. Insgesamt hat sich die deutsche Industrie schon gut auf die Globalisierung eingestellt. Der Euro schafft zudem einen tieferen Kapitalmarkt und verläßlichere Kalkulationsgrundlagen gerade für die kleineren und mittleren Unternehmen in Deutschland. Die traditionellen Stärken des Landes – die Kraft mittelständischer Betriebe, eine gute Infrastruktur, der Stand von Ausbildung, der Wohlstand der Bevölkerung und verläßliche politische Rahmenbedingungen – haben diesen Prozeß sichtbar gefördert. So hat die Biotechnologie nach der Änderung des Gentechnikgesetzes vermehrt Gefallen an Deutschland gefunden. Der Werkzeugmaschinenbau vermag mit hoher technischer Kompetenz zu überzeugen.

Die schwindelerregende Entwicklung neuer Produkte, man denke nur an die Informationstechnik, die Verkehrsleittechnik und den Automobilbau, wird hochtechnisierten Ländern wie Deutschland auch künftig besondere Vorteile verschaffen. Sie sind für Produktionen mit hoher Wertschöpfung besonders geeignet. Hinzu kommt, daß es in jüngster Zeit vielen Betrieben gelungen ist, die Lohnstückkosten zu senken. So hat die Metallindustrie im Frühsommer 1998 mitgeteilt, die Tarifpolitik habe wesentlich dazu beigetragen, daß der Nachteil gegenüber den wichtigsten Wettbewerben von früher 20 Prozent wohl auf rund fünf Prozent am Ende des laufenden Jahres eingeengt werden könne. Das Schlagwort "Hochlohnland" erscheint daher heute in einem veränderten Licht. Ist dies der Grund für die Feststellung der Bundesbank, Ende vergangenen Jahres hätten die Auftragsbücher der Industrie einen Umfang erreicht, wie er letztmals zu Beginn der achtziger Jahre registriert worden sei?