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Globalisierung: Analysen einer zusammenrückenden Erdgemeinschaft

l. Lesen Sie den nachfolgenden Text durch und geben Sie den Sinn unterstrichener Wörter und Ausdrücke auf Russisch bzw. auf Deutsch wieder.

Ein Begriff zwischen politischer Rhetorik und Gedankenimpuls

Von Jürgen Turek

D

ie Debatte um die Zukunft der "globalisierten Welt" gewinnt an Intensität. Kaum eine Chiffre erhitzt die Gemüter beständiger als jene der Globalisierung, und kaum ein Begriff ist umstrittener als dieser. So lassen sich optimistische wie pessimistische Akzente, aktive und passive Reaktionsmuster unterscheiden. Eine Gemeinsamkeit jedoch bleibt: Globalisierung schränkt nationalstaatliche Wirkungsmacht und ordnungspolitische Wirtschaftsstrukturen ein. Gefragt ist deshalb eine politische Ordnung der globalisierten Welt, die eine nachhaltige gesellschaftliche Organisation im nächsten Jahrhundert ermöglicht.

Vier Bezugsfelder der Globalisierung: Ökonomie, Politik, Gesellschaft und Kultur, bilden in der Bilanz der späten 90er Jahre das neue Koordinatensystem des 21. Jahrhunderts. In der Wirtschaft ist Globalisierung das Resultat der weltweit leichteren Verfügbarkeit von Arbeit, Kapital und Wissen. Begünstigt wird dieser Prozeß durch die fortschreitende Digitalisierung der Information. Die informationstechnologische Revolution bietet hierfür die technische Basis. Wie vormals durch die Soziale Frage der industriellen Revolution, entsteht so das - bedrohlich - Unbekannte: die Informations- und Wissensgesellschaft, die durch bahnbrechende bio- und gentechnologische Fortschritte weitere Akzente setzen wird und ihre sozialen Konsequenzen nur in Ansätzen erkennen läßt.

Triebkräfte

Die treibenden Faktoren von Globalisierung sind also ökonomischer und technischer Art. Daneben sind die kulturellen Effekte von großer Bedeutung. Globalisierung wird zu einer Bewegung von sozial- und kulturrevolutionärer Kraft. Sie hat die Tendenz, kulturelle Unterschiede zu verwischen und sie in regionalisierter und lokalisierter Form stärker denn je zu kompensieren.

Die Entwicklung der Grenzen sprengenden Verständigung, die durch die einheitliche Kommunikation mittels der englischen Sprache sowie übergreifender Kommunikationsnetze wie dem Internet gestützt wird, trägt zur Entstehung neuer r egionaler oder lokaler Zufluchtnischen bei. Zuflucht

avanciert zum menschlichen Reflex gegenüber neuer Undurchschaubarkeit und fürchtet die Risiken oftmals eher, als daß sie Chancen sieht.

Im deutschsprachigen Raum gehört der Münchner Soziologe Ulrich Beck zu den herausragenden und originellsten Denkern der globalisierten Welt. Früh schon hat er die gesellschaftlichen Konsequenzen der Globalisierung thematisiert und auf Gefahren, aber auch auf Chancen aufmerksam gemacht. In der Globalisierungsdebatte bezieht Beck deutlich Position. Die neoliberale Vorstellung vom Diktat des Weltmarktes ist für ihn ein antiquierter Ökonomismus. Vor diesem Hintergrund ist Beck seit gut einem Jahrzehnt der Anwalt einer verantwortlichen Gesellschaftspolitik, die den Zusammenbruch der Weltordnung als Chance für den Aufbruch in eine "Zweite Moderne" begreift.

Das Konzept der "Zweiten Moderne" mündet in der zentralen Frage: Wie sehen die Herausforderungen, Widersprüche und Chancen in der alltäglichen Lebensführung, aber auch in Wirtschaft, Kultur und Politik aus, in einer Welt, in der die Nationalökonomien in den Sog der Globalisierung geraten, in der über die Grenzen von Betrieben, Branchen, Nationen hinweg Produktion, Arbeit und Steuern neu verteilt bzw. vorenthalten werden? In der "Zweiten Moderne" wird Globalisierung hierbei sowohl zur politischen Rhetorik als auch zum Gedankenimpuls einer neuen zivilisatorischen "großen Erzählung vom Transnationalen".

Schlüsselfiguren

In der von Beck herausgegebenen Edition Zweite Moderne* versammelt er regelmäßig Schlüsselfiguren aus unterschiedlichen Sachgebieten und Weltregionen, um Prozesse der "Zweiten Moderne" zu analysieren. Gleich mit zwei Bänden zu den Perspektiven der Weltgesellschaft und der Politik der

Ulrich Beck (Hrsg.), Politik der Globalisierung. Edition Zweite Moderne.

Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1998; 421 S.

Ulrich Beck (Hrsg.), Perspektiven der Weltgesellschaft. Edition Zweite Moderne.

Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1998; 435 S.

Globalisierung werden Beck und seine Autoren - darunter Jürgen Habermas, Ralf Dahrendorf, Niklas Luhmann, Fritz W. Scharpf, Oskar Lafontaine und Michael Zürn - zu gewichtigen Stichwortgebern für Gesellschaft und Politik.

Die Politik der Globalisierung wird nach Beck im wesentlichen durch das neue Paradigma des Transnationalen herausgefordert, indem es die grundlegenden Ordnungsprinzipien moderner Staaten (Territorial-, Souveränitäts- und Legalitätsprinzip) aushebelt. Die Schlüsselerfahrung der modernen Gesellschaft ist die "Entterritorialisierung des Sozialen". Dieser "Begriffscontainer" meint: Der Raum der Gesellschaft wird nicht mehr durch Anwesenheit von Akteuren an einem Ort definiert oder begrenzt. Eine Politik der Globalisierung wird mit einer transnationalen Verflechtung von Netzwerken konfrontiert. Globalisierung eröffnet ein sozialräumliches, dreidimensionales Gesellschaftsbild, das nicht eindeutig, wie früher, lokal, national und territorial fixiert ist. Mit anderen Worten: Die Menschen landen in einem globalen Zeitalter mit ihrer noch Unvertrauten, unerforschten, sozialräumlichen Ordnung, mit ihren neuartigen transnationalen Machtspielen, Lebensformen, Kulturlandschaften, Managementeliten, grenzübergreifenden Bewegungen sowie Regierungsmöglichkeiten jenseits des Nationalstaats. Die "glockale Gesellschaft", global und lokal zugleich, wird zum Ordnungsmuster der neuen Zeit.

In der neuen Epoche übersteigt der Einfluß internationaler Akteure die Macht von Staaten und klassischen politischen Organisationen (transnationale Entzugsmacht). Nicht die Prioritäten der Machtbalance, sondern die Bilanzen der Wirtschaft werden für den Erfolg staatlich­politischer Akteure ausschlaggebend (Souveränitätsdilemma). Die territorial gebundene parlamentarische Demokratie verliert an Substanz, während die Gestaltungsmacht transnationaler Politik ohne demokratische Legitimation wächst (Demokratie-Dilemma). Es entstehen neuartige Formen des Regierens ohne Regierung. Neue Akteure regieren mit ihren Werten und Zielen in die ehemals inneren Angelegenheiten anderer Staaten hinein (Regieren jenseits des Nationalstaats). Nicht Konvergenz oder Verwestlichung, sondern Differenz wird zum Universalismus der "Zweiten Moderne" (Dialektik kultureller Globalisierung).

По материалам еженедельника "Das Parlament"