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Юдина Л.Д.Политология.doc
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22. Kommentieren Sie den obenstehenden Teil des russischenTextes auf Deutsch.

23. Lesen Sie darauffolgende Auszüge aus dem in der Zeitschrift "Deutschland" gedruckten Material "Auf dem Weg in eine andere Moderne" von Ulrich Beck durch und referieren Sie über die Problematik seiner wissenschaftlichen Forschung.

Ulrich Beck ist Deutschlands populärster Soziologe, der Mann für heikle Thesen.

"Mit neuen Gesellschaftsmodellen müssen Gesellschaft und Wissenschaft zum Sprung ins 21.Jahrhundert ansetzen. "

"In der fortgeschrittenen Moderne geht die gesellschaftliche Produktion von Reichtum systematisch einher mit der gesellschaftlichen Produktion von Risiken. " ("Risikogesellschaft")

U.Beck reflektiert über die moderne Gesellschaft und könnte seinen Job so definieren: er besteht darin, Fragen zu stellen, und nicht, Antworten zu geben.

Die Freistaaten Bayern und Sachsen beriefen ihn in eine Kommission, die neue Sozialstaatsmodelle entwerfen soll. Er hat den Begriff der "Risikogesellschaft" geprägt und ist der erste deutsche Soziologe seit den glorreichen Tagen der "Frankfurter Schule" (Adorno, Horkheimer) beim breiten Publikum bekannt geworden.

Die Soziologie in Deutschland hatte nach einer Blüte, die sie in der theoriesüchtigen Zeit der Studentenbewegung erfuhr, karge Zeiten erlebt. Ökonomen besaßen das Erklärungsmonopol für Probleme der Gesellschaft, das ihnen in den achtziger Jahren nur gelegentlich von Ethikern und Historikern streitig gemacht wurde. Lichtgestalten wie Niklas Luhmann und Jürgen Habermas waren Solitäre, die als Ausnahme diese Regel bestätigten.

Irgendwie hatten es alle Bürger der damaligen westdeutschen Bundesrepublik diffus gespürt, und U.Beck brachte die Gefühlsgemengelage auf den Punkt: daß den Menschen gewohnte gesellschaftliche Bindungen abhanden gekommen waren. Familienstrukturen lösten sich offensichtlich auf; ablesbar wurde das auch für Laien an einer rapiden Zunahme der Scheidungszahlen und der Zunahme von Single-Haushalten.

"Der Begriff die Industrie-oder Klassengesellschaft (im weitesten Sinne von Marx und Weber) kreiste um die Frage, wie der gesellschaftlich produzierte Reichtum sozial ungleich und zugleich legitim verteilt werden kann. Dies überschneidet sich mit dem neuen Paradigma der Risikogesellschaft, das in seinem Kern auf der Lösung eines ähnlichen und doch ganz andersartigen Problems beruht".

Neues Problem? Das Leben ist für alle riskanter geworden. Das ist eine im Alltag erfahrbare Binsenweisheit. Ideologische Bindungen an Klassen, Schichten und bestimmte Milieus wurden schwächer: Vereine, Betriebe, Korporationen verloren an gesellschaftlicher Bindungskraft, und auch die Institutionen der gesellschaftlichen Absicherung in Deutschland seit Bismarcks Zeiten, die großen Sozialversicherungssysteme, begannen zu bröckeln.

Einer der Kernbegriffe, mit deren Hilfe U.Beck seit der Mitte der achtziger Jahre operierte, war folgerichtig die "Ambivalenz". Alle geschilderten Umstände erhöhten das Freiheitspotenzial des einzelnen, weil sie ihn aus oft ziemlich lästigen Bindungen herauslösten - aber sie zwangen ihn auch zu eigenen Entscheidungen. Noch mehr: Es fiel immer schwerer, die Sorge für das Scheitern des eigenen Lebenslaufs einer gesellschaftlichen Institution zu überantworten. Jeder hatte darauf einzustellen, die Folgen von Mißgriffen und Fehlentscheidungen selbst verantworten zu müssen. Jeder müsse sich laut Beck darauf einstellen, daß er ein Leben führe, das scheitern könne.

Wer so frei ist, zum Beispiel von Arbeit und Einkommen, darf sich ziemlich ungemütlich fühlen: Die Familie hilft nicht, weil sie im Rückzug begriffen ist, Geborgenheit in den "kleinen" Instanzen der Gesellschaft ist oft nicht zu erwarten.

All das ergab eine bedrohliche Situation, die nur von den ganz Starken als Chance begriffen werden konnte, von allen anderen aber als bedrohlich empfunden werden mußte. Das ist der ideale Nährboden, auf dem innovative Sozialwissenschaftler Erfolg haben können. Die "Risikogesellschaft" wurde als Begriff sofort verstanden und ist schnell Bestandteil der Alltagssprache, Allgemeingut geworden.

"Die Risikogesellschaft" ist Becks Thema: "Jeder muß sich darauf einstellen, daß er ein Leben führt, das scheitern kann."

Seit 1992 leitet Beck das wichtigste Institut für Soziologie der Münchner Maximilians-Universität. Mit seinen Kollegen Anthony Giddens und Scott Lash lieferte er sich eine berühmt gewordene Disputation über die "reflexive Modernisierung."

Eine zweite Moderne ist entstanden, so die Analyse der drei Soziologen. Sie ist gebrochen, weil sie sich auf allen juristischen, wirtschaftlichen und ästhetischen Ebenen selbst reflektiert. Und sie braucht eine präzise Begriffsbestimmung. Beck selbst sagt, daß "reflexive Modernisierung die Selbstinfragestellung einer Gesellschaft durch ihre selbst produzierten Risiken" sei. Die Ziele der Moderne mit Wohlstand und einem stabilen Rechtssystem für alle seien erreicht, weshalb allerdings das System am eigenen Erfolg zu ersticken drohe. Aber was ist mit denen, die mit diesen "Möglichkeiten der neuen Selbstbestimmung" nichts anfangen können, z.B. denen, die der industriellen Reorganisation zum Opfer fallen?

Beck ermuntert Innovatoren. Was als "Ende und Verfall" erscheint, müsse als Ausgangsmaterial genutzt werden für eine neue Gründerzeit. Mit gänzlich neuartigen Ideen und Modellen müßten Staat, Gesellschaft und Wirtschaft den energischen Sprung ins 21.Jahrhundert schaffen.

Einerseits fordert er ein wenig mehr "amerikanische Wohnwagenmentalität" und ermahnt Ingenieure, sie müßten halt wie ihre amerikanischen Kollegen im Falle plötzlicher Arbeitslosigkeit auch bereit sein, sich Tausende von Kilometern entfernt neu anzusiedeln und Hot dogs zu verkaufen. Andererseits kritisiert er im Einklang mit Gewerkschaftern Politiker, die ein wenig mehr Amerikanisierung, sprich: Flexibilisierung, des Arbeitsmarktes wollen.

Mal zieht es Beck in die Nähe konservativer Politiker, mal bietet er den Grünen "das Menschenheitsprojekt der Rettung der (Um-)Welt", das an die Stelle des "Landes- und Klassenbewußtseins, des Fortschritts- oder Untergangsglaubens" treten könne.

По материалам журнала "Deutschland"