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Lektion 15

seine Frau ist Polin. 7. Kurt fährt nach München. Er ist Deutscher, seine Schwester ist Deutsche. 8. Josef fährt nach Wien. Er ist Österreicher, seine Mutter ist Österreicherin. 9. Chris fährt nach Amerika, er ist Amerikaner, seine Frau ist Amerikanerin. 10. Li fährt nach Asien nach China. Er ist Chinese, seine Schwester ist Chinesin. Tl. Indira fährt nach Indien. Sie ist Inderin, ihr Vater ist Inder. 12. Hans fährt in die Schweiz, er ist Schweizer, seine Tochter ist Schweizerin.

30. "an", "in" oder "nach".

1. Ich fahre ... (die Schweiz, die Ukraine, die Türkei, die Slowakei) . 2. Du fährst... (die Ostsee, die Elbe, die Nordsee, der Bug, der Rhein). 3. Er fährt...

(Kyjiw, Deutschland, Spanien, Moskau, Europa, Afrika).

31. An welchem Fluss liegt die Stadt?

Z.B: Wien liegt і in der Donau, Kyjizv liegt am Dnepr.

Hamburg, die Elbe; Belgrad, die Donau; Halle, die Saale; Berlin, die Spree; Frankfurt, der Main, die Oder; Bonn, der Rhein; Sankt - Petersburg, die Newa; Winnyzja, der Südbug; Bremen, die Weser; Köln, der Rhein; Düsseldorf, der Rhein.

32. Übersetzen Sie ins Deutsche.

1. Батьки Індіри приїдуть в цьому році до Німеччини. 2. Маріїн будинок подобається усім. 8. Він читає твори Иогаина Вольфганга Гете в оригіналі. •4. Ви вже бачили будинок пана і пані Лерок? 5. Мені дуже подобається „Реквієм" Моцарта 6. Туристи оглянули визначні місця Львова. 7. Ти знаєш номер телефону пана Тишлера? 8. Які вірші Тараса Шевченка вивчають учні у школі? 9. Твій браг уже повернувся з Німеччини? 10. Він недавно повернувся з Німеччини, але зразу поїхав у Швейцарію. 11. Де знаходиться ГІавлова хага? 12 . На Думаі'знаходяться багато міст Європи. ІЗ. Столиця Угорщини лежить на Дунаї. 14. Відень - столиця Австрії. Він теж лежить на Дунаї. 15. Це гроші не з Швейцарії, а з Федеративної Республіки Німеччини.

16.Він посилає лист в Англію

33.Setzen Sie die entsprechenden Pronominaladverbien ein.

1. Viele Menschen arbeiten und besuchen Abendschulen. Es ist kein leichtes Leben. Aber sie sind ... zufrieden. 2. Hat unser Professor über das Lautsystem gesprochen? - Ja, er hat auch ... gesprochen. 3. Unsere Regierung sorgt für die Jugend. Sie sorgt auch ..., dass sie Hochschulbildung erhält. 4. Hast du der gestrigen Versammlung beigewohnt?... sprach unser Dekan? 5. Weißt du, wann wir die Prüfung ablegen? - Nein, ich werde mich heute ... erkundigen.6. Wollen wir heute aufs Land fahren? - Nein, ich denke gar nicht..., ich bin beschäftigt.

34. Beantworten Sie die folgenden Fragen.

1. Wogegen protestieren alle Menschen? 2. Worum handelt es sich in diesem Buch? 3. An wen denkst du? 4. Woran denkst du? 5. Woran zweifelst du?

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6. Von wem spricht er? 7. Wovon spricht er? 8. Mit wem bist du oft nicht einverstanden? 9 .Womit bist du nicht: einverstanden? 10. Worauf freust du dich? 11. Worüber freust du dich? 12. Auf wen und worauf wartet das Kind?

13.Vor wem fürchtest du dich? 14. Wovor fürchtest du dich?

35.Beziehen Sie die folgenden Sätze auf die Vergangenheit.

1.Bevor er ins Theater geht, ruft er mich an. 2. Bevor er sich an die Arbeit macht, stellt er einen l'lan zusammen. 3. Bevor die erste Stunde beginnt, versammeln sich die Lehrer im Lehrerzimmer. 4. Bevor der Lehrer den neuen Text vorliest, schreibt er die neuen Vokabeln an die Tafel. 5. Bevor der Schüler seinen Aufsatz, abgibt, sieht er ihn auf Fehler durch.

36.Beantworten Sie die folgenden Fragen. Gebrauchen Sie dabei Temporalsätze.

1.Sind Sie müde, wenn der Unterricht zu Ende ist? 2. Werden Sie auch das Goethe - Haus besuchen, wenn Sie nach Weimar fahren? 3. Haben Sie Wanderungen unternommen, wenn das Wetter schön war? 4. Hat sich der Schüler gemeldet, als er den Fehler bemerkt hatte? 5. Werden Sie als Lehrer tätig sein, nachdem Sie das Studium absolviert haben? 6. Kam der Schüler mit, nachdem er von der Krankheit genesen war? 7. Arbeiten Sie eine Gliederung aus, bevor Sie einen Aufsatz schreiben?

37.Verwandeln Sie die temporalen Wortgruppen in Temporalsätze mit den Konjunktionen „als" oder „wenn".

Muster: Beim Abschied schüttelt er mir die Hand. Wenn ersieh von mir verabschiedet, schüttelt er mir die Hand.

1.Auf dem Weg zum Stadion begegnete ich gestern meinem Freund. 2. Auf dem Heimweg kaufte ich zwei Zeitschriften. 3. Auf dem Weg ins Institut unterhalte ich mich mit meinen Studienfreunden. 4. Beim Lesen von neuen Texten stieß ich gewöhnlich auf unbekannte Wörter. 5. Beim Ubersetzen dieses Artikels benutzte ich das Wörterbuch. 6. Beim Überqueren der Straße soll man die Verkehrsregeln befolgen. 7. Beim Ausbruch des Gewitters versteckten sich die Kinder im Treppenhaus.

38.Beantworten Sie die Fragen mit einem Kausalsatz.

1.Das Mädchen ist braungebrannt. Hat sie den Sommer etwa an der See verbracht? 2. Dieser Student muss das Studium aufgeben. Fällt ihm etwa das Studium schwer? 3. Dieser Arzt stellt manchmal falsche Diagnosen. Ist er etwa noch unerfahren? 4. Dieser Sportler hat viel erreicht. Hing er etwa von Kind aus am Sport? 5. Dieser Schauspielerin gelingen nicht alle Rollen. Hat sie etwa noch wenig Erfahrung? 6. Der Regen vvar zu stark. Mussten wir daher auf den Ausflug verzichten? 7. Der Mann hat hohes Fieber. Hat er sich etwa erkältet?

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Lektion 16

Lektion 16

JOHANN WOLFGANG GOETHE

Der größte deutsche Dichter Johann Wolfgang Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfvirt am Main als Sohn eines wohlhabenden Bürgers geboren. Der Knabe erhielt eine gründliche häusliche

Ausbildung. Er betrieb das Studium der alten Sprachen, einige Zeit sogar des Hebräischen, aber auch vieler neuer Sprachen. Bereits als Kind las Goethe geschichtliche und poetische Werke und beschäftigte sich mit Zeichnen. Sprachkenntnisse und die Beschäftigung mit der Zeichnenkunst betrachtete Goethe in seinem späteren Leben als eine der w i c h t i g s t e n G r u n d l a g e n für die Entwicklung des Schriftstellers. „Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen", sagte er in seinen „Maximen und Reflexionen". Was aber das Zeichnen anbelangt, so schätzte er es deshalb so besonders hoch, weil

es seine Beobachtungsgabe bedeutend schärfer machte.

Den Unterricht leitete sein Vater, der dabei von dem Grundsatz ausging, dass nicht so sehr das Gedächtnis als der Verstand beschäftigt werden müsse, und in jeder Weise das selbständige Studium des Sohnes unterstützte.

In seiner frühen Jugend verfasste Goethe neben zahllosen Gedichten einen Roman "in Briefen, und zwar in verschiedenen Sprachen, und übte sich so im schriftlichen A u s d r u c k des D e u t s c h e n , Französischen, Englischen, Italienischen, Lateinischen und Griechischen. Schon früh regte sich in ihm die Lust an dichterischen Versuchen, die den Beifall des Vaters fanden.

Im Jahre 1765 bezog der sechzehnjährige Goethe die Universität in Leipzig. Er studierte die Rechte, aber keine einzige Vorlesung vermochte ihn so recht zu fesseln. Die Vorträge über sein Fach und über die Logik langweilten ihn bald, und zuletzt mied er die Hörsäle.

Bezeichnend für den Wirklichkeitssinn Goethes ist es, dass schon zu dieser Zeit die Freude an den Naturwissenschaften in ihm erwachte. Er befasste sich eingehend mit Physik und Chemie, aber auch für das Tierleben und die Pflanzenwelt zeigte er reges Interesse.

Im Sommer 1768 erkrankte Goethe und musste sein Studium an der Universität unterbrechen. Er erholte sich erst im Winter 1769, und sein Vater verlangte, dass er dem „beschäftigten Müßiggang" (Goethe las viel, experimentierte in Chemie, zeichnete, übte sich in Radierungen) durch die Wiederaufnahme der

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juristischen Studien endlich ein Ziel setze.

Im April 1770 bezog Goethe die Straßburger Universität. Eifriger als in Leipzig gab er sich diesmal dem Studium der Rechtswissenschaft hin, so dass er bereits im September die Vorprüfung zum Doktorat bestand. Daneben folgte er seinem Hang für die Naturwissenschaften und besuchte Vorlesungen über Anatomie und Chemie.

Goethe begann frühzeitig zu dichten, anfänglich unter dem Einfluss der damals Mode gewordenen spielerischen anakreontischen Poesie. In Strasburg jedoch wandte er sich unter dem Einfluss Herders, der ihm die Volkspoesie nahegebracht hatte, von der galanten Dichtung ab und schloss sich der Sturm- und-Drang-Bewegung an.

In dieser Zeit entwarf er sein Drama „Götz von Berlichingen", das ihn später zum Führer der Sturm-und-Drang-Bewegung machte.

Im Frühjahr 1772 schickte ihn sein Vater nach Wetzlar, wo sich das viel bespöttelte „Reichsjammergericht" befand: Goethe sollte dort den letzten juristischen Schliff bekommen. Das war jedenfalls die Absicht seines Vaters. Aber Goethes Aufenthalt in Wetzlar dauerte nur vier Monate. Was der junge Goethe dort sah, vermochte ihm keine sonderliche I lochachtung vor der Rechtsbarkeit einzuflößen. Er lernte dabei nur die ganze Korrumpiertheit und Haltlosigkeit des höchsten Gerichts kennen. Ein Erlebnis in Wetzlar regte ihn an, den Roman „Die Leiden des jungen Werthers" zu schreiben, der 1774 vollendet wurde.

Goethe kehrt nach Frankfurt zurück. Iiier bringt er sein Drama „Götz von Berlichingen" in der zweiten Bearbeitung zu Ende. Im Sommer 1774 erscheint das Schauspiel gedruckt und erregt sofort allgemeines Aufsehen. Goethe wurde zum anerkannten Haupt der „Stürmer und Dränger". Goethes stürmische Auflehnung gegen die Unterdrückung der Persönlichkeit in der feudalen Gesellschaft trat auch in dem dramatischen Fragment „Prometheus" (1773) zutage. In Frankfurt begann Goethe am „Faust" zu arbeiten. Die erste Fassung, der „Urfaust", war bereits 1775 fertig.

Ende 1775 ging Goethe nach Weimar, wo er bis an sein Lebensende blieb. Sein Verbleiben am Weimarer Hof trug viel dazu bei, dass die deutsche Misere den größten Deutschen besiegte. Hier in Weimar und zum Teil in Italien, wohin Goethe 1786 gereist war, vollzog sich seine Abkehr von der Sturm-und-Drang- Bewegung. Der letzte Nachhall der Sturm-und-Drang-Ideen im Schaffen Goethes war das Drama „Egmont", das 1788 abgeschlossen wurde. Die Wandlung vom Sturm-und-Drang zur Klassik fand ihren Ausdruck in dem Drama „Iphigenie auf Tauris" (1787) und in manchen anderen Werken. Die Versöhnungstenden/ zeigte sich am stärksten in dem I )rama ,. Torquato Tasso" (1790). Jahrelang arbeitete der Dichter an seinem Lebenswerk, dem „Faust", das im Juli 1831, dreiviertel Jahr vor seinem Tode, abgeschlossen wurde. „Mein

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ferneres Leben", sagte Goethe nach Beendigung des „Faust", „kann ich nunmehr als ein reines Geschenk ansehen, und es ist im Grunde einerlei, ob lind was ich noch etwa tue."

Die Lyrik hat Goethe von frühen Jugendtagen bis ins höchste Alter begleitet. Und gerade in der Lvrik ist Goelhe am volkstümlichsten, denn der Dichter erkannte die Notwendigkeit und Größe des deutschen Volksliedes als einer der wichtigsten Stoffquellen der Poesie. Dadurch, durch diese Erkenntnis, führte Goethe die deutsche Lyrik auf die Höhe, so dass alles, was wir von deutscher Lyrik seither den Grad der Meisterschaft erreichen sahen, auf seinen Wegen gewachsen ist.

Goethes Gedichte sind oft neuschöpferische Umdichtungen der poetischen Erzeugnisse anderer Dichter. Aber diese Umdichtungen haben eine viel größere Wirkung als die ihrer Vorlagen. Diese Beobachtung lässt sich besonders anschaulich an Goethes Balladen machen, wo er vorgefundene Stoffe zu neuem Leben bringt, wie denn der „Erlkönig" heute weit mehr Volkslied geworden ist als die Olufsballade, deren Kenntnis Goethe Herder verdankte und die beim „Erlkönig" Pate gestanden hat. Obgleich Bürger für den Vater der deutschen Ballade gilt, sind Goethes Balladen für die Entwicklung der deutschen Ballade wirksamer geworden.

Goethe entschlief nach kurzer Krankheit am 22. März 1832. Einige Tage darauf bestattete man ihn neben Schiller, mit dem ihn im Leben eine hohe Freundschaft verband.

Goethe ist eine der größten Erscheinungen in der deutschen Literatur. Sein Schaffen ist fortschrittlich, denn es ist ein Kampf gegen die enge und kümmerliche Welt, die ihn umgab, gegen die Welt, bewohnt von demütigen und zaghaften Philistern, beherrscht von einem armseligen Despotengesindel. Das Kämpferische seines Schaffens machte Goethe zu einem wirklich volkstümlichen Dichter, dessen Werke bis zur Gegenwart aktuell sind. Der 250. Geburtstag des großen Dichters wurde zur Feier der ganzen deutschen Nation.

Goethe verkörpert die deutsche Einheit im Geistigen und Sprachlichen. Er hat einen entscheidenden Anteil an der Bildung eines deutschen Nationalbewusstseins. Durch ihn wurde in bedeutendem Umfang die deutsche Literatur auf die I föhe der entwickeltsten Nationalliteraturen anderer Völker gehoben und in den Schatz der Weltliteratur eingereiht.

WI1.HELM MEISTERS LEHRJAHRE

Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre" wurde 1795-1796 gesehrieben. Hier wird das Leben Deutsehlands am Ende des 18. Jahrhunderts geschildert. Die Hauptfigur des Romans, Wilhelm Meister, der Sohn eines vermögenden Kaufmanns, besucht in geschäftlichen Angelegenheiten auf Wunsch seines

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juristischen Studien endlich ein Ziel setze.

Im April 1770 bezog Goethe die Straßburger Universität. Eifriger als in Leipzig gab er sich diesmal dem Studium der Rechtswissenschaft hin, so dass er bereits im September die Vorprüfung zum Doktorat bestand. Daneben folgte er seinem Hang für die Naturwissenschaften und besuchte Vorlesungen über Anatomie und Chemie.

Goethe begann frühzeitig zu dichten, anfänglich unter dem Einfluss der damals Mode gewordenen spielerischen anakreontischen Poesie. In StraLoburg jedoch wandte er sich unter dem Einfluss Herders, der ihm die Volkspoesie nahegebracht hatte, von der galanten Dichtung ab und schloss sich der Sturm- und-Drang-Bewegung an.

In dieser Zeit entwarf er sein Drama „Götz von Berlichingen", das ihn später zum Führer der Sturm-und-Drang-Bewegung machte.

Im Frühjahr 1772 schickte ihn sein Vater nach Wetzlar, wo sich das viel bespöttelte „Reichsjammergericht" befand: Goethe sollte dort den letzten juristischen Schliff bekommen. Das war jedenfalls die Absicht seines Vaters. Aber Goethes Aufenthalt in Wetzlar dauerte nur vier Monate. Was der junge Goethe dort sah, vermochte ihm keine sonderliche Hochachtung vor der Rechtsbarkeit einzuflößen. Er lernte dabei nur die ganze Korrumpiertheit und Haltlosigkeit des höchsten Gerichts kennen. Ein Erlebnis in Wetzlar regte ihn an, den Roman „Die Leiden des jungen Werthers" zu schreiben, der 1774 vollendet wurde.

Goethe kehrt nach Frankfurt zurück. Hier bringt er sein Drama „Götz von Berlichingen" in der zweiten Bearbeitung zu Ende. Im Sommer 1774 erscheint das Schauspiel gedruckt und erregt sofort allgemeines Aufsehen. Goethe w u r d e z u m anerkannten Haupt der „Stürmer und Dränger". Goethes stürmische Auflehnung gegen die Unterdrückung der Persönlichkeit in der feudalen Gesellschaft trat auch in dem dramatischen Fragment „Prometheus" (1773) zutage. In Frankfurt begann Goethe am „Faust" zu arbeiten. Die erste Fassung, der „Urfaust", war bereits 1775 fertig.

Ende 1775 ging Goethe nach Weimar, wo er bis an sein Lebensende blieb. Sein Verbleiben an» Weimarer Hof trug viel dazu bei, dass die deutsche Misere den größten Deutschen besiegte. Hier in Weimar und zum Teil in Italien, wohin Goethe 1786 gereist war, vollzog sich seine Abkehr von der Sturm-und-Drang- Bewegung. Der letzte Nachhall der Sturm-und-Drang-ldeen im Schaffen Goethes war das Drama „Egmont", das 1788 abgeschlossen wurde. Die Wandlung vom Sturm-und-Drang zur Klassik fand ihren Ausdruck in dem Drama „Iphigenie auf Tauris" (1787) und in manchen anderen Werken. Die Versöhnungstendenz zeigte sich am stärksten in dem Drama ,. Torquato Tasso" (1790). Jahrelang arbeitete der Dichter an seinem Lebenswerk, dem „Faust", das im Juli 1831, dreiviertel Jahr vor seinem Tode, abgeschlossen wurde. „Mein

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ferneres Leben", sagte Goethe nach Beendigung des „Faust", „kann ich nunmehr als ein reines Geschenk ansehen, und es ist im Grunde einerlei, ob und was ich noch etwa tue."

Die Lyrik hat Goethe von frühen Jugendtagen bis ins höchste Alter begleitet. Und gerade in der Lyrik ist Goethe am volkstümlichsten, denn der Dichter erkannte die Notwendigkeit und Größe des deutschen Volksliedes als einer der wichtigsten Stoffquellen der Poesie. Dadurch, durch diese Erkenntnis, führte Goethe die deutsche Lyrik auf die Höhe, so dass alles, was wir von deutscher Lyrik seither den Grad der Meisterschaft erreichen sahen, auf seinen Wegen gewachsen ist.

Goethes Gedichte sind oft neuschöpferische Umdichtungen der poetischen Erzeugnisse anderer Dichter. Aber diese Umdichtungen haben eine viel größere Wirkung als die ihrer Vorlagen. Diese Beobachtung lässt sich besonders anschaulich an Goethes Balladen machen, wo er vorgefundene Stoffe zu neuem Leben bringt, wie denn der „Erlkönig" heute weit mehr Volkslied geworden ist als die Olufsballade, deren Kenntnis Goethe Herder verdankte und die beim „Erlkönig" Pate gestanden hat. Obgleich Bürger für den Vater der deutschen Ballade gilt, sind Goethes Balladen für die Entwicklung der deutschen Ballade wirksamer geworden.

Goethe entschlief nach kurzer Krankheit am 22. März 1832. Einige Tage darauf bestattete man ihn neben Schiller, mit dem ihn im Leben eine hohe Freundschaft verband.

Goethe ist eine der größten Erscheinungen in der deutschen Literatur. Sein Schaffen ist fortschrittlich, denn es ist ein Kampf gegen die enge u n d kümmerliche Welt, die ihn umgab, gegen die Welt, bewohnt von demütigen und zaghaften Philistern, beherrscht von einem armseligen Despotengesindel. Das Kämpferische seines Schaffens machte Goethe zu einem wirklich volkstümlichen Dichter, dessen Werke bis zur Gegenwart aktuell sind. Der 250. Geburtstag des großen Dichters wurde zur Feier der ganzen deutschen Nation.

Goethe verkörpert die deutsche Einheit im Geistigen und Sprachlichen. Er hat einen e n t s c h e i d e n d e n Anteil an der Bildung eines d e u t s c h e n Nationalbewusstseins. Durch ihn wurde in bedeutendem Umfang die deutsche Literatur auf die Höhe der entwickeltsten Nationalliteraturen anderer Völker gehoben und in den Schatz der Weltliteratur eingereiht.

WILHELM MEISTERS LEHRJAHRE

Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre" wurde 1795-1796 gesehrieben. Hier wird das Leben Deutsehlands am Ende des 18. Jahrhunderts geschildert. Die Hauptfigur des Romans, Wilhelm Meister, der Sohn eines vermögenden Kaufmanns, besucht in geschäftlichen Angelegenheiten auf Wunsch seines

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Vaters verschiedene Ortschaften. Unterwegs lernt er einige Sehauapieler kennen. Sein Interesse fürs Theater steigert sich, und er begibt sich mit einer Schauspielergesellschaft auf die Wanderschaft. Auf der Wanderschaft begegnet er Menschen verschiedener Stände, verschiedener Berufe. Später sieht er ein, dass die Bühne ihn nicht befriedigen kann, und er verlässt die wandernde Schauspielergesellschaft und schaut sich nach einem anderen Beruf um. Der Roman behandelt verschiedene soziale, wirtschaftliche, kulturelle u.a. Fragen.

DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHERS

Der Hauptheld dieses weltberühmten Briefromans, den J.Goethe im Jahre 1774 veröffentlichte, ist ein junger Mann namens Werther, dessen Erlebnisse und Gemütszustand uns meist seine Briefe an seinen Freund entdecken.

Werther ist in Charlotte (Lottchen) verliebt, sie ist aber mit einem gewissen Albert verlobt und muss Alberts Frau werden. Allmählich kommt Werther zu der Überzeugung, dass ihm das Glück mit Lotte nicht beschieden ist. Zum höchsten Maß der Verzweiflung gebracht, sucht Werther den Ausweg im Selbstmord.

Man darf aber der leidenschaftlich-weltschmerzlichen Einstellung des Romans wegen seine gesellschaftskritisehe Bedeutung nicht übersehen. Goethe tritt in seinern „Werther" als Vertreter der Sturm-und-Drangperiode der deutsehen Literatur auf, er beanstandet die damaligen Zustände, entlarvt die Willkür und Ungerechtigkeit der feudalen Gesellschaft.

EGMONT

Die Tragödie „Egmont''' wurde von Goethe 1787 während seiner italienischen Reise beendet, als er sich der Klassik zuwandte.

„Egmont" ist ein heroisches Drama über den nationalen Freiheitskampf in den Niederlanden des 16. Jahrhunderts. Die Niederlande leiden unter dem Joch des spanischen Königs Philipp II., der die grundlegenden Gesetze dieses Landes verletzt. In zahlreichen niederländischen Städten brechen Aufstände aus. Leute verschiedener Stände beteiligen sich daran. An der Spitze der niederländischen Adelsopposition gegen Philipp II. stehen Graf Lamoral von Egmont und Wilhelm von Oranien.

Zur Unterdrückung des Aufstandes schickt Philipp II. den Herzog Alba, einen stumpfsinnigen, grausamen Menschen. Der vorsichtige Wilhelm von Oranien flieht. Egmont, der der Gerechtigkeit seiner Sache sicher ist, will nicht fliehen. Alba beneidet Egmont wegen dessen Erfolge und Popularität. Die bestehenden Gesetze verletzend, lässt Alba Egmont verhaften und zum Tode verurteilen. Unter seinen Anklägern erblickt Egmont Albas Sohn Ferdinand, den er für seinen Freund hielt; das empört Egmont besonders. Im Gefängnis findet zwischen den beiden eine Erklärung statt: Egmont erfährt, dass Ferdinand

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ihn nicht verraten habe.

In der Tragödie wird Egmont als Führer des niederländischen Volkes im Kampf für dessen Unabhängigkeit, für nationale und ökonomische Befreiung vom spanischen Joch dargestellt.

FAUST

Die Tragödie „Faust" ist nicht nur das größte und bedeutendste Werk von Goethe, sondern auch der Gipfel des künstlerischen Realismus der bürgerlichen Literatur des 18.-19. Jahrhunderts.

Goethe arbeitete an diesem Werk im Laufe seines ganzen Lebens; er sehrieb den „Urfaust" 177.3-1775, vollendete 1808 den 1. Teil, "1831 den 2. Teil.

Der Grundgedanke dieser philosophischen Dichtung - die Grundlage des Lebens ist die schöpferische Arbeit: sie macht den Menschen frei und glücklich; alle Güter und Freuden der Erde vermögen nicht den Menschen glücklich zu machen, wenn er nicht schöpferisch tätig ist.

Dem Drama liegt zugrunde die alte Volkssage vom Doktor Faust.

Der 1. Teil. Doktor Faust hat sein ganzes Leben dazu verwendet, seinen heißen Wissensdrang z,u befriedigen. Er möchte erfahren „was die Welt im Innersten zusammenhält". Er muss schließlich einsehen, dass er nichts Rechtes weiß. Er ist der Verzweiflung nahe. Mit Hilfe von Mephistopheles sucht er ein volles Glück auf Erden zu erreichen. Er möchte dem Augenblick sagen: „Verweile doch, du bist so schön!"

Alle Bemühungen Mephistos, Faust das von ihm verlangte Glück zu verschaffen, scheitern: Genuss, Reichtum, Liebe -nichts vermag Fausts Drang nach Glück zu befriedigen.

Der 2. Teil. Auf der Suche nach Glück und Befriedigung erlebt Faust viele Abenteuer. Weder Mach t und Ansehen am Hofe des Kaisers noch die Schönhei t der antiken Welt sind imstande, Faust Befriedigung zu geben. Nach langem Umherirren und vielen Fehlern beschließt Faust seine erfolglosen Phantasien aufzugeben und in der Tätigkeit zum Wohl der Menschen Befriedigung zu suchen. Er ist von dem Gedanken begeistert, das Wasserelement zu bändigen: er will dem Meere große, fruchtbare Erdflächen abringen, damit die Menschen dort frei und tätig leben könnten.

In seinen letzten Lebensminuten träumt der alte Faust von diesem neuen Lande, von den Menschen, die dann seinen Kampf fortsetzen würden.

GOETHE ALS MEISTER DES APHORISMUS

Der Aphorismus (griech.) ist ein trefflicher, inhaltsreicher Gedanke (eines Dichters, Denkers), der sich in der Sprache eingebürgert hat. Goethe gilt mit Recht als Meister des Aphorismus. Ihm gehören Hunderte von Aphorismen in Prosa und zahlreiche Sprüche in gereimter Form. Die berühmtesten seiner

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Aphorismen oder Sprüche sind:

„Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen". „Unwissende werfen Fragen auf, welche von Wissenden vor tausend Jahren schon beantwortet sind."

„Ich habe mich in meinem Leben vor nichts so sehr als vor leeren Worten gehütet."

„Wer mit dem Leben spielt, Kommt nie zurecht;

Wer sich nicht selbst befiehlt, Bleibt immer ein Knecht."

„Willst du ins Unendliche schreiten, Geh nur im Endlichen nach allen Seiten." „Willst du dich am Ganzen erquicken,

So musst du das Ganze im Kleinsten erblicken."

TEXTERLÄUTERUNGEN

anakreontische Poesie - spielerisch-heitere Liebesund Trinklieder im Stile des altgriechischen Lyrikers Anakreon.

Herder, Johann Gottfried (1744-1803) - deutscher Denker und Dichter, Vertreter der bürgerlichen Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Er wies zuerst auf die Bedeutung.der Volksdichtung hin und veranstaltete auch 1778/79 die erste Sammlung von Volksliedern, die unter dem Titel „Stimmen der Völker in Liedern" bekannt ist. Neben den deutschen Volksliedern umfasst diese S a m m l u n g in Herders Übersetzung dänische, schottische, englische, französische u.a. Lieder.

Sturm und Drang ist eine Strömung der deutschen Literatur (das letzte Viertel des 18. Jahrhunderts) , als die deutschen bürgerlichen demokratischen Schichten, vertreten durch die besten Dichter der jungen Generation, ihren Protest gegen die feudale Ordnung zum Ausdruck brachten. Zu den Dichtern des Sturm und Dranges gehörten die jungen Goethe und Schiller, Herder, Klinger, Lenz, Bürger u.a.

Philister waren im Altertum ein nichtsemitisches Nachbarvolk der Juden. Übertragen: Philister - ein Mensch mit beschränktem Gesichtskreis, ein Spießbürger (mischtschanyn, filister); das Wort ist erst seit Goethe im allgemeinen Gebrauch; ursprünglich nur in der sogenannten Studentensprache bekannt.

Maxime f bedeutet: „Lebensregel", „Grundsatz", „Denkspruch". Das Wort ist lateinischen Ursprungs: „maxima" (regula) bedeutet im Lateinischen „die höchste (Regel)".

Reflexion f ist hier sinnverwandt mit dem Wort „Betrachtung".

Müßiggan m bedeutet hier „Untätigkeit", „Faulheit". Der „beschäftigte

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