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Text 4. Rubrik: Wissenschaft - Strukturwissenschaften – Linguistik. Codeswitching in der Sprache leicht verständlich erklärt

Online-Magazin freier Autoren und Journalisten “Suite 101. de”. http://www. suite101.de/content/codeswitching-in-der-sprache-leicht- verstaendlich -erklaert-a96972. 07.01.2011

Wer sich mit dem sprachwissenschaftlichen Phänomen des Codeswitchings auseinandersetzt, bekommt hier einen einfachen Überblick, was das ist.

Nicht selten kommt es vor, dass wir Menschen mit Migrationshintergrund bei ihren Konversationen beobachten können, zum Beispiel sogenannte deutsch-türkische Jugendliche, in deren Gesprächen es immer wieder zum Gebrauch anderssprachlicher Wörter kommt.

So können sich türkischstämmige Jugendliche im Bus angeregt auf Türkisch unterhalten, und plötzlich fließen uns sehr bekannte Wörter aus dem Deutschen mit ins Gespräch ein. Möglicherweise werden wir hierbei gerade Zeugen eines der interessantesten sprachwissenschaftlichen Phänomene, des Codeswitchings.

Allerdings ist nicht jede Konversation, die sich anderssprachlicher Ausdrücke bedient, als Codeswitching zu bezeichnen. In den meisten Fällen haben wir es mit einem Codemixing zu tun. Um die Fachbegriffe aus der Allgemeinen Sprachwissenschaft besser auseinander halten zu können, soll die nachfolgende streng vereinfachte Erklärung auch dem nicht-linguistischen Laien veranschaulichen, was damit gemeint ist.

Codemixing und Codeswitching – Was bedeutet das?

Carol Myers-Scotton, eine bekannte, mittlerweile emeritierte amerikanische Sprachwissenschaftlerin, legte in ihrem 1993 erschienenen Werk „Duelling Languages: Grammatical Structures in Codeswitching“ ausführlich dar, was unter Codeswitching zu verstehen ist und wie es im alltäglichen Sprachgebrauch vorkommt. Dabei unterscheidet sie klar zwischen den Begriffen „Codeswitching“ und „Codemixing“.

Codemixing: Beim Codemixing fließen Wörter aus einer Zweitsprache in ein Gespräch ein, für die es in der Konversationssprache keine ausreichende Entsprechung gibt. So müssten beispielsweise zwei in Deutschland lebende Inuit aus den nördlichen Polarkreisen, die zwar zig verschiedene Bezeichnungen für Schnee kennen, bei einem Gespräch über die Wüste in Afrika in ihrer Muttersprache sich des deutschen Wortes „Sand“ bedienen, um einen passenden Ausdruck im Gespräch zu finden, für den ihre eigene Sprache keinen hat. So liefe demnach das komplette Gespräch in Inuktitut, der Sprache der Inuit, ab, nur stellenweise flösse ein deutsches „Sand“ ins Gespräch mit ein.

Codeswitching: Anders verhält es sich beim Codeswitching. Hier fließen nicht nur Teile einer Zweitsprache in eine von Myers-Scotton sogenannte „Matrixsprache“ mit ein, die eingebetteten Sprachbegriffe aus einer anderen Sprache werden zudem grammatikalisch der Matrixsprache angepasst.

Das Matrix-Rahmen-Modell nach Carol Myers-Scotton

In ihrem Matrix-Rahmen-Modell stellt Carol Myers-Scotton dar, dass es eine Matrixsprache gibt, die eine übergeordnete grammatikalische Funktion übernimmt. Die Matrixsprache gibt einen morphosyntaktischen Rahmen vor, d.h. die gesamte Satzstellung (Syntax) und die Wortendungen (Morphologie) werden von der Matrixsprache bestimmt. Daneben gibt es eine eingebettete Zweitsprache („embedded language“), die sich in ihren grammatischen Funktionen der Matrixsprache unterordnet.

Drei Kriterien zur Bestimmung der Matrixsprache

Psycholinguistisches Kriterium: Diejenige Sprache fungiert als Matrixsprache, in der der jeweilige Sprecher am kompetentesten ist. In der Regel ist dies die Muttersprache, sofern ein Mensch nicht von vornherein zweisprachig aufgewachsen ist.

Soziolinguistisches Kriterium: Diejenige Sprache fungiert als Matrixsprache, die innerhalb einer Sprachgemeinschaft (damit ist hier die Gruppe von Sprechern gemeint, die gerade miteinander interagieren) dominiert, d.h. wenn eine Gruppe von Türkischsprechern zusammen kommt und sich unterhält, wird Türkisch die Matrixsprache sein.

Häufigkeitskriterium: Bei der sprachwissenschaftlichen Untersuchung von Codeswitching-Phänomenen lässt sich nicht immer eindeutig eine Matrixsprache ausmachen. Dann wird einfach diejenige Sprache als Matrixsprache bestimmt, aus der die meisten Morpheme stammen. (Anmerkung: Morpheme sind einzelne Bestandteile von Wörtern mit grammatikalischer Funktion: du sag+te+st besteht zum Beispiel aus drei Morphemen, nämlich dem Verbstamm „sag-“, dem Morphem für das Präteritum und dem Morphem für die Personenendung 2. Person Singular).

Welche Sprache letztendlich zur Matrixsprache erhoben wird, hängt von den Vorlieben der jeweiligen Sprachgemeinschaft ab. Es muss nicht immer die beliebteste Sprache oder die offizielle Amtssprache sein. Manchmal wählen Sprecher bewusst eine Matrixsprache, um sich vom sprachlichen Mainstream der Umgebung abzugrenzen. So sprechen türkischstämmige junge Deutsche sehr gerne Türkisch untereinander, um sich von der deutschen Gesellschaft abzuheben. Das hat dann denselben Effekt wie zum Beispiel der Gebrauch spezieller Soziolekte wie der Jugendsprache.

Einige Beispiele für echtes Codeswitchinges

Matrixsprache Deutsch, eingebettete Sprache Englisch:

„Leg den pencil auf den Tisch.“

Hierbei handelt es sich deshalb um echtes Codeswitching und nicht um Codemixing, weil nicht nur einfach das englische Wort „pencil“ für Stift in den Satz einfließt, sondern weil „pencil“ grammatikalisch dem Deutschen angepasst wird, was man durch den Artikel „den“ im Akkusativ erkennt.

Matrixsprache Deutsch, eingebettete Sprache Englisch:

„Leg die pencils auf den Tisch.“ Im Plural erkennt man die Anpassung des englischen Begriffs an die deutsche Matrixsprache noch besser.

Matrixsprache Türkisch, eingebettete Sprache Deutsch:

„Yani, Abschluss u yok mu?“

Diesen Satz zerlegen wir in seine grammatikalischen Bestandteile:

Yani, Abschluss+u yok+mu

Yani = Also

u (bei Abschluss) = besitzanzeigende Endung (auf Deutsch: sein)

yok = Verneinung

mu = Fragepartikel

Übersetzung: „Hat er keinen Abschluss?“

Matrixsprache Türkisch, eingebettete Sprache Deutsch:

„Ja, Realabschluss u da olsa ne yapacak ki onla?“

Und wieder zerlegt:

Ja, Realabschluss+u da olsa ne yap+acak ki onla?

u (bei Realabschluss) = besitzanzeigende Endung (auf Deutsch: sein)

da olsa = selbst wenn

ne = was

yap = machen (Stamm von yapmak)

acak = Futur 3. Person Singular

ki onla = damit

Übersetzung: „Ja, selbst wenn er einen Realabschluss hätte, was würde er damit machen?“

Die Beispiele machen deutlich, wie deutsche bzw. englische Begriffe in die jeweilige Matrixsprache, Deutsch oder Türkisch, einfließen und in ihrer Funktion und Grammatik angepasst werden.

Codeswitching – Ein Zeichen für mehrsprachige Sprachkompetenz

Codeswitching tritt immer nur dort zutage, wo Sprecher in zwei oder mehreren Sprachen kompetent sind. Ohne entsprechende Sprachkompetenz gibt es kein Codeswitching. Es ist also keineswegs ein Zeichen für sprachliche Inkompetenz, wenn codeswitchende Sprecher zweisprachig kommunizieren. Es ist nicht der Fall, dass türkischsprechende Jugendliche kein ausreichendes Deutsch beherrschten, weil sie sich überwiegend in Türkisch unterhalten und nur gelegentlich deutsche Begriffe verwenden, sondern sie beweisen damit im Gegenteil, dass sie in beiden Sprachen kompetent sind und sowohl das Deutsche als auch das Türkische beherrschen, denn nur so können sie grammatikalisch auf diese Weise mit beiden Sprachen in einer flüssigen Konversation spielerisch umgehen. Wer codeswitcht, stellt seine große Sprachkompetenz in verschiedensprachlichen Bereichen unter Beweis. (Sigrun Hopfensperger)

Lexik zum Einprägen und zum Aktivieren:

1.das Codeswitching (-s, s) – перемикання коду (лінгвістичного)

2. der Fachbegriff (-[e]s,-e) – термін; поняття (з) області застосування

3. vereinfacht part. adj – спрощений

4. veranschaulichen vt – робити наочним; наочно пояснювати; показувати

5. der Sprachgebrauch (-s,-bräuche) – слововживання

6. die Entsprechung (-,-en) – відповідність; еквівалент

7. der Inuk (-s, Ịnuit) – [eskim. = Mensch]: Selbstbezeichnung der Eskimos – еск. людина

8. die Matrixsprache (-, en) – мова-«матриця», мова-основа

9. angepasst part.adj – узгоджений

10. übergeordnet part. adj – той, що займає більш високий рівень, вищестоящий

11. eingebettet part.adj – вставлений, врощений (всередину)

12. (sich) unterordnen (D.) – підкорятися, підпорядковуватися (кому-л.)

13. die Sprachgemeinschaft (-, en) – мовна спільнота

14. interagieren vi – взаємодіяти, здійснювати інтерактивний зв'язок

15. der Mainstream (-s,-) – головний (основний) напрямок

16. der Soziolekt(-s,-e) – соціолект (соціальний діалект з характерним слововживанням, способами вираження і стилістики)

17. der Bestandteil (-s,-e) – складова частина, елемент; компонент

18. besitzanzeigend adj – присвійний

19. die Sprachkompetenz (-,-en) – мовна компетенція

20. spielerisch adj – несерйозний, жартівливий, грайливий

Beantworten Sie die Fragen:

1. Wovon zeugt der Gebrauch anderssprachlicher Wörter in den Gesprächen der Zuwanderer? 2. Was bedeutet der Begriff Codemixing? 3. Welchen Unterschied gibt es zwischen Codemixing und Codeswitching? 4. Was versteht Carol Myers-Scotton unter dem Matrix-Rahmen-Modell? 5. Was ist die „Matrixsprache“ 6. Nach welchen Kriterien können wir die Matrixsprache bestimmen? 7. Wie beeinflusst die Matrixsprache eine Zweitsprache? 8. Was ist Soziolekt? 9. In welchem Satz haben wir mit dem Codeswitching zu tun: „Leg den pencil auf den Tisch“ oder „Leg die pencils auf den Tisch“? Begründen Sie Ihre Meinung! 10. Unter welchen Bedingungen tritt Codeswitching zutage?

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