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Text 9. Wortbildung: die morphologische Struktur der Wörter

(Karl-Dieter Bünting)

Man kann die gerade in der deutschen Sprache so reichlich vertretene Wortbildung eigentlich kaum unter rein synchronischen Gesichtspunkten adäquat betrachten. Wenn man eine diachronische Betrachtung ausklammert, weil man zunächst heute produkrive Wortbildungsvorgänge und -muster erfassen will, dann muss man sich darüber im Klaren sein, dass gerade bei der Wortbildung, wo das Entstehen der theoretisch so schwer zu fassenden, aber empirisch gegebenen Wörter zu analysieren ist, die historische Dimension und der Vergleich mit früheren Sprachstufen Vieles erklären kann, was bei synchronischer Betrachtung als Ausnahme, als „geprägtes Wort“ usw. registriert werden muss. Eine synchronische Betrachtung stellt fest, ob bestimmte Bildungsmuster noch wirksam sind, ob also bestimmte Morphemkombinationen ad hoc gebildet werden können (offene Klassen), wie z. B. die Kombination „Lexem + -ung“ oder ob Muster nicht mehr wirksam sind und Morphemkombinationen nicht mehr ad hoc gebildet werden könnten, wie z. B. Wörter auf -nis (geschlossene Klassen).

Insgesamt gesehen hat die synchronisch ausgerichtete strukturalistische Linguistik nicht viel zur Beschreibung der Wortbildung beigetragen, zumal nicht zur Beschreibung der Wortbildung im Deutschen. Im Folgenden werden deshalb wiederum nur Vorschläge skizziert, wie man die Wortbildung auf der Basis morphologischer Analysen darstellen könnte. Vorschläge zur Behandlung im Rahmen der generativen Grammatik werden später behandelt.

Die folgende Darstellung wird sich auf die drei sog. Hauptwortarten (Nomen, Verben, Adjektive) beschränken, weil diese den weitaus größten Teil deutscher Wörter ausmachen, und weil die deutsche Wortbildung hier nicht vollständig, sondern nur exemplarisch behandelt werden kann.

Die Wörter lassen sich aufgrund ihrer morphematischen Struktur nach den Morphemtypen Lexem (zugleich gewöhnlich Kern), Flexionsmorphem (häufig als innere Flexion durch eine Alloform des Lexems realisiert) und Wortbildungsmorphem unter rein synchronischen Gesichtspunkten in drei oder vier Klassen einteilen.

1. Wörter, die aus einem Lexem und möglicherweise einem Flexionsmorphem bestehen; sie werden traditionell einfache Wörter genannt; Beispiel: Glück.

2. Wörter, die aus einem Lexem, einem oder mehreren Wortbildungsmorphemen und möglicherweise einem Flexionsmorphem bestehen; sie werden traditionell abgeleitete Wörter genannt; Beispiele: glücklich, Unglück, verunglücken.

3. Wörter, die aus mindestens zwei Lexemen, möglicherweise einem oder mehreren Wortbildungsmorphemen und möglicherweise einem Flexionsmorphem bestehen; sie werden traditionell zusammengesetzte Wörter genannt; Beispiele: Glückslos, Losglück, Unglücksrabe.

4. Außerdem gibt es eine Anzahl von Wörtern, gewöhnlich Verben, die aus einem Lexem, einem deiktischen Element und möglicherweise einem oder mehreren Wortbildungsmorphemen und Flexionsmorphemen bestehen, z. B. beglücken, verunglücken, abfahren, vorführen, fortschreiten, Fortschritt. Diese Wörter werden teilweise als Ableitungen und teilweise als Zusammensetzungen klassifiziert. Die deiktischen Elemente, gewöhnlich Präpositionen, werden auch trennbare Präfixe genannt, weil sie beim Flektieren z. T. abgetrennt werden im Gegensatz zu den nicht trennbaren Präfixen, man vergleiche abfahren fährt ab und verfahren verfährt. In einigen Wortbildungslehren werden solche Präfixbildungen sowohl bei trennbaren als auch bei untrennbaren Präfixen gesondert behandelt; der Begriff Ableitung bleibt dort Suffixbildungen vorbehalten.

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