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Text 7. Das Problem der Wortarten

(Karl-Dieter Bünting)

Wörter werden traditionell nach Wortarten oder Wortk1assen eingeteilt. Die Klassifikation wird gewöhnlich mit unterschiedlichen Argumenten begründet.

1. Wörter werden nach ihrer morphologischen Struktur klassifiziert; man sagt dann z. B. „ein konjugierbares Wort ist ein Verb“.

2. Wörter werden nach distributionellen Kriterien definiert; man sagt dann z. B. „Wörter, die an Stelle von Nomen stehen können, sind Pronomen“.

3. Wörter werden nach ihrer Funktion in Sätzen oder Satzteilen, also nach syntaktischen Gesichtspunkten klassifiziert; man sagt dann z. B. „Wörter, die Verben näher bestimmen, sind Adverbien“.

4. Wörter werden nach den Umweltreferenten, auf die sie typisch verweisen, klassifiziert, man sagt dann z. B. „Wörter, die den Dingen Namen geben, sind Nomen bzw. Substantive“.

Keines dieser vier Klassifikationsprinzipien kann befriedigen. Die im Hinblick auf die Zerlegung der Wörter in Morpheme distributionelle Definition nach morphologischen Kriterien setzt voraus, dass die Morpheme und ihre semantischen Inhalte und syntaktischen Funktionen unabhängig von Wörtern definiert sind; diese Voraussetzung ist bestenfalls in einer Darstellung der morphologischen Struktur von Wörtern zu erfüllen aber nicht bei der Analyse selbst, bei der man nicht nur mit Morphemen als Teilen von Äußerungen konfrontiert ist, sondern eben auch mit Wörtern. Das gleiche gilt für die Definition von Wortklassen wie Pronomen, bei der auf andere Wortklassen verwiesen wird. Die Definition nach syntaktischen Kriterien setzt eine vollständige syntaktische Analyse voraus. Für die Syntax wird das auch in der generativen Grammatik angestrebt, wie weiter unten erläutert wird, aber dort erscheinen einerseits als Endterme einer syntaktischen Analyse keine Wörter oder Morpheme sondern die sog. „Formative“ als abstrakte syntaktische Einheiten, und andererseits werden bei der Analyse selbst Wortartkategorien wie Nomen, Nominalphrase, Verb usw. verwendet und somit als Grundbegriffe vorausgesetzt. Wenn diese Verwendung traditioneller grammatischer Kategorien in der generativen Grammatik auch theoretisch abgesichert ist, so ist damit für eine Definition dieser Kategorien außerhalb der generativen Modelle nichts gewonnen. Die semantische Definition schließlich scheint zwar für die jeweils angegebenen Wörter plausibel, aber für eine große Zahl von Wörtern einer Klasse ist sie schlechterdings unsinnig, wie man am Beispiel der „Dingwörter“ sehen mag: ein Ball und ein Haus sind Dinge, aber Dummheit ist kein Ding, auch kein „abstraktes“. Außerdem sind diese semantischen Definitionen eigentlich an den in den Wörtern enthaltenen Lexemen orientiert; die Lexeme sind aber gar nicht so eindeutig auf bestimmte Wortarten festgelegt, wie es scheinen mag. Eine Untersuchung von ca. 2750 im Wörterbuch von Mackensen enthaltenen Lexemen ergab, dass 47,4% der Substantive, 45,2% der Verben und 43,8% der Adjektive ohne Wortbildungsmorphem und ohne Änderung des Sprachkörpers abgesehen vom Hinzufügen bzw. Streichen der Infinitivendung -en bei den Verben mindestens einer der beiden anderen Wortklassen angehörte, so wie sie bei Mackensen gekennzeichnet waren.

Im Hinblick auf die Wortarten hat der Strukturalismus eigentlich nur Kritik an den bisher vorgelegten Definitionen zu bieten, soweit man sich überhaupt mit Wörtern befasst hat. Das erklärt sich daraus, dass kein überzeugender Wortbegriff definiert werden kann und das hat u. a. wiederum darin seinen Grund, dass der Strukturalismus in der Erforschung der Semantik wenig geleistet hat, weil die Semantik als „mentalistischer“ Bereich lange Zeit aus strukturalistischer Forschung ausgeschlossen wurde.

Man muss demnach die traditionellen Wortartbegriffe verwenden. Traditionellerweise teilt man deutsche Wörter in 9 oder 10 Wortklassen ein: Nomen (bzw. Substantive), Verben, Adjektive, Adverbien, Pronomen (bzw. Artikel und Pronomen), Numeralien, Konjunktionen, Präpositionen und Interjektionen. Definiert werden die Wortarten nach den oben kritisierten Prinzipien. Per Definitionem enthalten alle Wörter mindestens ein Kernmorphem, wenn man den Begriff Kern so erweitert, dass die Verbalstämme darunter fallen; wie oben anhand derjenigen Kerne, die zugleich Lexeme sind, mit Zahlen belegt, sind die Kerne jedoch nicht unbedingt auf eine Wortart festgelegt; vom Sprachkörper her gesehen sind sie zur Hälfte gewissermaßen Wortarthomonyme. Der Kern REIF z. B. erscheint als – semantisch mehrdeutiges – Nomen (Armreif und gefrorener Tau), als Verbum (reifen) und als Adjektiv (reife Birne). Die Wörter einiger Wortarten – die Substantive (Nomen), Verben, Adjektive, Pronomen, Artikel und Numeralien – sind in spezifischer Weise flektierbar, d h. ihre Wortformen bestehen aus einem Lexem und meistens einem Flexionsmorphem, wobei der Kern je nach Flexionsstatus durch verschiedene Allomorphe repräsentiert werden kann. Die Kerne einiger Wortarten sind Lexeme; das trifft bei Nomen, Verben, Adjektiven und Numeralien in jedem Fall, bei Adverbien z. T. zu (schnell, schön). Die Kerne anderer Wortarten sind deiktische, z. T. anaphorische Partikel; das trifft bei Pronomen, Präpositionen und Konjunktionen und wohl auch Interjektionen in jedem Fall, bei Adverbien z. T. zu (heute, hier).

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