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Text 10. Stellung des finiten Verbs im Deutschen: verbale Satzklammer und Satzarten

(Karl-Dieter Bünting)

Im Deutschen hat die Stellung des Verbs besondere Bedeutung. Zum einen bildet das verbale Satzglied, wenn es aus mehr als nur einem finiten Verb besteht, eine Klammer, in der der Rest des Prädikates, so vorhanden (weiter Prädikatsbegriff), sowie zum Prädikat gehörende adverbielle Bestimmungen eingeschlossen sind. Man spricht hier von der verbalen Satzklammer.

Verb mit trennbarem Präfix: Der Zug fährt morgen früh um 7.11 Uhr ab.

Umschriebene Verbform: Der Zug wird morgen früh um 7.11 Uhr abfahren.

Konstruktion mit Modalverb: Der Zug soll morgen früh um 7.11 Uhr abfahren.

Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Vorfeld, dem Teil außerhalb der verbalen Klammer, und vom Nachfeld, dem Teil hinter dem finiten Verb, gegebenenfalls in der Satzklammer.

In Satzgefügen mit vorangestelltem Gliedsatz (Nebensatz) spricht man-fälschlicherweise – von der Inversionsstellung des Subjekts; man meint damit, Subjekt und finites Verb seien „vertauscht“; das stimmt eigentlich nicht, denn das Verb behält seine zweite Position, die erste wird eben nur durch einen Gliedsatz eingenommen.

Weiterhin gibt die Position des finiten Verbs im Deutschen einen Hinweis auf die Satzart, und zwar

– bei Zweitstellung handelt es sich um einen Aussagesatz (Mitteilungssatz, Feststellungssatz; die Bedeutung und kommunikative Funktion bleibt hier unerörtert) oder um einen Fragesatz mit Fragepronomen (Ergänzungsfrage).

Der Zug fährt morgen früh um 7.11 Uhr ah. Wann fährt der Zug ab?

– bei Spitzenstellung (Stirnstellung, Frontstellung) handelt es sich um einen Fragesatz (Entscheidungsfrage), um einen Aufforderungssatz (Befehlssatz) oder um einen Ausrufesatz; bei letzterem würde das Verb in mündlicher Rede besonders betont, das wird syntaktisch durch die Spitzenstellung angezeigt.

Fährst du mit dem Zug? Fahr doch mit dem Zug!

Fahre ich da gestern im Zug und treffe ausgerechnet das blonde Mädchen.

Bei allen drei Satzarten können in der mündlichen Rede auch andere Stellungen verwendet werden; die Betonung signalisiert dann die Satzart; im geschriebenen Text wird das durch Satzschlusszeichen angezeigt, vgl.

Du kommst morgen. (Keine besondere Betonung, Aussagesatz)

Du kommst morgen? (Stimme am Ende gehoben, Fragesatz)

Du kommst morgen! (Betonungsakzent auf kommst, Stimme am Ende gesenkt, Aufforderungssatz)

– Bei Endstellung schließlich handelt es sich um einen Gliedsatz (Nebensatz).

Wann der Zug morgen früh abfährt, weiß ich nicht genau. Ich weiß nicht genau, wann der Zug morgen früh abfährt.

Text 11. Stellung und kommunikativeFunktion

(Karl-Dieter Bünting)

Soweit die Möglichkeiten und Restriktionen der Wortstellung und Satzgliedstellung für die Kennzeichnung syntaktischer Funktionen, seien es Satzteilfunktionen oder Satzarten, von Bedeutung sind, sind sie nicht beliebig und sind sie somit grammatische Regularität. Soweit jedoch verschiedene Varianten gleiche syntaktische Funktion haben, hat die jeweilige Variante - möglicherweise - andere, über die Syntax hinausgehende Funktion. Schon immer ist die Ansicht vertreten worden, Auswahl aus systematischen Möglichkeiten sei ein konstitutives Merkmal für Stil. Bei der Wortstellung spricht man so z. B. von Nachtragstil, wenn nachgestellte Attribuierungen sich häufen, oder man weist der ersten Stelle im Satz einen besonderen Betonungscharakter zu.

Einen Zusammenhang sieht man auch zwischen dem Neuigkeitswert von Teilen und der Wortstellung; man spricht hier von der funktionalen Satzperspektive und greift die Thema-Rhema-Unterscheidung auf: Nach dieser Ansicht wird das Thema, das Bekannte, das einen neuen Satz mit vorher Gesagtem verknüpfen mag, zuerst gesagt; das Neue (Rhema), welches darüber gesagt wird, folgt. Bei stärkerer emotionaler Beteiligung hinsichtlich des Neuen, bei größerem Mitteilungsdrang hingegen wird zunächst das Neue (Rhema) gesagt und dann folgt die bekannte Bezugsgröße (Thema). Diese Ansicht ist umstritten und wohl kaum als durchgängige Regularität festzuhalten.

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