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Text 3. Rubrik: Linguistik. Das Sprachmodell des Ferdinand de Saussure

Das bilaterale Zeichen: Grundbegriff der Sprachwissenschaft

Online-Magazin freier Autoren und Journalisten “Suite 101. de”. http://www.suite101.de/content/das-bilaterale-zeichen-a51368. 07.01.2009

Wer sich mit Sprachwissenschaft beschäftigt, wird auf den Linguisten Ferdinand de Saussure stoßen. Sein Modell vom bilateralen Zeichen ist längst Standard geworden.

Ferdinand de Saussure hat die „Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft“ (so auch der Teil eines seiner Werke) geprägt und Einfluss auf verschiedene Disziplinen, vor allem auch auf die strukturalistische Literaturwissenschaft, ausgeübt. Der zentrale Begriff seiner Theorie ist „das Zeichen.

Wird ein Wort artikuliert, weckt dieser physikalische Laut einen psychischen Eindruck in uns: eine bestimmte Vorstellung. Beide Bestandteile sind eng miteinander verbunden. Wenn wir den Laut hören, so entsteht in unserem Geist unmittelbar die dazugehörige Vorstellung, und sprechen wir von einem Begriff, so verbinden wir damit auch das Lautbild. Ausdrucks- und Inhaltsseite sind zwei Seiten desselben Dinges: des Zeichens. Diese Eigenschaft ist nach de Saussure benannt mit dem Ausdruck „bilateral“.

De Saussure: Die Eigenschaften des sprachlichen Zeichens

Eine weitere Eigenschaft von de Saussures Zeichenmodell ist die Arbitrarität, also die Willkürlichkeit der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt. Dass beispielsweise das Lautbild [baum] mit dem Konzept „Baum“ verbunden wird, ist nicht logisch noch sonst wie begründet. Die Arbitrarität entbindet das Zeichen jedoch nicht von seinem festen Platz in der Sprache. Dieser ist ganz und gar nicht willkürlich: Jede Verbindung von Lautkette und Begriff beruht auf gesellschaftlichen Vereinbarungen. Diese Konventionalität darf nicht gebrochen werden. Allerdings erlangt ein sprachliches Zeichen nur allgemeine Gültigkeit, wenn es von der Sprachgemeinschaft akzeptiert und anerkannt wird. Natürlich erfährt ein Zeichen im Laufe der Zeit eine Umgestaltung, weil es sich ununterbrochen in der Zeit fortpflanzt. Das Verhältnis zwischen Bezeichnetem und Bezeichnung verschiebt sich. Diese Veränderung kann jedoch nicht von Einzelnen vollzogen werden, denn Sprache ist eine soziale Erscheinung.

Viel entscheidender ist die Tatsache, dass Sprache als Produkt ‚weitervererbt‘ und auch wirklich übernommen wird. Saussures Begründung für diese Übernahme ist eine Schwerfälligkeit der Sprachgenossen, die auf vertraute Regeln insistieren. Da auf die Zeichen das Merkmal der Arbitrarität zutrifft, gibt es nach Saussure ohnehin keinen Grund, die unendliche Fülle sprachlicher Ausdrücke absichtlich zu ändern. Das komplizierte Regelsystem sei den Spezialisten, Grammatikern oder Logikern, vorbehalten.

Wie funktioniert Sprache?

Wenn wir Sprache hören, erreicht sie uns als eine akustische Aneinanderreihung einzelner bedeutungstragender Einheiten. Diese Sprachzeichen stehen zeitlich immer nacheinander, beziehungsweise in geschriebener Sprache räumlich hintereinander. Bei dieser Anordnung darf kein Element vertauscht oder ausgelassen werden. Also ist auch Linearität nach de Saussure eine Eigenschaft der Sprachzeichen. Durch unsere Aufmerksamkeit und Gewöhnung können wir aus der Lautfolge Einheiten heraushören, die wir mit Begriffen verbinden. Das funktioniert wie folgt: Der Kette der Lautbilder läuft eine Kette der Vorstellungen parallel. Wenn wir nun meinen, die richtige Abgrenzung für ein Wort getroffen zu haben, muss der Sinn diese Abgrenzung rechtfertigen. Ein Begriff kann allerdings, obwohl er lautlich gleich ist, in einer anderen Umgebung einen anderen Sinn haben. De Saussure ordnet ihn dann zu einer anderen Einheit zu. Seine Beispielsätze lauten: „la force du vent“ und „il me force à parle“. Die Vorstellung hinter dem Wort force sind jeweils unterschiedlich.

Das Merkmal der Repräsentativität verdeutlicht die Stellvertreterfunktion, die das sprachliche Zeichen innehat: Die Lautkette steht für die Vorstellung. Beide Komponenten repräsentieren Dinge in der Welt. Schließlich hat das Sprachzeichen die Eigenschaft der Materialität. Es wird über die menschlichen Sinne wahrgenommen, entweder über den Gehörgang, als Formen auf Papier oder über seine plastischen Strukturen, wie bei der Blindenschrift.

Die Struktur der sprachlichen Zeichen: langue und parole

Saussure führt drei Grundbegriffe der Sprache an: Zum einen stellt er Sprache dar als angeborene menschliche Fähigkeit (langage). Sie soll hier nur am Rande erwähnt sein.

Weiter unterscheidet er Sprache als gesellschaftliches Phänomen (langue) im Unterschied zur konkreten, physikalischen Erscheinung (parole). Während die Parole den konkreten Sprechakt meint, die Realisierung der menschlichen Sprache und deren gesprochene und geschriebene Resultate, liefert die Langue ihr das feste System der Elemente und Regeln. Wir können uns die Langue vorstellen als eine Abstraktion, die nur als Resultat kollektiver Sprachgebräuche existiert. Die Parole hingegen ist ein konkreter Akt. Heute beinhaltet dieser Begriff auch die komplizierten psychologischen Prozesse der menschlichen Kommunikation.

Das Zeichen auf der Ebene der Langue kann man untersuchen und definieren und dennoch halten wir uns im Alltag (in der Parole) nicht immer an diese Regeln. Die Parole ist in diesem Sinne immer eine freie Schöpfung, die von den Gesetzen, die man ihr zugrunde legen möchte, nie völlig erklärt wird. Wir halten uns nicht immer genau an die Gesetze der Langue, variieren und verändern sie manchmal – und dennoch werden wir verstanden. (Jasmin Hambsch)

Lexik zum Einprägen und zum Aktivieren:

1. bilateral adj– двосторонній; двосторонньо-симетричний

2. die Literaturwissenschaft – літературознавство

3. das Zeichen (-s,=) – знак, символ

4. der Laut (-es,-e) – звук, тон

5. das Lautbild (-s,-er) – звуковий образ, звукова форма (слова)

6. die Arbitrarität – незалежність знака, символу від позначуваного і позначувального

7. entbinden (entband, hat entbunden) vt von (D.) – звільняти від

8. die Vereinbarung (-,-en) – угода, домовленість

9. die Sprachgemeinschaft (=,-en) – мовна спільнота

10. pflanzen (sich) – розмножуватися; поширюватися

11. weitervererbt part. Adj – той, який передається у спадок

12. vorbehalten (behielt vor, vorbehalten) vt – обговорювати, зберігати за собою

13. die Aneinanderreihung (-,-en) – послідовність

14. die Linearität (=) – лінійність

15. heraushören vt – розрізняти (вловлювати) на слух

16. die Kette (-,-n) – ланцюг, ряд

17. die Abgrenzung (-,-en) – відділення; розмежування; розрізнення

18. die Stellvertreterfunktion (=,-en) – функція заступництва (заступника)

19. die Langue (-) – мова як граматична та лексична система

20. die Parole (-) – усне мовлення

Beantworten Sie die Fragen:

1. Welche Rolle spielte Ferdinand de Saussure in der Entwicklung der Sprachwissenschaft? 2. Woraus besteht ein Zeichen? 3. Was versteht Ferdinand de Saussure unter dem bilateralen Charakter eines Ausdrucks? 4. Was bedeutet die Arbitrarität? 5. In welchem Fall erlangt ein sprachliches Zeichen allgemeine Gültigkeit? 6. Wie ist die Linearität mit Sprachzeichen verbunden? 7. Wie kann man die Stellvertreterfunktion eines Zeichens erklären? 8. Worin besteht die Materialität eines Zeichens? 9. Welche Grundbegriffe der Sprache hat Saussure eingeführt? 10. Wodurch unterscheidet sich die Langue von der Parole?

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