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Satzarten nach der Zielstellung des Sprechenden

In der syntaktischen Paradigmatik gibt es mehrere Korrelationsreihen je nach dem Ordnungsprinzip der Satzarten.

Nach der Zieleinstellung des Sprechenden unterscheidet man: Aussagesatz, womit der Sender dem Empfänger eine Information vermittelt; Fragesatz, womit der Sender die ihm fehlende Information von dem Empfänger erhalten will, Aufforderungssatz, womit der Sender den Empfänger zu einer Tat anregen will. Den Ausrufesatz schließen nicht alle Grammatiker in diese Reihe ein, man betrachtet ihn eher als eine emotionale Abart der erwähnten Sätze, doch gibt es auch Gründe, ihn als eine vierte Art den übrigen drei gleichzusetzen. Die von dem Sprecher bezweckte Redeabsicht ist eine andere – Gefühlsäußerung über eine Information: Wie herrlich leuchtet mir die Natur! (Goethe) oder ein emphatisch ausgedrückter Wunsch: Hätte ich Flügel!, manchmal eine undifferenzierte, doch immer emotionale Äußerung: Oh! Und ob! Unter dem stilistischen Aspekt ist der Ausrufesatz äußerst wirksam.

Da die Aussagesätze stilistische Nullfärbung haben, die Aufforderungssätze im Zusammenhang mit den Modi behandelt wurden, beschränken wir uns hier auf den Stilwertt der Ausrufe- und Fragesätze.

Der Ausrufesatz gestaltet sich in mannigfaltigen Satzbauplänen; bald kleidet er sich in die Struktur eines Fragesatzes mit Spitzenstellung des Verbs oder einem Fragewort: Bin ich glücklich! Wie jung sieht er aus!, bald nimmt er die Form eines Nebensatzes an: Ob ich ihn kenne! Dass ich nicht lache!, bald fällt er strukturell mit einem Aussagesatz zusammen: Das nenne ich eine Überraschung!

Zahlreich sind eingliedrige und elliptische Ausrufesätze: Prosit! Hurra!. Die Sprache verfügt auch über besondere nur den Ausrufesätzen eigene Modelle, die man eigentliche Ausrufesätze nennt: Was für ein Mädchen! Welche Freude!

Implizite Verneinung enthalten die Modelle: Er und ein Lügner! Er und lügen!

Allen Satzbauplänen ist ein Zug gemein: eine spezifische Tonführung, die den Ausrufesatz prägt und zu seinem

Gehalt ein zusätzliches Sem hinzufügt – das Bewertungssem. Welche Bewertung realisiert wird – Bewunderung, Freude, Zorn oder Ironie – hängt von der Situation, Lexik, Intonation ab. Wesentlich ist, dass der Ausrufesatz den Sachverhalt immer mit innerer Anteilnahme zum Ausdruck bringt, deshalb besteht er aus einer Interjektion oder einem interjektionsartigen Wort (bzw. Wortgruppe) oder schließt sie in sich ein: O Erd! O Sonne! O Glück! O Lust! (Goethe).

In der Sachprosa und in der Wissenschaft werden Ausrufesätze vermieden. Ihre Funktionsbereiche sind Alltagsrede, schöne Literatur, Appelle und Losungen.

Der Fragesatz enthält kein Bewertungssem; sein Hauptsem ist „Frage“. Er verfügt über seine eigenen Satzbaupläne, die in Übereinstimmung mit der entsprechenden Tonführung dieses Sem zum Ausdruck bringen. Außerdem besitzt er als Hintergrundseme das Sem „Aufforderung“ und das Sem „Mitteilung“.

Unter Umständen erfolgt еine Umgruppierung von Semen, so dass ein Hintergrundsem in den Vordergrund rückt und ausschlaggebend wird. Dann verwandelt sich eine echte (eigentliche) Frage in eine Aufforderungsfrage oder eine rhetorische Frage. Beide sind dann unechte Fragesätze mit absoluter stilistischer Färbung. Als Umschalter wirken die Intonation, der sprachliche Kontext und die Sprechsituation.

Wirst (willst) du jetzt ruhig sein? – das Sem „Aufforderung“ drängt das Sem „Frage“ zurück.

Alle Arten von Fragesätzen können im Kontext zu einem wirksamen Stilmittel werden.

Der eigentliche Funktionsbereich der Fragesätze ist natürlich mündlicher Verkehr, sei es Alltagsrede, Dienstbesprechung, Prüfung, Pressekonferenz, Interview, Verhör u.a.m.

Frage und Antwort als Formen der partnerbezogenen Rede sind inhaltlich und formell so eng verflochten, dass sie eine Sprecheinheit bilden. In der schönen Literatur findet sich die Frage-Antwort-Einheit vor allem in der Figurensprache, aber auch in der erlebten Rede in Form eines einzelnen Fragesatzes oder eines ganzen Fragesatzkomplexes. Er beleuchtet die innere Welt der Personen, offenbart ihre Absichten, Zweifel, Unruhe, Angst oder Erwartung. Manchmal ist das ein Selbstgespräch oder ein innerer Monolog, innere Reflexion.

In der Autorensprache erscheint der Fragesatz viel seltener, nur im Fall, wenn der Verfasser gleichsam an die Rampe tritt und den unmittelbaren Kontakt mit dem Publikum aufnimmt. Der Autor kommentiert, unterhält sich im Plauderton mit seinem Leser, hilft ihm, die richtige Stellung einzunehmen. Da auch die Stimmen der handelnden Personen hörbar sind, entsteht eine krasse Besonderheit der modernen Prosa – die Polyphonie.

Der wissenschaftliche Stil verwendet vorrangig rhetorische Fragen.