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  1. Soziale Jargonismen

Unter sozialen Jargonismen versteht man die spezifische Lexik bestimmter Kreise von Menschen, die sich bewusst – aus unterschiedlichen Gründen und auf unterschiedliche Art – von ihrem Sprachkollektiv absondern wollen. Dies betrifft in der Klassengesellschaft die sog. Oberschichten (Adel, Großbourgeoisie, „hohes“ Militär) und ihren Gegenpol, die sog. deklassierten Elemente. Was die beiden Bevölkerungsgruppen miteinander verbindet, ist eine ablehnende bzw. feindliche Einstellung zur Gemeinschaft, in der sie leben.

Der Jargon der deklassierten Elemente, historisch als Rotwelsch entstanden, wird gewöhnlich als Argot bezeichnet. Einzelne Argotismen, die das objektive Sozialkolorit dieser Bevölkerungsgruppe charakterisieren – z.B. Café Viereck („Gefängniszelle“) u.a. – werden bei entsprechender Thematik in der schönen Literatur zur sozialen Koloritzeichnung verwendet. Auch in der Presse – z.B. heiße Ware (“gestohlene Ware“), Traumzigarette (= mit Rauschgift) u.a.

Stilistische Charakteristik und Stilwerte fester Wortverbindungen

Wie aus zahlreichen Arbeiten zur Phraseologie hervorgeht, stellt dieser Problemkreis eine Kreuzung von semantischen, stilistischen und grammatischen Linien dar. Aufgrund einer Komplexmethode mit streng linguistischen Kriterien kam I. I. Tschernyschewa in ihrer Monographie über die Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache zu einer Gegenüberstellung fester (stehender) Wortverbindungen phraseologischen und nichtphraseologischen Typs. Uns interessiert eine stilistische Betrachtung sämtlicher stehenden Fügungen, deshalb gründen sich die folgenden Ausführungen auf eine stilistische Klassifikation, die naturgemäß eng verbunden ist mit der realen Verwendung der Gruppen und Untergruppen in unterschiedlichen kommunikativen Bereichen – daher manche Überschneidungspunkte mit der funktionalen Klassifikation. Wir unterscheiden zunächst in groben Umrissen:

  1. Feste Wortverbindungen, deren kommunikative Hauptfunktion in der Nennung bestimmter Wirklichkeitserscheinungen besteht; sie sind meist funktionalstilistisch, seltener normativ-stilistisch und nur vereinzelt expressiv markiert. Der Gesamtsinn derartiger Wortverbindungen ergibt sich aus der Summe der einzelnen lexischen Elemente in direkter Bedeutung; in manchen Fällen kann allerdings ein Glied der Wendung übertragene Bedeutung annehmen. Wir bezeichnen diese Gruppe als vorwiegend nominative stehende Wortverbindungen.

Hierher gehören:

  1. die sog. lexischen Einheitensubstantivische (nominale) und verbale Fügungen, in der Regel mit funktionalstilistischer Charakteristik, wie z.B. der medizinische Terminus künstliche Niere (Gerät, das die Funktion der Niere übernimmt), Schachspieltermini wie Schach bieten (den König angreifen), das Schach decken (den Angriff abwehren). Diese Untergruppe ist durch Stabilität gekennzeichnet, d.h. die hierher gehörigen Wendungen lassen kaum semantisch-stilistische Variationen zu.

  1. Streckformen des Verbs (analytische Verbalverbindungen). Sie können funktionalstilistisch markiert sein: zum Verstand bringen, in Rechnung stellen (Handelsverkehr), sie können sich durch stilistische Gehobenheit vom einfachen Verb unterscheiden: ein Geständnis, einen Schwur ablegen – gegenüber gestehen, schwören.

  1. adverbiale genitivische Wortverbindungen - meist mit nominativ gehobener und leicht expressiver Stilfärbung, wie etwa: gesenkten Hauptes, leichten Schrittes, trüben Gemütes.

  1. Feste Wortverbindungen, bei denen die stilistischen Kategorien Bildkraft, Emotionalität, und damit auch

Eindringlichkeit und Überzeugungskraft in den Vordergrund rücken – phraseologische Wortfügungen.

Innerhalb dieser großen Gruppe lassen sich zwei Untergruppen unterscheiden:

a) Phraseologismen, deren Gesamtsinn sich nicht, wie bei den vorwiegend nominativen Wortfügungen, aus mehr oder minder mechanischer Addition der lexischen Bedeutung ihrer Einzelglieder ergibt. Es entsteht vielmehr eine semantisch neue Qualität, deren Bestandteile ineinander verschmolzen sind. Hier zählen wir:

Idiome (mannigfache Arten) und

  • Zwillingsformeln (Wortpaare)

Es handelt sich um phraseologische Fügungen, die einen Einzelbegriff ausdrücken; diese erste Untergruppe bildet den Kern der expressiven Phraseologie. Unter den drei Möglichkeiten der Stilfärbung dominiert hier die expressive Komponente. Insbesondere den Idiomen eignen alle möglichen Ausdrucksnuancen (scherzhaft, spöttisch, satirisch, abwertend, feierlich, vertraulich u.a.m. Die Expressivität ist deutlich spürbar.

Stark ausgeprägt ist auch die normativ-stilistische Komponente dieser Wendungen – vom normalstilistischen zum leicht und stark Gesenkten einerseits, zum Gehobenen und Gespreizten anderseits. Der Stil des offiziellen Verkehrs verwendet die expressive Phraseologie, und insbesondere die Idiome, äußerst sparsam. In allen übrigen Verwendungsweisen der Sprache werden sie – je nach der Eigenart des betreffenden Funktionalstils – mehr oder weniger intensiv gebraucht.

b) Die zweite Untergruppe der Phraseologismen bilden die Fügungen, die einen geschlossenen Gedanken in Satzform mitteilen. Hierher zählen wir:

  • Sprichwörter

  • Aphorismen

  • Sentenzen

  • Losungen

Der Gesamtsinn dieser Satzphraseologismen erwächst aus der Summe der einzelnen Lexeme in direkter oder übertragener (oft symbolischer) Bedeutung.

c) Die dritte Untergruppe, zwischen Wort- und Satzäquivalent stehend, bilden die stehenden Vergleiche. Sie sind im wörtlichen Sinn hyperbolisch überspitzt zu verstehen.