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  1. Nationale und territoriale Dubletten (innerhalb des Deutschen), Dialektismen

Die ersten beiden charakterologischen Untergruppen (nationale und territoriale Dubletten) gehören in den Bereich der literarischen und literarisch-umgangssprachlichen Sprachebene, während die dritte Wortklasse (Dialektismen) aus der mundartlich gefärbten Umgangssprache sowie aus unterschiedlichen groß- und kleinflächigen Dialekten stammt. Sie alle erfüllen aber die gleiche stilistische Funktion: dank bewusster und gekonnter Verwendung dienen sie einmal einer anschaulichen Zeichnung des nationalen und territorialen Kolorits, zum anderen schaffen sie das natürliche Kolorit bloß dadurch, dass der Sender die zu seiner Zeit üblichen Sprach- und Stilnormen gebraucht. Auch durch diese ungewollte sprachstilistische Untermalung assoziiert der Empfänger die Aussage zwangsläufig mit einer bestimmten nationalen bzw. landschaftlichen Spezifik der Kommunikation. Bei den hier zu besprechenden charakterologischen Untergruppen tritt der polyfunktionale Charakter in den Hintergrund, dennoch kann sich die stilistische Hauptfunktion (nationales und territoriales Kolorit innerhalb des Deutschen) auch gelegentlich mit sozialem und zeitlichem Kolorit verbinden.

Unter dem Begriff nationale Varianten versteht man unterschiedliche Ausprägungen einer Literatursprache bzw. literarischen Umgangssprache auf getrennten staatlichen Territorien mit national homogener Bevölkerung. Die nationalen Varianten bilden, gleich selbständigen Nationalsprachen, ihr eigenes soziales Modell: Literatursprache, Umgangssprache, Dialekte. In der Schweizer Variante fеhlt allerdings die Umgangssprache als Sprachschicht. Ihre Funktion übernimmt das Schwyzertüzsch/Schweizerdeutsch (d.h. die Gesamtheit der Dialekte mit lokalen Divergenzen im Laut- und Formenbestand, in Lexik und Grammatik) bei unterschiedlicher Graduierung des Literarisch-Umgangssprachlichen und rein Dialektalen je nach dem kommunikativen Bereich und der Art der Bevölkerungsgruppe.

Die nationalen, territorialen und dialektalen Synonyme sind nicht in allen kommunikativen Bereichen gleich stark vertreten. Zweifellos fallen die Wortschatzdivergenzen auf dem Gebiet der Alltagsrede besonders ins Auge – z.B. bei der Bezeichnung von Lebensmitteln und Speisen, Arbeitsprozessen und Werkzeugen, Anreden und Grüßen: ein und dieselbe Wirklichkeitserscheinung kann unterschiedlich benannt werden. So lädt der Deutsche zu Kaffe und Gebäck ein, während der Österreicher seinen Gästen süße Bäckerei vorsetzt. Den beiden Lexemen nationaler Ausprägung steht eine ganze Reihe territorialer und dialektaler Synonyme zur Seite.

Hyperhochdeutsch. Im Zusammenhang mit den nationalen und territorialen Dubletten sowie insbesondere mit den Dialektismen darf nicht die interessante stilistische Erscheinung des sog. Hyperhochdeutsch übersehen werden. Wenn Menschen, die sich gewöhnlich nicht an die literarischen Normen des Gesellschaftsverkehrs halten, dem Gesprächspartner durch tadelloses Hochdeutsch imponieren wollen, kommt es leicht zu einer gewissen Überkompensierung.

Den Schulkindern wird immer wieder die Umschreibung des Verbs mit tun als Fehler angekreidet, z.B. sie tut an der Tafel schreiben anstatt sie schreibt. Daher kann man von übervorsichtigen Kleinen die Fügung zu hören bekommen: Der Zahn weht anstatt tut weh.

Hyperkorrekte Formen in Sprachporträts dienen als charakterologisches Mittel der typisierenden und individualisierenden Koloritzeichnung.