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II. Thema Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache aus stilistischer Sicht mit Schwerpunkten

  1. Fragen der Wortwahl

  2. Stilistische Charakteristik des neuen deutschen Wortschatzes.

  3. Stilistische Charakteristik und Stilwerte fester Wortverbindungen.

Kontrollfragen zum Thema

  1. Thematische und synonymische Verwandschaft.

  2. Gemeinsprachliche und kontextuale Synonymie.

  3. Stilistisch undifferenzierter Wortbestand.

  4. Stilistisch differenzierter Wortbestand.

  5. Historismen und lexische Archaismen.

  6. Neologismen.

  7. Stilistische Anachronismen.

  8. Nationale und territoriale Dubletten.

  9. Hyperhochdeutsch.

  10. Fremdsprachige Wörter.

  11. Termini, Berufslexik, Berufsjargonismen.

  12. Soziale Jargonismen.

  13. Vorwiegend nominative stehende Verbindungen.

  14. Phraseologische Wortverbindungen.

  15. Individuelle Variationen der Phraseologismen.

Termini

  • Anachronismen

  • Archaismen

  • Berufslexik

  • charakterologisch

  • Dialektismen

  • Dubletten

  • expressiv

  • Grundkriterium

  • Historismen

  • Hochdeutsch

  • Hyperhochdeutsch

  • Idiom

  • Jargonismen

  • kolorit

  • kontextual

  • Neologismen

  • okkasionell

  • Realienwörter

  • Stützwört

  • Termin

  • Umdeutung

  • Verwandschaft

  • Wortbestand

Thema 2. WORTSCHTZ DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE AUS STILISTISCHER SICHT

Fragen der Wortwahl

Thematische und synonymische Verwandtschaft

Bei der Besprechung der unterschiedlichen Bauelemente, aus deren zweckentsprechender Auswahl und Organisation der Stil als Komplexerscheinung erwächst, kommt der lexischen und phraseologischen Wortwahl besondere Bedeutung zu. Von dem Charakter der Wortwahl hängt es zum Großteil ab, ob die Rede des Menschen klar oder verschwommen, wahrheitsgetreu oder heuchlerisch-verlogen wirkt, ob sie zündet oder kalt lässt, mitreißt oder abstößt. Materielle Vorausetzung für eine angemessene sprachliche Gestaltung unserer Gedanken ist die Möglichkeit, aus einer größeren Anzahl von thematisch und synonymisch miteinander verbundenen lexischen Einheiten das passende Wort herauszugreifen, gerade den Ausdruck, der ins Schwarze trifft und daher den Gegenstand der Aussage am wirksamsten wiedergibt.

Versuchen wir die gegenseitigen Beziehungen zwischen thematischer und synonymischer Verwandtschaft zu erfassen und damit auch die sprachstilistischen Kategorien thematische Gruppe – thematische Reihen – synonymische Reihen auseinander zu halten.

Die thematische Gruppe (Wortfeld innerhalb einer Wortart) schließt sämtliche durch thematische Verwandtschaft miteinander verbundenen lexischen Einheiten mit ähnlichem Wirklichkeitsbezug und gleichem Allgemeinbegriff in sich ein. Die thematische Gruppe wird in den ihr untergeordneten thematischen Reihen präzisiert.

Genauer gesagt, die Präzisierung еrfolgt auf zweierlei Art: zunächst durch das Stützwort (bzw. Stützwortgruppe) jeder thematischen Reihe, die ein spezifisches Merkmal des Allgemeinbegriffs angeben, und anschließend durch eine synonymische Reihe, die dieses Merkmal weiter modifiziert. Demnach ist die thematische Reihe eine gemischte Größe, die aus dem thematisch bedingten Ausgangswort (Wortgruppe) und einer Anzahl semantisch wie stilistisch differenzierter Synonyme.

Betrachten wir die thematische Gruppe der Verben, die den Vorgang der sprachlichen Kommunikation in der Gesellschaft benennen. Sie schließt eine größere Anzahl thematischer Reihen in sich ein, die den Allgemeinbegriff „sagen-sprechen-reden“ aus verschiedener Sicht näher bestimmen, im gegebenen Fall besondere Arten der Rede nennen, wie etwas „leise sprechen“ – „laut sprechen“ – „mit physischen oder psychischen Hemmungen sprechen“ – „plaudern“ – „erklärend darlegen“ – „auf die Rede eines anderen reagieren“ u.ä.

Die synonymische Füllung der thematischen Reihe zum Ausdruck des Begriffs „leise sprechen“: Neben dem denotativen Grundsem „sprechen“ enthalten alle Wörter dieser in die thematische Reihe eingebetteten synonymischen Reihe das Sem „leise“ mit ganz geringfügigen Schattierungen (gedämpfte Stimme, sanft, kaum hörbar u.ä.). Außerdem kann jedes einzelne Synonym noch ergänzende lexische und stilistische Komponenten aufweisen, die den Gebrauchswert im Kontext bedingen.

Je nach dem Begriffsumfang, den das Stützwort bzw. die Stützwortgruppe ausdrücken, können in die thematische Reihe eine oder mehrere synonymische Reihen eingeschlossen sein. So lässt sich z.B. die thematische Reihe „auf die Rede eines anderen reagieren“ in drei synonymische Reihen aufgliedern:

  1. neutral reagieren – antworten, beantworten, zur Antwort geben, zurückgeben, sich in ein Gespräch einlassen

  2. positiv reagieren – bejahen, zustimmen.

  3. negativ reagieren – verneinen, widersprechen, einwenden, erwidern, versetzen, entgegnen, protestieren.

Die Glieder einer synonymischen Reihe sind selbstverständlich durch synonymische Verwandtschaft vereint, zwischen den einzelnen synonymischen Reihen innerhalb einer thematischen Reihe besteht nicht mehr synonymische, sondern nur thematische Verwandtschaft.

Stilkundliche Wortschatzuntersuchungen gehen gewöhnlich von der onomasiologischen Fragestellung aus: Gegeben ist eine Situation, ein Gegenstand, ein Vorgang. Welches Wort, welche Wendung widerspiegelt diese Wirklichkeitserscheinungen am schärfsten und sparsamsten? Sobald aber die Wahl getroffen ist, muss sofort die semasiologische Probe aufs Exempel gemacht werden.

Gegeben ist ein Wort. Semasiologische Fragestellung: Mit welchem Denotat ist im konkreten Fall das unter allen Konkurrenten ausgesuchte Lexem am engsten verbunden?

Zeigen wir die Verbindung der onomasiologischen und semasiologischen Wortwahlvorgänge anhand einiger Ersatzproben für das stilistisch neutrale Wort lesen. Situation – Lesesaal einer Bücherei, Beobachtung des unterschiedlichen Verhaltens einzelner Besucher. Hier sitzt ein Student, der es besonders eilig hat. Er durchblättert in schnellem Tempo das Buch, er überfliegt den Inhalt, er liest flüchtig. Auf dieses Verhalten kann eine der Situation angemessene phraseologische Fügung angewendet werden, die im WdG (Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache) mit dem Vermerk „Neubedeutung“ gekennzeichnet ist: ein Buch diagonal (auch: quer) lesen, d.h. oberflächlich, nur stellenweise. Stilistisches Modell beider Redewendungen: Stil der Alltagsrede – lit.-umg. – scherzhaft.

Bei seinem Nachbarn hingegen fällt uns das aufmerksame, sorgfältige Lesen ins Auge: er vertieft sich in seine Lektüre. Man gewinnt den Eindruck, dass er das wissenschaftliche Werk gründlich durchstudiert. Könnte man in diesem Fall bei einer Ersatzprobe die Fügung akzeptieren: er verschlingt das Buch? Nein. Nur eine semasiologische Überprüfung kann die Ablehnung dieser synonymischen Ausdrucksvariante begründen. Zur Unangemessenheit dieser Wortwahl trägt auch ein außersprachlicher Faktor bei – die Beschaffenheit, die Gattung der Lektüre: man verschlingt einen spannenden Unterhaltungsroman, einen Krimi.

Die vorangehenden onomasiologisch/semasiologischen Wortwahl-betrachtungen basieren auf dem methodischen Prinzip der Ersatzproben und Distribution, bei dem Sinngebundenheit und stilistische Angemessenheit einzelner Wörter und Wendungen nach ihrem Gebrauchswert im Kontext überprüft wird.

Die treffsichere Anwendung aller Tönungen der reichen Wortpalette verhilft nicht nur den Ideengehalt klar, deutlich und überzeugend (dabei höchst sprachökonomisch) zu gestalten. Darüber hinaus dient die richtige Wortwahl auch zum Ausdruck der persönlichen und oft der politisch-ideologischen Einstellung des Sprechers/Schreibers. Ohne besonderen Hinweis entnimmt man einem einzigen Wort, einer einzigen Wortfügung, ob der Textverfasser das Gesagte beifällig oder abwertend meint.