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Komposition als Zusammenwirken des inneren und äußeren Textaufbaus

Obgleich in der Fachliteratur unterschiedliche Auslegungen des Bedriffs Komposition (Textkomposition) zu finden sind, soll im vorliegenden nur die hier vertretene Ansicht dargelegt werden: Komposition als Zusammenwirken des inneren und äußeren Textaufbaus.

In jeder Stilsphäre der Kommunikation ist die Gliederung einer Ganzheitsstruktur in größere und kleinere Einzelstrukturen von theoretischer und praktischer Bedeutung. Denn jede wissenschaftliche, publizistische, amtliche oder private Information auf schriftlichem und mündlichem Wege, jedes literarische Kunstwerk kann nur als Ganzes in der Beziehung zu seinen Teilen erst durch seine Stellung innerhalb des Gesamtgefüges Sinn und Existenzberechtigung erhält. Ergebnis eines beliebigen Redeakts ist nicht die arithmetische Summe inhaltlicher und formaler Mitteilungselmente, sondern ihre Integration, ihre Verflechtung und Kombination zu einer Inhalt-Form-Einheit; gerade auf dieser organischen Verbundenheit beruht der pragmatische Aspekt des Textes – der kommunikative Effekt im ganzen und die stilistische Wirkung auf den Empfänger im einzelnen.

Komposition eines Textganzen aus beliebigem kommunikativem Bereich ist demnach die untrennbare dialektische Einheit inhaltlicher und formaler Aufbauglieder der Gesamtstruktur, materiell erfasst (und überhaupt nur erfassbar) in ihrer sprachstilistischen Ausformung. Es handelt sich um die Gliederung des Textganzen in folgende Komponenten:

  1. Stoffliche Organisation bestimmter Mitteilungen – in wissenschaftlicher Prosa etwa die logische Aufeinanderfolge von Problemstellung, theoretischer und praktischer Beweisführung, Schlussfolgerungen; in literarisch-künstlerischen Werken die durch ästhetische Faktoren beeinflusste Anordnung thematischer Einheiten (Handlungsstränge oder Sujetlinien, Motive, Ideen- und Gefühlsablauf, Charakterzeichnung u.a.).

  2. Gliederung der Gesamtstruktur in ihr äußeres Baugerüst, in architektonische Einheiten (in künstlerischen Prosa und Sachprosa: Absatz, Abschnitt, Kapitel, Teil; in der Poesie: Verszeile, Strophe; im Drama: Szene, Akt.

  3. Darbietungsform des Stoffes, d.h. die Art und Weise, wie – genauer gesagt, in welchen Kombinationen von Darstellungsarten der Sender sein Thema dem Empfänger nahe bringen will: episch berichtend, schildernd, erörternd, kommentierend, propagierend u.a.; monologisch erzählend, dialogisch inszenierend, mit kinematographischem Ablauf u.a.m.

Wenn die thematische Verteilung von Stoff und Ideengehalt einen primär-inhaltlichen Aspekt bildet (innerer Aufbau) und die architektonische Gliederung des Textes einen primär-formalen Aspekt (äußerer Aufbau), so kann die aus unterschiedlichen Seh- und Gestaltungsweisen des Senders resultierende Darbietungsform und damit jede einzelne Darstellungsart, als Bindeglied zwischen innerem und äußerem Aufbau aufgefasst werden, als inhaltlich-formaler Aspekt. Auf der dialektischen Verschränkung dieser drei Strukturelemente beruht die Textkomposition.

Komposition und Architektonik dürfen nicht als Synonyme verstanden werden, da die Architektonik nur den äußeren (formalen) Aufbaufaktor des Textganzen bildet – einerseits die Gliederung in architektonische Einzelstrukturen, und anderseits die Gestalt der Gesamtstruktur als Ergebnis dieses architektonischen Gliederungsprozesses.

Der kompositorische Aufbau eines beliebigen Textes ist vor allem von außerlinguistischen Faktoren abhängig:

  1. von Inhalt und Zweck der konkreten Mitteilung, vom Verständigungsweg und der Verständigungsart, von der konkreten Redesituation;

  2. vom Wesen des Funktionalstils, Gattungs- oder Genrestils, von der Spezifik der Textsorte;

  3. vom Individualstil des Verfassers, von der Anpassungsfähigkeit an den Empfänger;

  4. von der Epoche und dem Zeitgeschmack.