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Wortverbindungen mit Überraschungs- bzw. Verfremdungseffekt

Unter diesen scheinbar unlogischen lexisch-syntaktischen Stilfiguren verstehen wir die Zusammenstellung von semantisch unverträglichen (nicht zueinander passenden) Wörtern, Wortgruppen und Sätzen. Durch unerwartete, unvorhersehbare Kombination von Wörtern soll die Information besonders ins Auge fallen, soll der Empfänger zum Nachdenken über den wahren Sinn der Aussage angeregt werden. Dieses Stilistikum zieht man überwiegend zu satirischen und humoristischen Zwecken heran, es kann aber auch bloß zum ausdrücklichen Unterstreichen des Sachverhalts dienen. Hier seien nur die häufigsten Typen dieser gewollt unlogischen Verbindungen genannt.

  1. Das Oxymoron (grich. scharfsinnig-dumm), die scheinbar widersinnige Verbindung von Gegensätzen, deren Vereinigung dennoch wieder eine sinnvolle Ganzheit ergibt. Dieses Stilmittel ist dazu berufen, widersprüchliche Erscheinungen der Wirklichkeit expressiv auszuformen.

Das Oxymoron wird meist sprachlich realisiert durch eine kopulative Zusammensetzung (dummklug, Freundfeind) oder durch ein attributives Verhältnis (hässliche Schönheit).

Oft gehen individuelle oxymoronische Verbindungen in den Sprachgebrauch ein. Sobald ein Oxymoron in den Sprachusus einmündet, kann es den ursprünglichen Widersinn verlieren und einen neuen Grundbegriff bilden: ein weißer Rabe (große Seltenheit), ein lebender Leichnam (völlig verfallener Mensch), weiße Kohle (Wasserkraft) u.a. Zusammensetzungen wie Goldplombe (ursprünglich „Gold-Blei“) oder Silbergulden („Silber-Gold“) sind vollständig verblasste Oxymora.

  1. Unter Zeugma (griech. Zusammenjochng) verstehen wir die bewusste Vereinigung begrifflich unvereinbarer Wörter, grammatisch durch gleichartige Satzglieder ausgedrückt.

Diese Wörter können durch ein gemeinsames Verb oder Adjektiv verbunden sein, sie können aber auch unverbunden als bloße Aufzählung aneinandergereiht sein. Z.B. unvorhersehbare Verbindung zweier Substantive durch ein Adjektiv: Die Stadt Göttingen, berühmt durch ihre Würste und Universität... (Heine, Die Harzreise). In der Alltagsrede werden, bewusste oder unbewusste, zeugmatische Verbindungen okkasionell erzeugt und weiter verbreitet. So etwa nach einem kleinen Streit zwischen zwei Freunden: Na schön, ich bin nicht deiner Meinung, es bleibt mir also nichts übrig, als meine Aktentasche und Abschied von dir zu nehmen. In allen Fällen entstehen Komik und Satire durch die gleichzeitige Realisierung unterschiedlicher lexischer Bedeutungen.

  1. Der Schlagsatz. Es handelt sich um eine scheinbar widersinnige Aussage – eine Satzgruppe oder einen ganzen Satz, die durch ihren Inhalt dem Vorangehenden widersprechen und es null und nichtig machen sollen. Die niederschmetternde Wirkung des Schlagsatzes besteht gerade in seiner unerwarteten Angliederung an einen Satz oder mehrere Sätze entgegengesetzten Inhalts.

Bekannt sind die Schlagsätze als Stilmittel der Satire in Heines Prosa, z.B. in der „Harzreise“: Die Stadt (Göttingen) selbst ist schön und gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem Rücken ansieht.

  1. Die Falschkoppelung beruht auf scheinbar widersinniger Zusammenstellung. Genauer gesagt, aus grammatischer Sicht ist die Verbindung tatsächlich unrichtig, insofern beispielsweise ein Attribut vor ein Substantiv gesetzt wird, zu dem es logisch nicht passt. Dem Inhalt nach würde es zu einem anderen, im Satz erhaltenen oder nicht erhaltenen Substantiv gehören. Das Merkwürdige an diesem Stilistikum ist, dass es gewöhnlich als Witz entsteht, oft aber in den Sprachgebrauch eingeht und so völlig abblasst, dass die ursprüngliche scherzhafte Widersinnigkeit nicht mehr als solche empfunden wird.

Im Volksmund ist z.B. die Falschkoppelung ein möblierter Herr (ein Herr, der ein möbliertes Zimmer sucht), entstanden. Man gewöhnte sich allmählich an diese Witzbildung und verwendete sie ohne weiteres sogar in den Zeitungsannoncen.

Häufig treten Falschkoppelungen im Stil des öffentlichen Verkehrs auf, allerdings niemals zu humoristischen oder satirischen Zwecken.