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Учебник Лингвистика 3 семестр (Восстановлен).doc
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Text 11. Ursachen und folgen von attraktivität

Schönheit fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden. Wir alle können sagen, ob ein bestimmtes Gesicht schön ist oder nicht. Aber wir tun uns schwer, wenn wir unser Urteil begründen sollen. Wir untersuchten, was Gesichter attraktiv macht und welche sozialen Konsequenzen Attraktivität nach sich zieht. Dazu überprüften wir in Teiluntersuchungen von ca. 500 Versuchspersonen mehrere Hypothesen zur Attraktivität. Dies sind die Durchschnittshypothese („durchschnittliche Gesichter sind am attraktivsten“), der Einfluss der Symmetrie („Symmetrie macht attraktiv“) und die Theorie der Merkmalsausprägungen („Reifezeichen gepaart mit Merkmalen des Kindchenschemas machen attraktiv“). Darüber hinaus wurde untersucht, welchen Zusammenhang es zwischen Attraktivität und bestimmten Eigenschaftszuschreibungen gibt („Was schön ist, ist auch gut“). Dazu fotografierten wir 64 Frauengesichter und 32 Männergesichter in standardisierter Weise. In einer Voruntersuchung wurden die Gesichter mit Hilfe eines Präsentationsprogramms bezüglich ihrer Attraktivität auf einer Skala von 1 (= sehr unattraktiv) bis 7 (= sehr attraktiv) beurteilt. Durch dieses äußerst aufwendige Vorgehen konnten Durchschnittsgesichter erzeugt werden, die „echten“ Gesichtern täuschend ähnlich sehen. Alle Originalgesichter und gemorphten Gesichter wurden darüber hinaus von Mitarbeitern einer Modelagentur daraufhin beurteilt, ob sie als Model für die Kategorie „Beauty“ geeignet wären. Die Ergebnisse sind interessant und teilweise auch unerwartet: Gemorphte Gesichter werden im Mittel attraktiver eingeschätzt als Originalgesichter. Die Expertenbefragung in der Model-Agentur ergab, dass von den ausgewählten Gesichtern, die als Model für die Kategorie „Beauty“ geeignet wären, 88% (14 von 16) gemorpht waren, also von einem Computer neu berechnet wurden und in der Realität nicht existieren.

Die Ergebnisse aus unserem Experiment zur Symmetrie zeigen, dass Symmetrie zwar ein Faktor ist, der Attraktivität beeinflusst, jedoch bei weitem nicht in dem Ausmaß, wie es häufig angenommen wird. Es gilt vielmehr: Gesichter, die sehr asymmetrisch sind, sind eher unattraktiv, aber sehr unattraktive Gesichter sind deswegen noch lange nicht automatisch asymmetrisch. Umgekehrt gilt ebenso: Sehr symmetrische Gesichter sind noch lange nicht attraktiv und sehr attraktive Gesichter zeigen durchaus Abweichungen von der Symmetrie. Insgesamt scheint Symmetrie ein nur eher schwaches Kriterium für Attraktivität zu sein.

Durch die Experimente zur Schemaanpassung von Gesichtern konnte eindeutig gezeigt werden, dass bei Frauengesichtern kindliche Merkmale wie große, rundliche Augen, eine große gewölbte Stirn, sowie kleine, kurze Ausprägungen von Nase und Kinn stark attraktivitätserhöhend sind. Die meisten bevorzugten Frauengesichter, sind solche, denen ein Kindchenanteil von 10–50% beigemischt war. Dies bedeutet: Selbst die attraktivsten Frauen werden noch schöner, wenn wir ihre Gesichtsproportionen kindlicher machen. Interessant dabei ist wiederum, dass die Frauen, die bei diesem Experiment am attraktivsten beurteilt wurden, in der Realität nicht existieren. Eine Befragung von Versuchspersonen ergab, dass attraktive Frauen eine braunere Haut, ein schmaleres Gesicht sowie vollere und gepflegtere Lippen besitzen. Sie haben zudem einen weiteren Augenabstand, dünnere Augenlider, mehr, längere und dunklere Wimpern, dunklere und schmalere Augenbrauen, höhere Wangenknochen und eine schmalere Nase. Für attraktive Männer gilt erstaunlicherweise zum großen Teil das gleiche wie für attraktive Frauen: Auch sie haben eine braunere Haut, ein schmaleres Gesicht, vollere Lippen, dünnere Augenlider, mehr und dunklere Wimpern, dunklere Augenbrauen und höhere Wangenknochen. Zudem unterscheiden sie sich durch einen markanteren Unterkiefer und ein markanteres Kinn von den unattraktiven Männern.

Schließlich ergaben die Ergebnisse der Untersuchung zur sozialen Wahrnehmung von Gesichtern, dass es ein ausgeprägtes Attraktivitätsstereotyp gibt: Je attraktiver die präsentierten Gesichter waren, desto erfolgreicher, zufriedener, sympathischer, intelligenter, geselliger, aufregender, kreativer und fleißiger wurden die Personen eingeschätzt. Dies zeigt, welche weitreichenden sozialen Folgen Attraktivität nach sich ziehen kann. In unserer Untersuchung stellte sich heraus, dass die als am attraktivsten beurteilten Gesichter keine echten Gesichter waren, sondern von uns am Computer erzeugte. Diese virtuellen Gesichter zeichnen sich durch Merkmale aus, die für uns normale Menschen völlig unerreichbar sind. Indem uns aber die Medien solche perfekten Gesichter täglich vor Augen führen – man denke nur an die bis ins letzte Detail computertechnisch nachbearbeiteten Gesichter für Kosmetikwerbung – besteht die Gefahr, dass wir selbst zu Opfern unseres eigenen, völlig unrealistischen Schönheitsideals werden.

Merkmale schöner Gesichter

Was macht eigentlich ein schönes Gesicht aus? Wodurch unterscheiden sich attraktive Gesichter von weniger attraktiven? In allen Zeiten und Kulturen gab und gibt es ganz konkrete Kriterien für ein schönes Gesicht. Diese Kriterien sind jedoch nicht immer gleich, sondern unterliegen Veränderungen. Um herauszufinden, durch welche Merkmale sich attraktive von unattraktiven Gesichtern unterscheiden, legten wir Versuchspersonen im Paarvergleich die Bilder des weiblichen „Sexy-„ und „Unsexy-Gesichts“ sowie des männlichen „Sexy-„ und „Unsexy-Gesichts“ vor und fragten, wodurch sich die Gesichter unterscheiden. Folgende Unterschiede wurden von den Befragten am häufigsten genannt:

Die prototypische Frau für ein sehr attraktives Gesicht 

   Die prototypische Frau für ein sehr unattraktives Gesicht

Der prototypische Mann für ein sehr attraktives Gesicht

    Der prototypische Mann für ein sehr unattraktives Gesicht

Merkmale des weiblichen und des männlichen attraktiven Gesichts im Vergleich zum unattraktiven Gesicht:

Frauengesichter:

Braunere Haut

Schmaleres Gesicht

Weniger Fettansatz

Vollere, gepflegtere Lippen

Weiterer Augenabstand

Dunklere, schmalere Augenbrauen

Mehr, längere und dunklere Wimpern

Höhere Wangenknochen

Schmalere Nase

Keine Augenringe

Dünnere Augenlider

Männergesichter:

Braunere Haut

Schmaleres Gesicht

Weniger Fettansatz

Vollere Lippen

Symmetrischer Mund

Dunklere Augenbrauen

Mehr und dunklere Wimpern

Obere Gesichtshälfte im Verhältnis zur unteren breiter

Höhere Wangenknochen

Markanter Unterkiefer

Markanteres Kinn

Keine Geheimratsecken

Dünnere Augenlider

Bei unseren Experimenten war auffallend, dass die Gesichter, die bei diesem Experiment am attraktivsten beurteilt wurden, in der Realität gar nicht existieren. Es sind reine Kunstprodukte – Ergebnisse moderner Computertechnologie. Gesichter mit so glatter, reiner Haut, ohne den geringsten Makel gibt es nicht und kann es in der Realität auch nicht geben. Doch gerade diese Makellosigkeit ist es, die unsere Versuchspersonen so attraktiv fanden. Insofern lässt sich sagen: Die schönsten Personen existieren in der Realität gar nicht – sie sind nach bestimmten Prinzipien vom Computer berechnet worden. Reale Gesichter können diesem Vergleich nicht standhalten.

Fast schon etwas erschreckend ist das Bild, wenn man die Verteilung der abwertenden Urteile betrachtet: Von den Originalgesichtern wurden 70% der Frauen und 79% der Männer als „eher unattraktiv“, „ziemlich unattraktiv“ oder „sehr unattraktiv“ bezeichnet. All dies deutet darauf hin, dass wir unsere Mitmenschen und uns selbst mit völlig unrealistischen Maßstäben messen. Wir vergleichen uns mit den schönsten Gesichtern der Welt, die durch die Medien allgegenwärtig sind. Sie begegnen uns in Filmen, in Musik-Clips, in der Werbung, auf den Titelseiten von Zeitschriften, auf Plakaten und vielem mehr. Das Absurdeste dabei ist, dass es diese Gesichter, so wie sie dort zu sehen sind, in Wirklichkeit auch nicht gibt. Auch sie sind zumindest zu einem Teil „virtuell“. Denn schon längst gibt es auf keinem Titelbild und in keiner Werbeanzeige mehr ein Gesicht, das nicht bis ins letzte Detail computertechnisch nachbearbeitet ist. Auf diese Weise wird eine Perfektion und Makellosigkeit erreicht, die selbst die abgebildeten Supermodels in Wirklichkeit bei weitem nicht besitzen. Ihre Gesichter werden mit den üblichen Tricks nachbearbeitet. Die Haut bekommt ihre Makellosigkeit mit Hilfe von verschiedenen Filtern – dadurch verschwinden Mitesser, große Poren und kleine Fältchen. Größere Hautunreinheiten und Falten (z.B. Augenwinkel) werden manuell wegretuschiert. Alle Farben können beliebig verändert werden; d.h. die Zähne erhalten das strahlende Weiß, der Teint den richtigen Braun-Ton und das Blau der Augen wird intensiviert. Die Augen werden mit einem Scharfzeichnungsfilter geschärft – dadurch wirken sie lebendiger und interessanter. Besonders deutlich ist die Manipulation am Weiß der Augen, das stark aufgehellt wird. Dadurch wirken die Augen größer, jünger und schöner. Bei so viel perfektionierter Schönheit wundert es nicht, dass so viele Menschen von ihrem eigenen Aussehen oder dem ihrer Partner(innen) frustriert sind.

Dieses Gefühl der Unzulänglichkeit sichert einem ganzen Industriezweig Umsätze in Milliardenhöhe. Immer mehr Menschen suchen inzwischen sogar ihr Heil unter dem Messer von Schönheitschirurgen. So träumen sie weiter von einer idealisierten Schönheit, deren Illusion ihnen die Medien täglich vor Augen führen und die es – wie bereits gesagt – in Wirklichkeit gar nicht geben kann.

Texterläuterungen

sich schwer tun mit etw.

затрудняться с чем-либо

Konsequenzen nach sich ziehen

повлечь за собой последствия

die Teiluntersuchungen

исследования с начальной, первичной целью, подцелью

die Versuchspersonen

испытуемые, участники эксперимента

die Reifezeichen gepaart mit Merkmalen des Kindchenschemas

признаки зрелости в паре (в сочетании) с детскими чертами

der Zusammenhang zwischen Attraktivität und bestimmten Eigenschaftszuschreibungen

взаимосвязь между привлекательностью и приписыванием людям определённых качеств

die Voruntersuchung

предварительное исследование

auf einer Skala von 1 bis 7 beurteilt werden

оценивать по семибальной системе, по скале от 1 до 7

das aufwendige Vorgehen

сложная, требующая затрат (временных, денежных, усилий) процедура

täuschend ähnlich

обманчиво похожий

als etw. geeignet sein

подходить для чего-либо, пригодный

die Expertenbefragung

опрос экспертов

von einem Computer neu berechnet werden

angenommen werden

быть заново просчитанным компьютером

предполагаться, приниматься

die Abweichungen von der Symmetrie

отклонения от симметрии

die Schemaanpassung von Gesichtern

классификация, распределение лиц по схемам, схематизация

die Gesichtsproportionen

пропорции лица

große, rundliche Augen, eine große gewölbte Stirn, kleine, kurze Ausprägungen von Nase und Kinn

большие, круглые глаза, большой, выпуклый лоб, маленькие, короткие, не ярко выраженные (незаметные) нос и подбородок

attraktivitätserhöhend

придающий привлекательность

beigemischt sein

примешиваться

Gesichtsproportionen kindlicher machen

ein weiterer Augenabstand

делать пропорции лица более детскими

большее расстояние между глаз

markanter Unterkiefer und ein markanteres Kinn

заметная, выдающаяся нижняя челюсть и подбородок

Untersuchung zur sozialen Wahrnehmung von Gesichtern

исследования социального восприятия лиц

ein ausgeprägtes Attraktivitätsstereotyp

ярко выраженный стереотип привлекательности

weitreichende soziale Folgen

далеко идущие, серьёзные социальные последствия

sich durch … auszeichnen

выражаться в, через …

die bis ins letzte Detail computertechnisch nachbearbeiteten Gesichter für Kosmetikwerbung

обработанные до последней детали на компьютере лица для рекламы косметики

zu Opfern unseres eigenen, völlig unrealistischen Schönheitsideals werden

пасть жертвой собственного нереального идеала красоты

den Veränderungen unterliegen

подлежать изменениям

im Paarvergleich die Bilder von „Sexy-„ und „Unsexy-Gesichtern“ vorlegen

показывать, предъявлять в паре для сравнения изображения привлекательных и не привлекательных лиц

weniger Fettansatz 

меньше жировых отложений

die Augenringe

круги под глазами

die Geheimratsecken 

залысины

die Kunstprodukte, Ergebnisse moderner Computertechnologie

искусственные продукты, результаты современной компьютерной технологии

dem Vergleich nicht standhalten können

не выдерживать сравнения

auf etw. hindeuten

указывать на что-либо

die Mitmenschen

близкие, окружение

jm-n mit völlig unrealistischen Maßstäben messen

мерить кого-либо нереально высокими мерками

durch die Medien allgegenwärtig sein

тиражироваться средствами массовой информации

uns in Filmen, in Musik-Clips, in der Werbung, auf den Titelseiten von Zeitschriften, auf Plakaten begegnen

встречаться нам в фильмах, музыкальных клипах, рекламе, на обложках журналов, плакатах

das Titelbild, die Werbeanzeige

обложка, рекламное объявление

eine Perfektion und Makellosigkeit erreichen

добиваться совершенства и безупречности

mit den üblichen Tricks nachbearbeiten

обрабатывать при помощи обычных трюков

manuell wegretuschieren

заретушировать вручную

Die Zähne erhalten das strahlende Weiß.

Зубы получают сияющую белизну.

der Teint

цвет кожи

der Scharfzeichnungsfilter

фильтр резкости, контрастность

die Manipulation am Weiß der Augen

манипуляции с белком глаза

aufhellen (vt)

осветлять, делать светлее

von (Dat.) frustriert sein

быть разочарованным чем-либо

die Unzulänglichkeit

промахи, недочёты, недостатки, недостаточность

einem ganzen Industriezweig Umsätze in Milliardenhöhe sichern

обеспечивать, гарантировать целой промышленной отрасли миллиардные прибыли

das Heil unter dem Messer von Schönheitschirurgen suchen

искать спасения под ножом пластических хирургов

  1. Lesen Sie den Text. Welche Aspekte des Themas werden im Text behandelt? Fassen Sie sie zusammen und schreiben Sie Stichworte auf. Versuchen Sie anhand dieser Schlüsselwörter den Textablauf zu rekonstruieren.

  2. Erklären Sie die Bedeutung der unterstrichenen Wörter und gebrauchen Sie sie in Ihren Sätzen.

  3. Bauen Sie den Text in Form eines Interviews um.

  4. Halten Sie einen Kurzvortrag zum Thema:

  1. „Wir werden zu Opfern unseres eigenen, völlig unrealistischen Schönheitsideals”.

  2. “Attraktivität zieht weitreichende soziale Konsequenzen nach sich”.

  1. Besprechen Sie als Talkgäste die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen zur Attraktivität, gebrauchen Sie dabei folgende Wortgruppen, Wörter und Sätze:

  • Schönheit fasziniert

  • perfektionierte Schönheit

  • durch die Medien allgegenwärtig sein

  • Wir messen unsere Mitmenschen und uns selbst mit völlig unrealistischen Maßstäben.

  • Reale Gesichter können diesem Vergleich nicht standhalten.

  • Makellosigkeit

  • Was macht eigentlich ein schönes Gesicht aus?

  • zu Opfern unseres eigenen, völlig unrealistischen Schönheitsideals werden

  • die bis ins letzte Detail computertechnisch nachbearbeiteten Gesichter

  • weitreichende soziale Folgen Attraktivität nach sich ziehen

  • Attraktive Menschen werden in der Regel als erfolgreiche, zufriedene, sympathische, intelligente, gesellige, aufregende, kreative und fleißige Personen eingeschätzt.

  • ein ausgeprägtes Attraktivitätsstereotyp

  • attraktivitätserhöhend

  • Zusammenhang zwischen Attraktivität und bestimmten Eigenschaftszuschreibungen

  • sozialen Konsequenzen nach sich ziehen

  • von ihrem eigenen Aussehen oder dem ihrer Partner(innen) frustriert sein

  • einem ganzen Industriezweig Umsätze in Milliardenhöhe sichern

  • (jmds.) Heil unter dem Messer von Schönheitschirurgen suchen

  • weiter von einer idealisierten Schönheit träumen

  • Experimente

TEXT 12. DER ERSTE EINDRUCK ENTSCHEIDET

Es gibt sie wirklich, die Sympathie auf den ersten Blick. Denn ob im Job oder in der Liebe, in der Schule oder beim Bäcker – wenn du einen anderen / eine andere das erste Mal siehst, machst du dir in wenigen Sekunden ein Bild von ihr oder ihm, und es entscheidet sich sofort, wie sehr ihr euch leiden könnt. Dafür gibt es keine zweite Chance! Wer schon einmal die Aufregung vor einem ersten Date mitgemacht hat, kennt das Problem: Was tue ich bloß, damit ich gutankomme”? Ziehe ich was Schräges, Flippiges an oder gehe ich mit einem dezenten Outfit auf Nummer sicher? Frisiere ich mich ganz normal oder wirkt der lässige “Ich bin gerade aufgestanden”-Look sympathischer? Und was sage ich bloß? Was richtig ist, hängt vor allem von der Situation und den beteiligten Personen ab, und wer Eindruck machen will, muss sich darauf einstellen und wissen, was bei dem anderen gut ankommt. Aber: Die eigene Persönlichkeit ist viel wichtiger, denn du kannst dich sowieso nicht verstecken! Einfaches Beispiel: Wer den Vamp oder coolen Draufgänger mimt, obwohl sie oder er eher schüchtern und introvertiert ist, wirkt unglaubhaft – und das findet kaum jemand attraktiv. Warum also nicht die Chance nutzen, dich beim ersten Kennenlernen so zu geben, wie du bist? So freundlich und offen, wie du auch bei deinen Freunden bist – nur eine Spur zurückhaltender.

Gefragt sind aber auch Einfühlungsvermögen, Eingehen auf den Anderen – schließlich zeigst du ihm so, dass dir etwas an ihm liegt. Wie in der Werbung solltest du wissen, was der andere erwartet, und dich gern darauf einstellen. In den allerersten Sekunden entscheidet sich, wie du ankommst, und rund 60 Prozent davon machen visuelle Eindrücke aus – dein Gesicht, deine Frisur, deine Kleidung. An zweiter Stelle stehen Stimme und Aussprache mit mehr als 30 Prozent. Und nur etwas mehr als 5 Prozent entfallen auf den Inhalt deiner Aussage. (Was natürlich aber nicht bedeutet, dass du dich nicht thematisch auf Gespräche vorbereiten musst!) Ein freundliches offenes Lächeln kann Barrieren einreißen. Psychologen und Berufsberater empfehlen es ebenso wie Benimm-Experten, allerdings solltest du es nicht übertreiben. Überstarke Freundlichkeit kommt in Amerika gut an, aber nicht so sehr in Deutschland. Ähnlich ist es mit dem Blickkontakt: Starre dein Gegenüber nicht dauernd an, Unterbrechungen sind erlaubt und sogar anzuraten.

Eine offene Haltung empfehlen Kommunikationsexperten schon für die Begrüßung. Verschränkte Arme etwa signalisieren Abweisung, das Herz sollte nicht von Händen oder Armen bedeckt und Mantel und Jacke offen sein, sonst wirkt man wortwörtlich zugeknöpft. Jetzt noch ein Händedruck, verbunden mit dem klaren Sich-Hinwenden zum Anderen, und schon ist die Kontaktaufnahme perfekt. Fast, denn ganz wichtig ist: Nenne den Namen des Menschen, den du triffst. Ein “Hallo, Isabelle!” oder “Hi, Robert!” schaffen viel mehr Sympathie, Nähe und Vertrautheit als unpersönliche Formeln wie “Guten Tag!” oder “Na du?” Gelten diese Date-Regeln auch für Bewerbungsgespräche? Im Prinzip ja. Denn auch bei Personalchefs entscheidet der erste Eindruck – zumindest über die nächsten Monate oder Jahre der Karriere, oft sogar über das gesamte weitere Arbeitsleben. Und deshalb gilt für Vorstellungsgespräche ebenfalls: Offen sein, auf den anderen zugehen. Bei der Kleidung ist statt Individualität Anpassung angesagt – es ist eben nicht gleich, ob du dich mit Freunden triffst oder bei einer Bank oder bei einer Werbe-Agenturen vorstellst.

Noch etwas: auch, ob der Personalchef eine Frau ist oder ein Mann, prägt die Wahrnehmung. Während Männer eher auf die fachliche Kompetenz achten, spielt bei Frauen instinktiv der Konkurrenzgedanke eine Rolle – besonders, wenn ihr eine Bewerberin gegenüber sitzt. Wenn Mädchen den Eindruck erwecken, sie könnten eine Rivalin für die Chefin werden, oder sie beim Chef vor allem durch aufreizendes Aussehen Eindruck machen möchten, wird es schwierig. Chefs stören sich häufig weniger daran, dass ein Bewerber ehrgeizig ist, viel weiß und noch mehr fragt; erkennbares Engagement wird als Gewinn für das Unternehmen betrachtet. Gut ist es in jedem Fall, etwas über die Firma zu wissen, denn dann fühlst du dich sicherer und es erleichtert dir selbstbewusstes und dabei natürliches Auftreten: Da du vorbereitet bist, musst du nicht ständig auf der Hut sein vor Überraschungen. Wichtig, wie bei einem Date: Positiv auffallen. Die Kleidung ist ein Plus, aber entscheidend sind auch hier Auftreten und Blickkontakt. Selbst Personalchefs mögen ein freundliches Lächeln! Doch wer sich selbst treu bleibt, offen auf andere Menschen zugeht und ihnen vermittelt, dass ihm was an der Begegnung liegt, hat schon den wichtigsten Schritt getan; beim Date ebenso wie im Personalbüro. Ist das Eis gebrochen und der erste Kontakt hergestellt, dann läuft das Vorstellungsgespräch!

Texterläuterungen

die Sympathie auf den ersten Blick

симпатия с первого взгляда

sich gut leiden

хорошо относиться друг к другу

die Aufregung vor einem ersten Date

волнение, возбуждение перед первой встречей

gut ankommen

быть хорошо принятым, войти в новый коллектив

schräg

косой, набекрень

flippig

легкомысленный, ветреный, дерзкий

aufNummersichergehen

попасть в точку, точно в десятку

sich auf (Akk.) einstellen

настроиться на …

verstecken (vt)

прятать

der Draufgänger

ухарь, безрассудный смельчак

den Vamp mimen

разыгрывать из себя (претворяться) вампа

unglaubhaft wirken

производить лживое впечатление, вызывать сомнения в истинности

verschränkte Arme

скрещенные руки

die Abweisung

отказ, отклонение, отражение атаки

zugeknöpft

застёгнутый наглухо, на все пуговицы

der Händedruck

рукопожатие

viel mehr Sympathie, Nähe und Vertrautheit schaffen

das Bewerbungsgespräch / Vorstellungsgespräch

добиваться большей симпатии, близости, доверительности

собеседование при приёме на работу, на практику ...

die Rivalin

der Rivale (-n, -n)

соперница

соперник, конкурент

natürliches Auftreten

естественная манера держать себя

auf der Hut sein

быть настороже, начеку, держать ухо востро

offen auf andere Menschen zugehen

подходить открыто к людям

den wichtigsten Schritt tun

делать важный шаг

das Personalbüro

отдел кадров

das Eis brechen

сломать лёд

der Misserfolg  die Bauchlandung, Blamage

неудача, провал

  1. Lesen Sie den Text. Welche Aspekte des Themas werden im Text behandelt? Fassen Sie sie zusammen und schreiben Sie Stichworte auf. Versuchen Sie anhand dieser Schlüsselwörter den Textablauf zu rekonstruieren.

  2. Erklären Sie die Bedeutung der unterstrichenen Wörter und gebrauchen Sie sie in Ihren Sätzen.

  3. Nennen Sie möglichst mehr zu den Wörtern “Ankommen”, “Urteil” passende Adjektive und Verben.

  4. Bauen Sie den Text in Form eines Interviews mit einem Benimm-Experten oder Kommunikationsexperten um.

  5. Halten Sie einen Kurzvortrag zum Thema: „Was trägt zu gutem Ankommen bei?”

  6. Gesprächssimulation. Versuchen Sie das Rollenspiel. Als 2 Freunde oder Freundinnen besprechen Sie ihr erstes Date, das gescheitert oder erfolgreich war. Woran hat der Misserfolg gelegen? Was hat Ihr gutes Ankommen gesichert?

  7. Was bedeutet die Aussage „Man sollte nicht sein Schicksal oder sein Glück versuchen, sonder sein Bestes“? Veranschaulichen Sie diese Aussage mit einer Geschichte.