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Конспекты лекций_Теоретическая грамматика.doc
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Literatur

Moskalskaja 1971: 77 - 96; 143-156.

Admoni 1966: I57 -183.

Schmidt 1967: 190 - 197; 201 – 204.

Абрамов 1999: 66-71.

Thema: Das Verb. Die Kategorie des Tempus Gliederung

1. Die Kategorie der Zeit. Der Redemoment als die Achse des deutschen Verbalsystems.

2. Das System der Tempora im Deutschen. Der absolute Zeitformengebrauch.

3. Der relative Zeitformengebrauch.

4. Die Oppositionsverhältnisse innerhalb der absoluten und relativen Tempora.

5. Die Funktionen der deutschen Tempora.

6. Polysemie und Synonymie im System der deutschen Tempora.

Allgemeine Charakteristik der Kategorie der Zeit. Eine sehr wichtige verbale Kategorie ist das Tempus. Wir haben schon mehrmals betont, dass es das Wesen des Verbs ist, die Vorgänge, Handlungen und Zustände zeitlich darzustellen. Das Geschehen wird in die Zeit eingebettet. Diese zeitliche Einbettung wird durch die Zeitformen des Verbs vollzogen.

Die Zeit wird im Deutschen, wie auch in den anderen indoeuropäischen Sprachen, lexikalisch und grammatikalisch angegeben. Der Unterschied zwischen diesen Mitteln besteht darin, dass die grammatischen Mittel (die Zeitformen) die temporalen Verhältnisse nur im allgemeinen angeben. Durch die lexikalischen Mittel (Temporaladverbien, Substantivfügungen) wird die Zeit näher bestimmt. Vgl.: heute, gestern, in diesem Monat, im Jahre 2009 usw.)

Die grammatischen Verhältnisse, die durch die Kategorie der Zeit angegeben werden, sind die Verhältnisse zwischen der Handlung und dem Redemoment [Rm]. Darauf weisen alle Sprachforscher hin, unter ihnen Admoni, Moskalskaja. So nennt W. Admoni den Redemoment die Achse, die dem deutschen Tempussystem zugrunde liegt. Den Zeitpunkt der Handlung, der mit dem Redemoment zusammenfällt (also im Redemoment gültig ist), nennt man grammatische Gegenwart; den Zeitpunkt vor dem Redemoment – die grammatische Vergangenheit; den Zeitpunkt nach dem Redemoment – die grammatische Zukunft. Die Form des finiten Verbs signalisiert, ob die Aussage im Redemoment gültig ist oder auf die Vergangenheit bzw. Zukunft bezogen ist.

Die Kategorie des Tempus ist im Deutschen eine komplizierte Erscheinung, denn den 3 objektiv existierenden Zeitstufen –Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft – nicht 3, sondern 6 Zeitformen zur Verfügung stehen. Neben den 3 objektiv existierenden 3 Zeitstufen – Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft – gibt es im Deutschen 3 Vollendungsstufen: vollendete Gegenwart, vollendete Vergangenheit, vollendete Zukunft. In diesem Fall sind 2 Handlungen vorhanden, eine von denen früher geschieht als die andere.

Das deutsche Tempussystem ist sechsgliedrig, d.h. es gibt im Deutschen 6 Zeitformen. Das sechsgliedrige Tempussystem des deutschen Verbs beruht auf der Opposition „absolute Zeitformen - relative Zeitformen“. Dieser Opposition liegt die Bezogenheit der Handlung auf den Redemoment zugrunde. Das Geschehen kann auf den Redemoment direkt (unmittelbar) und indirekt (mittelbar) bezogen sein.

Ist das Geschehen auf den Redemoment direkt bezogen, so spricht man von der direkten Bezogenheit der Handlung und dem absoluten Zeitformengebrauch. D kann in allen Zeitstufen vorliegen: Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Zum Ausdruck der direkten Bezogenheit in der Gegenwartsstufe dient das Präsens, in der Vergangenheitsstufe – das Präteritum, in der Zukunftsstufe – das Futur I. Somit sind das Präsens, das Präteritum und das Futur I absolute Zeitformen. Im Dialog kommt die direkte Bezogenheit durch das Perfekt im absoluten Gebrauch zum Ausdruck. Den absoluten Gebrauch der Zeitformen veranschaulicht folgendes Schema in Form eines Dreiecks:

Gegenwart - Präsens

Vergangenheit - Präteritum - Zukunft - Futur I

Perfekt (im Dialog)

Wenn das Geschehen auf den Redemoment indirekt, d.h. durch ein anderes Geschehen bezogen ist, so spricht man von der relativen Bezogenheit des Geschehens und dem relativen Zeitformengebrauch. Dabei ist dieses andere Geschehen auf den Redemoment direkt bezogen, so dass zwischen den Handlungen eine zeitliche Distanz entsteht: eine Handlung geschieht etwas früher als die andere. Diese zeitliche Distanz nennt man die Vorzeitigkeit. Sie kann in allen 3 Zeitstufen vorliegen: Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Eine indirekte Handlung in der Gegenwartsstufe kommt durch das Perfekt, in der Vergangenheitsstufe – durch das Plusquamperfekt, in der Zukunftsstufe – durch das Futur II zum Ausdruck. Somit erscheinen diese Zeitstufen als relative Tempora. Das Perfekt im relativen Gebrauch kommt in Verbindung mit dem Präsens, das Plusquamperfekt – in Verbindung mit dem Präteritum, das Futur II – in Verbindung mit dem Futur I. Vgl.:

Die Mutter sagt, dass sie für mich alles vorbereitet hat.

Paul erklärte, wie er den Befehl ausgeführt hatte.

Nachdem wir das Erwünschte erreicht haben werden, werden wir einen neuen Plan vorwerfen.

Innerhalb der absoluten und relativen Zeitformen findet O.I. Moskalskaja die dreigliedrige Opposition:

a) innerhalb der absoluten Zeitformen:

vor Rm abgelaufen - im Rm gültig - nach Rm eintretend

(Prät., Perfekt) - (Präsens) (Futur I)

b) innerhalb der relativen Zeitformen:

einem vor dem Rm - einem im Rm gültigen - einem nach dem Rm abgelaufenen

abgelaufenenGeschehen Geschehen Geschehen

vorangehend vorangehend vorangehend

Vorzeitigkeit in V. - Vorzeitigkeit zum Rm - Vorzeitigkeit in Z.

( Plusquamperfekt) (Perfekt) (Futur II)

Das Perfekt ist dabei die einzige Zeitform, die sowohl absolut, als auch relativ gebraucht wird. Das Präteritum und das Perfekt sind also paradigmatische Synonyme zum Ausdruck der Vergangenheit im absoluten Zeitformengebrauch.

Walter Flämig unterstreicht die perfektive Bedeutung der relativen Zeitformen: das relative Perfekt dient zur Angabe der vollendeten Gegenwart (Vorzeitigkeit zum Redemoment); das Plusquamperfekt – zur Angabe der vollendeten Vergangenheit; das Futur II – zur Angabe der vollendeten Zukunft. Somit unterscheidet er die Vollendungszeitformen des deutschen Verbs.