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Конспекты лекций_Теоретическая грамматика.doc
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Der Konjunktiv

Die Leistung des Konjunktivs ergibt sich aus seiner Opposition zum Indikativ: er bezeichnet einen geringeren Sicherheitsgrad der Aussage (W. Schmidt).

Im engeren Sinne des Wortes bezeichnet der Konjunktiv ein irreales, in der Wirklichkeit ausbleibendes Geschehen. Im weiteren Sinne des Wortes bezeichnet der Konjunktiv einen geringeren Sicherheitsgrad der Aussage, d.h. er bezeichnet auch verschiedene modale Schattierungen, die die Realität der Handlung bestreiten: Zweifel, Unsicherheit, Unbestimmtheit u. a.

Der Konjunktiv ermöglicht dem Sprechenden, sein subjektives Urteil über den Verbalvorgang zu bestätigen. Dabei erfolgt dieses Urteil in der Abstufung von Möglichkeit nach Nichtwirklichkeit (Irrealität). Im Rahmen der Grundbedeutung des Konjunktivs „Nichtwirklichkeit“, meint O. Moskalskaja, stehen einander also 2 modale Bedeutungen gegenüber:

  1. ein potenziell mögliches Geschehen, als realisierbar gedacht:

Jeder Autor, sei er groß oder klein, wünscht, dass sein Werk gelobt werde.

Es lebe unsere Heimat! Möge das geschehen! So sei es denn.

  1. ein irreales Geschehen, als nicht realisierbar gedacht:

Wäre ich jetzt ein Kind! O Gott, hätte ich das nicht getan!

Die erste modale Bedeutung ist an das Präsens Konjunktiv gebunden. Die zweite kommt durch die präteritalen Zeitformen des Konjunktivs zum Ausdruck (Präteritum, Plusquamperfekt, Konditionalis I, Konditionalis II).

Es sei betont, dass zwischen den temporalen Bedeutungen der Indikativ- und Konjunktivformen keine Entsprechung besteht. Und zwar:

a) das Präteritum Konjunktiv drückt nie die Vergangenheit aus, das ist die Zeitform für die Gegenwart und Zukunft. Somit erscheint es als paradigmatisches Synonym zu Präsens Konjunktiv und Konditionalis I;

b) der Konjunktiv hat zusätzlich 2 Zeitformen : den Konditionalis I und den Konditionalis II;

c) alle Zeitformen des Konjunktivs werden sowohl absolut, als auch relativ gebraucht, während sich die Zeitformen des Indikativs in absolute und relative gliedern.

Für den Zeitformengebrauch des Konjunktivs ist im allgemeinen charakteristisch, dass die präsentischen Zeitformen eine Handlung bezeichnen, die der Realisierung näher steht. Die präteritalen Tempora dagegen bezeichnen ein irreales Geschehen, welches nicht realisiert werden kann.

Die Grundleistungen des Konjunktivs

Der Gebrauch des Konjunktivs ist sehr kompliziert und hängt in jedem konkreten Fall von mannigfaltigen Bedingungen ab. W. Schmidt meint, man kann die allmöglichen Anwendungsfälle des Konjunktivs zu seinen 3 Grundleistungen zurückführen:

1. Der voluntative ( lat. voluntus = Wille, Wunsch) oder optative (lat optare = wünschen) Konjunktiv. Er drückt einen Wunsch aus, der dem Sprechenden erfüllbar vorkommt. Dieser Wunsch kommt durch das Präsens Konjunktiv zum Ausdruck: Seien Sie bitte still! Es lebe der Frieden! Edel sei der Mensch, hilfreich und gut! Auch für den Wunsch oder die Aufforderung im konzessiven Sinne wird das Präsens Konjunktiv gebraucht: So sei es denn! Es komme, was da wolle! Der voluntative Konjunktiv kann durch die Modalverben ersetzt werden:

Wollen Sie bitte still sein! Möchte er doch endlich einmal klug werden.

Wird aber die Erfüllung des Wunsches als unmöglich betrachtet, so wird für die Gegenwart das Präteritum Konjunktiv gebraucht und für die Vergangenheit das Plusquamperfekt Konjunktiv: O wär’ ich zu Hause! Hättest du doch auf mich gehört! O hätt’ er das doch nicht getan!

2. Der hypothetische (lat. hypothesis =Vermutung) Konjunktiv. Er dient zur Angabe von Zweifel, Unsicherheit, Zögern, Unbestimmtheit, Möglichkeit, Nichtwirklichkeit. Dabei werden die präteritalen Tempora des Konjunktivs gebraucht: das Präteritum Konjunktiv - für die Gegenwart, das Plusquamperfekt Konjunktiv – für die Vergangenheit:

Eigentlich müsste er da sein. Das hätte er nicht tun dürfen.

Fast wäre ich zu spät gekommen. So wäre es wohl besser gewesen.

3. Der Konjunktiv der indirekten (berichtenden) Rede. Er erscheint in den Nebensätzen der indirekten Rede, sowie in den Hauptsätzen, die die indirekte Rede wiedergeben (Gott rufe ihn, sagte er). Dieser Konjunktiv steht nach den Verben des Gedankeninhalts: sagen, denken, sprechen, antworten, erwidern, meinen, , mitteilen usw. sowie nach den entsprechenden Substantiven: die Mitteilung, der Gedanke, die Erkenntnis, die Erinnerung usw.:

Mein Bruder schreibt mir, er könne leider nicht kommen.

Die Erkenntnis, dass er selbst daran schuld sei, traf ihn hart.

Der Konjunktiv der berichtenden Rede drückt aus, dass der Sprechende ein fremdes Urteil wiedergibt, für dessen Richtigkeit er keine Garantie übernehmen kann oder will: Seine Mutter sagt, er müsse 3 Tage das Bett hüten.

Wenn der Sprechende an der Richtigkeit der fremden Aussage nicht zweifelt, tritt anstelle des Konjunktivs der Indikativ:

Sie sagt, er muss 3 Tage das Bett hüten.

Ebenso steht der Indikativ, wenn der Sprechende seinen eigenen Gedanken wiedergibt, der gegenwärtig besteht: Ich glaube, es sei besser zu schweigen.

Wenn der Sprechende an der fremden Aussage zweifelt, so werden präteritale Zeitformen des Konjunktivs gebraucht: Sie sagt, er wäre krank (Gegenwart).

Die Mutter sagt, er wäre krank gewesen. (Vergangenheit).

Manche Sprachforscher finden keinen großen Unterschied im Gebrauch der präsentischen und präteritalen Zeitformen des Konjunktivs in der berichtenden Rede ( z. B. O. Moskalskaja). Walter Flämig weist darauf hin, dass die urteilenden Momente (Unsicherheit, Unbestimmtheit, Zweifel u. a.) deutlicher beim präteritalen Konjunktiv (Konjunktiv II) hervortreten.