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Конспекты лекций_Теоретическая грамматика.doc
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Der Satz. Das Wesen des Satzes. Das Problem der Satzdefinition.

Aus der Gegenüberstellung des Satzes zu den anderen Einheiten ergeben sich folgende wesentliche Charakteristiken des Satzes:

1. Der Satz ist die minimale Einheit der Rede, während alle Einheiten der unteren hierarhischen Ebene die Einheiten der Sprache sind.

2. Als Einheit der Rede erfüllt der Satz eine kommunikative Funktion, während das Wort und die Wortgruppe nominative Funktion ausüben.

3. Die Größe des Satzes kann sehr unterschiedlich sein. Die deutsche Sprache kennt sowohl Einwortsätze (Feuer! Nein. Stille. Klar.), als auch sehr erweiterte Sätze. Alle Sätze, ungeachtet ihrer Größe, vereint aber, dass sie minimale kommunikative Einheiten sind. Jeder Satz, sei er groß oder klein, genügt, um einen bestimmten Gedankengehalt vom Sprecher zum Hörer zu vermitteln.

Zugleich ist jeder Satz eine minimale Redeeinheit, d.h. er kann auf kommunikativer Ebene in keine kleinere Einheiten derselben Art zerlegt werden. Man kann ihn nur in die Konstituenten gliedern, aber sie sind nur Segmente des Satzes, das Segment kann aber an und für sich einen abgeschlossenen Gedanken nicht ausdrücken.

Der Satz als minimale kommunikative Redeeinheit ist eine ganzheitliche Struktur, d.h. er ist strukturell abgeschlossen. Seine strukturelle Ganzheit kommt durch die kommunikative Intonation zustande.

In der grammatischen Tradition wird vor allem seit J. Ries auf drei grammatische Kategorien des Verbs hingewiesen, die nur im Satz zur Geltung kommen, d.h. nur auf kommunikativer Ebene. Das sind die Kategorien des Modus, der Person und der Zeit.

Es sei betont, dass es ein Problem ist, den Satz zu definieren. Es gibt eine große Anzahl von Satzdefinitionen. John Ries hat in seiner Arbeit „Was ist ein Satz?“ 140 Satzdefinitionen zusammengestellt. Dann hat diese Zahl zugenommen und betrögt heute über 300. Dabei definiert man den Satz von verschiedenen Standpunkten aus: vom logischen, psychologischen, grammatischen. Das lässt erkennen, dass es schwer ist, eine knappe und zugleich erschöpfende Satzdefinition zu finden.

Auf der Suche nach einer erschöpfenden Satzdefinition lassen sich 2 Grundtendenzen verfolgen. Die erste Tendenz findet ihren Ausdruck in der denkinhaltlichen und funktionalen Analyse des Satzes. Die Sprachforscher stützen sich auf die Begriffe der Logik und auf die Psychologie des Denkens. Es entstehen 2 Sprachrichtungen: die logische und die psychologische.

Die logische Satztheorie betrachtet den Satz als ein logisches Urteil ( das logische Subjekt + das logische Prädikat). Die Vertreter dieser Richtung sind K. Becker, Fr. Blatz.

Die psychologische Satzlehre, die in den 70-er Jahren des 19. Jahrhunderts in der wissenschaftlichen Grammatik die Oberhand gewann, ersetzte die starren Regeln der klassischen Logik durch die Erschließung der Psychologie des Denkens. Es wurden dabei 2 Modelle der Satzgestaltung vorgeschlagen. Das erste Modell entwickelte H. Paul auf Grund der psychologischen Assoziationstheorie. Er erklärte den Satz als die Verbindung zweier Vorstellungen in der Seele des Sprechenden. Das andere Modell, entwickelt von Wilhelm Wundt, deutete den Satz als Zerlegung im Bewusstsein des Menschen einer Gesamtvorstellung in ihre Bestandteile, also ganz umgekehrt.

Bemerkenswert für Satzdefinition von H. Paul ist, dass sie zum ersten Mal in der Geschichte der Syntaxforschung den kommunikativen Charakter des Satzes hervorgehoben hat. Das waren die Ansätze zur Entwicklung der kommunikativen Satztheorie, wie sie uns später, befreit vom Psychologismus, in den Arbeiten von W. Mathesius, E. Drach, K. Boost und vieler anderer Sprachforscher entgegentritt.

Die zweite Tendenz beruht auf dem Bestreben, die inhaltlichen Kriterien abzustreiten und nach streng formal grammatischen, strukturellbezogenen Kriterien zu suchen. Die Vertreter dieser Tendenz sind H. Amman und W. Jung. Sie sehen das formale Merkmal des Satzes in der finiten Verbalform. Der Satz ohne Verbum finitum könne nicht sein, ist ihre Meinung. Allen Sätzen ohne Personalform des Verbs wurde der Satzcharakter abgestritten.

Später finden die Sprachforscher ein anderes formale Kriterium für den Satz – die Stimmführung und die Pausierung (B. Delbrück und H. Glinz). Weniger formal ist der Satz bei J: Ries. Er berücksichtigt in seiner Satzdefinition die Einheit von Inhalt und Form. Ries betont die Hauptaufgabe des Satzes, den Bezug der Aussage zur Wirklichkeit auszudrücken. Dieser Bezug besteht darin, dass jeder Satz die Information darüber enthält, ob der Inhalt des Satzes der Wirklichkeit entspricht. Das heißt in der Grammatik die Satzmodalität.

Heute ist die Definition des Satzes aus kommunikativer Sicht verbreitet. Die Sprachforscher sind sich heute darüber einig, dass der Satz eine kommunikative Einheit ist, und zwar die kleinste (minimale) Einheit der Rede. So bestimmen W. Schmidt und J. Erben den Satz als „die kleinste relativ selbständige Redeeinheit“, indem beide Sprachforscher den kommunikativen Charakter des Satzes hervorheben.

So schreibt z.B. W. Schmidt: „Die Syntax ist die Lehre vom Aufbau der menschlichen Rede. Unter der Rede verstehen wir jede Anwendung sprachlicher Mittel zum Zwecke der gesellschaftlichen Kommunikation. Dabei sind nicht alle Äußerungen die Sätze. Nur die Äußerungen, die nach Inhalt und Form in sich geschlossen sind, nennen wir Sätze“. Der Satz soll also strukturell und inhaltlich abgeschlossen sein. Schmidt unterstreicht dabei, dass zwischen den Äußerungen und innerhalb jeder einzelnen Äußerung eine zeitliche Gliederung besteht. „Wir lernen den Satz somit als eine simulante Ganzheit, als eine funktionale Einheit kennen“, schreibt er.

Als kommunikative (funktionale) Einheit definieren den Satz auch andere Sprachforscher, so z.B.:

Admoni: “Die Syntax befasst sich mit dem Aufbau der zusammenhängenden Rede, also mit dem Satz, der Haupteinheit dieses Prozesses.“

Gulyga, Natanson: „Der Satz ist eine kommunikative Redeeinheit, mit deren Hilfe der Sprecher dem Hörer etwas mitzuteilen vermag“.

Die Sprachforscher sind sich heute darüber einig, dass der Satz als eine kommunikative Einheit 3 Merkmale besitzen soll, sonst darf die Äußerung als ein Satz nicht gelten. Das sind:

1. strukturelle Abgeschlossenheit,

2. semantische Abgeschlossenheit: der Satz soll einen abgeschlossenen Gedanken ausdrücken;

3. intonatorische Abgeschlossenheit: der Satz soll eine kommunikative Intonation haben. Diese 3 Merkmale sind für die Satzdefinition sehr wichtig. Wir finden sie in der Satzdefinition von W.W. Winogradow: “Unter dem Satz versteht die Grammatik eine sprachliche Einheit, die zur Angabe eines relativ selbständigen Gedankens dient, nach den grammatischen Regeln jeder einzelnen Sprache aufgebaut wird und eine kommunikative Intonation besitzt“.