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Конспекты лекций_Теоретическая грамматика.doc
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05.11.2018
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Das Perfekt

Die Eigenart des Perfekts besteht darin, dass dieses Tempus sowohl absolut, als auch relativ gebraucht wird. Somit gehört es sowohl dem Kreis der absoluten Tempora, als auch dem Kreis der relativen Tempora an.

Als absolutes Tempus bezeichnet das Perfekt ein zum Redemoment vollzogenes Geschehen, dessen Folgen noch in der Gegenwart gültig sind. Das erklärt seinen vorzüglichen Gebrauch im Dialog. Gerade die Verbindung des Perfekts mit der Gegenwart erklärt, warum sich das Perfekt auf solche Redeformen spezialisiert hat wie: Dialog, kurze Mitteilung, Meldung, urteilende Feststellung, kurzer Bericht und dergleichen. Vgl.:

1. Die Anweisung des Direktors haben wir erhalten.

2. Mannschaft 2 ist zum Wettspiel angetreten!

3. „Wo hast das Ding gefunden?“ - „Ich habe es am Rande des Waldes entdeckt“.

4. Ich habe das Buch nicht gefunden.

In seinem absoluten Gebrauch erscheint das Perfekt als paradigmatisches Synonym zum Präteritum (also, auf der Ebene des Systems, der Sprache). In seinem relativen Gebrauch bezeichnet das Perfekt vollendete Gegenwart, d.h. das Geschehen bezieht sich auf den Redemoment nicht direkt, sondern indirekt, durch eine andere Handlung im Präsens. Vgl.:

Er macht, was er dir versprochen hat.

Und jetzt verlierst du, was du noch gestern besessen hast.

Wichtig ist, wer dir geholfen hast.

Der relative Perfekt erscheint auch zum Ausdruck der Zukunft, man nennt es in dieser Bedeutung das futurische Perfekt. Es verdrängt in dieser Bedeutung das Futur II, welches strukturell schwerfällig ist. Vgl.:

Nachdem wir alles gemacht haben, gehen wir ihn besuchen (statt: Nachdem wir alles gemacht haben werden. …) Diese Verwendung des Perfekts gewinnt im modernen Deutsch immer größere Verbreitung. Das ist heute die Tendenz. Das futurische Perfekt dringt auch in die deutsche Umgangssprache ein (in den Dialog):

- Wann kommst du?

- Wenn ich alles geschafft habe.

Neben den temporalen Bedeutungen hat das Perfekt die modale Bedeutung der Vermutung. In dieser Bedeutung erscheint das Perfekt als Regel in Verbindung mit der Modalpartikel etwa: Habe ich mich etwa verspätet? Hat er sich etwa geirrt?

Das Plusquamperfekt

Das Plusquamperfekt ist ein fast ausschließlich relativ gebrauchtes Tempus. Im Gegensatz zum Perfekt ist seine relative Bedeutung streng umgrenzt: es dient zum Ausdruck der sogenannten Vorvergangenheit, d.h. der Vorzeitigkeit in der Vergangenheit. Sie entsteht durch die zeitliche Distanz zwischen 2 Handlungen, eine von denen etwas früher geschieht als die andere. In dieser Bedeutung erscheint das Plusquamperfekt in Verbindung mit dem Präteritum:

Als wir bei ihm ankamen, hatte er alle seine Aufgaben schon gemacht.

Im absoluten Gebrauch erscheint das Plusquamperfekt sehr selten, und zwar in einem stilistischen Kontext zur Hervorhebung des zeitlichen Kontrastes:

Der Junge versank , die Katze aber hatte noch lange Zeit gelebt.

Das Plusquamperfekt ist stark aktionsartenmäßig gefärbt: es hat eine klar ausgeprägte perfektive Bedeutung. L. Sütterlin und W. Flämig nennen es das Tempus der „vollendeten Vergangenheit“.