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Das Verb

Thema: Das Verb und seine grammatischen Kategorien: Aspekt, Aktionsarten, Genus

Gliederung:

1. Allgemeine Charakteristik des Verbs als einer Wortart. Die grammatischen Kategorien des Verbs. Der strittige Charakter der Kategorien des Aspekts. Die Aktionsarten. Die Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf diese Kategorien.

2. Die Klassifikationen der deutschen Verben in der traditionellen Grammatik:

  1. die semantisch-syntaktische;

  2. die morphologische;

с) die morphologisch-funktionale Klassifikation von H. Brinkmann; d) nach der Valenz der deutschen Verben.

3. Die Kategorie des Genus des deutschen Verbs. Die Oppositionsverhältnisse im Genussystem. Die Grundrichtung. Die Gegenrichtung.

4. Die Arten der Passivkonstruktionen.

5. Das Problem des Zustandspassivs.

Allgemeine Charakteristik des Verbs als einer Wortart. Das Verb fasst die Sachverhalte der Wirklichkeit als Tätigkeiten, Vorgänge oder Zustände, die in der Zeit verlaufen. Der verallgemeinerte grammatikalische Bedeutungsgehalt des Verbs ist also der Bedeutungsgehalt eines in der Zeit ablaufenden Vorgangs oder Zustandes.

Das Verb spielt eine wichtige Rolle für das Zustandekommen des Satzes. Es wird deshalb von manchen Sprachforschern das „Leitglied“ (H. Glinz) oder „das satzbildende Wort“ (J. Erben) genannt. Diese Sprachforscher betrachten das Verb allein ohne Subjekt als den Satzkern. Das Verb allein, meinen sie, konstituiert schon den Satz als solchen. Sie unterschätzen die Rolle des grammatischen Subjekts für die Entstehung des Satzes.

Zu den wichtigsten Besonderheiten des deutschen Verbs gehört seine Tendenz zur Zweiteiligkeit (Verbum finitum + Verbum infinitum). Dabei bilden diese Teile des Prädikats zwei strukturelle Zentren, die im Satz voneinander distanziert sind. Ein Grundgesetz des deutschen Satzes ist das Gesetz des prädikativen Rahmens, anders genannt der Rahmenkonstruktion. Diese Entzweiung des Prädikats, die der Rahmenkonstruktion zugrunde liegt, wird auf verschiedene Weise erzielt: durch analytische Verbalformen (Perfekt, Plusquamperfekt usw.), durch die Konstruktionen sein/haben + zu + Infinitiv, durch die Verbindung des kopulativen Verbs mit dem Prädikativ (Nomen): ist …Lehrer, ist … schön, ist … von Bedeutung, durch die Verbindung des Vollverbs mit einem Modalverb: will … schlafen, die Trennung der Verbalpräfixe, durch die Endstellung der Richtungsadverbien: vorbei, zurück usw., durch die Endstellung der substantivischen Komponente der fraseologischen Wortverbindung: nimmt … zur Kenntnis, kommt zum Ausdruck.

Die Tendenz zur Zweiteiligkeit des deutschen Prädikats ist eine der Ursachen für die ständige Zunahme der analytischen Zeitformen in der deutschen Sprache.

Die Klassifikationen der deutschen Verben. Die deutschen Verben werden in der traditionellen deutschen Grammatik verschieden klassifiziert. Jeder Klassifikation liegt ein bestimmtes Prinzip (Kriterium) zugrunde. Besonders verbreitet sind die Klassifikationen aus semantisch-syntaktischer und morphologischer Sicht.

Die semantisch-syntaktische Klassifikation. Die traditionelle deutsche Grammatik unterscheidet folgende strukturell-semantische Klassen der deutschen Verben:

  1. Vollverben - Hilfsverben (Admoni, Moskalskaja, Schmidt)

  2. subjektive Verben – objektive Verben (Admoni, Behaghel, Heyse)

  3. transitive Verben – intransitive Verben (allgemein)

  4. persönliche Verben – unpersönliche Verben (allgemein)

  5. kursive Verben – terminative Verben (Admoni, Moskalskaja, Sinder)

  6. reflexive Verben (Brinkmann, Schmidt, Grebe, Admoni)

Die morphologische Klassifikation. Aus morphologischer Sich unterscheidet die traditionelle deutsche Grammatik 4 Gruppen der deutschen Verben:

  1. schwache Verben (machen, spielen, sagen),

  2. starke Verben (kommen, fliegen, tragen),

  3. die Verben mit schwankender Konjugation (schaffen, saugen, wiegen),

  4. unregelmäßige Verben (rennen, brennen, sollen, wollen, stehen, gehen, sein, haben, werden).

Zusammenfassend kann man sagen, dass aus morphologischer Sicht 2 große Gruppen der Verben unterschieden werden: starke und schwache. Der herrschende und morphologisch deutliche Typ sind die schwachen Verben. Das bedeutet aber nicht, dass die starken Verben im Absterben sind. Sie bezeichnen die lebenswichtigen Begriffe, sind sehr gebräuchlich und gehören deshalb zum stabilen Teil des Wortbestandes. Sie sind auch sehr produktiv aus wortbildender Sicht, was ihre Stabilität unterstützt. K.-E. Sommerfeldt betont, dass gerade starke Verben infolge des Vokalwechels die Schönheit der deutschen Sprache ausmachen.

Die Klassifikation der Verben nach ihrer Valenz. Dadurch, dass das Verb bestimmte Ergänzungsbestimmungen zu sich nimmt (man nennt sie Mitspieler oder Aktanten), wird das Verb zum strukturellen Zentrum des Satzes. Um das Verb gruppieren sich andere Satzglieder (Aktanten). Ihre Zahl kann unterschiedlich sein. Die Aktanten können obligatorisch oder nur fakultativ sein.

Die Sprachforscher schaffen die Klassifikationen der deutschen Verben nach ihrer Valenz. Vor allem ist die Klassifikation von H. Brinkmann zu nennen. Nach der obligatorischen Valenz teilt H. Brinkmann die deutschen Verben in 4 Gruppen ein:

1. nullstellige Verben. ( Es regnet.)

2. einstellige Verben. ( Das Kind schläft. Wir arbeiten.)

3. zweistellige Verben. ( Wir bauen ein Haus.)

4. dreistellige Verben. ( Er reicht mir die Hand.)

H. Brinkmann betrachtet als Mitspieler nur das grammatische Subjekt und die Objekte. Obligatorische Adverbialbestimmungen, Prädikative und Präpositionalobjekte lässt er außer Acht. J. Erben betrachtet diese Satzglieder als obligatorische Mitglieder (Aktanten).

Die 5 morphologisch-funktionalen Verbklassen von H. Brinkmann. Die Klassifikation von H. Brinkmann ist eine neuere Klassifikation (1962). In dieser Klassifikation geht H. Brinkmann vom morphologischen-funktionalen Kriterium aus. Unter der Berücksichtigung der speziellen funktionalen Leistung und der Besonderheiten im Formenbestand teilt er den gesamten Vorrat an deutschen Verben in 5 Gruppen ein: 1. Tätigkeitsverben (oder Handlungsverben): machen, brechen; 2. Vorgangsverben: blühen, fahren; 3. Zustandsverben: liegen, schlafen; 4. Geschehensverben: geschehen, passieren; 5. Witterungverben : regnen, tauen, schneien.

H. Brinkmann betont, dass es zwischen diesen Gruppen der deutschen Verben keine Kluft besteht. Ein und dasselbe Verb kann zu 2 Gruppen gehören.

Grammatische Kategorien des deutschen Verbs. Das deutsche Verb hat 5 grammatische Kategorien: Person, Numerus, Genus, Zeit und Modus. Die 6. Kategorie, die Kategorie der Aktionsarten, die sehr gut in den slawischen Sprachen entwickelt ist, ist im Deutschen strittig. Die meisten Sprachforscher verneinen diese Kategorie in der deutschen Sprache.

Die meisten Kategorien des Verbs – die der Person, der Zeit und des Modus – sind ihrem Wesen nach prädikative Kategorien: sie gestalten den Satz als eine kommunikative Aussage und kommen den finiten Formen des Verbs als dem Prädikat zu. Diesen Kategorien liegt der Sprechakt zugrunde sowie die Beziehungen, die im Sprechakt aktualisiert werden.

Die Veränderung nach Person zeigt, auf wen der Sprechende seine Aussage bezieht : auf sich selbst (die 1. Person), auf seinen Gesprächtspartner ( die 2. Person) oder auf eine Person, die am Gespräch keinen unmittelbaren Anteil nimmt (die 3. Person). Leblose Dinge sind auch auf die 3. Person bezogen. Die Kategorie der Person beruht also auf der Opposition“ sprechend – angesprochen – besprochen“ ( Moskalskaja).

Die Kategorie des Numerus zeigt, ob die Aussage auf eine einzige Person (bzw. Gegenstand) bezogen ist oder auf mehrere Personen (bzw. Gegenstände). Sie beruht auf der Opposition „eine Person – mehrere Personen“.

Die Kategorien der Person und des Numerus haben keinen absoluten Charakter. Die Witterungsverben verbinden sich nur mit dem Pronomen „es“ (also die 3. Person) und nur im Singular. Die Geschehensverben erscheinen auch in der 3. Person, aber in beiden Numeri. Vgl.: Es regnet. Es blitzt. Eine Katastrophe ist geschehen. Viele Katastrophen sind geschehen.

Das Problem der Aspekte und der Aktionsarten im Deutschen. Es ist problematisch, in welchem Umfang die deutsche Sprache über die grammatischen, genauer gesagt, grammatisch-lexikalischen Kategorien der Aspekte und Aktionsarten verfügt, die, wie bekannt, sehr gut in den slawischen Sprachen entwickelt sind, aber auch im Altgriechischen und im Englischen. Es geht darum, ob die deutsche Sprache systemhaft formale Mittel zum Ausdruck dieser Kategorien ausgebildet hat.

Max Deutschbein definiert den Aspekt als die Kennzeichnung der besonderen „Perspektive, unter der der Sprechende einen Vorgang sieht“.

Unter der Aktionsart versteht man die Art, wie die Handlung abläuft, also die Verlaufsart der Handlung (W. Schmidt).

Der Unterschied zur Aktionsart besteht darin, meint Schmidt, dass der Aspekt die subjektive Sicht und Auffassung des Geschehens durch den Sprecher zum Ausdruck bringt. Das Vorhandensein der Aspekte im Deutschen ist umstritten. Das bedeutet aber nicht, dass die deutsche Sprache über keine Mittel zum Ausdruck von Aspekten und Aktionsarten verfügt. Diese Mittel kommen aus den Bereichen der Wortbildung, Flexion und der syntaktischen Fügung. Leo Weißgerber akzeptiert das Vorhandensein solcher fakultativen Mittel im Deutschen im Gegensatz zu W. Admoni und H. Brinkmann, die die Aspekte und die Aktionsarten im Deutschen nicht anerkennen. Im Russischen hat jedes Verb beide Aspekte.

Solche Opposition „imperfektiver Aspekt“ – „perfektiver Aspekt“ ist aber nicht bei jedem deutschen Verb möglich. Für die meisten Sprachforscher hat das als ein Anlass gedient, diese Kategorie im Deutschen zu verneinen. ( Admoni, Schmidt, Brinkmann u. a.) Man kann ihnen zustimmen.

Die deutsche Sprache hat auch die Aktionsarten als eine klar ausgeprägte Kategorie nicht.

W. Admoni, H. Brinkmann und J. Erben sind der Meinung, im Deutschen gibt es auch keine Kategorie der Aktionsarten, denn die deutsche Sprache verfügt über kein einheitliches System von formalen Mitten zum Ausdruck der Aktionsarten, wie es im Russischen der Fall ist. W. Schmidt ist damit nicht einverstanden. Es gibt im Deutschen kein einheitliches System von formalen Mitteln zum Ausdruck der Aktionsarten. Doch sie besitzt ohne Zweifel lexikalische, wortbildende und grammatikalische Mittel, die es ermöglichen, die Verlaufsart des Geschehens zu bestimmen. Als ein Beispiel dafür bringt W. Schmidt zwei deutsche Verben „reden“ und „sagen.

Die Verben, die ein Geschehen in seinem ununterbrochenen Verlauf, ohne zeitliche Begrenzung, ohne Hinweis auf seinen Anfang oder Abschluss bezeichnen, nennt man kursive (imperfektive, durative) Verben: wohnen, liegen, leben, blühen, dauern, essen, frieren, lachen, streben, wachen, steigen, schlafen, fahren usw. Sie bezeichnen ein unvollzogenes Geschehen.

Die Verben, die ein zeitlich begrenztes Geschehen bezeichnen und nähere Angaben über seinen Beginn oder Abschluss enthalten, nennt man terminative Verben (oder perfektive, nichtdurative): kommen, sagen, finden, erwachen, platzen, beenden, abblühen, entgehen, auffressen. Sie bezeichnen ein vollzogenes Geschehen. Terminative Verben streben zum Abschluss hin, betont W. Schmidt.

Zwischen diesen zwei Gruppen lässt sich aber keine scharfe Grenze ziehen. W. Admoni betont mit Recht, es gibt Verben, die sowohl kursiv, als auch termnativ auftreten können. Über ihre kursive (unvollzogene) oder terminative (vollzogene) Bedeutung entscheidet immer der Kontext. Vgl.: Er rauchte wenig. – Er rauchte zwei Zigarren, eine nach der anderen.

In diesem Fall entscheiden über die Aktionsart der Verben lexikalische Mittel: Adverbien, Konjunktionen, substantivische oder phraseologische Wortverbindungen , die aktionsartenmäßig gefärbt sind . Vgl.: bereits, schon, plötzlich, endlich, schließlich, letzten Endes, dies Mal, als, nachdem, bis (terminative Bedeutung) und immer, wieder, immer wieder, mehrmals, wiederholt, jede Woche, jeden Tag, ab und zu, von Mal zu Mal, pflegen + zu + Infinitiv, sooft, solange, wenn, während (kursive Bedeutung). Also, nur aus dem Kontext ergibt sich diese oder jene aktionsartenmäßige Schattierung des deutschen Verbs.

Neben den lexikalischen und wortbildenden Mitteln dienen im Deutschen zum Ausdruck der Aktionsarten die Zeitformen. So bezeichnet das Präteritum des öfteren (aber nicht immer) ein unvollzogenes Geschehen, das Perfekt dagegen – ein vollzogenes Geschehen. Vgl.: Sie las den Roman von Dostojewski. Ich habe diesen Roman in meiner Kindheit gelesen.

Das Plusquamperfekt, der Konditionalis II und das Futur II haben ausschließlich vollzogene, perfektive Bedeutung. Am klarsten kommt die Opposition vollzogen – unvollzogen im System der deutschen Partizipien zum Ausdruck. Das Partizip I der terminativen Verben hat eine imperfektive, unvollzogene Bedeutung. Vgl.: der fallende Schnee, die aufgehende Sonne.

Das Partizip I der terminativen Verben hat eine perfektive, vollzogene Bedeutung: der gefallene Schnee, die aufgegangene Sonne.

Das Zustandpassiv (sein + Partizip II ) hat immer eine perfektive, vollzogene Bedeutung: Der Aufsatz ist geschrieben. Das Fenster ist geöffnet.

Zusammenfassend kann man sagen: die deutsche Sprache verfügt über kein einheitliches, gut entwickeltes System von Mitteln zum Ausdruck der Aspekte und der Aktionsarten. Dementsprechend kann man im Deutschen über keine gut entwickelten und klar ausgeprägten Kategorien der Aspekte und der Aktionsarten sprechen. Beim deutschen Verb kommt am klarsten die Opposition „vollzogenes Geschehen – unvollzogenes Geschehen“ zum Ausdruck. Dabei verflechten sich die aktionsartenmäßigen Schattierungen mit den temporalen. Entscheidende Rolle über die aktionsartenmäßige Schattierung spielt dabei im Deutschen der Kontext.

Das Verb. Die Kategorie des Genus. Das Genus des Verbs ist die Art des Ablaufens der Handlung im Verhältnis zum Subjekt bzw. Objekt. Genera verbi ermöglichen dem Sprechenden unterschiedliche Darstellung ein und desselben Geschehens. Es geht dabei um 2 Richtungen des Geschehens: die Grundrichtung und die Gegenrichting.

Die Grundrichtung ist eine solche Richtung, bei der das Geschehen vom grammatischen Subjekt ausgeht, welches gleichzeitig der Urheber ( Träger, Erzeuger) dieser Handlung ist. Vgl.: Wir lesen das Buch. Der Junge schreibt den Brief. Wir arbeiten.

Die Gegenrichtung ist eine solche Richtung, bei der das Geschehen auf das grammatische Subjekt gerichtet ist, welches kein Urheber der Handlung ist (also kein Agens), sondern der Zielpunkt der Handlung, das Patiens ist. Der Träger der Handlung wird nicht genannt oder erscheint in Form des grammatischen Objekts. Vgl.: Das Haus wird neu gebaut. Das Haus wird von den Arbeitern gebaut.

Die Form des Verbs, dessen Handlung in der Gegenrichtung abläuft, heißt die passive Form, oder das Passiv. Die Formen des Passivs signalisieren, dass das grammatische Subjekt nicht wirkend, also passiv ist. Es wird von der Handlung betroffen (bewirkt).

Die Gegenrichtung ist nicht allen Verben eigen, sondern nur den transitiven, die nach sich das Akkusativobjekt verlangen. Transitive Verben bilden das persönliche Passiv.

Für die Gegenrichtung ist kennzeichnend, dass sie grammatisch umkehrbar ist, d.h. sie lässt sich in die Grundrichtung transformieren. (W. Schmidt, W. Jung, W. Admoni, J. Erben u.a.)

Den intransitiven Verben ist die Umkehrung der Richtung nicht eigen, weil sie kein Akkusativobjekt regieren. Von ihnen ist nur das unpersönliche (das subjektlose) Passiv möglich: Es wurde heute viel gesungen. Jetzt wird geschlafen.

Das logische Subjekt wird in diesem Fall nicht genannt.

O.I. Moskalskaja betont, dass die Oppositionsverhältnisse zwischen Aktiv und Passiv auf der Gegenüberstellung „gerichtetes Geschehen – nicht gerichtetes Geschehen“ beruhen. Sie weist auch darauf hin, dass es solche transitiven Verben gibt, von denen das Passiv nicht möglich ist, weil sie keine willkürlich auf ein Objekt gerichtetes Geschehen bezeichnen: kennen, wissen, haben, besitzen, enthalten, erfahren u. a.

Die Arten der Passivkonstruktionen. Man unterscheidet 3 Arten der Passivkonstruktionen im Deutschen:

1. Die dreigliedrige Passivkonstruktion. Das ist die Konstruktion, in der alle 3 Konstituenten vertreten sind: die Handlung, das Agens und das Patiens. Vgl.: Das Haus wird von den Arbeitern im Laufe von 2 Jahren gebaut.

2. Die zweigliedrige Passivkonstruktion. Das ist die Konstruktion, in der die Handlung und das Patiens angegeben werden. Das Agens bleibt aus bestimmten Gründen aus. Andere Umstände rücken in den Vordergrund. Vgl.: Das Haus wird im Laufe von 2 Jahren gebaut.

3. Die eingliedrige Passivkonstruktion. Hier wird nur die Handlung angegeben: Es wird angerufen. Von der Sache wurde nicht mehr gesprochen.

Das eingliedrige Passiv bezeichnet ein nicht gerichtetes Geschehen und kennzeichnet sich durch die Prozessualität. Das Geschehen wird hier als ein immanenter Vorgang dargestellt. Seine Besonderheit ist, dass es nicht nur von den transitiven Verben möglich ist, sondern auch von den intransitiven. Vgl.: Von dem Streit wurde nicht mehr gesprochen.

Das Problem des Zustandspassivs. Viele Sprachforscher sprechen von dem sogenannten Zustandspassiv, anders genannt Stativ (W. Schmidt, W. Jung, O. Moskalskaja, H. Brinkmann, E. Schendels u.a.).So schreibt z. B Hans Glinz: „Wir haben drei Geschehensarten (Genera), nicht nur zwei“. Diese 3 Genera bestimmt Glinz als:

einfach bewirkt gegeben

baut wird gebaut ist gebaut

(Aktiv) (Passiv) (Stativ)

„Ist gefunden“ steht nahe zu „ist vorhanden, ist da“. „Wir sprechen daher hier von „gegeben“, schreibt H. Glinz. Auch W. Schmidt schreibt: „Wir haben im Deutschen ohne Zweifel noch ein weiteres Genus verbi, nämlich das sogenannte Zustandspassiv. Vom Passiv unterscheidet sich dieses Genus dadurch, dass es nicht einen Vorgang ausdrückt, sondern einen Zustand, der sich aus einem Vorgang ergeben hat.“ Vgl.: Die Tür wird / ist geöffnet.

Die Zugehörigkeit des Stativs zum System der Genera verbi, wie auch zum Verbalparadigma im allgemeinen bleibt aber bis heute problematisch. Darauf weisen Admoni und Guchmann hin. Sie betonen, dass die Verbindung „sein + Partizip II“ im Gegensatz zu den Passivformen keine analytische Zeitform ist, sondern das zusammengesetzte nominale Prädikat. Vgl.: ist … schön; ist … gemacht, wo das Verb „sein“ eine Kopula ist und das Partizip II – das Prädikativ (des nominalen Prädikats). Derselben Meinung sind L. Sinder und T. Strojewa.

Die Eigenart der Konstruktion „sein + Partizip II“ im Vergleich zum nominalen Prädikat besteht, meint Moskalskaja, in der zweifachen Natur des Partizips II, das trotz häufiger Adjektivierung ( reizend, ausgezeichnet, gebildet, verrückt usw.) eine Verbalform bleibt, wenn das Partizip II verbale Eigenschaften beibehält. Vgl.: Er ist mit dem Orden ausgezeichnet. Deine Note ist ausgezeichnet. Der Satz ist falsch gebildet. Er ist ein hoch gebildeter Mensch.

Dadurch lassen sich, meint O.I. Moskalskaja, gewisse Berührungspunkte zwischen der Konstruktion „sein + Partizip II“ und dem Vorgangspassiv erklären. Man kann dabei verschiedene Abstufungen in der Bedeutung der Konstruktion „sein + Partizip II“ beobachten, von einer rein qualitativen (nominale Bedeutung) bis zur prozessualen (verbale Bedeutung). Sie veranschaulicht das Gesagte an folgenden Beispielen:

1. Ihr starkes aschblondes Haar war über der Stirn gelockt.

2. Vor Erstaunen waren seine Augen weit gerissen.

3. Beim Abschied war er tief gerührt.

Alle Sätze enthalten eine qualitative Charakteristik des Subjekts (nominale Eigenschaften).

  1. Indessen war das Königsreich durch Katholiken und Protestanten gespalten.

  2. In Bochum war der Aufstand der Feinde der Republik von den SS rasch niedergeschlagen.

In beiden Sätzen steht das Zustandspassiv infolge der Einschließung des Agens in die Satzstruktur dem Vorgangspassiv nahe, denn die verbalen Eigenschaften der Partizipien lassen sich in diesem Fall deutlicher erkennen.

Zusammenfassend kann man folgendes resümieren: Obwohl die Konstruktion „sein + Partizip II“ dem nominalen Prädikat nahe steht, besonders wenn das Partizip II seine verbale Eigenschaften eingebüßt hat, bleibt ihre Bedeutung doch passiv. Das grammatische Subjekt ist hier kein Agens, kein Handlungsträger, sondern das Patiens, der Zielpunkt der Handlung. Da hier die Handlung nicht als ein Vorgang auftritt, sondern als deren Resultat, so scheint uns die Bezeichnung „Zustandspassiv“ oder „Stativ“ gerecht und treffend zu sein. Die Konstruktionen, in denen das Partizip II vollkommen adjektiviert ist und die folglich die Richtung der Handlung überhaupt nicht angeben können, sind vom Zustandspassiv abzugrenzen. „Sein + Partizip II“ ist hier als nominales Prädikat zu betrachten.