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Text с Deutsche in Moskau

Seit mehr als 400 Jahren gibt es in Moskau deutsche Einwohner. Die er­sten Deutschen, überwiegend Kaufleute und Handwerker, siedelten sich in Moskau bereits im 15. Jahrhundert in einem schönen Landstreifen im Nordosten Moskaus an, der etwa eine Fußstunde vom Zentrum der Stadt an der Jausa gelegen war. Dort konnten die fremden und andersgläubigen Deutschen nach ihren Sitten und Gebräuchen leben. Diese Fremdenvor­stadt wurde aufgrund der Dominanz der deutschen Sprache die „Deutsche Sloboda” genannt. Unter Iwan dem Schrecklichen wurde die Deutsche Sloboda mit zahlreichen aus deutschen Landen eingewanderten Fachkräf­ten besiedelt. Es kamen Offiziere, Kaufleute, Techniker, Handwerker und Wissenschaftler.

Mit den Deutschen siedelten sich auch andere, ihnen in Sprache und Her­kunft nahestehende, Ausländer in der deutschen Vorstadt an. Unter ihnen befand sich der Genfer Franz Lefort, der sich 1676 mit 19 Jahren zum rus­sischen Militärdienst gerneldet hatte. Sein Haus in der Deutschen Sloboda war für seine Geselligkeit und Offenheit bekannt. Hier verkehrte auch der junge Zar Peter I., dem die europäische Atmosphäre der deutschen Vor­stadt gefiel.

In dieser Deutschen Sloboda wohnte auch Pastor Johann Gottfried Gregori. Im Auftrag des Zaren Alexej Michailowitsch gründete er 1672 das Hoftheater. Der Inhalt des ersten Stückes war dem „Buch Esther1” aus dem Alten Testament2 entnommen. Nach Gregoris Tod erstarb das Theater­leben in Moskau und lebte erst unter Peter I. wieder auf.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts besiedelten die Deutschen nicht nur die Deutsche Sloboda, sondern ließen sich immer häufiger im Stadtzentrum nieder. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Moskau etwa 20 000 Deutsche. Sie wohnten in verschiedenen Stadtteilen; besonders viele lebten in der Stadtmitte nahe der evangelisch-lutherischen Peter-und-Pauls-Kirche3. Dank der evangelisch-lutherischen Kirche konnten die Rußland­deutschen ihre nationale Eigenständigkeit4 über drei Jahrhunderte bewah­ren.

Bereits 1601 wird eine deutsche Schule bei der evangelischen Kirche in Moskau erwähnt, und im 19. Jahrhundert gab es bei der Moskauer Peter-und-Pauls-Kirche fünf Lehranstalten: ein Jungengymnasium, eine Real­schule, ein Mädchengymnasium, eine Grundschule für Jungen und eine für Mädchen. Erwähnt werden soll aber auch eine Sonderschule, die von Deutschen gegründet wurde. Im Jahre 1882 eröffnete Heinrich Dieckhoff, Pastor an der Peter-und-Pauls-Kirche, eine Schule für blinde Kinder. Diese Einrichtung existiert bis heute, und jeder ihrer Schüler kennt den Namen des Gründers.

Die Verbundenheit mit der eigenen Sprache, mit Kultur und Bräuchen hin­derte die Deutschen nicht daran, weltoffen zu sein. Sie leisteten einen ge­wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Kultur, Wissenschaft und Wirt­schaft in Rußland. Viele der Moskauer Deutschen gingen in die Geschichte ein. Der berühmteste von ihnen ist Friedrich Josef Haas. Anfang des 19. Jahrhunderts war Haas der beste deutsche Arzt in Moskau. Er hatte viele Patienten, wies aber auch arme Leute nicht ab. Haas war auch Chef­arzt aller Moskauer Gefängnisse, und er tat viel, um das Los der Häftlinge zu verbessern. Außerdem gründete er ein Krankenhaus für Obdachlose5. Hier wurde ihm 1909 ein Denkmal gesetzt. Auf dem Stein stehen die Wor­te, die er oft wiederholt hatte: «Спешите делать добро!» Auch in seiner Heimat ist er unvergessen; dort gibt es eine Haas-Straße, eine Ausstellung zu Leben und Werk sowie ein Denkmal.

Texterläuterungen

1 das Buch Esther — библейская книга «Эсфирь»

2 das Alte Testament — Ветхий Завет

3 evangelisch-lutherische... Kirche — евангелическо-лютеранская церковь

4 nationale Eigenständigkeit — национальная самобытность

5 der Obdachlose — бездомный

55. Antworten Sie auf die Fragen zum Text.

1. Was war die Deutsche Sloboda?

2. Welche Rolle spielte der Pastor Gregori in der Geschichte des russi­schen Theaters?

3. Welche deutschen Lehranstalten gab es in Moskau?

4. Sind Sie einverstanden mit der Meinung, daß in Rußland deutsche Ver­mittler zwischen deutscher und

russischer Kultur waren?

5. Sind sie es heute noch?

6. Wer/was vermittelt am besten die Kultur eines Volkes?

56. Dr. Haas lebte nach dem Prinzip „Bemühen Sie sich. Gutes zu tun!” Kennen Sie jemanden, der die gleiche Lebensphilosophie hat? Und was ist für Sie wichtig im Leben?

57. Stellen Sie eine Gliederung des Textes zusammen, indem Sie jeden Absatz des Textes betiteln.

58. Erzählen Sie, was Sie aus dem Text Neues erfahren haben über...

1. die ersten Deutschen in Moskau;

2. die „Deutsche Sloboda";

3. die Kultur der Deutschen;

4. die Lehranstalten in Moskau;

5. die berühmten Deutschen in Moskau.

59. Erzählen Sie, welche Deutschen leben heute in Moskau/in Ihrer Stadt.

60. Finden Sie möglichst viele Informationen über den Alltag einer deut­schen Familie in Rußland und berichten Sie darüber.

61. Stellen Sie sich vor: Sie treffen sich mit einem Deutschen und bitten ihn über die Geschichte der Deutschen in Moskau zu erzählen.

62. Waren Sie einmal in Deutschland? Wie fühlen Sie sich unter den Deut­schen?

Aufgabe 7. Lesen Sie den Text D und antworten Sie auf die Frage: Wo­durch ist Till Eulenspiegel überall bekannt?

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