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LEXIKOLOGIE пособиеT-108.doc
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Die Motiviertheit bzw. Motivation der Wortbedeutung

Die Motiviertheit ist die Beziehung zwischen Formativ und Bedeutung, bei der die Wahl des Formativs durch bestimmte Eigenschaften, Verhaltensweisen u.ä. des Benennungsobjekts bedingt ist.

Bei der Benennung bzw. Nomination eines in der Praxis neu gewonnenen Sachverhalts dient gewöhnlich ein Merkmal, wonach der ganze Nominationsgegenstand benannt ist. So z.B. der Frühling nach dem Merkmal «früh», und das Eigenschaftswort «früh» selbst gehen auf die Wurzel pro «zeitlich vorn, voran».

Das Motiv oder das Merkmal der Nomination wird in der sowjetischen Linguistik manchmal mit dem Terminus die innere Wortform bezeichnet.

Wenn die historisch adäquate innere Wortform nicht mehr eindeutig zu erkennen ist, kann auf Grund begrifflicher oder lautlicher Angleichung an durchsichtige Wörter und Wortelemente eine neue Etymologie entstehen. In der älteren Germanistik wurde sie mit dem Namen Volksetymologie, in der jüngeren Wortforschung als Fehletymologie oder Pseudoetymologie bezeichnet.

Hagestolz «alter Junggeselle»  ahd. haguastalt bedeutet wörtlich «Besitzer eines Nebengutes» im Gegensatz zum Besitzer des Hofes. Da das Nebengut im Allgemeinen zu klein war, um dort einen Hausstand zu gründen, mußte der Hagbesitzer unverheiratet bleiben. Im Mittelhochdeutschen wurde die zweite Komponente – stalt «Besitzer» volksetymologisch in stolz umgedeutet.

Der Pseudoetymologie unterliegen auch Fremdwörter, deren innere Form in der entlehnenden Sprache undurchsichtig ist, z.B. Trottoir «Bürgersteig, Gehsteig». Ende des 18. Jhs. aus dem Französischen übernommen, wurde es scherzhaft umgedeutet in Trittuar.

Struktur der Wortbedeutung

Zu den wichtigsten Erkenntnissen der modernen Semantikforschung gehört die Einsicht

1) in die Komplexität und

2) in die strukturelle Beschaffenheit der lexikalischen Bedeutung.

Das heißt:

1) Die lexikalische Bedeutung ist komplexer Natur. Sie enthält drei Komponenten: die denotative, signifikative und konnotative Komponente.

Die denotative Komponente ist die in einer sprachlichen Äußerung realisierte Funktion des Zeichens, eine bestimmte Erscheinung der objektiven Realität (Gegenstand, Denotat) zu repräsentieren. Dieser Aspekt der Bedeutung wird als denotative Bedeutung bezeichnet.

Die signifikative Komponente resultiert aus der Funktion des Wortzeichens, das interindividuell invariante Abbild der Merkmalstruktur einer Erscheinung der objektiven Realität zu sein. Auf Grund dieser Eigenschaft der Wortzeichen können sie als Benennungen für ganze Klassen von Gegenständen dienen. Dieser Aspekt der Bedeutung wird als signifikative Bedeutung bezeichnet.

Da die denotative und signifikative Komponente der Wortbedeutung eine Einheit bilden, werden sie in der Fachliteratur oft als denotativ-sinifikative Komponente und entsprechend als denotativ-signifikative Bedeutung bezeichnet.

Die konnotative Komponente resultiert aus wertenden semantischen Merkmalen der signifikativen Bedeutung der betreffenden Wörter. In den Wertungen drücken sich die Beziehungen des Menschen zu den von ihm widerspiegelten Gegenständen und Erscheinungen der objektiven Realität aus. Solche Wertungen werden in der signifikativen Bedeutung sprachlicher Zeichen als begrifflich wertende semantische Merkmale fixiert und kodifiziert. z.B.: Visage, Früchtchen («Taugenichts», «Nichtsnutz»), Flasche («unfähiger Mensch, Versager, bes. auf sportlichem Gebiet»), Raumpflegerin («Putzfrau»). Dieser Aspekt ergibt die konnotative Bedeutung.

2) Die Bedeutung ist strukturiert, d.h. sie besteht aus einer Konfiguration von Bedeutungselementen, die in der linguistischen Forschung mit folgenden terminologischen Bezeichnungen belegt sind: Seme, semantische Merkmale, Bedeutungselemente, semantische Komponenten, Noeme und andere weniger gebräuchliche Bezeichnungen wie semantische Marker und Distiktoren.

Seme sind die kleinsten Bedeutungselemente als Bestandteile der lexikalischen Bedeutung. Die lexikalische Bedeutung wird dementsprechend als «Semem» bezeichnet.

Die Konfiguration der semantischen Merkmale meint eine geordnete Menge, eine Hierarchie derselben innerhalb eines Semems. Einige der semantischen Merkmale setzen andere voraus.

Die Merkmale, die das Semem am allgemeinsten charakterisieren, sind zunächst kategorial-semantische Seme. Sie spezifizieren das Lexem als Wortart. So ist das kategorial-semantische Sem der Verben «Prozessualität, Prozess», das kategorial-semantische Sem der Substantive «Gegenständlichkeit», das kategorial-semantische Sem der Adjektive «Merkmalhaftigkeit».

Vater/Mutter

Gegenständlichkeit

(«belebt»)

‌‌↓

«Mensch»

«verwandt»

«hervorbringende (Generation)»

↓ ↓

«männlich» «weiblich»

Die zweite Gruppe bilden lexikalische bzw. individuelle Basisseme. Sie stellen den begrifflichen Kern des Semems dar.

Die dritte Gruppe bilden differenzierende bzw. konkretisierende und auch begrifflich wertende Seme, die besonders relevant sind bei der Komponentenanalyse der Synonyme, Antonyme und der feldmäßigen Anordnung der Lexik.

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