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Literatur

Moskalskaja 1971: I69 - 174.

Admoni 1966: 100 -107.

Schmidt 1967:104- 114.

Абрамов 1999: С. 81-87.

Thema 4: Das Substantiv. Die Kategorie des Kasus. Die Entwicklungstendenzen im System der deutschen Kasus.

Gliederung

1. Das System der Kasus im Deutschen. Das Problem der Definition des Kasus. (W. Admoni, W. Jung). Die Oppositionsverhältnisse im Kasussystem.

2..Formale Mittel zur Angabe der Kategorie des Kasus im Deutschen.

3. Die Funktionen der deutschen Kasus:

a) die Funktionen des Nominativs;

b) die Funktionen des Genitivs;

c) die Funktionen des Dativs;

d) die Funktionen des Akkusativs.

4. Der Begriff des Gemeinschaftskasus.

5 Die Entwicklungstendenzen im System der deutschen Kasus.

Allgemeine Charakteristik des Kasus. Die Kategorie des Kasus ist eine der wichtigsten grammatischen Kategorien des Substantivs. Die Kasus (die Fälle) dienen im Deutschen, so auch wie in den anderen indoeuropäischen Sprachen, der grammatischen Organisierung (Gestaltung) der Wortgruppe und des Satzes. Durch die Kasus kommen alle syntaktischen Funktionen des Substantivs und der substativischen Wortarten zum Ausdruck.

W. Admoni definiert diese Kategorie wie folgt: „Der Kasus dient dazu, die syntaktischen Funktionen des Substantivs (und aller substantivierten und substantivischen Wortarten) in seiner morphologischen Struktur zum Ausdruck zu bringen“.

W. Jung bestimmt den Kasus folgenderweise: „Der Kasus ist die Form eines deklinierbaren Wortes, die die Beziehung dieses Wortes zu den anderen Wörtern des Satzes zum Ausdruck bringt“.

Die Kategorie des Kasus ist in verschiedenen Sprachen unterschiedlich entwickelt. In den slawischen Sprachen, darunter im Russischen, ist sie gut entwickelt. Im Russischen gibt es 6 Kasus. Sehr guz ist diese Kategorie in den Turksprachen und ugrafinnischen Sprachen entwickelt. Hier unterscheiden die Sprachforscher 8-10 Kasus. Im Chakassischen gibt es z.B. 10 Kasus. Auch innerhalb der germanischen Sprachfamilie ist die Kategorie des Kasus unterschiedlich entwickelt: im Deutschen gib es 4 Fälle, während im Englischen nur 2 und um diese 2 Kasus wird im Englischen gestritten. Einige Sprachforscher verneinen diese Kategorie im Englischen.

Im Deutschen ist der Kasus eine alternative Kategorie, d.h. jedes Substantiv verändert sich nach Kasus. Diese Veränderung vollzieht sich im Rahmen ein und desselben Wortes. Alle Veränderungsformen des Wortes bilden das Paradigma dieses Wortes. Das Paradigma des Substantivs im Russischen besteht aus 12 Veränderungsformen, das Paradigma des deutschen Substantivs besteht aus 8 Veränderungsformen.

Die traditionelle deutsche Grammatik untersuchte die Kasus isoliert, nicht in einem System (z.B. H. Paul, L. Sütterlin, O. Behaghel u.a.). Das war der Mangel der traditionellen Auffassung. Die Vertreter der gegenwärtigen deutschen Germanistik, unter ihnen W. Admoni, O.I. Moskalskaja, Jacobson u.a., sind bestrebt, alle Kasus systemhaft zu betrachten, und zwar auf Grund der Oppositionsverhältnisse im Kasussystem.

Alle Kasus stehen zueinander im Verhältnis der Opposition (Gegenüberstellung). Dabei bilden die Opposition die primären Bedeutungen der Kasus, d.h. ihre Hauptbedeutungen. Der Nominativ steht z.B. allen übrigen Kasus in der Bedeutung des grammatischen Subjekts gegenüber, der Genitiv – in der Bedeutung des Attributs, der Dativ – in der Bedeutung des indirekten Objekts, der Akkusativ – in der Bedeutung des direkten Objekts.

Jeder Kasus ist im Deutschen vieldeutig und somit polyfunktional, d.h. er übt mehrere Funktionen aus. Sehr wichtig ist für die Erforschung der Kasus und ihres Funktionierens die von Kurylowitsch vorgeschlagene Unterscheidung von primärem und sekundären Kasusfunktionen. Die primäre Funktion des Kasus ist seine Hauptfunktion. Die primäre Funktion des Kasus ist die Funktion, in der dieser Kasus am häufigsten im Satz auftritt. Alle übrigen Funktionen dieses Kasus sind seine sekundär. Somit entwickelt sich die Vieldeutigkeit der Kasus und ihre Synonymie.

Die Funktionen des Nominativs. Der Nominativ nimmt im Kasussystem einen besonderen Platz ein. Er hebt sich von den übrigen Kasus durch folgende Besonderheiten ab:

1. durch die Fähigkeit, außerhalb des Satzes die Gegenstände und Erscheinungen der objektiven Welt zu benennen, also durch seine nominative (benennende) Funktion;

2. durch seine syntaktische Unabhängigkeit in seiner Hauptfunktion, d.h. in der Funktion des grammatischen Subjekts;

3. durch seine Fähigkeit zum satzwertigen Gebrauch, anders gesagt, durch die Fähigkeit, einen Satz zu bilden. Solche Sätze nennt man Existenzialsätze, z.B. Dunkle Nacht. Spätherbst;

4. durch seine vokativische Funktion, die mit der Nennfunktion aufs engste verbunden ist (die Funktion der Anrede): Karl! O Himmel!;

5. durch die Fähigkeit, als Vorstellungsnominativ aufzutreten (die stilistische Funktion der Prolepse = Vorwegnahme): Diese blaue, duftige Ferne, wie oft hab ich mich davon verlocken lassen!

Die Funktionen des Nominativs im Satz sind seine syntaktischen Funktionen. Das sind folgende Funktionen:

1. die Funktion des grammatischen Subjekts, das ist seine primäre Funktion: Die Kinder spielen im Schulhof.

2. die Funktion des Prädikativs: Mein Bruder ist Student.

3. die Funktion des prädikativen Attributs: Als junges Mädchen verließ Inge die Heimatstadt.

4. die Funktion der Apposition (Beiwort): Frau Müller, eine imposante Erscheinung, in der Tat war einige Jahre jünger als er.

5. die Funktion der komparativen Adverbialbestimmung: Otto kämpfte wie ein Löwe.

Alle syntaktischen Funktionen des Nominativs, außer der Funktion des grammatischen Subjekts, sind sekundär.

Der Begriff des Gemeinschaftskasus. Mit der Nennfunktion des Nominativs hängt der Begriff des Gemeinschaftskasus zusammen. Es geht um die Nullform des Substantivs, d.h. seine artikellose, unflektierte Form. Dabei kann sie in allen Kasus vorkommen: Zwischen Affe und Mensch bestehen wesentliche Unterschiede.

Den Gemeinschaftskasus finden wir auch in den Fügungen der Art: 2 Stück Brot, 3 Sack Mehl, 4 Meter breit, einige Glas Tee, eine Tasse Kaffee, Ende Juli, 80% Maskulina usw.

Die Sphäre des Gebrauchs des Gemeinschaftskasus erweitert sich heute, besonders auf Kosten des Genitivs. So gebraucht man heute die artikellose Genitivform in den Fügungen der Art: des zweiten September, die ersten Tage des Juli, trotz Eis und Schnee, laut Norm, laut Gesetz, dank Fleiß usw. Der Artikel wird vorläufig beibehalten.

Wir treffen endungslose Form des Genitivs bei den Initialnamen, bei fremden geographischen Eigennamen, Zwillingspaaren und Bezeichnungen von Autotypen. Vgl.: die Mitgliederländer des ehemaligen RGW, des Elbrus, die Gipfel des Kilimandscharo, des Wartburg, des Lada, des BMW.

Endungslos erscheint auch die Genitivform der engen (nicht abgesonderten) Apposition bei Eigennamen: Professor Müllers, der Besuch ihrer Fräulein Tochter.

Beim Gemeinschaftskasus geht es um eine eigenartige Verwendung des Substantivs, wenn die grammatische Kategorie des Kasus eigentlich neutralisiert wird.

Die Funktionen des Genitivs. Der Genitiv erscheint sowohl im Bereich des Substantivs, so auch im Bereich des Verbs. Seine Hauptfunktion übt der Genitiv im Bereich des Substantivs.

Der Genitiv dient in erster Linie dazu, die Beziehungen eines Dinges zu einem anderen zu bestimmen. Seine primäre syntaktische Funktion ist die des Attributs. Vgl.: das Zimmer des Vaters

Der Genitiv stellt das Substantiv in Beziehung zu einem anderen Substantiv, dem Bezugswort, und bestimmt das Bezugswort näher. Admoni nennt den Genitiv den Kasus der nähen Bestimmung, W. Schmidt - „den Kasus der Determination“. Der Charakter der Determination kann dabei verschieden sein. Admoni unterscheidet z.B. folgende Schattierungen der Determination des Genitivs:

1. genitivus possesivus ( der Genitiv der Zugehörigkeit): die Mappe des Schülers,

2. genitivus qualitatis (der Genitiv der Eigenschaft): der Stoff bester Sorte,

3. genitivus explikativus (der Genitiv der Erläuterung): das Gefühl der Sicherheit,

4. genitivus partitivus (der Genitiv der Teilung): die Hälfte der Bücher,

5. genitivus subjektivus (der Genitiv des Subjekts): die Liebe der Mutter,

6. genitivus objektivus (der Genitiv des Objekts): die Besprechung des Buches,

7. genitivus quantitatis (der Genitiv der Quantität): eine Menge Bücher

Seine sekundären Funktionen hat der Genitiv im Bereich des Verbs. Das sind folgende Funktionen:

1. die Funktion des indirekten Objekts: Er schämte sich seines Fehlers. Die Zahl der Verben, die den Genitiv regieren, ist dabei sehr gering. Geschichtlich tritt der Genitiv zurück.

2. die Adverbialbestimmung): a) lokale : Geh deines Weges! b) temporale: eines Tages, des Morgens, c ) modale : gemessenen Schrittes, gesenktes Kopfes,

3. das Prädikativ: Er ist guter Laune. Sie ist guter Hoffnung.

Von allen Funktionen ist die attributive Funktion im Bereich des Substantivs die wichtigste und die verbreiteste, das ist die primäre Funktion dieses Kasus. Die übrigen Funktionen sind sekundär.

Die Funktionen des Dativs. Während der Nominativ und der Genitiv hauptsächlich in der Sphäre des Substantivs fungieren, treten der Dativ und der Akkusativ im Bereich des Verbs auf. Hier fungieren beide Kasus als Objektkasus. Die primäre syntaktische Funktion des Dativs ist die des indirekten Objekts. Der Dativ nennt die Person, die der Handlung zugewendet ist. Hennig Brinkmann nennt den Dativ „den Kasus des persönlichen Bereichs“, Hans Glinz –„die Zuwendegröße“. Beide Bezeichnungen spiegeln das Wesen dieses Kasus wieder. Vgl.: Sie versprach mir... Er teilte uns diese Nachricht mit.

Das indirekte Objekt gliedert sich in folgende Abarten:

1. das notwendige (obligatorische) Objekt, es kennzeichnet sich dadurch, dass es für die Satzstruktur notwendig ist. Ohne dieses Objekt wäre der Satz strukturell nicht vollendet (nicht abgeschlossen). Man nennt diesen Dativ auch den abhängigen Dativ. Vgl.: Sie ähnelt ihrem Vater. - *Sie ähnelt. Im Hof begegnete er dem Kind. - *Im Hof begegnete er.

2. der sogenannte freie Dativ, oder der fakultative Dativ. Er ist für die Satzstruktur nicht obligatorisch, sondern nur fakultativ, denn die Äußerung ist auch bei seinem Weglassen (Eliminieren) strukturell abgeschlossen. Vgl.: Ich kaufte mir ein Kleid. Wie herrlich leuchtet mir die Natur!

Man unterscheidet einige Abarten des freien Dativs:

1. dativus commodi (der Dativ des Interesses), er bezeichnet die Person, die an einer Handlung interessiert ist, denn die Handlung ist für diese Person günstig. Vgl.: Ich nähe mir eine Bluse. Er hat sich eine Menge Bücher besorgt.

2. dativus incommodi (der Dativ des Schadens), er bezeichnet die Person, der die Handlung schadet, denn die Handlung ist für diese Person physisch oder moralisch ungünstig. Vgl.: Das ist mir ein Unglück! Dem Kind tut der Kopf weh.

3. dativus ethicus (der emotionale Dativ), er bezeichnet die Interessiertheit einer Person an einem Geschehen, an dem diese Person emotional teilnimmt.Vgl.: Komm mir nicht zu spät nach Hause! Dass du mir endlich die Wahrheit sagst!

4. dativus sympatheticus (der possessive Dativ), er bezeichnet die Person, zu der das Subjekt bzw. Objekt des Satzes im Verhältnis der Zugehörigkeit stehen. Vgl.: Dem Nachbarn ist der einzige Sohn gestorben. ( der Sohn des Nachbarn), Ihm zittern die Hände. (seine Hände)

Der Gebrauch des freien Dativs ist gering und nur auf einige Stilarten beschränkt, und zwar auf den Stil der Alltagsrede und auf die Poesie.

Die Funktonen des Akkusativs. Der Akkusativ erscheint ebenso wie der Dativ ausschließlich im Bereich des Verbs. Seine primäre Funktion ist die des direkten Objekts. Der Akkusativ bezeichnet den Gegenstand, auf den die Handlung gerichtet ist. Hans Glinz nennt diesen Kasus „die Zielgröße“: Das Kind pflückt die Blume.

Die Sprachforscher sondern 2 Arten des Akkusativobjekts aus:

1. das äußere (affizierte) Objekt, er bezeichnet den Gegenstand, der von der Handlung nur berührt (betroffen) wird. Vgl.: Ich lese den Brief.

2. das innere (effizierte) Objekt, er bezeichnet den Gegenstand, der infolge einer Handlung und als deren Resultat entsteht. Vgl.: Ich schreibe den Brief. Sie näht ein neues Kleid. Dieser Unterscheidung liegt das logische Prinzip zugrunde.

Implizit ist das Objektverhältnis im sogenannten accusativus absolutus enthalten, obwohl die ganze Wortgruppe einen adverbialen Charakter hat: Karl Brenten war gegangen, den Hut in der Hand.

Im Satz übt der Akkusativ folgende syntaktische Funktionen aus:

1. die Funktion des direkten Objekts, wie betont, ist das seine primäre Funktion. Das direkte Objekt erscheint nach den Verben, die den Akkusativ regieren: Der Vater baut ein neues Haus.

2. die adverbiale Funktion, und zwar:

    1. temporale Adverbialbestimmung: Den ganzen Tag kochte sie.

    2. lokale Adverbialbestimmung: Diese Strecke ging er zu Fuß.

    3. die Adverbialbestimmung des Maßes: Das war 5 Pfennige wert.

    4. modale Adverbialbestimmung: Eine Zigarre im Munde saß Karl am Tisch.

Von keiner selbständigen Kasusfunktion lässt sich in den stehenden Wortverbindungen reden, die nach dem Modell Akk. + Verb gebildet sind: Pech haben, Abschied nehmen usw. Das sind syntaktisch und semantisch ungliedbare lexikalische Einheiten.

Das Gesagte gilt auch für den sogenannten Akkusativ des Inhalts, wo der Akkusativ den verbalen Stamm wiederholt: einen tiefen Schlaf schlafen, einen schweren Kampf kämpfen, einen leichten Gang gehen, einen modernen Tanz tanzen usw. Die letzteren stehen auch den festen Wortverbindungen nahe.

Formale Mittel zur Angabe des Kasus. Die deutsche Sprache verfügt über ein System von Mitteln zum Ausdruck der Kategorie des Kasus, und zwar:

1. der Artikel sowie die Pronomen, wenn ihre Endungen in Bezug auf die Kasus eindeutig sind: des, dem, diesem,

2. die Präpositionen, wenn sie in Bezug auf den Kasus eindeutig sind:

Dativpräpositionen: mit, nach, aus, zu, von, bei usw.

Akkusativpräpositionen: durch, für, gegen, ohne, um usw.

Genitivpräpositionen: laut, infolge, während, diesseits, jenseits, innerhalb usw.

3. der Artikel und die Präpositionen gleichzeitig, wenn sie getrennt über den Kasus nicht entscheiden: vor der Tür (wo?), vor die Tür (wohin?), über dem Sofa (wo?) über den Sofa (wohin?)

4. die Verschmelzung der Präposition mit dem Artikel: zur, zum, aufs, übers, aufs,

5. die Kongruenz des Prädikats mit dem Subjekt zeigt auf den Nominativ:

Mädchen singen. Vater kommt.

6. der Kontext (vor allem die Rektion des Verbs):

Es geht um ein Problem. Es geht um einen Film.

7. die Kongruenz zwischen Attribut und dem führenden Substantiv: Eisigem Winter folgte ein milder Frühling.

Literatur

Moskalskaja 1971: 174 - 196.

Admoni 1966: 108 -126.

Schmidt 1967: 121-170.

Deutschunterricht, 1986, №2. – S. 604 – 609 ( Sieh: Günter Starke).

Абрамов 1999: 87 - 98.