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Spielen mit Klischees
Aufgeweckt: David Werker
David Werker hat das Studium als Comedy-Programm entdeckt. Der 25-jährige Germanistikstudent verschmäht kein Klischee vom lustigen Studentenleben – und hat damit Erfolg.
In einer roten Trainingsjacke stolziert er lässig auf die Bühne, kratzt sich die wuscheligen Haare und bekennt freimütig, dass er gerade erst aufgestanden ist, um 15:30 Uhr morgens. Der Student als Langschläfer, Faulenzer, Frauenheld und Kochmuffel – David Werker bedient in seinem Comedy-Programm "Aus dem Leben eines aufgeweckten Studenten" alle Klischees. Und hat damit in Zeiten von Bachelor und Master, Studiengebühren und Wohnungsnot Erfolg.
Guten Morgen!
Im
Jahr 2007 gewann der 25-jährige Germanistikstudent aus Siegen die
Talentschmiede im "Quatsch Comedy Club". Seitdem tourt er
mit seinem Programm durch Deutschland und hat unter dem Titel
"Morgens 15:30 Uhr in Deutschland" sogar ein Buch dazu
veröffentlicht. Er ist im siebten Semester und bezeichnet sich
selbst als einen "Langzeitstudenten", der sich schon
mittwochs ins wohlverdiente Wochenende verabschiedet. Kein Wunder,
denn David Werker ist die Comedy-Karriere wichtiger als der Master.
Was er bei dieser Studienwahl für naheliegend hält.
Klischees als "Türöffner"
"Als Germanist ist man gewohnt, dass die Leute über einen lachen", sagt er. Der Sprung auf die Bühne sei für ihn daher nicht so weit gewesen. "Und da ich ja eine Fünf-Stunden-Woche habe, blieb genug Zeit, um ein Buch zu schreiben." Nicht nur auf der Bühne, auch in seinen Interviews gibt sich David Werker als der lässige Teilzeitstudent. Er bedient alte Klischees über das unbeschwerte Studentenleben, die nach den Sozialerhebungen des Deutschen Studentenwerks längst Vergangenheit sind. Denn danach haben Bachelorstudenten mindestens eine 43-Stunden-Woche. 19 Prozent von ihnen empfinden die zeitliche Belastung als zu hoch.
Bologna-Reform?
David Werker sieht das anders. Die Klischees, die er in seinem Buch aufführe, nutze er in seinem Buch und Comedy-Programm bewusst als "Türöffner", gibt er zu. "Aber vieles ist doch wahrer als ich selbst geglaubt hätte." So gebe es durchaus Studenten, die in Zeiten der Bologna-Reform fragten, ob das etwas mit Spaghetti zu tun habe, die ihre Zeit im Netz statt in der Vorlesung verbringen und statt zu jobben lieber bei den Eltern die Hand aufhalten würden.
Wenig Arbeit für viel Geld
So philosophiert er in seinem Buch lapidar über Nebenjobs, die wenig Arbeit machen und viel Geld bringen. Zum Beispiel Blut spenden und Kellnern. Aber er muss dann doch zugeben, dass es "schwieriger ist, als man denkt", als Student Geld aufzutreiben. Da bleibt für David Werker nur eins: Streiken, damit die Studiengebühren wieder abgeschafft werden. Tatsächlich jobben laut Deutschem Studentenwerk 66 Prozent der Studierenden nebenbei. Für die Hälfte von ihnen ist der Nebenjob als Taxifahrer, Verkäufer, Bürokraft oder eben Kellner notwendig für den Lebensunterhalt.
Überlebenskünstler
...
Zumal auch das Wohnen immer teurer wird. Die Studentenbude ist auch für David Werker ein ausgesprochen ergiebiges Thema. Da würden "Löcher sehr kreativ vermarktet", erzählt er und nennt das Beispiel einer Annonce, in der die kleine, dunkle und feuchte Kellerwohnung als "modernes 0,5-Zimmer-Appartement Nähe Parterre" vermietet wird. Studentenwohnheime sind für ihn "Herbergen der international anerkannten Nullsternekategorie" und Wohngemeinschaften nur durch Hartnäckigkeit zu erobern. "Ich empfehle jedem, immer wieder in der WG eines Freundes zu übernachten, dann wird man irgendwann automatisch als Mitbewohner akzeptiert."
David Werker übrigens wohnt, wie 17 Prozent aller Studierenden, alleine in einer kleinen Mietwohnung. "Ich kann die Nudeln vom Herd nehmen, ohne dafür vom Bett aufstehen zu müssen", erzählt er. Doch das kommt bei ihm nicht allzu oft vor. Aus seinem Studienort Siegen nämlich flüchtet er, so oft er kann. Die eher kleinbürgerliche Stadt ist wohl auch ein Grund dafür, dass der Germanistikstudent Comedian geworden ist. "Wenn einen viele Sachen aufregen", so meint er, "ist es einfach, Komik darin zu finden."
Autorin: Sabine Damaschke Redaktion: Gaby Reucher
David Werker: Morgens 15:30 Uhr in Deutschland. Handbuch für aufgeweckte Studenten, Langenscheidt, 180 Seiten, 9,95 Euro.
Karte 61. Leseverstehen: Aufgabe (1) Globales Lesen (771Wörter; 5157 Zeichen) 10 Min.
Nebenberuf:
Studentin
Sara ist 2004 aus Marokko in die USA gekommen. Sie will Sprachtherapeutin werden. Die 24-Jährige ist eine gute Studentin – obwohl sie nebenbei viel arbeitet. Aber nur so kann sie ihr Studium finanzieren.
Wenn meine Mitbewohnerin Sara abends nach Hause kommt, dann wirft sie ihre Jacke über den Stuhl und legt einen dicken Stapel Bücher auf den Tisch. Feierabend ist für sie noch lange nicht. "Ich hab morgen einen Test, und den muss ich nicht nur bestehen, sondern der muss gut werden", sagt die dunkelhaarige 24-Jährige. Sara ist Studentin. Sie will Sprachtherapeutin werden, und ist auf dem besten Weg dorthin. Doch dieser Weg ist für die gebürtige Marokkanerin nicht gerade einfach, und das hat nichts mit den Studieninhalten zu tun. Die 24-Jährige hat für die ersten vier Jahre ihres Studiums, bis zum Bachelor-Abschluss, rund 60.000 US-Dollar gezahlt – nicht für Miete und einen aufwendigen Lebensstil, sondern allein für Studiengebühren.
Studieren in den USA ist teuer, sehr teuer sogar. Wer da keine wohlhabenden Eltern hat, der muss hart arbeiten – so wie Sara das tut. Da ist zum einen das Babysitting am Samstagabend. Zum anderen verdient die lebhafte junge Frau ihr Geld mit Kochen - Sara schafft es, innerhalb von anderthalb Tagen 30 Personen mit marokkanischem Essen zu versorgen. Außerdem arbeitet sie an gleich zwei Universitäten als Tutorin, das heißt, sie hilft jüngeren Studenten bei der Organisation ihres Studiums.
Die meisten kommen aus China
Trotz der vielen Jobs finanziert sich Sara ihr Studium in erster Linie über Stipendien – und damit ist sie erfolgreich. Dank einer Auszeichnung ihrer ehemaligen Universität in Atlanta konnte sie in den letzten beiden Jahren auf dem Weg zum Bachelor-Abschluss rund 25.000 US-Dollar sparen. Normalerweise müssen amerikanische Studenten, die nicht aus dem Staat kommen, in dem sie studieren, höhere, sogenannte "out-of-state"-Gebühren zahlen. Aufgrund ihrer akademischen Leistungen sind für Sara diese Gebühren entfallen, obwohl sie aus dem Ausland stammt.
Trotz der hohen Kosten zieht es immer mehr ausländische Studenten in die USA: Nach Angaben des Institute of International Education in Washington, DC, haben im Jahr 2009/10 mehr als 690.000 Ausländer in den USA studiert. Das sind 20.000 mehr als im Vorjahr. Während die rund 9.500 Deutschen Platz zwölf belegen, stehen auf Platz eins der Rangliste der ausländischen Studierenden die Chinesen, mit fast 128.000 Studenten. Im Gegensatz zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 30 Prozent. Das Institute of International Education erklärt die hohe Nachfrage mit der wachsenden Mittelschicht in China, der Ein-Kind-Politik, die es erlaubt, das einzige Kind so gut wie möglich zu unterstützen, sowie mit dem gestiegenen Interesse nicht nur an Ingenieur-Studiengängen sondern auch an Geisteswissenschaften. Auch die Zahl der Studenten aus dem Nahen Osten ist im vergangenen Jahr um 16 Prozent gestiegen. 7.000 der 20.000 Teilnehmer der Förderprogramme des Institutes of International Education kommen inzwischen aus dem Nahen Osten oder Nordafrika.
Ohne Stipendien geht es nicht
Saras neue Universität in der US-Hauptstadt ist eine der wenigen im Land, die Studenten aus Entwicklungsländern - wie eben zum Beispiel aus Nordafrika - die Studiengebühren um ein Viertel erlässt. Dennoch sind es rund 45.000 US-Dollar, die Sara für die kommenden beiden Jahre bis zum Ende ihres Studiums aufzubringen hat. In der vergangenen Woche hat sie ihre Abende deshalb damit verbracht, alle Unterlagen zusammenzutragen, die sie für die Bewerbung um ein Stipendium braucht. "Ich habe kaum geschlafen, aber jetzt ist alles geschafft", sagt Sara mit müden Augen, als wir uns am Morgen in der Küche treffen. Ob sie ihren Master-Abschluss machen kann, ohne dabei einen Berg Schulden anzuhäufen, das wird sich im April zeigen – dann soll über die Vergabe der Stipendien entschieden werden.
Sara wird nach erfolgreichem Abschluss ihres Studiums, als Berufsanfängerin in den USA, zwischen 60.000 und 90.000 US-Dollar pro Jahr verdienen. Geht sie – wie geplant – eines Tages in ihr Heimatland zurück, muss sie mit weniger Geld rechnen. Dann stehen die Kosten für das Studium in keinem Verhältnis mehr zum Einkommen. Einzige Möglichkeit: Sara würde als Angestellte einer internationalen Organisation in Marokko arbeiten.
Für Amerikaner sind die hohen Studiengebühren eine Investition in die Zukunft. Obwohl sie manchmal der Mut verlässt, sagt auch Sara, sie würde sich immer wieder für ein Studium in den USA entscheiden: "Es gibt einfach drei Punkte, die dafür sprechen: Mein Englisch ist inzwischen nahezu akzentfrei, ich bekomme eine qualifizierte Ausbildung und habe dadurch bessere Chancen auf einen Job." Und deswegen werde sie nicht aufgeben. Auf die Idee von europäischen Studenten, gegen steigende Studiengebühren zu protestieren, würde Sara genauso wenig kommen wie die meisten anderen US-amerikanischen Studenten. Denn die Konsequenz eines günstigeren Studiums wären höhere Steuern. Doch Steuererhöhungen sind in den USA verpönt – und so muss eben weiter jeder für sich selbst sorgen.
Autorin: Katharina Lohmeyer Redaktion: Christina Bergmann
Karte 62. Leseverstehen: Aufgabe (1) Globales Lesen (866 Wörter; 5777 Zeichen) 10 Min.