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Traumberuf Wissenschaftler
Kristina Weissenbach: Selbstverwirklichung in Forschung und Lehre
Der Weg zur eigenen Professur ist lang, steinig und unsicher. Trotzdem wollen junge Menschen in der Wissenschaft arbeiten – und nehmen dafür viele Hürden in Kauf.
Die ersten Schritte hat Kristina Weissenbach hinter sich. Vor ein paar Wochen hat die 30-jährige Politikwissenschaftlerin ihre Doktorarbeit eingereicht. Jetzt wartet sie auf die Beurteilung. Wenn das Promotionsverfahren an der Universität Duisburg-Essen im Frühjahr kommenden Jahres abgeschlossen ist, kann sie sich auf eine Stelle bewerben. "Viele meiner Kommilitonen sind in die PR-Branche gegangen", erzählt Kristina Weissenbach. Sie haben den Berufseinstieg hinter sich, bekommen das erste selbstverdiente Geld.
Doch Kristina Weissenbach hat sich entschieden, der Wissenschaft treu zu bleiben. Ihr großes Ziel ist es, irgendwann Professorin zu sein. "Ich möchte an selbst gewählten Themen arbeiten und mich im Beruf verwirklichen", sagt Kristina Weissenbach. "Das ist in der Wissenschaft sehr gut möglich." Für ihre Promotion konnte sie zum Beispiel nach Afrika nachgehen. In Kenia und Südafrika hat sie das Engagement politischer Stiftungen untersucht. "Eine so große Abwechslung bieten nur wenige Berufe", sagt Kristina Weissenbach.
Ob sie jemals eine eigene Professur haben werden, wissen viele Wissenschaftler auch mit Ende dreißig noch nicht
Prekäre Arbeitsbedingungen für junge Wissenschaftler
Auf dem Weg zu ihrem Traumberuf musste sie aber schon jetzt einige Hürden nehmen. Nach ihrem Studienabschluss in München hat sie einen Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Duisburg-Essen bekommen. Weil es sich dabei jedoch nur um eine Teilzeitstelle handelte, die noch dazu befristet war, hat sie ihren Wohnsitz nicht gleich komplett nach Duisburg verlegt. Woche für Woche ist Kristina Weissenbach zwischen München und Duisburg gependelt – mehr als 600 km pro Strecke. Mittlerweile lebt sie in Duisburg, doch die finanzielle Unsicherheit ist geblieben, denn sie ist nach wie vor nur befristet an der Uni angestellt.
Kristina Weissenbachs Werdegang sei typisch für junge Wissenschaftler auf dem Weg zur eigenen Professur, sagt Silke Gülker, die sich beim Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialwissenschaften (WZB) mit den Karrierebedingungen an deutschen Hochschulen beschäftigt. "Auf der einen Seite begeistern sich die jungen Menschen sehr für den Beruf. Auf der anderen Seite müssen sie für die Verwirklichung ihres Traums mobil und flexibel sein, lange Wartezeiten und finanzielle Unsicherheiten in Kauf nehmen." Nachwuchswissenschaftler wie Kristina Weissenbach könnten häufig nur von Jahr zu Jahr planen, so Gülker. Partnerschaft, Familienplanung, Immobilienerwerb – diese Wünsche werden auch mit Mitte Dreißig noch auf die lange Bank geschoben.
"Der Knackpunkt ist das Habilitationsmodell"
In Deutschland führt der Weg zur Professur in der Regel noch immer über die Habilititation
Weil diese Probleme vielen jungen Wissenschaftlern unter den Nägeln brennen, hat das Berliner WZB kürzlich ein Symposium zum Thema "Wissenschaft als Beruf" veranstaltet. Auf dem Podium saß auch Silke Gülker. "Der Knackpunkt in Deutschland ist das Habilitationsmodell", sagt Silke Gülker. Darüber habe auch auf dem Podium Einigkeit geherrscht. Der traditionelle Weg zur Professur läuft in Deutschland über die Habilitation, die zweite große Forschungsarbeit nach der Promotion. Wenn die Habilitation abgeschlossen ist, sind Wissenschaftler in Deutschland im Schnitt gut vierzig Jahre alt – und gelten nach wie vor als Nachwuchsforscher. Erst mit der Habilitation können sie sich um eine Professur bemühen. Wer das am Ende nicht schafft, für den kann der Weg zum Traumberuf schnell zur Sackgasse werden. Gerade für hochqualifizierte Geisteswissenschaftler gibt es mit Mitte vierzig kaum Alternativen auf dem Arbeitsmarkt.
Auch in anderen Ländern müssten Nachwuchswissenschaftler sich in der Fachgemeinschaft erst nach und nach durchsetzen, sagt Silke Gülker. "Aber die Karriereverläufe in Ländern wie Großbritannien, Schweden oder den USA sind besser planbar", sagt sie. Denn dort hat sich das Tenure-Track-System etabliert, ein Verfahren, nach dem junge Wissenschaftler erst befristet an einer Hochschule tätig sind. Wenn sie sich dort bewähren, kann ihre Stelle an derselben Hochschule in eine Professur auf Lebenszeit umgewandelt werden. Kritiker der deutschen Tradition fordern deshalb auch in Deutschland die Einführung des Tenure-Track-Systems.
Juniorprofessur noch keine Alternative
Ein Versuch, die Habilitation in Deutschland zu umgehen, war die Einführung der "Juniorprofessur" vor zehn Jahren, auf der sich junge Wissenschaftler finanziell unabhängig und zeitlich befristetet für eine Lebenszeitprofessur qualifizieren sollen – ohne Habilitationsschrift. Tatsächlich habilitieren sich in Deutschland immer weniger Akademiker. Im Jahr 2010 waren es mit 1755 abgeschlossenen Habilitationen 24 Prozent weniger als im Rekordjahr 2002. Die Zahl der Juniorprofessuren hingegen hat sich vervielfacht – von 102 Juniorprofessoren im Jahr 2002 auf 994 im Jahr 2009. Eine wirkliche quantitative Alternative zur traditionellen Habilitation ist die Juniorprofessur damit aber noch nicht.
Gewagt: Wissenschaft als Traumjob
"Es ist außerordentlich gewagt für einen jungen Gelehrten, der keinerlei Vermögen hat, überhaupt den Bedingungen der akademischen Laufbahn sich auszusetzen." Für heutige Ohren klingt es ein wenig antiquiert, wie es der Soziologe Max Weber in seinem Aufsatz "Wissenschaft als Beruf" aus dem Jahre 1919 auf den Punkt ausdrückt. Doch was er sagt hat bis heute Bestand. Die Politologin Kristina Weissenbach lässt sich – 92 Jahre später – dennoch nicht entmutigen. Sie muss jetzt versuchen, ihre Forschungsergebnisse zu publizieren, um sich einen Namen in der Wissenschaftswelt zu machen. "Der Traum einer Professur liegt noch in weiter Ferne", sagt sie, "aber ganz abwegig ist er nicht." Autorinnen: Heike Mohr/Svenja Üing Redaktion: Gaby Reucher
Karte 39. Leseverstehen: Aufgabe (1) Globales Lesen (670 Wörter; 4808 Zeichen) 10 Min.