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Inklusion – Eine Sache des Alters

Was an der Bochumer Gesamtschule Alltag ist, soll in Deutschland bald flächendeckend üblich werden. Seit die Bundesregierung 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention unterschrieben hat, haben behinderte Kinder das Recht auf Unterricht in einer Regelschule. Doch die sogenannte "inklusive Bildung" kommt in der Bundesrepublik nur schleppend voran, wie eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt. Nur jedes fünfte Kind mit körperlichen, geistigen, psychosozialen oder emotionalen Problemen geht auf eine Regelschule. Rund 80 Prozent der etwa 500.000 Kinder mit Förderbedarf besuchen separate Schulen. Dabei befürworten laut einer neuen Umfrage über 70 Prozent der Deutschen die inklusive Bildung.

Je älter die Kinder sind, desto stärker werden sie aussortiert. Während in den Kindertageseinrichtungen noch 68 Prozent der behinderten Kinder gemeinsam mit Gleichaltrigen spielen, sinkt ihr Anteil in Grundschulen auf die Hälfte. In den weiterführenden Schulen sind es bundesweit nur noch 17,2 Prozent. An den Hochschulen studieren rund 20 Prozent mit "gesundheitlicher Schädigung". Doch immer mehr Universitäten wollen sich für diese Studentengruppe öffnen. Die Hochschule Fulda etwa hat die Inklusion nicht nur zum Schwerpunkt ihres 2009 gestarteten Studiengangs "Frühkindliche inklusive Bildung" gemacht. Sie legt auch Wert auf Vielfalt unter ihren Studenten.

 

"Bei uns studiert bereits die junge Erzieherin mit der 40-jährigen promovierten Archäologin", so Studiengangsleiterin Sabine Lingenauber. "In einem neuen Projekt suchen wir nun deutschlandweit Abiturientinnen und Abiturienten mit Handicap, die sich bei uns zu den besten Frühpädagogen für inklusive Bildung ausbilden lassen." Für dieses Konzept hat der Studiengang jetzt den ersten Platz beim Wettbewerb "cum laude" des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft gewonnen.   

 

Von der Fürsorge zur Selbstbestimmung

 

Doch bis zum Abitur müssen es die Jugendlichen mit Behinderung erst einmal schaffen. Je nach Bundesland unterscheiden sich die Angebote an inklusiver Bildung gravierend. Während etwa in Schleswig-Holstein knapp die Hälfte aller behinderten Kinder eine weiterführende Schule besucht, sind es in Sachsen-Anhalt gerade einmal neun Prozent. "Manche Bundesländer halten ein stark ausdifferenziertes Schulsystem immer noch für das beste", beobachtet die Bildungsexpertin der Bertelsmann Stiftung, Anette Stein. Dabei sei spätestens seit den Pisa-Studien klar, dass eine größere Vielfalt unter den Schülern auch zu besseren Lernerfolgen führt.

 

"Im Umgang mit behinderten Schülern hat es  in Deutschland lange ein anderes gesellschaftliches Leitbild gegeben", sagt Anke Dörner, zuständig für Bildungsfragen bei der Deutschen Unesco-Kommission. Statt Selbstbestimmung habe die Fürsorge im Mittelpunkt gestanden. "Mit einem sehr ausdifferenzierten Schulsystem wollte man allen Kindern je nach Begabung gerecht werden." Die Ergebnisse internationaler Studien zur Inklusion, aber auch das Engagement vieler Elterninitiativen für das gemeinsame Lernen hätten zu einem Aufbruch geführt. "Es geht zwar langsam voran, aber die Schulen sind auf dem Weg zur inklusiven Bildung", sagt Anke Dörner.

Schule hilft bei der Ausbildung

Volkhard Trust denkt an seiner Schule sogar schon weiter. Denn viele Schüler mit Behinderung bekommen später keinen Ausbildungsplatz. "Die Anforderungen an die Jugendlichen sind selbst in den einfachen Handwerks- und Gastronomieberufen gestiegen", sagt der Schulleiter. Die Matthias-Claudius-Schule hat deshalb ein Sozialwerk gegründet, in dem Wohnen und Arbeiten miteinander verzahnt werden.

Ehemalige Schüler arbeiten in einem Catering-Service und Restaurant, in der Nähe des Bochumer Hauptbahnhofs entstehen derzeit integrative Mehr-Generationen-Häuser. "Wir wollen als Schule ein gutes Beispiel dafür geben, wie Integration gelebt werden kann", betont Trust.

Autorin: Sabine Damaschke Redaktion: Gaby Reucher

Karte 33. Leseverstehen: Aufgabe (1) Globales Lesen (620 Wörter; 4569 Zeichen) 10 Min.