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Verschulung der Unis und "Bulimie-Lernen"

Didaktik beim Frühstück...

Geduld haben aber dafür ihre Kommilitoninnen von der Lerngruppe. Denn neben dem Sprachproblem, das nur Irina betrifft, müssen sie alle seit der Bologna-Reform mehr lernen. Das europaweit einheitliche Kurssystem erfordert viele Einzelprüfungen für die Gesamtnote. Aus Sicht von Katharina Pfaffinger, die auch in Irinas Lerngruppe mitmacht, ist das ein ganz schönes Lernpensum, das da auf einen zukommt. "Es ist wahnsinnig viel Stoff und ziemlich wenig Zeit. Im Prinzip ist es nur noch ein Auswendiglernen."Katharina hat sich auch mit Studenten unterhalten, die früher studiert haben und die meinten, damals sei das längst nicht so viel gewesen wie heute.

Der AStA – die Studierendenvertretung an der Goethe-Universität Frankfurt – kritisiert seit der Bologna-Reform eine "Verschulung" der Universität. AStA-Mitglied Marco Sager hält die Prüfungsdichte für einen großen Knackpunkt bei den Bachelor- und Masterstudiengängen. "Das ist das viel zitierte Bulimie-Lernen, man treibt es alles rein, schreibt es auf, aber danach bleibt vielleicht nicht mal die Hälfte hängen."

Belastung nimmt zu

...und Mathematik zum Kaffee

Für Natur- und Wirtschaftswissenschaften sind die studienbegleitenden Prüfungen nichts Neues. Aber in den Geistes- und Sozialwissenschaften weht seit Bologna ein anderer Wind. Das bestätigt auch Astrid Irrgang vom Studien-Service-Center, der zentralen Beratungsstelle für Studierende, wo der Beratungsbedarf seit Bologna deutlich gestiegen ist.

Sie glaubt, dass die persönlich empfundene Belastung bei den Studierenden allgemein zugenommen hat. "Wenn eine Prüfung schief geht, fängt in der Tat neuerdings die Uhr an zu ticken." Wer eine Modulprüfung nicht besteht, muss sie nämlich innerhalb einer bestimmten Zeit wiederholen und dann auch bestehen. "Sonst werden die Studierenden nach einem bestimmten Zeitraum vom gesamten Studiengang exmatrikuliert", sagt Astrid Irrgang.

Bibliothek statt Badesee

Und so heißt es für viele Studierende bis in die Semesterferien hinein: Bibliothek statt Badesee. Oder eben gemeinsames Pauken. Da haben natürlich Lerngruppen Hochkonjunktur. Hier teilen sich die Studenten die Arbeit auf. Das heißt jeder bereitet einen bestimmten Text vor, und in der Gruppe fragt man sich gegenseitig ab.

Für die russische Studentin Irina eine Erleichterung. Auch wenn sie die Prüfungen an deutschen Unis eher gelassen sieht - verglichen mit denen in ihrem Heimatland. "Ich finde das hier recht locker, bei uns ist alles ein bisschen strenger."

Autorin: Bianca von der Au Redaktion: Gaby Reucher

Karte 53. Leseverstehen: Aufgabe (1) Globales Lesen (742 Wörter; 5398 Zeichen) 10 Min.

Für Studis nur das Beste!

Die beste Uni, der beste Prof, der beste Unterricht: Jede Hochschule wirbt mit ihren guten Rankingpositionen. Studieneinsteiger orientieren sich gerne an den Bewertungen. Objektive Kriterien darf man aber nicht erwarten.

 

 

Meist werden Rankings von großen Instituten erstellt oder über Wettbewerbe ermittelt, die von Stiftungen und Verbänden ausgerichtet werden. Eins der bekanntesten Rankings ist das CHE-Hochschulranking vom "Centrum für Hochschulentwicklung". Mit über 300 Hochschulen im Test ist es der größte und detaillierteste Hochschulvergleich in Deutschland. Das System, die besten Studienmöglichkeiten herauszufinden, ist ausgeklügelt und differenziert. Zu den Kriterien gehören zum Beispiel die Studiensituation, der Praxisbezug im Unterricht und die internationale Ausrichtung der Hochschule. Beim diesjährigen Ranking lassen gerade in punkto "Internationale Ausrichtung" noch viele Hochschulen zu wünschen übrig. DIE eine beste Uni lässt sich nicht wirklich ermitteln, wohl aber Bereiche, in denen die verschiedenen Unis besonders gut abschneiden. So wirbt die Hochschule Heilbronn damit, dass sie unter anderem für den Bereich Wirtschaftsingenieurwesen bei den gerankten Kriterien in der Spitzengruppe sei.

Die zufriedensten Studierenden

Zufrieden: die Studierenden der Handelshochschule Leipzig

Die Handelshochschule Leipzig nimmt für sich in Anspruch, die zufriedensten Studierenden zu haben. Das ermittelte unter anderem ein Wirtschaftsberatungsunternehmen namens "Universum", das Studienabsolventen befragt hat. Aus ihrer Sicht bietet die Handelshochschule optimale Studienbedingungen. "Bei uns können die Studierenden rund um die Uhr an die Computer und in die Bibliothek, die Professoren sind immer ansprechbar, die Kurse sind bewusst klein gehalten, und wir bieten einen Career Service, also Hilfe beim Berufseinstieg", sagt Jana Vogel vom Hochschulmarketing. Schließlich trügen gerade die Serviceleistungen einer Uni zum Wohlbefinden der Studierenden bei.

Der beste Dozent

Einzelsieger gibt es meist bei den Wettbewerben: So zeichnen der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Hochschulrektorenkonferenz jedes Jahr herausragende Leistungen in der Hochschullehre mit dem "Ars legendi-Preis" aus. Der Preis wird immer in einer bestimmten Fächergruppe verliehen. In diesem Jahr waren die Naturwissenschaften und die Mathematik an der Reihe. Für die beste Lehre wurde der Münchner Mathematiker Jürgen Richter-Gebert ausgezeichnet. Er lässt sich ein auf seine Studierenden, egal welchen Leistungsstand sie haben. "Es gibt Leute die schreiben brillante Klausuren, versagen aber mündlich und umgekehrt", so der Preisträger. Auch wer sich am Anfang mit der Mathematik schwer tut, wird nicht abgehängt: "Wir versuchen die Leute in kleinen Schritten zur eigenen Erkenntnis zu bringen." Jürgen Richter-Gebert hat sich über den Preis gefreut, denn für die Forschung gäbe es viele Preise, für die Lehre nur wenige.

Herausragender Hochschullehrer: der Mathematikprofessor Jürgen Richter-Gebert

Wo gibt es die besten Studiengänge?

Weil es um die Lehre geht, sind in der Jury des Ars legendi-Preises auch Studierende vertreten. Eigentlich müssten die Studierenden aber noch viel mehr befragt werden, meint der Stifterverband und hat einen neuen Wettbewerb ausgeschrieben: Wo sind die besten Studiengänge Deutschlands? Auf der Homepage des Verbands können Studierende Vorschläge machen und eine Begründung dazu einreichen, und das noch bis zum 25. Juli. "Wir wissen natürlich, dass das hemmungslos subjektiv ist, aber so ist das auch gedacht", sagt Frank Stäudner, Leiter der Kommunikation beim Stifterverband. Hier gehe es nicht um ein Qualitätssiegel wie beim CHE-Hochschulranking, sondern darum, am Ende auf jeden Fall drei gute Studiengänge nennen zu können.

Jeder hat seine eigenen Kriterien

Warum der Stifterverband den besten Studiengang sucht, hat mit der Hochschulreform zu tun. Bei der Umstellung auf Bachelor und Master seien selten die Studierenden gefragt worden und es habe viel Unmut während des ganzen Reformprozesses gegeben, meint Frank Stäudner. "Jetzt wollen wir die Studis fragen, ob wirklich alles schlechter geworden ist oder ob es im neuen System auch gute Studiengänge gibt." Davon ist der Stifterverband natürlich überzeugt. Auch wenn es die subjektiven Einschätzungen sind, die abgefragt werden, so hat der Verband durchaus gewisse Kriterien, nach denen am Ende ausgewählt wird. Dazu gehört die Studierbarkeit des Faches, wie die Angebote aufeinander abgestimmt sind und ob sich die einzelnen Module zum Beispiel gut studieren lassen, wenn man nebenher noch Geld für sein Studium verdienen muss. Auch Organisatorisches wie Wartezeiten bei Anmeldeverfahren werden berücksichtigt.

Abstimmung per Mausklick

Achim Track

Doch es geht auch ohne lange Begründungen, einfach per Mausklick. Da kann man als Student selbst bestimmen, was einem gefällt und: was einem schmeckt! So lobt das Universitätsmagazin "Unicum" jedes Jahr die "Mensa des Jahres" aus. Erst gerade wieder haben Studierende per Online-Voting die zeughaus-Mensa des Studentenwerks Heidelberg zum Sieger gekürt. Damit hat die Studentenkantine den Titel vom Vorjahr verteidigt. Die zeughaus-Mensa wartet mit einem "Schlemmerbuffet" auf, und "Träumereien" aus der Hauskonditorei versüßen die Stunden zwischen den Mahlzeiten. "Damit das Angebot unserer Mensen innovativ bleibt, achte ich darauf, dass die Köche innerhalb der Mensen wechseln, um so den Austausch untereinander zu fördern", verrät Achim Track, Abteilungsleiter der Hochschulgastronomie beim Studentenwerk Heidelberg, einen Aspekt seines Erfolgs.

Online-Bewertung für die besten Hochschulen

Online-Bewertungsportale wie "MeinProf.de" laden ebenfalls dazu ein, sein Gefallen oder Missfallen per Mausklick zu äußern, was Uni, Dozenten oder Professoren anbelangt. MeinProf.de hat im Dezember vergangenen Jahres als beste Hochschule die Hochschule Aschaffenburg ermittelt, gefolgt von der RWTH Aachen und der Fachhochschule Heidelberg. 390.000 Einzelbewertungen sind dabei eingeflossen. So ganz zufrieden sind die Betreiber des Portals mit der Auswertung allerdings nicht und kündigen auf der Internetseite an, dass das Ganze überarbeitet und dann mit einer neuen Bewertungsfunktion ausgestattet werde.

Wie ausgeklügelt die Systeme für die Bewertung von Universitäten, Studienfächern oder Professoren auch sein mögen, Vorsicht ist immer geboten, denn ein nicht allzu altes Sprichwort sagt: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.

Autorin: Gaby Reucher Redaktion: Claudia Unseld

Karte 54. Leseverstehen: Aufgabe (1) Globales Lesen (742 Wörter; 5398 Zeichen) 10 Min.