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Remarque, Erich-Maria - Liebe Deinen Nchsten

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08.06.2015
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über seine Schulter hinweg auf das Bild der Schneeschmelze in Tirol,das über dem Klavier hing.

»Ich werde dann jetzt gehen …« »Ja.«

»Ich will nur noch die Zitrone bezahlen. Ich habe dir auch eine Schachtel Zigaretten mitgebracht.Du bist groß geworden, Ludwig,groß und kräftig.«

Ja,unddualtundzittrig,dachteKern.Hätteichdochnureinen vondenendrüben,diedichsoweitgebrachthaben,hier,umihm das satte,zufriedene,dumme Gesicht zu zerschlagen!

»Duhastdichauchgutgehalten,Vater«,sagteer.»DieZitrone ist schon bezahlt. Ich verdiene jetzt etwas Geld. Und weißt du, womit? Mit unseren alten eigenen Sachen.Mit deiner Mandel- cremeunddeinemFarr-Toilettewasser.EinDrogisthierhatnoch einen Stock davon,bei dem kaufe ich es ein.«

DieAugenSiegmundKernsbelebtensichetwas.Dannlächelte er traurig. »Und nun mußt du damit hausieren. Du mußt mir verzeihen,Ludwig.«

»Ach wo!« Kern schluckte etwas jäh in seinem HalseAufsteigendes hinunter. »Es ist die beste Schule der Welt, Vater. Man lernt das Leben von unten kennen. Die Menschen auch. Man kann später nie mehr enttäuscht werden.«

»Werde nur nicht krank.« »Nein,ich bin sehr abgehärtet.«

Sie gingen hinaus.»Du hast so viel Ho nung,Ludwig…« Mein Gott,Ho nungnennterdas,dachteKern.»Eswirdauchalleswieder inOrdnungkommen«,sagteer.»Sokannesjanichtbleiben.« »Ja …« DerAlte blickte vor sich hin.»Ludwig«,sagte er dann leise,»wennwirwiederzusammensind–undwennMutterauch wieder da ist -« er machte eine Bewegung hinter sich – »das ist dann alles vergessen – wir denken nicht mehr daran,was?«

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Er sprach leise und kindlich und zutraulich; es war wie das Gezwitscher eines müden Vogels. »Ohne mich könntest du nun studieren,Ludwig«,sagte er ein wenig klagend und mechanisch, wiejemand,dersooftdarübernachgegrübelthat,daßseinSchuldbewußtseinmitder Zeit etwasAutomatischesangenommen hat. »Ohne dich wäre ich gar nicht am Leben, Vater«, erwiderte Kern.

»Bleibgesund,Ludwig.WillstdunichtdieZigarettennehmen? Ich bin doch deinVater,ich möchte dir gern etwas geben.« »Gut,Vater.Ich werde sie behalten.«

»Vergißmichnichtganz«,sagtederalteMann,undseineLippen zitterten plötzlich.»Ich habe es gut gewollt,Ludwig.« Es schien, alskönneersichvondemNamennichttrennen;erwiederholte ihnimmerwieder.»Wennichesauchnichtfertiggebrachthabe, Ludwig.Ich wollte für euch sorgen,Ludwig.«

»Du hast für uns gesorgt,solange du es konntest.«

»Dann werde ich jetzt gehen. Alles Gute für dich, mein Kind.«

Kind, dachte Kern.Wer von uns beiden ist das Kind? Er sah seinen Vater langsam die Straße hinuntergehen, er hatte ihm versprochen,erwürdeihmschreibenundihnwiedersehen,aber er wußte, es war das letztemal, daß er ihn sah. Er blickte ihm mit weiten Augen nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann wurde es leer.

Er ging zurück.Auf der Terrasse saß Marill und las mit einem Gesicht vollAbscheu und Hohn noch immer in seiner Zeitung. Merkwürdig,wieschnelletwaseinstürzenkann,dachteKern… schon,während ein anderer immer noch die Zeitung liest.Vollwaise,Fünfzigjähriger – er lächelte krampfhaft und mit trübem Spott – Vollwaise … als ob man es nicht werden könnte, ohne daßVater und Mutter tot waren …

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DREI TAGE SPÄTER reiste Ruth Holland nachWien.Sie hatte ein TelegrammeinerFreundinerhalten,beidersiewohnenkonnte, undsiewollteversuchen,ArbeitzubekommenundzurUniversität zu gehen.

Am Abend ihrer Abreise ging sie mit Kern in das Restaurant »Zum schwarzen Ferkel«.Beide hatten bislang jeden Tag in der Volksküchegegessen;fürdenletztenAbendjedochhatteihrKern vorgeschlagen,etwas Besonderes zu unternehmen.

Das »Schwarze Ferkel« war ein kleines, verräuchertes Lokal, das nicht teuer,aber sehr gut war.Marill hatte es Kern genannt. ErhatteihmauchdiegenauenPreisegesagtundihmbesonders die Spezialität desWirtes,Kalbsgulasch,empfohlen.Kern hatte sein Geld gezählt und ausgerechnet,daß es sogar noch für Käsekuchen hinterher als Dessert reichen mußte. Ruth hatte ihm einmalgesagt,dasseieineLeidenschaftvonihr.Alssieankamen, erwartete sie jedoch eine peinliche Überraschung. Es gab kein Gulaschmehr.Siewarenzuspätgekommen.Sorgenvollstudierte KerndieSpeisekarte.DiemeistenanderenSachenwarenteurer. Neben ihm leierte der Kellner seine Litanei herunter.»Geselchtes mit Kraut, Schweinskotelett mit Salat, Paprikahuhn, frische Gansleber …«

Gansleber, dachte Kern – der Narr scheint uns für Multimillionärezuhalten.ErgabRuthdieKarte.»Wasmöchtestdustatt Gulasch haben?« fragte er. Er hatte festgestellt, daß, wenn er Koteletts bestellte,die Käsekuchen dahin waren.

Ruth warf einen kurzen Blick auf die Karte. »Würstchen mit Karto elsalat«,sagte sie.Es war das Billigste. »Ausgeschlossen«, erklärte Kern. »Das ist kein Abschiedsessen.«

»Ichessesiesehrgerne.NachdenSuppenderVolksküchesind sie schon ein Fest.«

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»UndwasmeinstduzueinemFestmitSchweinskoteletts.Aber große!«

»Sind alle einswie’s andere«,erwiderteder Kellnerungerührt. »Was vorher? Suppe,Hors d’œuvre,Sülze?«

»Nein«,sagte Ruth,bevor Kern sie fragen konnte.

Sie bestellten noch eine Kara e billigen Wein, dann zog der Kellner ziemlich verächtlich ab – als ahnte er,daß Kern bereits eine halbe Krone an seinem Trinkgeld fehlte.

Das Lokal war fast leer.An einem Tisch in der Ecke saß nur noch ein einziger Gast. Es war ein Mann mit einem Monokel und mit Schmissen im breiten,roten Gesicht.Er saß vor einem Glase Bier und betrachtete Kern und Ruth.

»Schade,daß der da sitzt«,sagte Kern.

Ruth nickte. »Wenn es noch jemand anderes wäre! Aber das …das erinnert einen …«

»Ja, das ist bestimmt kein Emigrant«, sagte Kern. »Eher das Gegenteil.«

»Wir wollen gar nicht hinsehen …«

Er tat es aber doch. Und er bemerkte, daß der Mann sie unentwegt weiter ansah.

»Ichweißnicht,waserwill«,sagteerärgerlich.»Erläßtjakein Auge von uns.«

»Vielleicht ist es ein Agent der Gestapo.Ich habe gehört,daß es hier von Spitzeln wimmelt.«

»Soll ich hingehen und ihn fragen,was er von uns will?« »Nein!« Ruth legte erschreckt die Hand auf KernsArm. Die Koteletts kamen.Sie waren knusprig und zart,und es gab frischengrünenSalatdazu.Trotzdemschmeckteesbeidennicht so,wie sie erwartet hatten.Sie waren zu unruhig.

»Erkannnichtunsertwegenhiersein«,sagteKern.»Niemand wußte,daß wir hierher gehen würden.«

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»Das nicht«, erwiderte Ruth. »Vielleicht war er zufällig hier. Aber er beobachtet uns,das sieht man …«

DerKellnertrugdieSchüsselnab.Kernblicktemißmutighinterher.ErhatteRutheineFreudedamitmachenwollen,undnun hattedieAngstvordemKerlmitdemMonokelallesverdorben. Ärgerlich stand er auf; er hatte einen Entschluß gefaßt. »Einen Augenblick,Ruth …«

»Was willst du tun?« fragte sie angstvoll.»Bleib hier!« »Nein, nein, nichts mit dem da drüben. Ich will nur einmal denWirt sprechen.«

Er hatte zur Vorsicht, als sie fortgingen, zwei kleine Flaschen Parfüm eingesteckt.Jetzt wollte er versuchen,eine davon gegen zwei Käsekuchen beim Wirt umzutauschen. Sie waren zwar bedeutend mehr wert,aber das war ihm gleich.Nach den mißglückten Koteletts sollte Ruth wenigstens den Nachtisch haben, den sie liebte.Vielleicht konnte er auch noch einen Ka ee dazu einhandeln.

ErginghinausundmachtedemWirtseinenVorschlag.Derlief sofortrotan.»Aha,Zechpreller!Fressenunddannnichtbezahlen können! Nee,mein Lieber,da gibt’s nur eins:Polizei!«

»Ichkannbezahlen,wasichverzehrthabe!«Kernhiebärgerlich sein Geld auf den Tisch.

»ZählenSieesnach«,sagtederWirtzumKellner.»SteckenSie IhrGepanscheein«,schnaubteerdannKernan.»WaswollenSie überhaupt? Sind Sie ein Gast oder ein Hausierer?«

»Vorläufig bin ich ein Gast«, erklärte Kern wütend. »Und Sie sind …«

»EinenAugenblick!« sagte eine Stimme hinter ihm.

Kern fuhr herum.Der Fremde mit dem Monokel stand direkt hinter ihm.»Kann ich Sie einmal etwas fragen?«

DerManngingeinpaarSchrittevonderThekeweg.Kernfolgte

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ihm.Sein Herz klopfte plötzlich wie rasend.»Sie sind deutsche Emigranten,nicht wahr?« fragte der Mann.

Kern starrte ihn an.»Was geht Sie das an!«

»Nichts«, erwiderte der Mann ruhig. »Ich habe nur gehört, worüber Sie eben verhandelten. Wollen Sie mir die Flasche verkaufen?«

Kern glaubte jetzt zu wissen, worauf der Mann hinauswollte. Wenn er ihm die Flasche verkaufte, hatte er sich unerlaubten Handels schuldig gemacht und konnte sofort verhaftet und ausgewiesen werden.

»Nein«,sagte er. »Warum nicht?«

»Ich habe nichts zu verkaufen.Ich treibe keinen Handel.« »Dann lassen Sie uns tauschen.Ich gebe Ihnen das dafür,was derWirt nicht geben will:den Kuchen und den Ka ee.«

»Ich verstehe überhaupt nicht,was Sie wollen«,sagte Kern. Der Mann lächelte. »Und ich verstehe, daß Sie mißtrauisch sind.Hören Sie zu.Ich bin aus Berlin und fahre in einer Stunde wieder dahin zurück.Sie können nicht zurück …«

»Nein«,sagte Kern.

Der Mann sah ihn an. »Das ist der Grund, weshalb ich hier stehe.Und weshalbichIhnengernmitdieserKleinigkeit helfen möchte. Ich war Kompanieführer im Kriege. Einer meiner besten Leute war ein Jude.Wollen Sie mir nun die kleine Flasche geben?«

Kern reichte sie ihm.»Entschuldigen Sie«,sagte er.»Ich habe etwas ganz anderes von Ihnen gedacht.«

»Das kann ich mir vorstellen.« Der Mann lachte. »Und nun lassen Sie das junge Fräulein nicht länger allein. Es hat sicher schonAngst.IchwünscheIhnenbeidenallesGute!«ErgabKern die Hand.

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»Danke.Danke vielmals.«

Kern ging verwirrt zurück. »Ruth«, sagte er, »entweder ist Weihnachten,oder ich bin verrückt.«

Gleich darauf erschien der Kellner. Er trug ein Tablett mit Ka ee und einen silbernen Ständer mit Kuchen, drei Etagen übereinander.

»Was ist denn das?« fragte Ruth erstaunt. »Das sind dieWunder von Kerns Farr-Parfüm!«

Kern strahlte und schenkte den Ka ee ein. »Wir haben jeder das Recht auf ein beliebiges’ Stück Kuchen. Was möchtest du haben,Ruth?«

»Ein Stück Käsekuchen.«

»Hier hast du ein Stück Käsekuchen. Ich nehme einen Mohrenkopf.«

»Soll ich Ihnen den Rest einpacken?« fragte der Kellner. »Welchen Rest?Wieso?«

DerKellnermachteeineHandbewegungüberdiedreiEtagen. »Das ist doch alles für Sie bestellt!«

Kernsahihnerstauntan.»Allesfüruns?Woistdenn…kommt der Herr denn nicht …«

»Der ist längst weggegangen.Alles schon erledigt.Also …« »Halt«,sagteKerneilig,»haltumHimmelswillen!Ruth,noch eine Cremeschnitte? Ein Schweinsohr? Oder ein Stück Streuselkuchen?«

ErpackteihrdenTellervollundnahmsichselbstauchnochein paarStücke.»So«,sagteerdannaufatmend,»denRestpackenSie bitte in zwei Pakete.Eins bekommst du mit,Ruth.Wie herrlich, einmal für dich sorgen zu können!«

»DerChampagneristschonkaltgestellt«,erwidertederKellner und ergri das silberne Meisterwerk.

»Champagner! Ein guterWitz!« Kern lachte.

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»KeinWitz.«DerKellnerzeigtezurTür.DorterschienderWirt persönlich und trug einen mit Eis gefüllten Kübel vor sich her, aus dem der Hals einer Champagnerflasche ragte.

»Nichts für ungut«,grinste er süßlich.»War natürlich nur ein Scherz,vorhin …«

Kern lehnte sich mit aufgerissenenAugen zurück. Der Kellner nickte.»Alles schon bezahlt.«

»Ichträume«,sagteKernundstrichsichüberdieAugen.»Hast du jemals Champagner getrunken,Ruth?«

»Nein.Das habe ich bis jetzt nur im Film gesehen.«

Kernfaßtesichmühsam.»HerrWirt«,sagteermitWürde,»Sie sehen,welchvorteilhaftenTauschichIhnenvorgeschlagenhabe. EineFlaschedesweltberühmtenKern-Farrgegenzweilächerli- che Käsekuchen! Hier sehen Sie,was Kenner dafür geben!« »Mankannnichtalleswissen«,erklärtederWirt.»Ichverstehe mehr von Getränken.«

»Ruth«,sagteKern,»vonheuteanglaubeichanWunder.Wenn jetzthierdurchsFenstereineweißeTaubehereinflöge,imSchnabelzweigültigePässefürunsauffünfJahreodereineunbegrenzteArbeitserlaubnis – es würde mich nicht erstaunen!«

SietrankendieFlascheleer.EswäreihnenalsSündeerschienen,wennsieeinenTropfendringelassenhätten.Esschmeckte ihnen nicht einmal so besonders; aber sie tranken und wurden immer heiterer und waren zum Schluß beide ein wenig betrunken.

Sie brachen auf.Kern nahm die Kuchenpakete und wollte die Koteletts bezahlen. Aber der Kellner wehrte ab. »Alles schon erledigt…«

»Ruth«,sagte Kern mit etwas stockender Stimme,»das Leben überwältigt uns.Noch ein solcher Tag,und ich werde zum Romantiker.«

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DerWirt hielt sie auf.»Haben Sie noch was von dem Parfüm? Ich dachte,für meine Frau …«

Kernwurdewiederwach.»Zufällighabeichnocheineda.Die letzte.« Er zog die zweite Flasche aus der Tasche. »Aber nicht mehrwievorhin,meinLieber.DieGelegenheithabenSieverpaßt! Zwanzig Kronen!« Er hielt denAtem an.»Weil Sie es sind!« Der Wirt rechnete blitzschnell. Dreißig Kronen hatte er dem RittmeisterbeidemChampagnerunddemKuchenzuvielgerechnet.BliebenalsonochzehnKronenÜberverdienst.»Fünfzehn«, bot er.

»Zwanzig.«KernmachteMiene,dieFlaschewiedereinzustekken.

»Also gut.« DerWirt holte einen zerknitterten Schein aus der Tasche.Erbeschloß,seinerGeliebten,derstrammenBarbara,zu sagen,dieFlaschehättefünfziggekostet.ErkonntesoeinenHut für sie sparen,den sie seitWochen verlangte,und der achtundvierzig Kronen kosten sollte.Ein doppeltes Geschäft.

KernundRuthgingenzumHotel.SieholtenRuthsKo erund gingen dann zum Bahnhof.

Ruth war still geworden. »Sei nicht traurig«, sagte Kern. »Ich kommebaldnach.IneinerWochespätestensmußichhierhinaus. Ich kenne das.Dann komme ich nach Wien.Willst du,daß ich nachWien komme?«

»Ja,komm!Aber nur,wenn es richtig für dich ist.« »Warum sagst du nicht einfach:›Ja,komm‹?«

Sie sah ihn etwas schuldbewußt an. »Ist das andere nicht mehr?«

»Ich weiß nicht.Es klingt vorsichtiger.«

»Ja«,erwiderte sie,plötzlich traurig,»vorsichtiger,das ist es.« »Sei doch nicht traurig«, sagte Kern. »Vorhin warst du noch so froh!«

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Sie blickte hilflos zu ihm auf.»Hör nicht auf mich«,murmelte sie.»Manchmal bin ich ganz durcheinander.Vielleicht ist es der Wein.Denk,es wäre derWein.Komm,wir haben noch ein paar Minuten Zeit.«

Sie setzten sich auf eine Bank in denAnlagen.Kern legte den Arm um ihre Schultern.»Sei doch froh,Ruth.Das andere nützt janichts.Dasklingtdumm,aberfürunsistesnichtdumm.Wir haben unser bißchen Fröhlichkeit bitter nötig.Gerade wir.« Siestarrtevorsichhin.»Ichmöchtejafrohsein,Ludwig.Aber ich bin so schwer. Ich möchte so gern leicht sein. Ich möchte alles gut machen.Aber es ist immer ungeschickt und schwer.« SiestießdieWortezornighervor,undKernsahplötzlich,daßihr GesichtüberströmtwarvonTränen.SieweinteohneLaut,zornig und hilflos. »Ich weiß nicht, weshalb ich weine«, sagte sie, »ich habedochgeradejetztsowenigGrund.Abervielleichtweineich deshalb.Sieh nicht hin …sieh mich nicht an …«

»Doch«,erwiderteKern.–SiebeugteihrGesichtvorundlegte ihmihreHändeaufdieSchulter.Erzogsieansich,undsieküßte ihn–blind,mitgeschlossenenAugenundhartem,geschlossenem Mund,wild und zornig,als stieße sie ihn weg.

»Ach …« Sie wurde ruhiger.»Was weißt du …« Ihr Kopf fiel an seine Schulter, ihre Augen blieben geschlossen, »was weißt du …« Ihr Mund ö nete sich, und ihre Lippen wurden weich wie eine Frucht.

SIE GINGEN WEITER.Am Bahnhof verschwand Kern und kaufte einen Strauß Rosen.Er segnete dabei den Mann mit dem Monokel und denWirt des »Schwarzen Ferkels«.

Ruth war völlig verwirrt, als er mit den Blumen ankam. Sie errötete,und aller Kummer wich aus ihrem Gesicht.»Blumen«, sagte sie,»Rosen! Ich reise ab wie ein Filmstar.«

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