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Remarque, Erich-Maria - Liebe Deinen Nchsten

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08.06.2015
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NACH EINIGER ZEIT kam Braun zurück. Er sah verfallen aus. »RißimGebärmutterhals«,sagteer.»Nichtszumachen.DieFrau verblutet.«

»Nichts zu machen?«

»Nichts.Haben alles versucht.Hört nicht auf zu bluten.« »KönnenSiekeineBlutübertragungmachen?«fragteRuth,die in der Tür stand.»Sie können es von mir nehmen.«

DerArzt schüttelte den Kopf.»Hilft nichts,Kindchen.Wenn’s nicht aufhört …«

Er ging zurück. Die Tür blieb o en. Das helle Viereck wirkte gespenstisch.Die drei saßen und schwiegen.Der Kellner tappte herein.– »Soll ich abräumen?«

»Nein.«

»Wollen Sie etwas trinken?« fragte Marill Ruth. Sie schüttelte den Kopf.

»Doch, nehmen Sie was. Es ist besser.« Er goß ihr ein halbes Glas ein.

Es war dunkel geworden. Am Horizont über den Dächern schimmerte nur noch schwachgrün und orangefarben das letzte Licht.Darin schwamm der bleiche Mond,zerfressen von Löchern wie eine alte Messingmünze.Von der Straße her hörte manStimmen.Siewarenlaut,vergnügtundnichtsahnend.Kern erinnerte sich plötzlich an Steiner und das,was er gesagt hatte. Wenn neben dir jemand stirbt: du spürst es nicht. Das ist das UnglückderWelt.MitleidistkeinSchmerz.MitleidisteineversteckteSchadenfreude.EinAufatmen,daßmanesnichtselberist oder einer,den man liebt.Er blickte zu Ruth hinüber.Er konnte ihr Gesicht nicht mehr sehen.

Marill horchte auf.»Was ist denn das?«

Ein langer,voller Geigenton schwang durch die anbrechende Nacht. Er verhallte, schwoll wieder an, stieg empor, sieghaft,

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trotzig – und dann begannen Läufe zu perlen,zarter und zarter, und eine Melodie löste sich los, einfach und traurig wie der versinkendeAbend.

»Es ist hier im Hotel«,sagte Marill und spähte durchs Fenster. »Über uns in der vierten Etage.«

»Ichglaube,ichkenneihn«,erwiderteKern.»EsisteinGeiger, den ich schon einmal gehört habe.Ich wußte nicht,daß er auch hier wohnt.«

»Das ist kein einfacher Geiger.Das ist viel mehr.«

»Soll ich hinaufgehen und ihm sagen,er möchte aufhören?« »Warum?«

Kern machte eine Bewegung zur Tür. Marills Brille glänzte. »Nein. Wozu? Traurig sein kann man immer. Und Sterben ist überall.Das geht alles zusammen.«

Sie saßen und lauschten. Nach langer Zeit kam Braun aus dem Nebenzimmer. »Aus«, sagte er. ^Exitus. Sie hat nicht viel gespürt.Weiß nur,daß ein Kind da ist.Das haben wir ihr noch sagen können.«

Diedreistandenauf.»Wirkönnensiewiederhierherbringen«, sagte Braun.»Das Zimmer nebenan wird ja gebraucht.«

Die Frau lag weiß und plötzlich schmal in der Verwüstung von blutigen Tüchern, Tupfern und Eimern und Schalen von BlutundWatte.Sielagdamiteinemfremden,strengenGesicht, und es ging sie alles nichts mehr an. Der Arzt mit der Glatze, der sich um sie herumbewegte, wirkte wie unanständig gegen sie:fressendes,säftevolles,zermalmendes,ausscheidendesLeben neben der Ruhe derVollendung.

»Lassen Sie sie zugedeckt«, sagte der Arzt. »Besser Sie sehen dasanderenicht.Warsowiesoschoneinbißchenviel,nichtwahr, kleines Fräulein?«

Ruth schüttelte den Kopf.

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»Siehabensichtapfergehalten.Nichtgemuckt.WissenSie,was ichjetztkönnte,Braun?Michaufhängen,michglattamnächsten Fenster aufhängen!«

»Sie haben das Kind lebendig geholt; das war eine Glanzleistung.«

»Aufhängen! Verstehen Sie, ich weiß, daß wir alles getan haben,daß man machtlos dagegen ist.Trotzdem könnte ich mich aufhängen!«

Erwürgtewütend,seinGesichtüberdemKragendesblutigen Kittels war rot und fleischig.»Zwanzig Jahre mache ich das nun schon. Und jedesmal, wenn mir einer durch die Lappen geht, möchte ich mich aufhängen. Zu blödsinnig.« Er wandte sich an Kern. »Nehmen Sie mir da aus der linken Rocktasche die Zigaretten und stecken Sie mir eine in den Mund. Ja, kleines Fräulein, ich weiß, was Sie denken. So, und nun Feuer. Ich geh’ michwaschen.«ErstarrteaufdieGummihandschuhe,alswären sie an allem schuld,und ging schwerfällig ins Badezimmer.

SietrugendieTotemitdemBettauf denKorridorhinausund von da in ihr Zimmer zurück. Auf dem Korridor standen ein paar Leute,die in dem großen Zimmer wohnten.»Konnte man sie denn nicht in eine Klinik bringen?« fragte eine dürre Frau, die einen Hals wie ein Truthahn hatte.

»Nein«,sagte Marill.»Sonst hätte man’s getan.«

»Und nun bleibt sie hier,die ganze Nacht? Eine Tote nebenan

wer kann da schlafen!«

»Dann bleiben Sie wach,Großmutter«,entgegnete Marill. »Ich bin keine Großmutter«,fauchte die Frau.

»Das merkt man.«

Die Frau warf ihm einen bösen Blick zu.»Und wer macht das Zimmer sauber? Der Geruch geht ja nie heraus. Man hätte ja auch Nummer zehn drüben dafür nehmen können!«

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»SehenSie«,sagteMarillzuRuth,»dieFrauhieristtot.Undihr KindhättesiegebrauchtundihrMannvielleichtauch.AberdiesesunfruchtbarePlättbrettdadraußenlebt.Wirdwahrscheinlich steinalt zum Ärger der Mitmenschen. Das ist eines der Rätsel, hinter die man nie kommt.«

»Das Böse ist härter, es hält mehr aus«, erwiderte Ruth finster.

Marill sah sie an.»Woher wissen Sie das denn schon?« »Das ist heute leicht zu lernen.«

Marillerwidertenichts.Erblicktesienuran.DiebeidenÄrzte kamen.»Das Kind ist bei derWirtin«,sagte der mit der Glatze. »Eswirdabgeholtwerden.Ichtelefonieregleichdeswegen.Auch wegen der Frau.Kannten Sie sie näher?«

Marill schüttelte den Kopf.»Sie ist vor ein paar Tagen gekommen.Ich habe nur einmal mit ihr gesprochen.«

»Vielleicht hat sie Papiere.Die kann man dann mitgeben.« »Ich werde nachsehen.«

Die Ärzte gingen. Marill suchte den Ko er der Toten durch. Er enthielt nur Kindersachen, ein blaues Kleid, etwas Wäsche und eine bunte Kinderklapper.Er packte die Sachen wieder ein. »Sonderbar,wie das alles plötzlich auch tot ist.«

In der Handtasche fand er einen Paß und einen Meldeschein derPolizeiFrankfurtanderOder.ErhieltsieansLicht.»KatharinaHirschfeld,geboreneBrinkmann,ausMünster,geborenam siebzehnten März neunzehnhunderteins.«

Er standauf undsah die Totean– die blonden Haareund das schmale, harte westfälische Gesicht. »Katharina Brinkmann, verheiratete Hirschfeld.«

ErblicktewiederindenPaß.»NochdreiJahregültig«,murmelte er.»DreiJahrefüreinenanderen.DerMeldescheingenügtauch für ein Grab.«

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Er steckte die Papiere ein.»Ich werde das erledigen«,sagte er zuKern.»UndeineKerzebesorgen.Ichweißnicht…mansollte einbißchenbeiihrbleiben.Nütztzwarnichts,abermerkwürdig … ich habe so das Gefühl, man sollte ein bißchen bei ihr bleiben.«

»Ich bleibe hier«,erwiderte Ruth. »Ich auch«,sagte Kern.

»Gut.Ich komme dann später und löse Sie ab.«

DER MOND WURDE heller.Die Nacht stieg empor und war weit und dunkelblau. Sie hauchte in das Zimmer hinein mit dem Geruch von Erde und Blüten.

Kern stand mit Ruth am Fenster.Es war ihm,als wäre er weit fortgewesenundzurückgekommen.Dunkelinihmwarnochdas EntsetzenüberdieSchreiederGebärendenundihrenzuckenden, blutendenKörper.ErhörtedenleisenAtemdesMädchensneben sich und sah ihren sanften, jungen Mund. Er wußte plötzlich, daß auch sie dazu gehörte,zu diesem finsteren Geheimnis,das die Liebe mit einem Ring von Grauen umschloß,er ahnte,daß auch die Nacht dazugehört und die Blüten und dieser schwere Geruch nach Erde und der süße Geigenton über den Dächern, er wußte,daß,wenn er sich umwandte,im flatternden Licht der Kerze die fahle Maske des Todes ihn anstarren würde,und um sostärkerfühlteerdieWärmeunterseinerHaut,dieihnfrösteln machteundihnnachWärmesuchenließ,nurnachWärmeund nach nichts alsWärme …

Eine fremde Hand nahm seine Hand und legte sie um die glatten,jungen Schultern neben ihm.

7Marillsaßauf derZementterrassedesHotelsundfächelte sich mit einer Zeitung. Er hatte einige Bücher vor sich. »Kommen Sie her, Kern!« rief er. »Der Abend naht. Da sucht das Tier die Einsamkeit und der Mensch die Gesellschaft.

Was macht dieAufenthaltserlaubnis?« »Noch eineWoche.« Kern setzte sich zu ihm.

»EineWocheimGefängnisistlang.InderFreizeitkurz.«Marill schlugaufdieBüchervorihm.»DieEmigrationbildet!Aufmeine alten Tage lerne ich noch Französisch und Englisch.«

»Ich kann das Wort Emigrant manchmal nicht mehr hören«, sagte Kern verdrießlich.

Marill lachte. »Unsinn! Sie sind in der besten Gesellschaft. Dante war ein Emigrant.Schiller mußte ausreißen.Heine.Victor Hugo.Das sind nur ein paar.Sehen Sie da oben den blassen Bruder Mond – ein Emigrant der Erde.Und Mutter Erde selbst -eine alte Emigrantin der Sonne.« Er blinzelte.»Vielleicht wäre es besser gewesen,diese Emigration wäre unterblieben und wir saustendanochalsfeurigesGasherum.OderalsSonnenflecken. Meinen Sie nicht?« – »Nein«,sagte Kern.

»Richtig.«MarillfächeltesichwiedermitderZeitung.»Wissen Sie,was ich eben gelesen habe?«

»Daß die Juden daran schuld sind,daß es nicht regnet.« »Nein.«

»DaßeinGranatsplitterimBaucherstdasvolleGlückfürden echten Mann bedeutet.«

»Auch nicht.«

»Daß die Juden deshalb alle Bolschewisten sind, weil sie so gierigVermögen anhäufen.«

»Nicht schlecht!Weiter.«

»Daß Christus ein Arier war.Der uneheliche Sohn eines germanischen Legionärs …«

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Marill lachte. »Nein, Sie werden es nicht erraten. Heiratsanzeigen. Hören Sie mal zu: Wo ist der liebe, sympathische Mann,dermichglücklichmachenwill?EbensolchesFräulein, tiefinnerliches Gemüt,vornehmer,edler Charakter,mit Liebe für alles Gute und Schöne und erstklassigen Kenntnissen im HotelfachsuchtgleichgestimmteSeelezwischenfünfunddreißig und vierzig Jahren in guter Position …« Er blickte auf. »Zwischen fünfunddreißig und vierzig! Einundvierzig scheidet schon aus. Das ist Glaube, was? Oder hier: Wo finde ich Dich,meineErgänzung?TiefschürfendeFrohnatur,Ladyund Hausmütterchen,mitvomAlltagunzerbrochenenSchwingen, Temperament und Geist, innerlicher Schönheit und kameradschaftlichem Verständnis wünscht sich Gentleman mit entsprechendem Einkommen, kunstund sportliebend, der gleichzeitig ein lieber Bub sein soll. – Herrlich, wie? Oder nehmen wir dieses:Seelisch vereinsamter Fünfziger,sensitive Natur,jüngeraussehend,Vollwaise…«Marillhieltinne.»Vollwaise!« wiederholte er.»Mit fünfzig!Welch bedauernswertes Geschöpf, dieser weiche Fünfziger!«

»Hier,meinLieber!«ErhieltKerndieZeitunghin.»ZweiSeiten! JedeWochezweivolleSeiten,nurindiesereinenZeitung.Sehen Sie bloß die Überschriften,wie es da von Seele,Güte,Kameradschaft,Liebe,Freundschaft wimmelt! Ein wahres Paradies! Der Garten Eden in derWüste der Politik! Das belebt und erfrischt! Da sieht man,daß es in diesen jämmerlichen Zeiten doch auch noch gute Menschen gibt.Richtet immer auf,so was …«

Er warf die Blätter hin. »Warum sollte nicht auch mal drinstehen:KommandanteinesKonzentrationslagers,tiefesGemüt, zarte Seele …«

»Er hält sich gewiß dafür«,sagte Kern.

»Sicher! Je primitiver ein Mensch ist,für um so besser hält er

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sich, das sehen Sie ja an den Anzeigen hier. Das gibt« -Marill grinste – »die Stoßkraft! Die blinde Überzeugung! Zweifel und ToleranzsinddieEigenschaftendesKulturmenschen.Darangeht erimmeraufsneuezugrunde.DiealteSisyphusarbeit.Einesder tiefsten Gleichnisse der Menschheit.«

»Herr Kern, da ist jemand, der will Sie sprechen«, meldete plötzlichderPikkolodesHotelsaufgeregt.»ScheintkeinePolizei zu sein!«

Kern stand rasch auf.»Gut,ich komme.«

ER ERKANNTE DEN dürftigen älteren Mann auf den ersten Blick nicht wieder.Es war ihm,als sähe er eine unscharfe,verwischte EinstellungaufeinerfotografischenMattscheibe,dieerstallmählich schärfer wurde und vertrautere Züge annahm.

»Vater!« sagte er dann tief erschrocken. »Ja,Ludwig.«

Der alte Kern wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Heiß ist es«,sagte er mit einem matten Lächeln.

»Ja,sehr heiß.Komm,wir gehen hier in das Zimmer mit dem Klavier.Da ist es kühl.«

Siesetztensich.Kernstandgleichwiederauf,umseinemVater eine Zitronenlimonade zu holen.Er war sehr beunruhigt.»Wir haben uns lange nicht gesehen,Vater«,sagte er vorsichtig,als er zurückkam.

Der alte Kern nickte.»Darfst du hierbleiben,Ludwig?«

»Ich glaube nicht. Du kennst es ja. Sie sind ganz anständig. Vierzehn Tage Aufenthaltserlaubnis und noch vielleicht zwei oder drei Tage dazu …aber dann ist es aus.«

»Und willst du dann illegal hierbleiben?«

»Nein, Vater. Es sind jetzt zu viele Emigranten hier. Das wußte ich nicht. Ich werde sehen, daß ich wieder nach Wien

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zurückkomme.Da ist es leichter,unterzutauchen.Was machst du denn?«

»Ich war krank, Ludwig. Grippe. Vor ein paar Tagen bin ich erst wieder aufgestanden.«

»Ach so …« Kern atmete befreit auf.»Krank warst du! Bist du denn jetzt wieder ganz gesund?«

»Ja,du siehst es ja …« »Und was tust du,Vater?«

»Ich bin irgendwo untergekommen.«

»Du wirst gut bewacht«,sagte Kern und lächelte.

DerAlteblickteihnsogequältundverlegenan,daßerstutzte. »Geht’s dir nicht gut,Vater?« fragte er.

»Gut,Ludwig,washeißtfürunsgut?EinbißchenRuhe,dasist schon gut. Ich mache etwas; ich führe Bücher. Es ist nicht viel. Aber es ist eine Beschäftigung.In einer Kohlenhandlung.« »Das ist doch großartig.Wieviel verdienst du denn da?« »Ich verdiene nichts; nur ein Taschengeld.Ich habe dafür das Essen und dieWohnung.«

»Dasistauchschonetwas.Morgenkommeichdichbesuchen, Vater!«

»Ja – ja – oder ich kann auch hierher kommen.« »Aber wozu sollst du laufen? Ich komme schon …«

»Ludwig…«DeralteKernschluckte.»Ichmöchtelieberhierher kommen.«

Kern sah ihn erstaunt an.Und plötzlich verstand er alles.Das kräftigeWeibanderTür.–SeinHerzschlugeinenAugenblickwie ein Hammer gegen seine Rippen.Er wollte aufspringen,seinen Vater nehmen, mit ihm fortrennen, er dachte in einem Wirbel an seine Mutter, an Dresden, an die stillen Sonntagvormittage zusammen – dann sah er den vom Schicksal zerschlagenen Mann vor sich,der ihn mit entsetzlicher Demut anblickte,und

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erdachte:Kaputt!Fertig!UndderKrampf löstesich,underwar nichts mehr als grenzenloses Mitleid.

»Sie haben mich zweimal ausgewiesen,Ludwig.Wenn ich nur einen Tag wieder da war, haben sie mich gefunden. Sie waren nicht böse.Aber sie können uns ja nicht alle hierbehalten. Ich wurde krank; es regnete immerfort.Lungenentzündung mit einem Rückfall.Und da …sie hat mich gepflegt – ich wäre sonst umgekommen,Ludwig.Und sie meint es nicht schlecht …« »Sicher,Vater«,sagte Kern ruhig.

»Ich arbeite auch etwas.Ich verdiene das,was ich koste.Es ist nicht so … du weißt… so nicht.Aber ich kann nicht mehr auf Bänken schlafen und immer dieAngst haben,Ludwig …« »Ich verstehe das,Vater.«

DerAltesahvorsichhin.»Ichdenkemanchmal,Muttersollte sich scheiden lassen.Dannkönntesie dochwieder zurück nach Deutschland.«

»Möchtest du denn das?«

»Nein, nicht für mich. Für sie. Ich bin doch schuld an allem. Wenn sie nicht mehr mit mir verheiratet ist,kann sie doch zurück. Ich bin doch schuld. An dir auch. Meinetwegen hast du keine Heimat mehr.«

EswarKernschrecklichzumute.Daswarnichtmehrseinheiterer,lebensfroher Vater aus Dresden; – das war ein rührender, älterer,hilfloser Mann,der mit ihm verwandt war,und der mit dem Leben nicht mehr fertig werden konnte.Er stand in seiner Verwirrung auf und tat etwas, was er noch nie getan hatte. Er nahm ihn um die schmalen, gebeugten Schultern und küßte ihn.

»Du verstehst es,Ludwig?« murmelte Siegmund Kern. »Ja,Vater.Esistnichtsdabei.Garnichtsdabei.«Erklopfteihm zart mit der Handfläche auf den knochigen Rücken und starrte

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