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4. Die ungelösten Probleme in Japan

Japan trägt ein erhebliches Maß an Verantwortung für die Asienkrise. Der Grund dafür liegt in den ungelösten Problemen des japanischen Finanzsektors, die zu einem massiven Kapitalexport führten, der im Ergebnis zur Destabilisierung der asiatischen Krisenökonomien beitrug. Japans eigene Finanzkrise weist von ihrer Entwicklung her Parallelen zu Südostasien auf. In beiden Fällen wurde ein spekulativer Boom von Immobilien-und Aktienmärkten in Gang gesetzt. Der entscheidende Unterschied ist, dass ausländische Akteure in Japan keine Rolle spielten: Die Spekulationsblase war tatsächlich weitgehend hausgemacht. Das Mittel zur Überwindung der Krise ohne eine starke Belastung der japanischen Wirtschaft war der historisch einmalig niedrige Zinssatz der japanischen Zentralbank. Der Diskontsatz wurde im April 1995 von 1,75 auf 1,0 Prozent gesenkt und beträgt seit September 1995 nur 0,5 Prozent, hat also' eher den Charakter einer Bearbeitungsgebühr. Damit waren für die japanischen Banken und Unternehmen eine Reihe von Vorteilen verbunden. Sie konnten sich im Inland zu sehr geringen Kosten mit Kapital versorgen und damit sehr aggressiv auf Auslandsmärkten aktiv werden. Statt der Abschreibung problematischer Kredite in größerem Maßstab wurde ein Krisenexport betrieben.

5. Die neue Marktmacht von Spekulanten

Zu Beginn der Krise wurde sehr viel über den Einfluss von Spekulanten auf die Währungskrisen gesprochen. Vor allein der malaysische Premierminister Mahathir Mohamad bezichtigte Spekulanten, gegen die Währungen der Krisenländer spekuliert zu haben, und nannte dabei mehrfach den Namen von George Soros. Zu fragen ist, ob Mahathirs Kritik einen realen Kern hat. Haben also international operierende Spekulanten eine neue Dimension der Marktmacht erreicht? An dieser Stelle ist eine ausführliche Debatte dieser Frage nicht möglich. Es, zeichnet sich allerdings ab, dass wir nach der Asienkrise unsere Vorstellungen von der Marktmacht von Spekulanten und der Bedeutung einer soliden Fiskal-und Geldpolitik revidieren müssen. Die Asienkrise hat gezeigt, dass selbst Länder mit fiskalischen Überschüssen und hohen Währungsreserven, im Falle Thailands mehr als 40 Mrd. US-Dollar, von Spekulanten erfolgreich attackiert werden können. (...)

6. Institutionelle Investoren

Ein weiterer Punkt, der bei der Asienkrise berücksichtigt werden muss, ist die zunehmende Bedeutung von institutionellen Investoren, zu denen Pensionsfonds, Versicherungen und Investitionsfonds zu rechnen sind. Der Bedeutungszuwachs institutioneller Investoren hat die internationalen Finanzmärkte verändert. In den neunziger Jahren haben institutionelle Investoren die Banken als wichtigste Quelle von Kapitalflüssen in Entwicklungsländer abgelöst. Institutionelle Investoren haben aber die internationalen Finanzmärkte nicht stabilisiert, sondern im Gegenteil zu mehr Volatilität beigetragen. Diese Akteure ziehen nämlich das von ihnen verwaltete Kapital rascher als Banken aus einem bestimmten Land oder einer Region ab. Verantwortlich dafür sind auch die Anreizstrukturen für Fondsmanager. Die Sorge vor einer falschen Investitionsentscheidung und die Beschränkungen, denen insbesondere die Manager von Pensionsfonds unterliegen, haben in der Tendenz eher zu Herdenverhalten als zu einem Selbstausgleich der Märkte geführt.

7. Das pro-zyklische Verhalten der Rating-Agenturen

In engem Zusammenhang mit dem Verhalten der institutionellen Investoren steht der wachsende Einfluss der privaten Rating-Agenturen. Im Idealfall sollten Rating-Agenturen in der Lage sein, problematische wirtschaftliche Entwicklungen zu erkennen und davor zu warnen. Bedauerlicherweise ist dies nicht der Fall. In der Asienkrise versäumten es die Rating-Agenturen, auf die brisante Entwicklung hinzuweisen, um dann, als sich jeder Zeitungsleser über die wirtschaftlichen Probleme in Asien informieren konnte, die Bewertungen der Krisenländer in rascher Folge zurückzunehmen, Die Rating-Agenturen haben die pro-zyklische Tendenz der internationalen Finanzmärkte noch verstärkt. Nach Ausbruch der Krise breitete sich ein ´irrationaler Pessimismus` (Joseph Stiglitz) aus, der weder von den Rating-Agenturen noch von anderen wichtigen Akteuren gebremst wurde. Dabei gilt es festzuhalten, dass die wichtigsten Daten den Investoren bekannt waren. Vor allem die ungünstigen Schulden-Eigenkapital-Quoten und die schwachen Finanzsysteme waren keine unbekannten Größen. Das Versagen der Rating-Agenturen unterstreicht, dass sämtliche Systeme zur Risikovorsorge sowohl von privaten Investoren als auch von Regierungen nicht funktionierten.

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