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4. Biologie und Ethik

Spätestens mit dem Abwurf der ersten Atombombe hat die Naturwissenschaft “ihre Unschuld verloren”. Das bedeutet, dass der Wissenschaftler für mögliche Anwendungen seiner Forschungsergebnisse mitverantwortlich ist. Heute sind es vor allem auch Biologen und Mediziner, die mit Erkenntnissen aufwarten können, deren Anwendung mitunter ethisch bedenklich oder gefährlich sein könnte. Es ist daher notwendig, unsere moralischen Normen den technischen Möglichkeiten anzupassen und zu überlegen, ob – und wenn ja, wie weit – diese durch entsprechende juridische Maßnahmen eingeengt werden müssen.

Bioethik

Die Bioethik behandelt neben medizinischen Fragen wie Euthanasie, Schwangerschaftsabbruch usw. auch die Problematik technischer Eingriffe in die menschliche Fortpflanzung (Stichwort “Retortenbaby”) oder Manipulation am menschlichen Erbgut (Gen-Ethik).

Beispiel: Kind mit 5 Elternteilen

Wie sollen wir das folgende “Rezept” bewerten: Man nehme eine menschliche Eizelle, die auf operativem Wege dem Eierstock von Frau A entnommen wurde, befruchte sie mit dem Sperma von Herrn B, verpflanze den so entstandenen Embryo (vielleicht nach einer mehrjährigen Lagerzeit in einem Gefrierbehälter) in die Gebärmutter von Frau C und lasse das nach neun Monaten geborene Kind vom Ehepaar D & E adoptieren.

Die Frage, ob eine solche Vorgangsweise, die einem Kind fünf “Elternteile” beschert, zulässig ist, macht klar, dass sich Wissenschaft und Technik - wieder einmal - schneller entwickelten als unsere moralischen Normen: wir können etwas tun, ohne zu wissen, ob wir es tun sollen oder dürfen. Das führt uns zur Frage: Hat die Bewertung einer Ethik sich an den außermoralischen Folgen zu orientieren, die ihre Anwendung mit sich bringen würde?

Der teleologisch orientierte Konsequenzethiker (in seinem Glauben, dass eine Entwicklung von vornherein zweckmäßig sei) wird dies bejahen. Er wird zunächst vor allem die positiven Konsequenzen betonen, so die Überwindung psychisch belastender Unfruchtbarkeit oder die Verminderung von Erbkrankheiten. Es gibt aber auch Einwände: So können bei der In-Vitro-Fertilisation (Reagenzglaszeugung) auch Pannen auftreten, die ein erhöhtes Schädigungsrisiko bedeuten. Auch Missgriffe bis hin zur Menschenzüchtung durch Genmanipulation wären denkbar.

Bereits Tatsache ist die Kommerzialisierung der Reproduktionstechnologie, etwa in Form der Ammenschwangerschaft, bei der “Leihmütter” einen fremden Embryo für ein (unfruchtbares) Ehepaar austragen. In etlichen Ländern, so auch in Österreich, ist diese Praktik inzwischen verboten.

Der Deontologe (mit seiner Gesinnungsethik) wird darauf hinweisen, dass es Handlungen gibt, die auch dann unmoralisch sind, wenn sie keine negativen Konsequenzen haben. So seien Klonieren (das Züchten erbidentischer Mehrlinge) oder Chimärenbildung (Erzeugung von Mischwesen) beim Menschen Techniken, die in besonders schwerwiegender Weise gegen die Menschenwürde verstoßen.

Den beiden Standpunkten liegen zwei grundverschiedene Menschenbilder zugrunde.

· Der Konsequenzethiker betont die menschliche Selbstbestimmung. Der Mensch kann in freier Entscheidung über sein Schicksal verfügen.

Aufgabe der Ethik ist es, diese Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung zu fördern: Die Ethik ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Ethik.

· Der Deontologe glaubt an die Begrenztheit dieser Autonomie. Der Mensch ist durch Gott oder die Natur festgelegt. Ethik hat diese Grenzen bewusst zu machen.

Wir haben zwischen den beiden Standpunkten zu wählen. Einen “archimedischen Punkt” gibt es nicht, es gibt keine “richtige” Lösung. Lösungen ethischer Probleme müssen in rationaler Diskussion erarbeitet werden.

Ökethik

Die Ökethik oder Ökologische Ethik, auch Umweltethik, befasst sich mit moralischen Belangen von Umweltschädigungen durch den Menschen: Die Menschheit ist dabei, ihre eigene Lebensgrundlage auf dem Planeten Erde zu zerstören. Eine Rettung aus der Krise ist nur möglich, wenn die angemaßte Sonderstellung des Menschen gegenüber der Natur aufgegeben wird zugunsten eines Konzepts, in dem der Mensch sich als Teil der Natur versteht und als solcher sich einzugliedern bereit ist. Der Ökethik geht es primär um die Frage, wie weit Menschen für die (v.a. belebte) Natur mitverantwortlich sind.

Evolutionäre Ethik

Die Evolutionäre Ethik geht davon aus, dass nicht nur unsere kognitiven Strukturen im Zuge der Evolution entstanden sind (was die Evolutionäre Erkenntnistheorie untersucht), sondern auch zahlreiche Verhaltensweisen. Viele Neigungen und Handlungsweisen sind genetisch determiniert. Unsere Antriebe oder Fähigkeiten zur sozialen Organisation sind zu einem guten Teil biologisches Erbe, das durch Erziehung und soziales Lernen nicht beliebig zu überspielen ist. Statt von einer extremen ”Formbarkeit” des Menschen auszugehen, müsse man – so meinen die Vertreter der Evolutionären Ethik – mit Grenzen dieser Formbarkeit und auch Belastbarkeit durch moralische Vorschriften rechnen.

Die Grenzen der Kulturfähigkeit seien darauf zurückzuführen, dass unsere unbewusste Natur im wesentlichen eine Anpassung an die Lebensverhältnisse des frühen Menschen als Jäger und Sammler und später als Ackerbauer und Viehzüchter darstelle. Was aber früher zweckmäßig gewesen sein mag, kann heute unvernünftig sein; was früher Überleben garantierte, mag heute Chaos und Ende bedeuten. Hans Mohr: “Die pathologische Sorglosigkeit, mit der wir uns unsinnig weiter vermehren und den Planeten vollends ausplündern, ist biologisches Erbe: Wir verstehen nicht, was wir tun.”

Wir müssen versuchen, die angeborenen Verhaltensweisen durch Vernunft und Moral stärker zu zügeln und zu kanalisieren, als dies bisher geschehen ist. Denn ohne praktische Vernunft und ohne Einsicht in die Notwendigkeit einer Traditionsanpassung werden wir die Erde als Lebensraum zerstören. Wir müssen den Spielraum, den uns die Gene lassen, besser nützen.

Bei der Konzeption einer Ethik müssen diese biologisch-genetisch-evolutiven Tatsachen genauso berücksichtigt werden wie andere Fakten einer Deskriptiven Ethik.

Evolutionäre Ethik

Moralisches Verhalten ist wie Erkennen evolutionär bedingt und im Tierreich als moralanaloges Verhalten vorgegeben.

Eine (idealistische) Ethik, welche die menschliche Natur nicht berücksichtigt, ist zum Scheitern verurteilt.

Tiere kooperieren aus egoistischen Gründen, weil sie aus einem solchen Verhalten Vorteile ziehen (reziproker Altruismus).

Altruismus ist auf Egoismus zurückführbar. Moral soll Harmonie zwischen Egoismus und Altruismus herstellen.

Wir müssen versuchen, die angeborenen Verhaltensweisen zu kanalisieren und den Spielraum, den uns die Gene lassen, besser nützen.

Die Einsicht, Angehörige einer Spezies zu sein, sollte zu einer globalen Ethik führen und zur Idee der Mitmenschlichkeit.

Zu fordern ist eine Ethik, die das Überleben der Menschheit in Würde zum Ziel hat.

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