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Text 321 der menschenfeind

(Nach der Erzählung von Margarete Neumann)

Seitdem ich das kleine Haus am Rande der Stadt gerunden hatte, in das mein Freund Friedrich, ein sehr begabter Maler, umgezogen war, war ich dreimal dort gewesen. Jedes Mal hatte ich hinter dem Fenster seiner Künstlerwerkstatt sein langes, mageres Gesicht gesehen. Es war unbeweglich, die Augen blickten geradeaus. Jedes Mal, schon be­vor ich mich dem Hause näherte, stellte ich mir vor, wie sich Friedrich über meinen Besuch freuen wird.

Ich stieg die kleine Treppe zu seiner Wohnung hinauf, klingelte und wartete geduldig; dann klopfte ich an die Tür, aber sie wurde nicht geöffnet.

Nun dachte ich, dass er mich nicht sehen will. Also, ich störte ihn. Mein Freund schien in seinem Schaffen ganz vereinsamt zu sein, und keine Bekanntschaften mehr zu wünschen. Ich konnte sogar annehmen, dass er zu einem Menschenfeind geworden war. Ich beschloss, nie mehr einen Versuch zur Fortsetzung unserer langjährigen Freund­schaft zu machen. Aber eines Tages gegen Ende des Sommers, sah ich in einer Aus­stellung ein Bild von ihm. Auf einmal fühlte ich mein Herz klopfen, und es wurde mir klar, wie gern ich ihn sehen möchte. Ohne lange zu überlegen, machte ich mich noch einmal auf den Weg zu ihm. Dies­mal sah ich sein Gesicht nicht hinter dem Fenster.

Zögernd klingelte ich. Ich hoffte wenig auf Erfolg, aber ich warte­te, bis ich endlich jemand auf die Tür zukommen hörte. Die Tür ging auf! Vor mir stand Friedrich und über sein Gesicht flog Freude.

Sobald ich seine Wohnung betrat, legte er den Arm um meine Schulter und zog mich in die Veranda. "Endlich", sagte er, "kommst du einmal!" Ich wollte antworten, aber ich konnte vor Aufregung kein Wort sagen.

Friedrich zeigte mir das ganze Haus. Zuerst musste ich die Erdge­schossräume besichtigen, dann rührte er mich die Treppe hinauf in seine Künstlerwerkstatt. Da war ein breites Fenster, darunter der Ar­beitstisch, mit den Farbtuben und Pinseln. An einem runden Tisch­chen dem Fenster gegenüber standen zwei bequeme Sessel.

Während Friedrich Tee und Mannelade holte, hatte ich Zeit, die Bilder zu betrachten, die ich an den Wänden hängen sah. Ich war ein­fach überrascht. Das war nicht die Kunst eines Menschenfeindes.

Nichts schien sich geändert zu haben. Seine Kunst war aber ge­reift. Was für neue frische Farben hatte er gefunden! Da gab es ver­schiedene Bilder: ein lachendes junges Mädchen, eine junge Frau, die im Haus oder im Garten beschäftigt war, und vieles andere. Besonde­ren Eindruck machte auf mich ein heiteres Kindergesicht.

Als Friedrich zurückkam, sagte er, während er mir den Tee eingoss: "Schade, dass du mich so lange nicht besucht hast."

"Ich war einmal hier", begann ich vorsichtig. "Im August, glaube ich..."

"Im August? Wie dumm! Ausgerechnet, als ich verreist war..."

"Verreist warst du nicht", sagte ich. "Ich sah dich am Fenster sit­zen"

"Am Fenster!" fragte er und wurde rot wie ein Schuljunge. "Etwa an diesem?"

"Jawohl", sagte ich.

Er stand auf. "So vielleicht?" fragte er. Er setzte sich hinter den Ar­beitstisch und blickte unbeweglich geradeaus.

"Genau so, gewiß!""Und du scheinst geglaubt zu haben..." "Natürlich. Dass du mich nicht sehen willst." [2622]

  1. Wen wollte der Autor der Erzählung besuchen?

  2. Was hatte er hinter dem Fenster der Künstlerwerkstatt ge­sehen?

  3. Welche Meinung hatte der Autor über den Maler?

  4. Was sah der Autor eines Tages in einer Ausstellung?

  5. Besuchte er den Maler?

  6. Wie war die Kunst des Malers?