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IlFrnk / Немецкий / Немецкий язык с Фридрихом Дюрренматтом. Судья и его палач.doc
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08.06.2015
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7 «Sie gehen wirklich aufs Ganze.»

«Ich bitte zu antworten», sagte Tschanz entschlossen und beugte sich vor, doch blieb das Gesicht des Schriftstellers unerkennbar.

Bärlach war neugierig, wie nun wohl der Gefragte reagieren würde.

Der Schriftsteller blieb ruhig.

«Wann ist denn der Polizist getötet worden?» fragte er.

Dies sei vor Mitternacht gewesen, antwortete Tschanz.

Ob die Gesetze der Logik auch auf der Polizei Gültigkeit hätten, wisse er natürlich nicht, entgegnete der Schriftsteller, und er zweifle sehr daran, doch da er – wie die Polizei ja in ihrem Fleiß festgestellt hätte – um halb eins auf der Straße nach Schernelz dem Bannwart begegnet sei und sich demnach kaum zehn Minuten vorher von Gastmann verabschiedet haben müsse, könne Gastmann offenbar doch nicht gut der Mörder sein.

8 Tschanz wollte weiter wissen, ob noch andere Mitglieder der Gesellschaft um diese Zeit bei Gastmann gewesen seien (Чанц хотел далее знать, оставались ли в это время еще другие участники общества у Гастмана, sein-war-gewesen – быть).

Der Schriftsteller verneinte die Frage (писатель ответил отрицательно, verneinen – отрицать).

«Verabschiedete sich Schmied mit den andern (попрощался Шмид с остальными)?»

«Doktor Prantl pflegte sich stets als zweitletzter zu empfehlen (доктор Прантль постоянно имел обыкновение уходить предпоследним, pflegen – заботиться; иметь обыкновение; sich empfehlen – откланяться; empfehlen – рекомендовать)», antwortete der Schriftsteller nicht ohne Spott (ответил писатель не без иронии, der Spott – насмешка).

«Und als letzter (а последним)?»

«Ich.»

Tschanz ließ nicht locker (Чанц не сдавался, не отступал, locker – расшатанный, неплотный, имеющий зазор):

«Waren beide Diener zugegen? (были при этом двое слуг, zugegen sein – присутствовать

«Ich weiß es nicht (этого я не знаю).»

Tschanz wollte wissen, warum nicht eine klare Antwort gegeben werden könne (Чанц хотел знать, почему не может быть дан ясный ответ).

Er denke, die Antwort sei klar genug, schnauzte ihn der Schriftsteller an (ему кажется, ответ достаточно ясный, рявкнул на него писатель, jemanden anschnauzen – накричать на кого-либо: die Schnauze – морда, рыло). Diener dieser Sorte pflegte er nie zu beachten (слуг такого сорта он никогда не замечает, beachten – обращать внимание).

Ob Gastmann ein guter Mensch oder ein schlechter sei (хороший ли человек Гастман или плохой), fragte Tschanz mit einer Art Verzweiflung und einer Hemmungslosigkeit (спросил Чанц с каким-то отчаянием и бесцеремонностью, die Verzweiflung – отчаяние; die Hemmung – затруднение, задержка, препятствие), die den Kommissär wie auf glühenden Kohlen sitzen ließ (которая комиссара словно заставила сидеть на пылающих углях, die Kohle). Wenn wir nicht in den nächsten Roman kommen, ist es das reinste Wunder, dachte er (если мы не попадем в очередной роман, то это будет просто: «чистейшее» чудо, подумал он).

8 Tschanz wollte weiter wissen, ob noch andere Mitglieder der Gesellschaft um diese Zeit bei Gastmann gewesen seien.

Der Schriftsteller verneinte die Frage.

«Verabschiedete sich Schmied mit den andern?»

«Doktor Prantl pflegte sich stets als zweitletzter zu empfehlen», antwortete der Schriftsteller nicht ohne Spott.

«Und als letzter?»

«Ich.»

Tschanz ließ nicht locker:

«Waren beide Diener zugegen?»

«Ich weiß es nicht.»

Tschanz wollte wissen, warum nicht eine klare Antwort gegeben werden könne.

Er denke, die Antwort sei klar genug, schnauzte ihn der Schriftsteller an. Diener dieser Sorte pflegte er nie zu beachten.

Ob Gastmann ein guter Mensch oder ein schlechter sei, fragte Tschanz mit einer Art Verzweiflung und einer Hemmungslosigkeit, die den Kommissär wie auf glühenden Kohlen sitzen ließ. Wenn wir nicht in den nächsten Roman kommen, ist es das reinste Wunder, dachte er.

9 Der Schriftsteller blies Tschanz eine solche Rauchwolke ins Gesicht, dass der husten musste (писатель выпустил Чанцу такую струю дыма в лицо, что тот закашлялся, blasen – дуть, husten – кашлять) auch blieb es lange still im Zimmer, nicht einmal das Kind hörte man mehr schreien (в комнате надолго воцарилась тишина, даже плача ребенка не слышно было больше, die Stille – тишина).

«Gastmann ist ein schlechter Mensch», sagte endlich der Schriftsteller (Гастман плохой человек, – произнес наконец писатель).

«Und trotzdem besuchen Sie ihn öfters, und nur, weil er gut kocht (и тем не менее вы часто бываете у него, и только потому, что он отлично готовит, trotzdem – тем не менее, все же, öfters – частенько)?» fragte Tschanz nach einem neuen Hustenanfall empört (спросил Чанц возмущенно после очередного приступа кашля, empört – возмущенно; sich empören – возмущаться).

«Nur.»

«Das verstehe ich nicht (этого я не понимаю).»

Der Schriftsteller lachte (писатель засмеялся). Er sei eben auch eine Art Polizist, sagte er (он тоже своего рода полицейский, сказал он), aber ohne Macht, ohne Staat, ohne Gesetz und ohne Gefängnis hinter sich (но без власти, без государства, без закона и без тюрем, стоящих за ним, die Macht; der Staat; das Gesetz; das Gefängnis). Es sei auch sein Beruf, den Menschen auf die Finger zu sehen (это и его профессия – следить за людьми, jemandem auf die Finger sehen – не спускать глаз с кого-либо, дословно: «смотреть кому-либо на пальцы», der Finger).

Tschanz schwieg verwirrt, und Bärlach sagte (Чанц в растерянности умолк, и Берлах сказал, verwirren – смущаться):

9Der Schriftsteller blies Tschanz eine solche Rauchwolke ins Gesicht, dass der husten musste, auch blieb es lange still im Zimmer, nicht einmal das Kind hörte man mehr schreien.

«Gastmann ist ein schlechter Mensch», sagte endlich der Schriftsteller.

«Und trotzdem besuchen Sie ihn öfters, und nur, weil er gut kocht?» fragte Tschanz nach einem neuen Hustenanfall empört.

«Nur.»

«Das verstehe ich nicht.»

Der Schriftsteller lachte. Er sei eben auch eine Art Polizist, sagte er, aber ohne Macht, ohne Staat, ohne Gesetz und ohne Gefängnis hinter sich. Es sei auch sein Beruf, den Menschen auf die Finger zu sehen.

Tschanz schwieg verwirrt, und Bärlach sagte:

10 «Ich verstehe», und dann, nach einer Weile (я понимаю, – и, после паузы, die Weile – некоторое время, пауза):

«Nun hat uns mein Untergebener Tschanz», sagte der Kommissär, «mit seinem übertriebenen Eifer in einen Engpass hineingetrieben (мой подчиненный Чанц, – сказал комиссар, – своим чрезмерным усердием загнал нас в тупик, übertrieben – преувеличенный; der Eifer – усердие; der Engpass – узкое место; hineingetreiben – загнать), aus dem ich mich wohl kaum mehr werde herausfinden können, ohne Haare zu lassen (из которого мне едва ли удастся выбраться целым и невредимым: «не оставив волос»). Aber die Jugend hat auch etwas Gutes, genießen wir den Vorteil (но молодость имеет и нечто хорошее, воспользуемся этим преимуществом, genießen – наслаждаться, пользоваться; der Vorteil – преимущество), dass uns ein Ochse in seinem Ungestüm den Weg bahnte (что бык своим неистовством пробил нам дорогу, der Ochse – бык, вол; ungestüm – неистово, бурно, bahnen – прокладывать) (Tschanz wurde bei diesen Worten des Kommissärs rot vor Ärger) (Чанц при этих словах комиссара покраснел от злости). Bleiben wir bei den Fragen und bei den Antworten, die nun in Gottes Namen gefallen sind (вернемся к вопросам и ответам, которые тут Божьей волей прозвучали: «выпали»). Fassen wir die Gelegenheit beim Schöpf (воспользуемся случаем: «ухватим возможность, благоприятный случай за вихор, чуб»). Wie denken Sie sich nun die Angelegenheit, mein Herr (как Вы расцениваете все это дело, уважаемый господин)? Ist Gastmann fähig, als Mörder in Frage zu kommen (возможно ли Гастмана рассматривать как убийцу, fähig – способный)?»

Im Zimmer war es dunkler geworden, doch fiel es dem Schriftsteller nicht ein, Licht zu machen (в комнате стало темнее, но писатель и не подумал зажечь свет; einfallen, fiel ein, eingefallen – приходить на ум).