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ПРАКТИЧЕСКАЯ ГРАММАТИКА.docx
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11.5 Die Modalverben mit epistemischer (subjektiver) Bedeutung

Die subjektive (epistemische) Modalbedeutung können folgende Modalverben ausdrücken: können, müssen, sollen, dürfen, wollen und

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mögen (in der Form des Indikativs mag). Die epistemische Funktion können außerdem das Verb werden sowie die Konstruktionen mit den Verben glauben/scheinen + zu + Infinitiv übernehmen.

Alle genannten Verben und Konstruktionen drücken eine Annahme aus. Diese Annahme kann unmittelbar vom Handlungsträger (Akteur) ausgehen – so ist es bei dem Verb wollen in epistmischer Bedeutung und bei der Konstruktion glauben + zu + Infinitiv.

Er will immer Recht haben.

(= Er denkt/nimmt an, dass er immer Recht hat.)

Er glaubt alles zu verstehen.

(= Er denkt/nimmt an, dass er alles versteht.)

Die Annahme kann aber auch vom Sprecher ausgehen – so ist es bei allen anderen epistemisch gebrauchten Modalverben und der Konstruktion scheinen + zu + Infinitiv. Wenn also die Annahme vom Sprecher ausgeht, kann sie stärker oder schwächer sein. Davon hängt der Gebrauch des jeweiligen Modalverbs ab.

11.5.1 Die Modalverben können, dürfen und mögen bezeichnen eine Möglichkeit. Die Möglichkeit kann dabei – abhängig vom Kontext – als Wahrscheinlichkeit auftreten.

Er kann schon zu Hause sein.

(= Es ist möglich/wahrscheinlich, dass er schon zu Hause ist.)

Das kann/mag sein.

(= Es ist möglich/wahrscheinlich.)

Die Inflationsrate darf in diesem Monat etwas steigen.

(= Es ist möglich/wahrscheinlich, dass die Inflationsrate in diesem Monat etwas steigt).

11.5.2 Eine hohe Wahrscheinlichkeit bezeichnet das Verb werden bzw. die Konstruktion scheinen + zu + Infinitiv.

Er wird jetzt schon zu Hause sein. (= Es ist wahrscheinlich, dass er jetzt schon zu Hause ist.) „Darf ich Professor Fischer sprechen?“ – „Versuchen Sie ihn anzurufen, aber er wird immer noch beschäftigt sein.“ (= Es ist sehr wahrscheinlich, dass er immer noch beschäftigt ist.)

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Beachten Sie!

Der epistemische Gebrauch von werden mit dem Infinitiv I ist fast ausschließlich auf die Gegenwart beschränkt – in der Zukunft hat diese Konstruktion fast immer eine einfache futurische Bedeutung (Futurum I).

Er wird die Aufgabe verstehen.

(= Es ist sehr wahrscheinlich, dass er die Aufgabe versteht.)

Das Wetter wird sich verbessern.

(= Es sieht so aus, dass das Wetter sich verbessert.)

11.5.3 Eine Überzeugung bezeichnen die Modalverben müssen und sollen.

Er muss/soll schon zu Hause sein.

(= Ich bin überzeugt, dass er schon zu Hause ist.)

Um vier Uhr muss/soll er kommen.

(= Ich bin überzeugt, dass er um vier Uhr kommt.)

Im Unterschied zu der deontischen Modalität (siehe oben) differieren die Modalverben und Konstruktionen im epistemischen Gebrauch nur durch den Grad der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses oder eines Zustandes. Die Besonderheiten der deontischen Bedeutungen der Modalverben (Befehl, innerer Zwang, Erlaubnis, objektive Möglichkeit, Fähigkeit usw.) spielen beim epistemischen Gebrauch der Modalverben keine Rolle.