- •Einführung:
- •Sprache und Denken:
- •Natürliche Sprache und Logik
- •Wilhelm V. Humboldt
- •Biographie:
- •Sprachtheoretische Grundideen: Jede Sprache vermittelt eine jeweils eigene Perspektive der Wahrnehmung der Welt:
- •Sprache und Volk, Sprache und Fremdsprache:
- •Edward Sapir (1884 – 1939)
- •Biographie:
- •Wissenschaftliche Entwicklung:
- •Zitate:
- •Benjamin Lee Whorf
- •Biographie:
- •Leitmotive:
- •Seine Thesen beweist Whorf mit Beispielen aus dem Hopi:
- •Grundlegende Stellungnahmen Whorfs zum Thema:
- •1. Formulierungen des sprachlichen Relativitätsprinzips:
- •2. Zur Nichthintergehbarkeit dieses Prinzips:
- •4. Zur Steuerung des menschlichen Verhaltens durch das Sprachsystem:
- •4.1. Zwei Brandentstehungsbeispiele:
- •5. Zur Relation zwischen Kultur und Sprachsystem:
- •6. Zu den Konstanten menschlicher Wahrnehmung:
- •7. Zur Gleichwertigkeit der sprachlichen “Weltbilder”:
- •Die Hopi
- •Das Volk der Hopi:
- •Forschung und Kritik nach Whorf:
- •Forschung zur Sapir-Whorf Hypothese: Farbwortschatz:
- •Die Evolution von Basisfarbwörtern (Berlin/Kaye 1969):
- •Physiologie der menschlichen Farbbverarbeitung:
- •Numerus und Klassifikatoren:
- •Raumdarstellung
- •Relative Frame of Reference:
- •Absolute Frame of Reference:
- •Norm, Diskurs und Ideologie
- •Ethnozentrischer Sprachgebrauch: „Wir und die Anderen“
- •Negativ-Stereotype in Phraseologismen in „mediterranen“ Sprachen (Französisch, Italienisch, Spanisch, Arabisch, Türkisch) sowie Deutsch und Englisch:
- •Androzentrischer Sprachgebrauch:
- •Stereotype Asymmetrien in Wortschatz und Wortbildung:
- •Stereotype in traditionellen Redewendungen, Sprichwörtern, Metaphern:
- •Beispiele für Asymmetrien auf der Text-/Diskursebene:
- •Ähnliche Asymmetrien im Englischen und Französischen:
- •Andropozentrischer Sprachgebrauch
- •Übertragung von (negativ konnotierten) Tierbezeichnungen aus dem eigenen, vertrauten Ökosystem auf unbekannte Tierarten eines neu besiedelten, völlig andersartigen Ökosystems:
- •Einige Beispiele für abwertend-pejorativen Gebrauch von Tierbezeichnungen:
- •Kritische Diskursanalyse (cda):
- •Ideologiekritik:
- •Teun van Dijk: Soziokognitiver Ansatz der cda
- •Values/norms:
- •Das kognitive Ideologie-Modell:
- •Die Wiener Schule der Diskursanalyse
- •Diskursive Strategien (z.B. Mit dem Ziel der positiven Selbstdarstellung und der negativen Fremddarstellung):
- •Ethnozentrisches Argumentieren :
- •Van Dijks Schema der Gruppen-Ideologie
- •Van Dijks Schema der Gruppen-Ideologie
- •Metaphern und Weltbild
Edward Sapir (1884 – 1939)
Biographie:
*26.1.1884 in Lauenburg, Pommern. 1889 Emigration der Familie in die U.S.A.
1905 Magister in Germanistik. Studium der Anthropologie; Schüler von F. Boas. 1905 im Bundesstaat Washington Feldforschung zu den Indianersprachen Wasco und Wishram. 1906 in Oregon Feldforschung über Takelma. 1909 Promotion.
1910 Feldforschung über Yana (Kalifornien) und Southern Paiute (Utah). 1910-25 in Ottawa, Leiter der Division of Anthropology des National Museum. Erforschung des Nootka (Vancouver Island, Kanada).
1925 in Chicago Professor am Dept. of Sociology and Anthropology. Erforschung des Navaho (Arizona) und des Hupa (Kalifornien).
1931 Professor für Anthropology and Linguistics an der Yale University. SchülerInnen u.a. B. L. Whorf, M. Haas, H. Hoijer, Z. Harris. 1937 Herzanfälle.
4.2.1939 gestorben in New Haven.
Sapir vertritt zu seiner Zeit eine unpopuläre Ansicht:
L. Bloomfield (Behaviorismus) ignoriert die Semantik. Weil sie nicht direkt beobachtbar ist, ist sie für ihn auch nicht wissenschaftliche analysierbar.
Erst später überwindet Jakobson diese Bedeutungsfeindlichkeit in der Linguistik: „linguistics without meaning is meaningless!“
Wissenschaftliche Entwicklung:
Durch seine europäische Herkunft bringt er die Ansichten Humboldts auf den neuen Kontinent. Dort erweitert er mit dem Studium zahlreicher Indianersprachen seinen sprachlichen Horizont. Seine Forschungsergebnisse gibt er an seine Schüler weiter. Dadurch erwächst aus seiner Professur eine ganze Generation bedeutender Linguisten.
In seinem frühen Werk „language“ vertritt Sapir noch keine Weltsichts-These.
„Das Instrument macht das Produkt möglich, aber das Produkt verfeinert das Instrument.“
(Produkt = Denken; Instrument = Sprache)
„It would be possible to go on indefinitely with such examples [= engl. The stone falls vs dt. Der Stein fällt vs frz. La pierre tombe (“Die Stein fällt”) vs lat. Saxum cadit (“Stein fällt”) vs chines. Shí tou diaò le (“Stein fall schon”) vs Nootka “It stones down”] of incommensurable analyses of experiences in different languages. The upshot of it all would be to make very real to us a kind of relativity that is generally hidden from us by our naïve acceptance of fixed habits of speech as guides to an objective understanding of the nature of experience.“
Besagtes Beispiel:
dt.: Der Stein fällt.
Frz.: la pierre tombe. („die“ Stein)
lat.: saxum cadit („ein“ Stein)
chin.: Shi tou diao le.
[...] Stein fall... schon (Veränderung eines Zustandes)
Jap.: Sono isi ga ochiru.
Dem. Pron. Stein Subj.-Part. Fall... + Präs
Erst in den 20er Jahren ist er der Meinung, dass Sprachen die Weltsicht strukturieren, wodurch es in den verschiedenen Weltbildern zu unterschieden kommen kann. Gegen Ende der 20er Jahre vertritt er bereits die Meinung, dass es durch Sprachmuster zu einer unbewussten Prägung des Verhaltens kommt. Damit nähert sich Sapir bereits einem sprachlichen Relativitätsprinzip an. (Sein Schüler Whorf setzt das später fort)