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Zum Seminaren 2, 3. Глушак.doc
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Fremdwörter

Die Übernahme der Wörter aus einer Sprache in die andere ist, wie bekannt, ein natürlicher unaufhörlicher Prozeß. Viele übernommene Fremdwörter haben sich dem deutschen Sprachsystem völlig angepaßt, im Gebrauch sind sie von den echt deutschen Wörtern kaum zu unterscheiden. Aber es gibt immer solche Fremdwörter, die in der Übergangs­zone verbleiben — zwischen dem echten Fremdwort und dem echten deutschen Wort. Ihre Verwendung muß deshalb mehr oder weniger den Charakter des Auffälligen haben. Gerade sie können für die Stilistik von Interesse sein. In den Funktionalstilen der Sachprosa sind die Fremdwör­ter sehr verbreitet: die meisten von ihnen existieren als unersetzbare Bezeichnungen für spezielle Begriffe, z.B. im Stil der Presse und Publizistik als gesellschaftlich-politische Termini (Internationalismen) usw. So hat K. Heller festgestellt, daß ungefähr jedes dritte Fremdwort, das in der deutschen Gegenwartssprache verwendet wird, zu den Internationalismen gehört [K. Heller, S. 37 ff.]. Ihr Gebrauch in den genannten Stilen bildet kein stilistisches Problem. Die Alltagsrede dagegen verwendet vorwiegend solche Fremd­wörter, die einfach und verständlich sind und als Entlehnungen nicht mehr empfunden werden (Armee, Balkon, Garage, Delegation u.a.). Ein spezielles Problem der Stilistik wurzelt in der Verwendung der Fremdwörter im Stil der schönen Literatur. Sie sind in diesem Stil, nach der Bestimmung von W. Fleischer und G. Michel, ,,vielfältig stilistisch zu nutzen" [37, S. 108]. Die Zusammenfassung ihrer stilistischen Funktionen bleibt ein aktuelles Thr.ma der weiteren Forschungen *, und heute kann man sie nur folgenderweise verallgemeinern:

1. Vor allem treten die Fremdwörter als Synonyme zu echten deutschen Wörtern auf. Diese ihre Rolle dient dazu, ,,den sprachlichen Ausdruck dadurch vor Eintönigkeit zu bewahren" [D. Faulseit, G. Kühn, S. 86]. Mit anderen Worten kann man sagen, daß die Fremdwörter zur Vermeidung von Wiederholun­gen gebraucht werden. Das veranschaulichen folgende Textauszüge:

„Es ist unmöglich, diese Tatsachen zu übersehen, die durch unzählige Fakten bewiesen werden können." „Die junge Frau entwickelte eine Energie wie schon seit vielen Tagen und Monaten nicht mehr. ...er war aus dem Verwundern über die plötzliche Tatkraft seiner Frau nicht herausgekommen..." (H. Fallada, Der Alpdruck.) [D. Faulseit, G. Kühn]

2. Oft ergibt der Gebrauch des Fremdwortes bestimmte inhaltliche und stilistische Schattierungen. Das Fremdwort besitzt in solchen Fällen eine stärkere Ausdruckskraft, kann also eine stärkere Wertung zum Ausdruck bringen als seine deutschen Entsprechungen.

„Oskar ließ den Brief verblüfft sinken... Der Andreas war noch raffinierter, als er gedacht hatte..." [K. Heller].

Das Fremdwort raffiniert kann mehreren deutschen Wörtern entsprechen — „durchtrieben", „schlau", „klug", „fein" u.a. Hier ist mit seinem Gebrauch eine stark pejorative Schattierung verbunden.

  1. Das Fremdwort kann im Kontext eine gehobene Stilfärbung bewirken, Schattierungen des Feierlichen, Gewählten usw. tragen. Das ist vor allem für die Fremdwörter charakteristisch, die im Deutschen nicht eingebürgert sind, bei denen sich ihr fremder Charakter immer fühlen läßt (Portal, Salon, Gratulationen,Präsentation, Audienz u.a.).

  1. Eine wichtige Funktion der Fremdwörter in literarischen Texten ist die Erzeugung des fremdländischen Kolorits, „des Nationalkolorits" nach E. Riesel und E. Schendels [E. Riesel, E. Schendels, S. 73]. Diese Funktion erfüllen oft verschiedene Realienbezeichnungen in entsprechender Fremdsprache. Sie ist z.B. für manche historische und antifaschistische Romane von L. Feoichtwanger charakteristisch. Zahlreiche Realienbezeichnungen in französischer Sprache enthält sein Roman „Der Teufel in Frankreich", mit ihrer Hilfe gelingt es dem Autor, die Atmosphäre gerade dieses Landes zu vermitteln. Ein anderes Beispiel ist das publizistische Werk „Der rasende Reporter" von E. Kisch: viele englische Wörter und Realienbezeichnungen verleihen der Beschreibung ebenfalls das Kolorit des Landes. Und wenn auch die meisten dieser Wörter und Ausdrücke dem Leser, der die englische Sprache nicht beherrscht, völlig unbekannt sind, erschweren sie die Verständlichkeit nicht. Ihre Fremdheit dient zur Verstärkung des Eindrucks, gerade sie läßt den Leser die Fremdheit des Landes empfinden.

5. Zu den wichtigsten stilistischen Funktionen der Fremdwörter gehört ihre Verwendung für die Gestaltung eines Sprachporträts. Das ist ein bekanntes Stilmittel in den Texten der schönen Literatur. Die stilistischen Schattierungen können dabei verschiedenartig sein: a) neutral, wenn die Figur ein Ausländer ist, der eine gebrochene Sprache spricht, weil er anders nicht sprechen kann („das natürliche Kolorit"); b) pejorativ, ironisch, spöttisch usw., wenn die Figur fremde Wörter unnötig verwendet, ohne sie richtig zu verstehen und auszuspre­hen; c) gehoben, gewählt usw., wenn es die Sprechart einer Figur ist, die die betreffende Fremdsprache gut be­herrscht und sie sorgfältig, bedacht verwendet; d) die Fremdwörter können im Sprachporträt als Jargonismen auftreten, z.B. das Französische im Munde des russischen Adels usw.

6. Eine ganz besondere stilistische Funktion der Fremdwörter ist ihre Verwendung als Euphemismen. Sie tragen dann eine zusätzliche stilistische Schattierung, die in Wörterbüchern ,,verhüllend" genannt wird. Das We­sen des euphemistischen Gebrauchs besteht darin, daß eine unangenehme Wahrheit nicht unmittelbar, sondern in diplo­matischer Weise, schonend ausgesagt wird. Vgl. folgende Beispiele: zum Verb sterben, das eine sehr unangenehme Wahrheit verkörpert, gibt es viele euphemistische Ausdrücke im Deutschen: heimgehen entschlafen verschei­den abieben die Augen für ewig schließen,ein­schlummernhinüber gehen seinen letzten Gang antreten seine Tage beschließen, darunter auch einen Ausdruck mit gehobener Stilfärbung, der ein Fremdwort enthält: den Acheron überqueren [32]. K. Heller führt noch folgende Beispiele an: Wenn ich jemanden um Diskretion bitte, ist es mir weniger unange­nehm, als wenn ich ihn unverblümt um Schonung, Verschwiegenheit oder Rücksicht'snahme ersuchen muß. Portier hört sich angenehmer an als Pförtner oder Hauswart. Die letzteren erinnern sehr an den Türschließer. Unterwäsche scheint vielen Kaufleuten zu derb. Sie bevorzugen Untertrikotagen [41].

7. Noch eine spezifische Funktion der Fremdwörter offen­bart sich darin, daß sie als Modewörter erscheinen können. Man verwendet sie mit Vorliebe in einem oder anderem begrenzten Zeitraum: dabei, wie die deutschen Sprachforscher bemerken, ,,in allen möglichen Zusammenhängen", so daß sie „als inhaltsleer empfunden werden". Vgl. folgende Beispiele: interessant, effektiv, relevant, Aspekt, positiv u.a.1 K. Heller nennt auch enorm, attraktiv, Etappe, demonstrieren, Klasse, ideal usw. [K. Heller, S. 135].