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Zum Seminaren 2, 3. Глушак.doc
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Jargon- und Grobwörter (Jargonismen und Vulgarismen)

Innerhalb jeder entwickelten Nationalsprache existieren immer verschiedene Jargons. Unter Jargon versteht man keine spezielle Sprache, sondern eine besondere Sprech­weise, die für einen bestimmten Kreis von Menschen typisch ist. Man unterscheidet hauptsächlich soziale Jar­gons und Jargons als besondere professionelle Lexiken, z.B. die der Studenten, Soldaten, Mediziner, Sportler u.a. In der Gesellschaft existieren auch Gruppen von Menschen, die durch eine gemeinsame nichtprofessionelle Beschäftigung (Kartenspiel, Autofahren usw.) zusammengeführt werden, sie besitzen auch ihre Jargons. Es gibt weiter spezielle Jargons der sogenannten deklassierten Elemente (Diebe, Verbrecher u.a.). Die Eigenart jedes Jargons zeigt sich in seiner lexischen Seite, weshalb sie auch Lexiken heißen.

Die Jargonwörter und jargonhafte Ausdrücke übernehmen in literarischen Texten wichtige stilistische Funktionen. Wie schon festgestellt wurde, sind die Berufsjargonismen an der Schaffung eines Sprachporträts beteiligt. Dieselbe Aufgabe können die sozialen Jargons erfüllen: auch sie werden sehr oft zur Sprachcharakteri­sierung eingesetzt, um die entsprechende soziale Schicht eindeutig zu markieren. W. Fleischer und G. Michel schreiben in ihrer Stilistik, daß die Verwendung der Jargonismen im Sprachporträt ein beliebtes Mittel der schönen Literatur ist. Die sozialen Jargons schaffen aber vor allem ein bestimmtes soziales Kolorit. Ein klassisches Beispiel eines solchen Jargons stellt die Sprache des russischen Adels in den Werken der schönen Literatur dar: er bedient sich vieler französischer Wörter und Ausdrücke, das Französisch dient überhaupt als Symbol seiner Klasse.

An die Jargonwörter grenzen die sogenannten Vulgarismen oder Grobwörter (auch Schimpfwörter). Sie liegen auf der niedrigsten Stufe der gesenkten Lexik und haben ihre Anziehungskraft nur für bestimmte Formen der Umganssprache. Die schöne Literatur bedient sich des groben Wortes vor allem im Sprachporträt. Dadurch macht der Verfasser die Grobheit der betreffenden Figur sichtbar. Anders gesagt, dient solcher Gebrauch von Grobwörtern hauptsächlich einer negativen Charakteri­sierung. In der Sprache des Autors selbst erscheinen die Grobwörter als Ausdruck seines persönlichen Verhaltens:

„Seht sie euch an, die kalten Fressen! Sie sollen unvergessen sein! Wir Deutsche liebten zu vergessen. Das sei vorbei! Prägt sie euch ein!" (E. Weinert, SS schafft Ordnung.) [D. Faulseit, G. Kühn]

Der Dichter verwendet nicht das neutrale Wort Gesicht, sondern das grobe Wort Fresse. Seine Wahl ist vom Haß gegen die. Faschisten diktiert. Das Wort Fressen soll im Leser die vom Verfasser beabsichtigte Vorstellung wecken, also dieselben Gefühle hervorrufen, die er selbst gegenüber dem Feind empfindet. Man kann diesen Fall verallgemeinern und folgendes Prinzip formulieren: die stilistische Funktion der Grobwörter besteht in der Erzeugung gefühlsmäßiger Abneigung gegen eine negativ einzuschätzende Person oder Situation.

Das grobe Wort ist nach der Einschätzung der Stilforscher ein kräftiges Stilmittel. Es kommt deshalb nicht darauf an, den Leser mit einer Fülle solcher Wörter zu beeindrucken: das wäre in einem literarischen Text überflüssig. Ein oder zwei gutgewählte Grobwörter genügen, um der betreffenden Textstelle „den Stempel der Grobheit aufzudrücken" [D. Faulseit, G. Kühn, S. 52]. Davon zeugt gerade die obenangeführte Strophe E. Weinerts.