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5. Abgrenzung des Kurzwortes von ähnlichen Phänomenen

Abzugrenzen ist das Kurzwort vor allem von der Abkürzung (z.B. Prof. Dr.), dem Kunstwort (z.B. Onko) und dem Konfix (z.B. bio-).

Abkürzungen sind rein grafische Varianten, sie werden ausschließlich als Langform ausgesprochen, z.B. Prof. Dr. (sprich: Professor Doktor). So auch kg, u.A.w.g., usw. oder Länderkürzel wie D für Deutschland. Als reine Schreibgebräuche gehören Abkürzungen nicht zur Wortbildung. Von der Abkürzung unterscheidet sich das Kurzwort also dadurch, dass es eine eigene Lautung hat, z.B. Lkw (sprich: elkawe). Gelegentlich existieren in verschiedenen Verwendungskontexten parallel Kurzwort und Abkürzung, vgl. das Kurzwort Prof (z.B. in als Prof war er sehr be­liebt) und die Abkürzung Prof. (z.B. als Adressierung in Herrn Prof. Dr. Albert Einstein). Mitunter wird eine Abkürzung als Kurzwort realisiert und sollte dann natürlich auch als Kurzwort angesehen werden: so wird z.B. das Abkürzungswort km/h heute als Initialwort artikuliert.

Abzugrenzen sind Kurzwörter außerdem von einer bestimmten Art von Kunstwör­tern, nämlich von den durch Kürzung entstandenen Kunstwörtern. Gemeinsam haben beide zwar die Kürzung, aber während Kurzwörter auch semantisch Varianten ihrer Langformen sind, also im Wesentlichen das bezeichnen, was ihre Langformen bezeichnen (z.B. Azubi - Auszubildender), bezeichnen Kunstwörter nicht das, was ihre Basen bezeichnen: So ist das Kunstwort Adidas ein Sportbekleidungsmarkenname und keine Bezeichnungsvariante für die namengebende Person Adi Dassler. Haribo ist ein Süßwarenmarkenname und keine Bezeichnungsvariante für die namengebende Person Hans Riegel, Bonn. Vgl. auch Onko ← ohne Koffein als Mar­kenname für einen Kaffee.

Schließlich ist das Kurzwort vom Konfix abzugrenzen. Konfixe sind gebundene Einheiten, die nur in Wortbildungsprodukten vorkommen, z.B. bio- (zu griech. bios 'Leben') in Biotop, Biotonne, biotisch. Kurzwörter dagegen sind Wörter, also frei vorkommende Einheiten, z.B. Bio ← Biologieunterricht in Weil unser Lehrer krank ist, fallen Bio und Mathe heute aus. Während das Konfix bio- keine Variante zu irgendetwas ist, ist Bio eine Variante der Langform Biologie als Bezeichnung für das Unterrichtsfach. Langform und Kurzwort existieren nebeneinander.

Nicht unter die Kurzwortbildungen sollen Wortkreuzungen (Wortkontaminationen, -mischungen) eingeordnet werden. Sie stellen keine Kurzform zu einer umfangreicheren und bedeutungsäquivalenten Vollform dar, sondern haben Neubenennungscharakter mit oft expressiver Wirkung (vgl. Kurlaub ← Kur + Urlaub, Milka ← Milch + Kakao, Medizyniker ← Mediziner + Zyniker).

6. Verwendung der Kurzwörter

Die verstärkte Bildung und Verwendung der Kurzwörter seit den 50er Jahren ist durch Entwicklungstendenzen im Sprachsystem bedingt und wird durch verschiedene kommunikative Bedürfnisse des Sprachbenutzers verursacht. In erster Linie ist der Kürzungsprozess eine Reaktion auf die Zunahme polymorphemischer WBK und damit Ausdruck „lexikalischer Ökonomie". Zur Reduktion eines längeren, oft mehrsilbigen Wortes kommt es vorran­gig aus sprachökonomischen Gründen. Um die riesige Flut der Kurzwörter bewältigen, d.h. verstehen und anwenden zu können, ist in vielen Fällen zudem Fach- bzw. enzyklopädisches Wissen erforderlich. So weiß jemand, dem wegen Alkohol am Steuer der Führerschein entzogen wurde, leider zu genau, was sich hinter der Abkürzung MPU verbirgt, nämlich eine Medizinisch-psychologische Untersuchung, eine Prüfung, die er zur Wiedererlangung des Führerscheins unbedingt bestehen muss. Für viele bedeutet NOK Natio­nales Olympisches Komitee, für Mitarbeiter in der Schifffahrt selbstverständlich auch Nord-Ostsee-Kanal. Ebenso verhält es sich mit SZ (Süddeutsche Zeitung, Sommerzeit), AOK (Allgemeine Ortskrankenkasse, Armeeoberkommando) oder BRD (Bundesrepublik Deutschland, Bergrettungsdienst). Hinter manchem Kurzwort kann sich eine Unmenge unterschiedlicher Bedeutungen verber­gen. Exemplarisch sei hier nur auf AG (Aktiengesellschaft, Amtsgericht, Auftraggeber, ...) und VA (Verbraucheranalyse, Verlagsanstalt, Versuchsabteilung, ...) verwiesen, für die 23 bzw. 38 (!) Langformen angeführt werden. Hier offenbart sich das „Doppelgesicht“ der Ausdruckskürzung: Kurzwörter sind zwar aufgrund ihrer reduzierten Form ökonomischer, eine große Anzahl hat aber terminologischen Charakter und stellt selbständige Nominationseinheiten dar. Diese Verselbstständigung zeigt sich auch bei einer Reihe von Kurzwörtern, die im täglichen Leben relativ oft benutzt werden wie Laser (light amplification by stimulated emmision of radiation), Radar (radio detection and ranging) oder Flak (Flugzeugabwehrkanone). Dem Benutzer ist die unge­kürzte Form i.d.R. unbekannt, oder sie lässt sich nur schwer einprägen oder aussprechen; die Kurzwörter haben die Vollformen verdrängt und sind in diesem Sinne standardisiert.

Darüber hinaus gibt es aber eine Reihe weiterer Kri­terien des Kurzwortes, die seine Verwendung begünstigen:

- Kurzwörter können aufgrund ihrer Kürze einprägsamer sein, sich gegen­über fremdsprachigen Vollformen einfacher aussprechen lassen, besondere Wirkungen mit Klangassoziationen erzielen (Aubi ← alkoholfreies Bier, BBB ← Berliner Bierbrauerei).

- Kurzwörter verwenden in der Regel nur die Sprachbenutzer, die sich der Referenz der Benennungen sicher sind. Dadurch wird die Verwendung der Kurzwörter zu einem Zugehörigkeitsindiz des Sprachbenutzers zu einem bestimmten Kommunikationsbereich, möglicherweise Fachgebiet.

- Aus drucktechnischen Gründen sind Kurzwörter als Bestandteile von Überschriften in Tageszeitungen unverzichtbar. Damit verbunden ist der Anspruch des Lesers auf eine verständnisfördernde Textgestaltung.

Manchmal wird einem die Genauigkeit und Explizitheit bei der Kommunikation etwas zuviel: Entweder sind an der Kommunikation über einen bestimmten Sach­verhalt ausschließlich Spezialisten beteiligt, die der dauernden expliziten Erinnerung nicht bedürfen oder die Kommunikation findet in einer zusammengehörigen Gruppe statt, die ihre Zusammengehörigkeit über ein Verständnis auch nicht voll explizierter Zusammenhänge signalisiert. Zum dritten gibt es Anforderungen einer womöglich textsortenspezifischen Ökonomie, die es geraten erscheinen lassen, nicht die höchst­mögliche Explizitheit zu wählen, aber sich dennoch an bestimmten inhaltlichen Stel­len nicht einfach auf formale Mittel der Referenzsicherung wie Pronominalisierung zu verlassen.

Das Umfeld dieser Gründe ist der Boden für das Aufkommen oder eine ver­stärkte Verwendung von Kurzwörtern.

Ein weiterer Gesichtspunkt ist, dass zum Verständnis des KWs die Basis bekannt sein muss, wenigstens so lange es nicht usuell gewor­den ist. Die Missachtung dieses Prinzips lässt uns oft hilflos vor Tex­ten stehen und sollte auch die Abkürzungswut zügeln.

Als Wörter können KWs mit der Zeit ein Eigenleben entwickeln:

  • Sie werden grammatisch eingepasst, bekommen etwa eigene grammatische Eigenschaften: eigenes Genus wie das Foto ← die Fotografie, eigene Pluralbildung.

  • Sie nabeln sich ab von der Basis, entwickeln einen eigenen Gebrauch: So ist Adidas Markenname von Anfang an und keine Bezeichnung der namengebenden Person Adi Dassler. Vize ist ein eigenes Wort für jeweils den Zweiten einer Hierarchie.

  • Sie werden wie andere Wörter metaphorisch gebraucht: Mein BMW ist kaputt. Das hat mit Wortbildung nichts zu tun.

Manche KWs haben eine verschlungene Entstehungsgeschichte wie Spa, INRI oder XXL. Im angelsächsischen Sprachraum war X (gesprochen ex) ein Kürzel für extra, XL für extra-large. Die Reduplikation des X folgt dem ikonischen Prinzip: Je länger umso mehr. Im Deutschen dürfte das Wort einen eigenen Gebrauch entwickelt ha­ben, denn kaum jemand wird diese Geschichte assoziieren. Besondere Kürzungen liegen vor in Kontaminationen (blending). Hier werden zwei Wörter ineinander geschoben und ein Mittelstück getilgt. Meistens geht es um Nomen, seltener um Adjektive: Demokratur, Bilanzknecht, akadämlich. Oft sind Überblendungen witzig oder kritisch, eher Gelegenheitsbildungen. Sie haben wenig Chan­cen auf Etablierung, bis auf wenige Ausnahmen wie Smog und Mo­tel, die sich von der Basis abgenabelt und einen eigenen Gebrauch entwickelt haben.

Aufgaben zum theoretischen Stoff

Merken Sie sich folgende Wörter:

das Kurzwort, die Ambivalenz, das Akronym (-e), die Koppelung der Anfangssilben ei­nes zusammengesetzten Wortes, die Abkürzung, die Wortkreuzung = die Wortkontamination

kürzen, gleichwertig, autark, elementar, unisegmental gekürzte Wörter, partiell gekürzte Wörter, multisegmental gekürzte Wörter, reduzieren, die alphabetische Aussprache, die phonetisch gebundene Aussprache, buchstabiert/ silbisch gesprochen werden

Zu 1.

1. Kurzwörter nehmen im System der deutschen Wortbildung eine Sonderstellung ein, weil:

2. Die Basen für KWs sind:

3. Die wesentlichen Eigenschaften von KWs sind:

  • (phonetisch) …

  • (strukturell) …

  • (semantisch) …

4. Vergleichen Sie die grammatischen Eigenschaften und Bedeutung von Kws und ihrer Langformen: _____________________________ _______________________________________________________

Zu 2.

1. Nach der Art der Kürzung unterscheidet man:

2. Unter unisegmental gekürzten Wörtern unterscheidet man:

3. Die unisegmental gekürzten Wörter bestehen meistens aus _________________ der Langform, z.B. …

4. Die Basen der partiell gekürzten Wörter sind …

5. Multisegmental gekürzte Wörter unterteilt man in:

  • …………………, z.B. …

  • …………………., z.B. …

  • …………………., z.B. …

6. Initialkurzwörter (Akronyme) können verschieden ausgesprochen werden:

  • …………………………, z.B. …

  • …………………………., z.B. …

7. Die Kurzwörter mit der UK-Struktur sind …

Zu 3 – 6.

1. KWs sind Konstituenten von folgenden Wortbildungsprodukten:

  • ………………………., z.B. …

  • ………………………., z.B. …

2. KWs sind abzugrenzen von

3. Die Ursachen der verstärkten Verwendung von KWs sind:

Übungsaufgaben

1. Erläutern Sie die folgenden Kurzbildungen nach ihrer Struktur, und nennen Sie die entsprechenden Vollformen:

LKW, Tacho, Auto, Bus, AG, Mathe, Uni, UNO, Motel, Skins, U-Bahn, CDU, EKG, Foto, DIN, Disco, Lok, Labor, PKW, KSZE, UNESCO, Profi, Cello, Krimi.

2. Klassifizieren Sie folgende Kurzwörter nach der Zahl ihrer Segmente und be­stimmen Sie den Subtyp:

ZDF, Thea, Dia, Schien, Limo, Ufo, DAAD, Kita, Lok, Gifte

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