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Лексикология современного немецкого языка 189 :: 190 :: 191 :: 192 :: Содержание 4.2.3.3.2. Komparative Phraseologismen

Für die komparativen Phraseologismen ist im Rahmen der kategorialen Semantik eine charakterisierende und intensivierende Bedeutung kennzeichnend, die je nach dem syntaktischen Modell bezeichnen kann: einen hohen / niedrigen Grad des Vorhandenseins einer Eigenschaft, die Intensität der Handlung, Wertung / Abwertung.

So wird in den syntaktischen Modellen (14), (16) - adjektivische und substantivische komparative Phraseologismen - primär ein hoher Grad einer Eigenschaft oder eine Wertung / Abwertung angezeigt. Vgl.:

hässlich wie die Nacht "sehr hässlich";

dumm wie die Sünde "außerordentlich dumm";

ein Gedächtnis haben wie ein Sieb ugs. "ein sehr schlechtes Gedächtnis haben".

Im Modell (15) - verbale komparative Phraseologismen - ist in erster Linie eine intensivierende und charakterisierende Bedeutung feststellbar, Vgl.:

arbeiten wie ein Roboter "ununterbrochen, schwer arbeiten";

schimpfen wie ein Rohrspatz ugs. "laut und heftig schimpfen";

schlafen wie ein Sack ugs. "tief schlafen";

toben wie ein Berserker ugs. "ganz wild, wie ein Wahnsinniger toben";

sich benehmen wie die Axt im Walde ugs. "sich ungehobelt benehmen".

Bei den verbalen komparativen Phraseologismen kann die semantische Transformation der Vergleichsgruppe (comparatum) in einigen Bildungen auch eine Präzisierung anzeigen. Vgl.:

essen wie ein Spatz, ugs. "sehr wenig essen";

essen wie ein Scheunendrescher, salopp "viel und gierig essen".

Die phraseologische Bedeutung dieser Subklasse scheint ein universelles semantisches Merkmal zu sein. Das bestätigen zahlreiche spezielle Untersuchungen der komparativen Phraseologismen in verschiedenen Sprachen.

Die stark wertende und intensivierende Semantik des komparativen Phra-seologismus entwickelt sich auf Grund der semantischen Transformation der grundlegenden Konstituente des Vergleichs bzw. der Vergleichsgruppe, die aber erst unter Bezug auf die zweite Konstituente eintreten kann. So bekommt z.B. der Vergleich wie die Nacht eine abwertende Bedeutung erst in der Verbindung mit dem Adjektiv hässlich, der Vergleich wie ein Hund hat

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je nachdem mit welcher Konstituente die Phraseologisierung geschieht, eine positive oder eine negative, abwertende Bedeutung. Vgl.:

treu sein wie ein Hund "sehr treu";

leben wie ein Hund, ugs. "elend, ärmlich leben".

Oder: schlafen wie ein Sack, salopp "sehr tief schlafen";

voll sein wie ein Sack, salopp "sehr betrunken sein".

Die semantische Transformation besteht bei diesen Phraseologismen darin, dass der Vergleich bzw. die Vergleichsgruppe in Verbindung mit der in Frage kommenden Konstituente (tertium comparationis) - Adjektiv, Adverb, Verb, Substantiv - eine Bedeutung der Intensität einer Eigenschaft oder eines Geschehens ergibt.

Von konkreten und bildlichen Vergleichen individueller Art unterscheidet sich der stehende Vergleich bzw. der komparative Phraseologismus durch eine verallgemeinerte Bedeutung, die darüber hinaus usualisiert ist. Der Unterschied dieser Größen (konkreter individueller Vergleich, bildlicher individueller Vergleich, stehender Vergleich bzw. der komparative Phraseologismus) lässt sich an folgenden Beispielen illustrieren:

(a) Karl ist stark wie sein Vater comparandum tertium comparationis comparatum

(b) Karl ist stark wie ein Tiger comparandum tertium comparationis comparatum

(c) Karl ist stark wie ein Bär comparandum tertium comparationis comparatum

Im Beispiel (a) wird das Subjekt (Karl) durch einen konkreten Vergleich charakterisiert, der lediglich feststellt, dass Karl und sein Vater gleich stark sind. Das comparatum als Charakteristik der Eigenschaft stark ist in diesem Fall konkret und individuell.

Im Beispiel (b) wird die Charakteristik des Subjekts mit Hilfe eines bildlichen Vergleichs erzielt. Der Unterschied des comparatum (b) von dem des (a) besteht darin, dass das Lexem Tiger nicht konkret, sondern übertragen als Sinnbild der Stärke gemeint ist. Dadurch gewinnt die Charakteristik der Eigenschaft etwas Unterschiedliches: das comparandum und comparatum sind in diesem Fall hinsichtlich der Eigenschaft stark (tertium comparationis) nicht gleich charakterisiert, sondern dem comparandum im höchsten Grad zugeschrieben. Infolgedessen gewinnt die auf das Subjekt bezogene Eigenschaft die Bedeutung: "Karl ist sehr stark". Der Vergleich ist metaphorisch, aber individuell, denn "Tiger" ist im Deutschen in einem solchen Gebrauch nicht usualisiert, er ist Sinnbild der Wildheit und Blutgier und kann höchstens als eine individuelle Ausformung der Aussage gelten.

Im Beispiel (c) ist das comparatum nicht konkret, sondern übertragen als Sinnbild der Stärke gebraucht. Zum Unterschied von (b) ist Bär als Komponente des metaphorischen Vergleichs im Deutschen usualisiert, und in Verbindung stark sein erfolgt die Transformation des comparatum in eine neue intensivierende Bedeutung. Somit heißt stark [sein] wie ein Bär = "sehr stark sein". Die Tatsache, dass die semantische Transformation erst stattfinden

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kann, wenn die Vergleichsgruppe auf das tertium comparationis bezogen wird, gibt das Recht, es als den ersten Teil des Phraseologismus zu betrachten (den zweiten Teil bildet dann die Vergleichsgruppe.) Dementsprechend sind diese Spracheinheiten als zweiteilige Strukturen aufzufassen und somit genauer gesagt nicht als stehende Vergleiche, sondern als komparative Phra-seologismen zu bezeichnen. Der Terminus komparative Phraseologismen ist aus unserer Anglistik entlehnt.

Einige Sprachforscher bezeichnen den Phraseologisierungsprozess als Abschwächung der komparativen Semantik infolge der eintretenden verallgemeinerten Bedeutung der zweiteiligen Gesamtstruktur15.

Es gibt allerdings eine andere Auffassung, wonach der erste Teil - Verben, Adjektive u.a., mit denen sich dje Vergleichsgruppe verbindet, weil sie nicht übertragen sind, als Exoelemente betrachtet werden, die nicht zum Konstituentenbestand des Phraseologismus gehören16.

Die Anhänger dieser Auffassung übersehen dabei die Erscheinung "der semantischen Bifurkation", die darin besteht, dass die erste Konstituente in der Rede gleichzeitig als freies Lexem und als Konstituente des komparativen Phraseologismus fungiert.

Die Folge der beschriebenen Phraseologisierung in den komparativen Strukturen ist eine neue spezialisierte konnotative Bedeuting, die die Festigkeit der komparativen Phraseologismen und ihre Reproduzierbarkeit in Sprachsystem und Text sichert.

Das Korpus der kodifizierten komparativen Phraseologismen des Deutschen beweist ein zahlenmäßiges Übergewicht der verbalen Spracheinheiten17, was wohl mit der allgemeinen Charakteristik dieser Subklasse (der phraseologischen Einheiten) zusammenhängt. Die Struktur der komparativen Phraseologismen und die lexischen Konstituenten, die in diesen Strukturen mitwirken, bilden Voraussetzungen zur Entstehung der Spracheinheiten mit einer bedeutenden konnotativen Wirkung.

Daraus folgt die stilistische Markiertheit der Phraseologismen dieses Typs. Sie sind zum überwiegenden Teil literarisch-umgangssprachlich und salopp, wozu auch häufige Hyperbeln verhelfen, z.B. toben wie zehn nackte Wilde im Schnee (ugs., scherzh.); bleich wie der Tod.

Die überwiegende Mehrzahl der literarisch-umgangssprachlichen und besonders der saloppen Phraseologismen dieses Typs sind auf Witz und Groteske aufgebaut, sie sind auch oft stark abwertend, z.B. das passt wie die Faust aufs Auge "das passt überhaupt nicht"; steif wie ein Stock stand sie da "unbeholfen"; ergeht, als hätte er ein Lineal verschluckt "aufrecht und steif; er sieht aus wie bestellt und nicht abgeholt "missmutig".

Beachtenswert ist der Umstand, dass viele Gebrauchsmetaphern in den Bestand fester Vergleiche eingehen, z.B. die Ziege, der Bär, das Vieh, der Spatz, der Sack. Vgl. einige Beispiele: wählerisch wie eine Ziege', neugierig wie eine Ziege; mager wie eine Ziege', grob sein wie ein Sack, umfallen wie ein Sack', es ist dunkel wie in einem Sack', ein Himmel wie ein Sack.

Die komparativen Phraseologismen sind in einer weiteren Hinsicht besonders zu beachten. Ihre zweiten Konstituenten (Vergleiche) repräsentieren

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die "kollektiven" Assoziationen und gewähren somit einen Einblick in die nationale Eigenart. Die gesellschaftliche Erfahrung der Völker, die vielfach in phraseologischen Fügungen ihren Niederschlag findet, zeigt unterschiedliche Assoziationen in Bezug auf die Wertung verschiedener Gegenstände der materiellen Welt, die der Phraseologisierung zu Grunde liegen. Besonders deutlich ist das an den komparativen Phraseologismen zu sehen. So werden in verschiedenen Sprachen zur Schaffung des phraseologischen Ausdrucks einer Bedeutung nicht unbedingt gleiche Gegenstände oder Eigenschaften ausgewertet. So ist z.B. der russischen Sprache der Phraseologis-mus gesund wie ein Fisch im Wasser absolut fremd, wie auch viele andere Vergleiche des Deutschen: mager wie eine Spinne, dumm wie ein Ochse, dumm wie die Sünde oder dumm wie Bohnenstroh. Vgl. die russischen Phraseologismen: здоров как бык, вол; свеженький как огурчик; тощий как жердь; глуп как пробка.

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