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Лексикология современного немецкого языка 183 :: 184 :: 185 :: Содержание 4.2.3.1. Verbale Phraseologismen

Verbale Phraseologismen bzw. verbale phraseologische Einheiten bilden unter anderen Phraseologismen dieser Subklasse die zahlreichste Gruppe. Ihre typischen syntaktischen Modelle (siehe 4.2.3.) sind (1), (2), (3), (4).

Die Bedeutung der verbalen Phraseologismen entsteht infolge der se-mantischen Transformation variabler Syntagmen bzw. Wortverbindungen, die primär die metaphorische Bezeichnungsübertragung darstellt.

Verbale Phraseologismen korrelieren kategorialsemantisch mit dem Verb. Entsprechend der referentiellen Charakteristik des Verbs als eines "zustand-oder vorgangschildernden Aussagewortes" (Erben) kommt es zur metaphorischen Bezeichnungsübertragung aufgrund der Ähnlichkeit im Verlauf der Vorgänge, in der Intensität, Ähnlichkeit in der Fortbewegung (bei Fortbewegungsverben), Ähnlichkeit im Ziel, Resultat, in der Voraussetzung und in der Folge des Geschehens. Die Metaphorisierung variabler Wortverbindungen hat ein überaus wichtiges Merkmal, das aus dem mehrgliedrigen Konstituentenbestand resultiert. Die variablen Wortverbindungen sind zum Unterschied von Lexemen, die sich auf isolierte Denotate und Klassen von solchen Denotaten beziehen, Fragmente der Wirklichkeit bzw. Situationen. Vgl. solche variablen Verbindungen wie jmdm. unter die Arme greifen, keinen Finger rühren, den Nagel auf den Kopf treffen, bergauf gehen, bergab gehen u.a. In den syntaktischen Modellen der angegebenen variablen Wortverbindungen weisen die Lexeme eine reguläre logisch-semantische Verknüpfbar-keit auf. Auf einen anderen Bereich übertragen erhalten die bezeichneten Fragmente der Wirklichkeit - in allen angegebenen Fällen sind es konkrete Handlungen - eine abstrahierte, verallgemeinerte ganzheitliche Bedeutung. So bedeutet z.B. jmdm. unter die Arme greifen "jmdm. in einer Notlage helfen". Was von der genetischen syntaktischen Basis der neugewonnenen Bedeutung überliefert ist, kann man als das phraseologische Bild bezeichnen, das auch vielfach die "innere Form" des Phraseologismus genannt wird7.

Semantisch resultiert das in zusätzlichen semantischen Merkmalen, die die Bezeichnung des jeweiligen Vorganges oder Zustandes präzisieren. So bedeutet der Phraseologismus bei jmdm. auf den Busch klopfen nicht nur "etwas zu erkunden suchen", sondern "vorsichtig, durch geschicktes Fragen zu erkunden suchen"; sich bei jmdm. lieb Kind machen bedeutet "sich bei jmdm. ein gutes Ansehen verschaffen und dadurch Vorteile verschaffen, sich einschmeicheln"; seine Haut zu Markte tragen heißt nicht nur "sich voll für jmdn., etw. einsetzen", sondern es hat ein zusätzliches semantisches Merkmal "s i с h dabei selbst gefährden", "sich in Gefahr begeben".

Diese semantische Besonderheit kann man mit dem Terminus denota-tiv-referentielle Komplexität bezeichnen, da die Bedeutung durch mehrere

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semantische Merkmale charakterisiert bzw. differenziert und konkretisiert wird.

Die innere Form des Phraseologismus bzw. das Bild als Motivation der neugewonnenen Bedeutung bewirkt darüber hinaus die konnotative Wirkung, somit auch die Expressivität. Die Konnotation des Phraseologismus ist ein Element seiner semantischen MikroStruktur. Sie ist für diese Spracheinheiten kategorialbildend.

Für phraseologische Einheiten, primär für verbale Phraseologismen ist ferner noch eine Semantik kennzeichnend, die das Gegenteil der denotativ-refe-rentiellen Komplexität der Bedeutung bildet, und zwar die weite Bedeutung.

Das Wesen der weiten Bedeutung und ihr Unterschied von der Polysemie wurde in der einschlägigen Forschung folgenderweise formuliert:

Unter der weiten Bedeutung versteht man eine maximal abstrahierte Bedeutung, die erst bei der isolierten Nennung von Kontextrealisierungen erfolgt. Bei der Aktualisierung wird diese sehr allgemeine, abstrakte Bedeutung konkretisiert. Sie ist nie mit einer im Kontext konkretisierten Bedeutung identisch8. Die Aktualisierung des Phraseologismus mit der weiten Bedeutung besteht jedesmal in der Konkretisierung dieses einen Semems.

So ist z.B. die Bedeutung des verbalen Phraseologismus jmdm., einer Sache den Rest geben in der Lexikographie folgenderweise formuliert: (ugs.) "den Zustand völligen Ruins o.a. herbeiführen, bewirken". Bei der Realisierung dieser sehr allgemeinen Bedeutung werden folgende typische Realisierungen anhand des Wörterbuches (Binovic-Grisin) festgestellt:

1. "...man munkelte, ...dass die Geschäfte meines armen Vaters verzweifelt schlecht stünden, und dass die kostbaren Feuerwerke und Diners ihm als Wirtschafter notwendig den Rest geben müssten" (Th. Mann. Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krall).

- Hier bedeutet der Phraseologismus soviel wie "jmdn. völlig zu Grunde richten, finanziell vernichten".

2. "Die Tür wurde, so breit sie war, von Karl verstellt. Karl ließ niemand ein, während er im Gegenteil schrie, man sollte kommen und den noch bewahrten Protestanten den Rest geben" (H. Mann. Henri Quatre, Jugend).

- Hier bedeutet der Phraseologismus "jmdn. physisch, körperlich vernichten".

3. "Die fünfte Flasche gab ihm den Rest" (Friederich W.Mdtl).

- Hier bedeutet der Phraseologismus "jmdn. völlig betrunken machen". Es ist klar, dass keine der im Kontext realisierten Bedeutungen mit der

Grundbedeutung identisch ist und dass die Kontexte nur Konkretisierungen der weiten Bedeutung des Phraseologismus darstellen.

Außer den oben behandelten Einheiten, deren innere Form auf den in der Sprache parallel bestehenden variablen Wortverbindungen basiert, gibt es in dieser Subklasse verbale Phraseologismen anderer Phraseologisierungsty-pen, bestehend aus

(1) Spracheinheiten mit einer sog. alogischen Verbindung der Konstituenten, wie etw. Hals über Kopf tun "etw. überstürzt, kopflos tun", die Beine unter die Arme nehmen "schnell davon laufen, sich beeilen", den Kopf

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unter dem Arm tragen "sehr krank sein" u.a.m. Ihre Motiviertheit ist für die betreffende Bedeutung für einen Muttersprachler trotzdem völlig durchsichtig und beruht auf bestimmten Regelmäßigkeiten in der Kodierung der Bedeutung, die Phraseologismen aufweisen, in deren Konstituentenbestand sich Grundlexeme des Typs Kopf, Bein, Hand u.a. befinden (siehe 208 f.).

(2) Spracheinheiten, deren Phraseologisierung aufgrund bestimmter historischer Ereignisse erfolgt ist (in der Geschichte des deutschen Volkes oder anderer Völker), wie z.B. nach Kanossa gehen "sich demütigen, um Vergebung bitten", den Rubikon überschreiten "den entscheidenden Schritt tun, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann". Solche Phraseologismen sind eine Teilgruppe der sog. geflügelten Worte, zu der alle phraseologischen Wortfügungen mit nachweisbarer Quelle gehören.

(3) Spracheinheiten, deren Phraseologisierung auf Grund alter, längst verschwundener Sitten und Bräuche erfolgte wie bei jmdm. auf dem Kerbholz stehen "jmdm. etw. schuldig sein", bei jmdm, in der Kreide stehen "bei jmdm. Schulden haben", einen Korb bekommen, auch sich einen Korb holen (1) "jmdn. ablehnen, der einen Heiratsantrag macht"; (2) "jmdm. etw. ablehnen".

Die innere Form solcher Phraseologismen, wie auch bei (2) ist verdunkelt. Deshalb werden sie in bestimmten phraseologischen Theorien in eine besondere Gruppe untergliedert. So von V. V Vinogradov, der sie als phraseologische Zusammenbildungen bezeichnet (фразеологическиесращения).

Die Frage, inwiefern sich die Phraseologisierungsart auf die Art der Semantik auswirkt im Sinne einer größeren Spezialisierung der Bedeutung, kann mit Sicherheit nicht beantwortet werden und bedarf wohl zusätzlicher Untersuchung.

Verbale Phraseologismen können im Satz ebenso wie das Verb in der Rolle verschiedener Satzglieder auftreten: Prädikat, z.B. In dieser Gesellschaft spielte er die erste Geige (die erste Geige spielen ugs. "tonangebend sein"); Subjekt, z.B. Die erste Geige in dieser Gesellschaft zu spielen, war ihm leicht; Attribut, z.B. Sein Wunsch, die erste Geige zu spielen, erfüllte sich.

Bei der Realisierung der verbalen Phraseologismen im Text ergeben sich aber in vielen Fällen transformationelle Defekte9, d.h. bestimmte Gruppen von verbalen Phraseologismen können z.B. keinen Imperativ bilden. Vgl. die Phraseologismen ms Gras beißen "sterben", imfinstern tappen "bei einer Sache völlig im ungewissen sein" u.a., wo die Formen *beiße ins Gras,*tappe im flnstern unmöglich sind. Bestimmte Gruppen von Phraseologismen können kein Passiv bilden u.a.m.

Kategorialidentische minimale und komplexe Zeichen können folglich beim Funktionieren morphologisch-syntaktische Unterschiede aufweisen.

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