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Krahl_Kurz-Kleines_Woerterbuch_der_Stilkunde.doc
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99 Satzunterbrechung

raschung: Die Profitrate stieg in dieser Zeit der alles erfassenden Krise, der Massenarbeitslosigkeit, des Hungers: trotzdem an / zwar nicht an, aber ...

Unerwünschte Satzspannung kann eintreten, wenn die eigentliche Aussage des Satzes im substantivischen Prädikatsteil an letzter Stelle im Satz erfolgt, während außer dem Urheber des Geschehens auch Begleitumstände, Zeitpunkt, Ort, Art und Weise des Geschehens ausführlich dargestellt werden, z. B.: Immer wieder von temperamentvollen Beifallskundgebungen unterbrochen, hielt das Mitglied des Präsidiums, Professor A. N., am Dienstagabend auf der Schlußsitzung der indischen Parla-mentarier-Konferenz für Frieden und Abrüstung in Neu-Delhi eine vielbeachtete Rede. Die eigentliche Aussage (eine Rede) erfolgt mit dem letzten der 31 Wörter, wie eine logische Analyse der Satzstruktur zeigt: Begleitumstände / (finites Verb als Tempuszeichen) / Wer? / Wann? / Wo? / Bestimmung des Wo / Qualität / Was? (Aussage). Um Überspannung und aufkeimende Mißverständnisse zu vermeiden, wird in solchen Fällen der vom Prädikat eingeschlossene Satzteil, soweit möglich, ausgeklammert (↑ Ausklammerung). Ein Satz kann trotz formalen Abschlusses noch Satzspannung enthalten, Erwartung auf eine Fortführung bzw. Vollendung des Gedankens auslösen. Satzspannung dieser Art, Übersatzspannung, entsteht z. B. bei ↑ Redewiedergabe, wenn die Rede nur mittelbar und nachträglich gekennzeichnet wird (↑ Redekennzeichnung), da die Redewiedergabe formal vom ↑ Redekennzeichnungswort abhängt (Er sei mit . . . einverstanden. Man könne . . . Deshalb sei . . . Er habe auch . . . Dies sagte A. K.). Durch eine solche Übersatzspannung gebundene Einheiten bilden ↑ suprasyntaktische Einheiten. Nach rückwärts kann eine Art formaler Spannung durch die ↑ Satzkonstanz entstehen. ↑ auch Zuordnungshäufung.

Satzunterbrechung: Dazwischentreten einer Nebenaussage in die eigentliche Aussage des Satzes an einer ungünstigen Stelle. Der Leser oder Hörer empfindet mit Beginn des Einschubs die Aussage als abgeschlossen und muß seine Meinung nachträglich berichtigen: „Herr M. war zu Hause", so sagte A., „nicht an-zutreffen." / Die Zahl der Verkehrsunfälle stieg, als die Sicht vielerorts nur 20 Meter betrug, nicht an.

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Satzverflechtung 100

Satzverflechtung: Verflechtung und gegenseitige Abhängigkeit einzelner Sätze eines Gedankenkomplexes, bedingt durch die besondere Stellung der Satzglieder innerhalb der Sätze. Bei Satzverflechtung ist der einzelne Satz zwar grammatisch richtig, ergibt aber keinen vollständigen Sinn bzw. macht bewußt, daß es sich um einen Teil einer umfassenderen Äußerung handelt, z. B. Den Vater sehe ich (Man erwartet etwa: Aber . . .). Oder: Ich schenke das Buch dir (Fortsetzung etwa: Er bekommt dafür ...). Oder: Dir schenke ich das Buch (vorausgehend oder folgend: Er bekommt ein . . .). Satzverflechtung ist für eine eingängige Darstellung notwendig. Im Mündlichen kann sie durch Intonation kompensiert werden: Ich sehe den Vater. Eine Form der Satzverflechtung ist auch die ↑ Satzkonstanz. ↑ auch Kontext 1, kontextuale Mittel.

Schachtelsätze: Sätze mit mehrfach ineinandergeschobenen Satzgliedern. Sie gelten als Stilfehler, wenn die ausgedrückten Beziehungen nicht überschaubar sind oder wenn durch das Ver-schachteln mehrere verschiedene Prädikate aufeinander-folgen.

Schildern: Sonderart des ↑ Beschreibens, literarisches Be-schreiben; Darstellungsart, mit deren Hilfe der Autor das Körperhafte, Bäumliche, Gegenständliche mittels einfallsreicher Kunstgriffe in eine zeitliche Abfolge von einzelnen Handlungsmomenten auflöst. Während er mittels des Be-sehreibens ein Ganzes in seine Teile gliedert und auf diese Weise die Einzelteile in aller Deutlichkeit vor Augen führt, versetzt er mittels des Schilderns den Leser, Hörer oder Zuschauer in den Status des Augenzeugen, indem er das „Koexistierende des Körpers" (Lessing) in ein Nacheinander der Einzelteile auflöst und damit das Ganze erfassen läßt. Vorbildlich geschildert ist der Schild des Achill, den Homer als werdenden Schild be-schreibt, nicht als fertigen, vollendeten Schild. Homers Kunst-griff dabei ist, daß er nicht den Schild vorstellt, sondern den Meister, wie dieser den Schild verfertigt. Das Schildern wird in seinem ↑ Effekt gemindert, wenn durch die Aufnahme sub-jektiver Eindrücke und Assoziationen seitens des Sprechenden oder Schreibenden der relativ objektive Charakter der Wirklich-keitswiderspiegelung, den das Schildern als beschreibende Dar-stellungsart hat, an Intensität verliert. ↑ Darstellungsarten.

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