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Krahl_Kurz-Kleines_Woerterbuch_der_Stilkunde.doc
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91 Reflexionskennzeichnungswort

(K. saß nachdenklich da / hatte ein schlechtes Gewissen / schwieg / war erregt / wartete ab / sah vor sich hin / sah sioh um). Sie muß sprachlich weder direkt durch Wörter, die ein Denken, Fühlen, Assoziieren bezeichnen, noch durch solche, die ein Sohweigen, also potentielle geistig-psychische Vorgänge bezeichnen, eingeleitet werden. Unter Umständen genügt schon die Erwähnung einer Situation, die Gelegenheit zur Reflexion geben kann, um auf Darstellung von Gedanken, Gefühlen usw. hinzuweisen (Es dämmerte / Alles war still), allerdings kann auch umgekehrt eine gespannte Situation auf beginnende Reflexionsdarstellung hinweisen; hier entscheidet der weitere ↑ Autortext, die Häufung reflektierender Passagen, die auf Reflexionsdarstellung schließen läßt. Die Reflexions-kennzeichnung kann dadurch unterstützt werden, daß der Autor mit der Zustandsschilderung den Blickpunkt der Person einnimmt, sich mit ihr räumlich identifiziert (Es wurde dunkel draußen). Die ausdrückliche Kennzeichnung eines Textes als Reflexion kann sich erübrigen, wenn er sich inhaltlich, durch syntaktische und lexische Formen, eindeutig als Nicht-autortext ausweist. Verschiedentlich, z. B. in dekadenter Kunst, wird der Leser durch fehlende Reflexionskennzeich-nung und fehlende Charakteristik der Reflexion selbst bewußt oder unbewußt über die Grenzen zwischen Autortext und Re-flexion im unklaren gehalten.

Zur Reflexionskennzeichnung gehören auch graphische Mittel (halbe Anführungszeichen, in älterer Literatur auch Anführungszeichen, daneben Absatz und Einzug), die jedoch heute selten angewandt werden.

Reflexionskennzeichnungswort: Wort, das im Autortext vor, zwischen oder nach dargestellter ↑ Reflexion einer im Text erscheinenden Person darauf hinweist, daß hier Gedanken, Gefühle, Assoziationen dargestellt werden (↑ Refiexionsdar-stellung). Es entspricht dem ↑ Redekennzeichnungswort für die ↑ Rededarstellung, allerdings hat es wegen des meist mittelbaren Charakters der ↑ Reflexionskennzeichnung — die Kennzeichnung erfolgt mehr durch den gesamten ↑ Kontext, durch die Situation und die andere Diktion der Textpassage — geringere Bedeutung. Es kann ein Verb (dachte, fühlte, erwog, wußte) oder ein Substantiv (Erwägung, Reflexion, Gedanke) sein.

Reflexionssubstantiv 92

Reflexionssubstantiv: Substantiv, das zur Kennzeichnung einer Textpassage als von einer Person gedacht, gefühlt, assoziiert (jedoch nicht geäußert), als deren ↑ Reflexion dient. Das Reflexionssubstantiv in der Reflexionsdarstellung entspricht dem ↑ Redesubstantiv in der ↑ Rededarstellung, hat jedoch zahlenmäßig bei weitem nicht die gleiche Bedeutung.

Reflexionsverb: Verb, das zur Kennzeichnung einer Textpassage als von einer Person gedacht, gefühlt, assoziiert (jedoch nicht geäußert), als deren ↑ Reflexion dient. Das Reflexionsverb in der Reflexionsdarstellung entspricht dem ↑ Redeverb in der I Rededarstellung, hat jedoch zahlenmäßig und wegen der Mittelbarkeit der Kennzeichnung bei weitem nicht die gleiche Bedeutung. Reflexionsverben sind nur zum Teil mit den Verba sentiendi der klassischen Grammatik identisch; bedingt durch das Eindringen der Psychologie und der Psychoanalyse in die moderne Literatur, ist ihr Bereich viel umfassender.

Reihung: Oberbegriff für ↑ verbundene Aufzählung und ↑ unverbundene Aufzählung; auf größere Zusammenhänge bezogen auch für parataktische Verbindung von Binzelaussagen (↑ Aussage).

Rezensieren: erörternde Darstellungsart, die dazu dient, die Werke der Kunst und ihre Interpretationen zu beschreiben, zu analysieren und zu werten. Ergebnis ist die Rezension, z. B. die Buchrezension, die Theaterrezension. ↑ Darstellungsarten, Erörtern.

Rhema ↑ unter Thema 2.

Rhetorik f: im ursprünglichen (antiken) und dem (dialektischen) Wesen nach auch heute gültigen Sinn die Kunst, gut, schön, richtig, passend zu reden (Ars bene dicendi f), und zwar in einer gesellschaftlichen Entscheidungs-situation, in der es für zwei Parteien darauf ankommt, die an der Situation Beteiligten — das Publikum — davon zu überzeugen, daß der Status quo im gegebenen Zeitpunkt entweder wert sei, weiterhin zu bestehen, oder in einer bestimmten neuen, anderen Richtung verändert werden müsse. Die klassische Rhetorik ging nicht von einer abstrakten Schönrednerei aus, sondern war — ob vor dem Gericht oder vor der Volksversammlung — ein Mittel der Meinungsbildung und der Durchsetzung bestimmter parteigebundener Ideen und Prinzipien in der Öffentlichkeit. Je nachdem,

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